Das schöne an der Bike-Industrie: Es ist noch Platz für Kuriositäten. Ein Mountainbike ist zwar keine Trivialität, aber gerade noch einfach genug, um von einer Person realisiert zu werden. Maximilian-Peter Werner ist deutschstämmiger Chilene, Industriedesigner und Mountainbiker – als Abschluss-Arbeit gestaltete er das Downhill-Bike seiner Träume, jetzt ist das Ziel in Produktion zu gehen.
Seine Marke soll auf den Namen „Norland Cycles“ hören. Der bisherige Prototyp: Ein interessantes Bike mit 220mm Federweg, inspiriert bei Brooklyn Machine Works, Balfa und F22 Kampfjets. Aber der Reihe nach:
Zum ersten Mal sah ich Maximilian auf der Eurobike. Der Muc-off-Stand konnte mich nicht länger fesseln, als da plötzlich dieser Riesentyp mit seinem seltsamen Rad angeschoben kam. Wenn ich ein Rad auf der Eurobike noch nicht kenne, ist es meistens eine Neuheit. Max‘ Rad war aber offensichtlich keine Neuheit, also schaute ich interessiert, ohne zu ahnen, dass damit mein Schicksal besiegelt war. Er kam auf mich zu, und gerade als ich die Kiste für unineressant abstempeln wollte, entdeckte er mein Presseschildchen und begann zu erzählen, auf deutsch, englisch, spanisch, von allem ein bisschen. Die nächsten 15min. versuchte ich halbherzig abzuhauen, irgendwie war die Kiste ja doch interessant, andererseits ein bisschen zu schön um wahr zu sein.
Wo der Kerl sicher Recht hat: „Ich kombiniere alte und neue Elemente, ich habe mich inspirieren lassen. Der Hinterbau funktioniert wie bei Brooklyn Machine Works mit zwei Ketten. Die Primärkette überträgt auf eine Welle im Drehpunkt, von dort per Kettenschaltung an die Hinterachse. Dadurch gibt es keinerlei Pedalrückschlag in Kombination mit einer sehr guten Radhebungskurve, wodurch das Rad mehr Geschwindigkeit über Hindernisse nehmen kann. Das neue: Ein konkurrenzfähiges Gewicht!“
Wo ich ein bisschen skeptisch bin: „GLARE ist ein Material aus Kampfjets. Das Rad ist über 60% leichter als bisherige Rahmen mit zwei Ketten.“
Selbst wenn das Brooklyn Machine Works sehr schwer war – 60% weniger wäre ziemlich leicht. Maximilian bestreitet nicht, das das von ihm gezeigte Bike über 20kg wiegt, aber dann schaue man sich mal den Aufbau an. Der Hauptrahmen ist definitiv aus einem ungewöhnlichen Material, es tönt dumpf, wenn man dagegenklopft, laut Maximilian handelt es sich um Vollmaterial. GLARE stünde für GLAs REinforced, heißt für mich Fiberglass, glasfaserverstärkter Kunststoff oder was weiß ich. Der Hinterbau ist aus Stahl, anscheinend weil er zu dünn für eine GLARE-Konstruktion sei und er sich die Eigen-Dämpfung bei Balfa abgeschaut hat. Inzwischen war der Kerl mit dem Rad nicht nur in Deutschland unterwegs, sondern auch in Finnland, Ungarn, und natürlich Südamerika. Nach eigener Auskunft hält der Rahmen alles aus, Dellen wird er jedenfalls keine bekommen.
Preise gibt es auch schon, einen Liefertermin noch nicht – aber wer Interesse hat, kann sich bei Maximilian melden…
Stealth Rider Block 60 (GLARE Material) 2700€
Stealth Rider Block 60 (GLARE Material) + DSP Dueler PRC Shock + Ti Spring = 3000 €
Stealth Rider Block 40 (Aluminium Alloy) 2000 €
Stealth Rider Block 40 (Aluminium Alloy) + DSP Dueler PRC Shock + Ti Spring = 2300 €
Stealth Rider Block 20 (Cromoly) 1200€
Stealth Rider Block 20 (Cromoly) + DSP Dueler PRC Shock + Ti Spring = 1500 €
Fazit: Sagen wir mal so: Ich weiß bis heute nicht, was ich von dem Kerl halten soll – was denkt ihr? Revolution direkt von der Uni? Die Zukunft? Heiße Luft? Eine Homepage gibt es, mehr Informationen finden sich dort allerdings nicht…
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