Métabief Open Enduro 2012 – Text: Max Schumann / Bilder: endurotribe.com

Für viele französische Enduro-Biker wurde am Wochenende im Bikepark von Métabief die Rennsaison eröffnet. 500 Starter, darunter auch nahezu alle namhaften französischen Enduro-Pro-Rider, versammelten sich trotz des schlechten Wetters in dem beschaulichen Ort im Jura und traten auf naturbelassenen Strecken quer durch den Bikepark den Kampf gegen die Uhr und am Ende Mann gegen Mann an. Ausgerichtet wurde das Event vom Betreiber der Enduro-Internet-Plattform Enduro-Tribe und dem Bikepark Métabief, da es zugleich als Eröffnungsveranstaltung der dortigen Bikepark-Saison diente.

Als Rahmenprogramm wurde am Fuße der Liftstation ein Expo-Gelände eingerichtet, auf dem viele namhafte Firmen mit Testbikes vertreten waren. So kamen nicht nur die Sportler, sondern allgemein sämtliche mountainbike-interessierte Besucher auf ihre Kosten. Während des sich über zwei Tage erstreckenden Rennens galt es für jeden Fahrer sechs Wertungsprüfungen zu absolvieren. Fünf davon wurden am Samstag als gezeitete Einzelstart-Rennen ausgetragen. Am Sonntag wurde dann das finale Ergebnis als Verfolgungsrennen ausgefahren. Dabei ging, vergleichbar mit der Biathlon-Verfolgung, jeder Fahrer mit dem Rückstand, der sich aus der Summe der Fahrzeiten des Vortags ergeben hatte, auf die circa 20 Minuten lange Strecke.

Der Charakter der einzelnen Strecken war sehr abwechslungsreich. Teilweise verlief sie sehr offen gesteckt durch Wiesen und waldiges Gelände, teilweise folgte sie den wurzeligen, steilen Bikeparkstrecken. Immer wieder waren auch flache Tretpassagen auf Schotterwegen zu überbrücken. In der Summe ergab sich ein sehr ausgewogenes Verhältnis aus fahrtechnischem und physischem Anspruch an die Fahrer.


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Teile der Strecken konnten am Vortag zu Fuß abgegangen werden. Training auf den Strecken mit Bike war allerdings strikt untersagt. Einzelne Prüfungen, zum Beispiel die Finalstrecke am Sonntag blieben bis zuletzt unbekannt, was für besondere Spannung sorgte. Beim Einblick in die französische Szene, wo sich der Enduro-Sport als eigenständige Disziplin schon seit einigen Jahren etabliert hat, fällt auf, wie professionell vor allem die Topfahrer die Sache mittlerweile angehen. Eigene Mechaniker und Teamzelte sind keine Seltenheit. Ludwig Döhl zog nach der Veranstaltung, bezüglich des sportlichen Niveaus und der Professionalität der Fahrer, Vergleiche zur deutschen Cross Country-Bundesliga. Dennoch war das Rennwochenende in Métabief keine bierernste Profi-Veranstaltung. Hunderte Hobby-Biker beteiligten sich ebenfalls an den Rennen und sorgten für eine angenehme Stimmung. Und auch die Profis traten das gesamte Wochenende über extrem locker und entspannt auf – zumindest bis zu dem Moment, an dem sie auf die Strecke gelassen wurden. Auch Ludwig Döhl und ich (Max Schumann) wollten uns dieses Enduro-Highlight nicht entgehen lassen. Wie wir das Rennen erlebten, könnt ihr hier erfahren:

Der Startschuss fällt am Samstagmorgen. Nach einem gemeinsamen Frühstück auf dem Expo-Gelände geht es für alle Fahrer mit der Seilbahn hinauf zum Start der ersten Prüfung. Im 15-Sekunden-Takt werden die Fahrer auf die Strecken gelassen. Die Favoriten, allen voran Vorjahressieger Nicolas Lau (Cube), Jerome Clementz (Cannondale) und Remy Absalon (Commencal), starten zuerst in die jeweiligen Etappen und beweisen bereits mit den ersten Kurbelumdrehungen eindrucksvoll, warum sie ganz vorne stehen. Im Wiegetritt pedalieren sie kraftvoll bis zur ersten Kurve und tauchen dann geschmeidig in die wurzeligen Waldpassagen ein. Nach der ersten Prüfung liegt Jerome Clementz knapp vor Vorjahressieger Nicolas Lau in Führung.

Während der nächsten beiden Prüfungen kann er seinen Vorsprung weiter ausbauen, auch dadurch bedingt, dass Nicolas Lau Probleme mit seiner Kettenführung hat. Als Wertungsprüfungen 4 und 5 wird am Abend zweimal die gleiche, relativ kurze Strecke gefahren, die zuschauerfreundlich im unteren Bereich des Bikeparks liegt. Heftige Regenschauer am Nachmittag verwandeln besonders den finalen Abschnitt, der über offene Wiesenkurven verläuft, in eine abenteuerliche Rutschbahn. Der Gleichgewichtssinn der Biker ist voll gefordert. Nicht wenige machen sich lang und gleiten mit vollem Körpereinsatz durch den Dreck. Die Profis allerdings driften auch hier mit einer beeindruckenden Sicherheit durch die rutschigsten Sektionen. Am Ende des ersten Tages führt Jerome Clementz vor Nicolas Lau und Remy Absalon.


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Der Sonntagvormittag verläuft ruhig. Es werden geführte Touren angeboten und Testbikes zur Verfügung gestellt. Das Wetter lädt allerdings wenig zum Fahren ein. Immer wieder ergießen sich starke Schauer über das Gelände. Im Profilager werden Reifen hin und her gewechselt und beschnitten. Nach dem Mittagessen geht es zum Start, der sich noch einmal einige Kilometer von der Bergstation des Lifts entfernt auf dem Nachbarhügel befindet. Die Fahrer werden entsprechend ihrer Platzierung in zehn Startboxen aufgereiht. Ein Hubschrauber steigt auf – es geht los. Der Führende, Jerome Clementz, geht als Erster auf die Strecke. Angefeuert von den Rufen der anderen Fahrer eilt er mit durchdrehenden Reifen den kleinen Startanstieg empor. Der Rest der Fahrer wird entsprechend ihres Zeitrückstands der Reihe nach auf die Strecke gelassen.

Alle Fahrer im vorderen Bereich des Feldes verlassen ihre Startboxen fluchtartig, auf der Jagd möglichst noch ein paar Plätze aufzuholen. Die Strecke ist im oberen Teil sehr tretlastig, sie folgt einem leicht abschüssigen Schotterweg über einen Bergrücken. Dann folgt ein kurzer steiler Anstieg, bevor es in den Wald geht. Zunächst flach den Hang querend, orientiert sich die Strecke zunehmend steiler Richtung Tal. Viele rutschige Wurzeln und enge, steile Spitzkehren fordern die gesamte Aufmerksamkeit. Schier endlos zieht sich der Trail durch den Wald. Irgendwann mündet er wieder auf einem Forstweg. Dieser steigt nochmals an, bevor nach knapp 20 Minuten das Ziel erreicht wird. Im Ziel scheinen alle froh. Wir blicken in lachende Gesichter.

Jerome konnte seine Führung souverän ins Ziel bringen. Remy Absalon gelang es knapp, sich im Zweikampf gegen Nicolas Lau durchzusetzen. Der Amerikaner Ben Cruz (WTB Cannondale) überzeugt mit einem sehr guten 5. Platz. Eine weitere bemerkenswerte Leistung bringt mein Reisekollege, der deutsche Enduro-Neuling Ludwig Döhl (Cube Action Team) ins Ziel. Er erreicht mit seinem 120mm 29er am Ende den 16. Platz. Ich selbst lande schließlich auf dem 19. Platz und bin damit einigermaßen zufrieden, auch wenn es noch einige Punkte gibt, die besser laufen könnten. Ich freue mich in jedem Fall auf den weiteren Verlauf der Saison.


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Bei den Damen siegte Mélanie Pugin vor Pauline Dieffenthaler und Deborah Motsch. Rückblickend ist noch zu bemerken, dass das gesamte Event perfekt organisiert war. Vom Startprozess über die Streckenmarkierung und -sicherung, zur Zeitmessung und kulinarischen Verpflegung der Fahrer lief alles reibungslos. Die entspannte Atmosphäre und die spaßigen Strecken taten ihr Übriges dazu bei, um den Termin auch für das nächste Jahr wieder im Kalender zu markieren. Einzig das Wetter sollte dann etwas besser sein.

Mein oben angesprochener Mitreisender Ludwig Döhl, der aus dem Lager der XC-Rennfahrer stammt und sich 2012 im Bereich Enduro neu orientieren möchte [was ihm schon beim ersten Rennen erfolgreich gelang] wurde folgende Worte zum Rennen in Métabief und zum französischen Enduro-Sport im Allgemeinen los:

„Nachdem ich mich letzten Herbst dazu entschlossen hatte vom Cross Country in den Enduro-Wettkampfsport zu wechseln, war Métabief mein erstes reinrassiges Enduro-Rennen. Ich war überrascht, wie perfekt das Rennen organisiert war und vor allem wie professionell die französische Szene ist. Das war echter Leistungssport und kein Halli-Galli-Rennen – auch wenn die Stimmung eher locker war. Verglichen mit meinen bisherigen CC-Erfahrungen, war sowohl das Event als auch das vordere Starterfeld auf Bundesliga-Niveau. Für mich persönlich war das Rennen eine super Umschulungsmaßnahme. Ich habe viel gelernt, vom Material bis hin zur Art und Weise, wie man Strecken liest. Mit meinem 120 mm AMS 29 war ich definitiv der Exot im Feld – war aber sehr glücklich über meine Bikewahl, auch wenn ich am Feintuning wie einer Kettenführung bzw. Single-Chain-Ring noch arbeiten muss. Ich hoffe, dass ich im weiteren Verlauf der Saison bergab noch einen Zahn zulegen kann und meine Stärke bergauf behalte. Für 2013 hab ich Métabief definitiv schon als ersten Termin wieder im Kalender stehen. Aber jetzt freu ich mich erst mal auf die laufende Saison mit dem nächsten Event in Winterberg.“

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Die Ergebnisse vom Métabief Open Enduro 2012: 

Metabief Open Enduro 2012 (Samedi)

Metabief Open Enduro 2012 (Par Categories)

Metabief Open Enduro 2012

  1. benutzerbild

    frohrider666

    dabei seit 06/2006

    Sehr schöner Bericht!

  2. benutzerbild

    wzdc

    dabei seit 01/2009

    Fährt Max gar kein Fatmodul ANT mehr?

    Genau das hab ich mich auch gefragt...
  3. benutzerbild

    bulldozeNYC

    dabei seit 11/2006

    is der jetzt nich mit carver down?

  4. benutzerbild

    SiK

    dabei seit 05/2003

    Fährt jetzt auf einem Carver Drift. Netter Typ smilie

  5. benutzerbild

    elmono

    dabei seit 12/2015

    Schöner Bericht über das Event. Schade dass ich nicht die Zeit hatte...

    Liest sich aber, als wäre es ähnlich entspannt wie bei der Elsass Serie. Die Franzosen haben einfach einen guten Stil und eine tolle, entspannte Orga.
    Da liegt die Messlatte für die deutsche Serie entsprechend hoch. Mal sehen was Winterberg so bringt...

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