Spätestens seit ihrem Weltcupsieg im letzten Lauf des 4X-Weltcups 2010 in Windham, zählt die Österreicherin Anita Molcik zu den Top-Fahrerinnen im Gravity-Zirkus. Durch den Sieg im Rennen konnte sie sich damals auch die Weltcup-Gesamtwertung sichern. Für die Saison 2011 hatte sie sich dementsprechend viel vorgenommen. Eine schwere Verletzung, die sich Anita beim DH-Fahren zuzog, machte ihr jedoch einen Strich durch die Planung und zwang sie, den Großteil der Saison vom Streckenrand aus zu verfolgen. In einem Video zeigte sie jedoch unlängst, das sie ihren Fokus geschärft hat und sich intensiv auf die kommende Saison vorbereitet.

Anita Molcik Trailer l from strowski on Vimeo.

Wie es um ihr Comeback bestellt ist und was ihre Ziele für die kommende Saison sind, verrät sie uns im folgenden Interview.

MTB-News: Hallo Anita, vielen Dank, dass du dir für uns Zeit nimmst. Einigen unserer Leser bist du sicherlich bereits bekannt. Könntest du dich, für diejenigenen, die dich noch nicht kennen, dennoch kurz vorstellen?

Hallo! Also, mein Name ist Anita Molcik. Ich bin mittlerweile 31 Jahre und wohne in Kaltenleutgeben, wie eigentlich seit jeher. Neben dem Mountainbiken arbeite ich bei der Firma Hotec als Projekttechnikerin für Haustechnik.

Wie bist du zum Mountainbiken gekommen?

Über meine Schule. Ich bin in meiner Jugend auf ein Sportgymnasium gegangen und dort gab es Mountainbiken als Wahlfach. Das hab ich dann aus Interesse gewählt. Es hat mir auch gleich Spaß gemacht. Der damalige Coach hat das gesehen und mich dan quasi „gescoutet“. So ging’s los.

Und seit wann fährst du Rennen?

Begonnen hat alles mit 16. Damals bin ich mein erstes XC-Rennen gefahren. Ich bin erst später zum 4X und zum DH gewechselt. BMX kam dann noch später.

Was waren seitdem deine wichtigsten Erfolge?

Mein bisher wichtigster Erfolg war definitiv der Sieg im 4X-Weltcup-Finale in Windham 2010. Dadurch konnte ich mir ja auch den Weltcup-Gesamtsieg vor Anneke Beerten, der aktuellen Weltmeisterin, sichern. Ich bin aber auch auf den Europameistertitel 2008 stolz, wo ich bei richtig schlechtem Wetter gewann. Die Bronzemedaille von der Europameisterschaft 2006 ist mir auch wichtig.

Nachdem Gesamtsieg des 4X Weltcups 2010 hattest du in diesem Jahr weniger Glück. Du hast dich im Frühjahr schwer verletzt und konntest daher in diesem Jahr kaum Rennen bestreiten. Was genau ist passiert und wie geht es dir im Moment?

Ja, das war eine blöde Situation. Beim DH-Training zu den österreichischen Meisterschaften am Semmering bin ich bei einem Sprung ausgeklickt und schließlich mit meinem ganzen Gewicht auf dem rechten Fuß gelandet. Danach hat es kurz geknackt und mein Schienbeinkopf hat nachgegeben. Die Diagnose war ein komplizierter Trümmerbruch, den mein behandelnder Arzt, Prof. Weinstabl, wieder zusammen geschraubt hat. Im Moment stehe ich schon wieder voll im Training für 2012. Nach der langen Rennabstinenz bin ich richtig motiviert.


Anita steht die Freude, wieder Rad fahren zu können, förmlich ins Gesicht geschrieben.

Im kommenden Jahr findet die WM in Leogang statt, also quasi vor deiner Haustür. Welchen Stellenwert nimmt sie in deiner Saisonplanung ein?

Die WM wird definitiv das Highlight meiner kommenden Saison. Ich werde mich dabei vor Allem auf 4X konzentrieren. Allerdings möchte ich im kommenden Jahr wieder mehr DH fahren und sollten die Ergebnisse stimmen, kann ich mir auch einen Start im DH vorstellen.

Du hast 2010 den 4X-Weltcup für dich entschieden und gehörst definitiv zu den stärksten Fahrerinnen, die es derzeit in dieser Disziplin gibt. Wie beurteilst du die Entscheidung der UCI 4X aus dem Weltcup-Kalender zu streichen?

Ich kann die Entscheidung der UCI einfach nicht verstehen. Zudem finde ich es sehr eigenartig, dass es im kommenden dann zufälligerweise mit dem XC-Eliminator auf einmal ein neues Format gibt, dass im Prinzip 4X gleicht. Es ist schlimm, dass die UCI mit ihrer Entscheidung von einem Tag auf den anderen vielen Leute einfach ihren Job wegnahm. Im Endeffekt ist das ja, als ob man einem Slalomfahren sagen würde, er müsse jetzt auf Abfahrtsski umsteigen, um seinem Sport treu bleiben zu können.

Wie beurteilst du in diesem Zusammenhang die Arbeit der Fourcross Alliance?

Scott und Chris [Scott Beaumont und Chris Roberts, d. Red.] als federführende Akteure der Fourcross Alliance bietet der UCI da sehr toll Paroli. Sie setzen sich für den Sport ein, der sich, wie ich glaube, in den letzten Jahren wirklich sehr toll entwickelt hat und in vielerlei Hinsicht extrem viel zu bieten hat.

Du hast soeben erwähnt, dass du wieder mehr DH fahren möchtest. Nun hat die Fourcross Alliance vor wenigen Tagen die Gründung der „4X Pro Tour“ bekannt gegeben. Mit Anneke Beerten hat unter Anderem die amtierende Weltmeisterin ihre Teilnahme zugesagt. Ist die „4X Pro Tour“ für dich auch von Interesse?

Für mich war das ganze Hin und Her um die Zukunft von 4X recht mühsam. Ständig habe ich neue Überlegungen anstellt. Ich konnte nicht wirklich auf eine Sache konzentrieren. Da ich nach der kommenden Saison erst mal eine Pause einlegen möchte, hatte ich mich eigentlich schon entschieden, die DH-Weltcups zu fahren. Die meisten meiner Freunde bzw. befreundete Fahrer, Service-Leute, etc. sind halt fast alle im Weltcup unterwegs. Daher finde ich es cool, dass die Fourcross Alliance mit der „4X Pro Tour“ eine Serie auf die Beine stellen konnte, bei der die Rennen in Fort William und Val di Sole am gleichen Wochenende wie der DH-Weltcup stattfinden. Ich denke, dass ich daher auch an der „4X Pro Tour“ teilnehmen werde.


Im kommenden Jahr wieder gegeneinander: Anita und Anneke Beerten.

Du fährst ja bekanntlicherweise auch BMX. Steht die Olympiade in London auch auf deiner Agenda?

Ja, natürlich. Vor Allem im letzten Jahr hatte Olympia für mich noch oberste Priorität, aber mit meiner Verletzung hat sich das jetzt etwas verschoben. Ich habe ja erst relativ spät mit dem BMX-Fahren angefangen. Aufgrund meiner Verletzung fehlt mir nun einfach einiges an Vorbereitungszeit. Ich werde aber in diesem Winter wieder auf dem BMX trainieren. Im Frühjahr werde ich schauen, wo ich stehe und danach entscheiden.

Stichwort Training: Du hast oben bereits erwähnt, dass du nebenbei arbeitest. Wieviel Zeit bleibt dir momentan zum Trainieren und wie sieht es unter der Saison aus?

Also, bis 2010 hab ich noch Vollzeit gearbeitet. Bis dahin war es schon sehr schwer, alles unter einen Hut zu bekommen. Am Meisten fehlte mir damals die Zeit zum Regenerieren. Seit Anfang 2010 arbeite ich nurmehr drei Tage die Woche und kann mir seitdem meine die Zeit, vor allem vor und nach den Rennen, besser einteilen. Außerdem kann ich nun einen größeren Trainingsumfang bewältigen.

Und wie genau sieht dieser Trainingsumfang aus? Was steht auf deinem Trainingsplan?

Ah, das ist natürlich streng geheim! Nein, im Ernst! Ich trainiere sechs Tage die Woche und an den arbeitsfreien Tagen jeweils mehrere Einheiten. Im Moment trainiere ich hauptsächlich Ausdauer, schließlich will ich im kommenden Jahr beim DH über den gesamten Lauf hinweg Gas geben können. Zudem versuche ich, soviel Zeit wie möglich auf meinem DH-Bike zu verbringen. Außerdem mache ich noch Intervalltraining, Krafttraining, Rumpfgymnastik und auch Koordinationsübungen.


Erfolgreiche Freundschaft: Anita und Jared Graves.

In den vergangenen Jahren hast du im Winter oft in Australien mit deinem Yeti-Kollegen Jared Graves trainiert. Wirst du auch in diesem Winter wieder in Australien trainieren?

Geplant ist das schon, aber ich weiß noch nicht, ob Jared und ich bei ihm in Toowoomba trainieren werden, oder ob wir nach Neuseeland fliegen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass du mit Jared einen Teil deines Wintertrainings bestreitest?

Das kam dadurch, dass das Yeti-Team für zwei Jahre, während der europäischen Weltcup-Rennen, ihren Stützpunkt bei uns daheim aufgeschlagen hatte. Wir hatten in dieser Zeit eine Menge Spaß und sind Freunde geworden. Vor allem mein Mann Gregor und Jared ärgerten sich häufig. Außerdem verstehe ich mich ganz super mit Jared’s Verlobter Jess. Da er bei uns Topp-Trainingsmöglichkeiten hatte, lud er mich vor zwei Jahren im Winter einfach zu sich ein. Seitdem fliege ich jedes Jahr hin.

Du hast soeben deinen Mann Gregor erwähnt. Wie wichtig ist dir seine Unterstützung, sowohl in privater wie auch in professioneller Hinsicht und wie bekommt ihr beides unter einen Hut?

Gregor’s Unterstützung ist mir einfach das Wichtigste! Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich jetzt stehe, sowohl in privater als auch in professioneller Hinsicht. Ich denke bei einem Lebensstil, wie ich ihn führe, muss der Partner einfach damit einverstanden sein und „mitspielen“. Sonst funktioniert es auf Dauer einfach nicht. Ich darf mich wirklich glücklich schätzen, dass wir so gut harmonieren. Natürlich streiten wir uns auch Mal, das gehört ja irgendwie auch dazu. Aber im Prinzip ist bei uns das Private das Professionelle und das Professionelle ist das Private, da gibt es kaum einen Unterschied. Ich kann nur jedem Sportler einen so tollen Partner wünschen! Auch meinen Konkurrentinnen, sonst wäre es ja unfair! Ich denke, Gregor und ich haben einfach viel Spaß bei dem, was wir tun, egal ob Rennen, Training oder was auch immer. Wir freuen uns einfach alles gemeinsam zu machen.

Neben der Unterstützung Gregors standen dir in den vergangenen Jahren ja auch einige namhafte Sponsoren zur Seite. Wer unterstützt dich in der kommenden Saison?

Derzeit sind noch nicht alle Sponsoren fix. Im Großen und Ganzen bleibt aber alles beim Alten. Leider ist es aufgrund meiner Verletzung in diesem Jahr und der bisher unsicheren Situation im 4X einigen Sponsoren nicht mehr möglich, mich wie bisher zu unterstützen. Aber wir werden mal sehen, wie es dann im kommenden Jahr aussieht.


Hat gut Lachen, Anita Molcik.

Zum Abschluss möchten wir dir noch ein paar Schnellschüsse entlocken.

1. 20″ oder 26″?

Im Winter 20″ in der BMX-Halle, da draußen ja Schnee liegt. Sonst ist BMX eher eine große Herausforderung für mich und Spaß hab ich vor Allem auf 26″.

100 oder 200mm Federweg?

Im nächstes Jahr definitiv beides, da ich in meinem vorerst letzten Jahr auf keines von beidem verzichten will.

Racestyle oder Airtime?

Also, zunächst natürlich erst einmal eher hoch, einfach aus Sicherheit. Dann aber tief, weil es einfach schneller ist.

Wettkampf oder Training?

Wettkampf natürlich, weil das Training sonst ja unnötig wär.

Bionahrung oder Fast Food?

Eine gute Mischung aus beidem.

Wasser oder Energydrink?

Definitiv Rockstar!

Gibt es noch etwas, dass du loswerden möchtest?

Ich möchte mich nur noch einmal bei allen bedanken, die mich trotz dem enttäuschenden Jahr weiterhin unterstützen, vor allem danke ich Gregor.

Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, um unsere Fragen zu beantworten. Wir wünschen dir für die kommende Saison keine Verletzungen und maximale Erfolge!

  1. benutzerbild

    vhy

    dabei seit 05/2010

    Spätestens seit ihrem Weltcupsieg im letzten Lauf des 4X-Weltcups 2010 in Windham, zählt die Österreicherin Anita Molcik zu den Top-Fahrerinnen im Gravity-Zirkus. Durch den Sieg im Rennen konnte sie sich damals auch die Weltcup-Gesamtwertung sichern. Für die Saison 2011 hatte sie sich dementsprechend viel vorgenommen. Eine schwere Verletzung, die sich Anita beim DH-Fahren zuzog, machte ihr jedoch einen Strich durch die Planung und zwang sie, den Großteil der Saison vom Streckenrand aus zu verfolgen. In einem Video zeigte sie jedoch unlängst, das sie ihren Fokus geschärft hat und sich intensiv auf die kommende Saison vorbereitet.


    → Den vollständigen Artikel "Anita Molcik - Österreichs Hoffnung für Leogang im IBC-Interview" im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    Rotzkotz

    dabei seit 12/2015

    Alles Gute für die kommende Saison smilie Hoffentlich bleiben bis dahin alle Knochen heile, dann kann man sich sicherlich auf noch spannendere Rennen freuen smilie

    Und'n super Interview! Sehr interessant und lesenswert.

  3. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Sehr interessantes Interview! smilie

  4. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Schönes Interview und interessante Einsicht in das Hin und Her für die 4X-Spezialisten!

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!