Während sich die komplette Mountainbike-Medienwelt derzeit anscheinend nur um das Crankworx Festival im fernen Kanada dreht, vergessen manche doch, dass es beim Mountainbiken nicht darum geht, die meisten Videos im Netz anzusehen sondern darum, Teil der Szene zu sein und Veranstaltungen selbst mit zu erleben. Da es aber den meisten wohl aus Kosten- und Zeitgründen nicht möglich war, schnell mal nach Whistler zu schippern, hat sich der Vogtlandbike e.V. aus Schöneck bereit erklärt, im nicht ganz so fernen Sachsen eine einmalige Konkurrenzveranstaltung für Daheimgebliebene auf die Beine zu stellen. Das glückliche Starterfeld hatte nicht nur auf dem Bike eine verdammt gute Zeit, sondern genoss auch die mittlerweile fast schon legendäre Raceparty am Fuße des Bikeparks.

Nachdem ich im letzten Jahr das Rennen gewinnen konnte hatte ich die Ehre, mit der Startnummer 1 an den Start zu stehen und wusste grob, was mich erwartet. Zu bewältigen waren sechs Stages mit komplett unterschiedlichem Charakter: Wand sich die erste Stage im Bikepark Schöneck mit viel Flow und spaßigen Anliegern nach unten, so kam mit Stage 2 der krasse Kontrast. Neben der Skisprungschanze in Klingental ging es recht steil und technisch zur Sache: wer es hier schaffte den Finger von der Bremse zu nehmen hatte wirklich eine perfekte Radbeherrschung.

Sieht harmlos aus, war aber verdammt steil. Zur Relation rechts ist die Landung der Skisprungschanze.
# Sieht harmlos aus, war aber verdammt steil. Zur Relation rechts ist die Landung der Skisprungschanze.

Die Verbindungsetappen bestritten wir immer in einer gemeinsamen Gruppe. Mein Saisonkollege Petrik Brückner, Wilfred van der Haterd, André Kleindienst und ich hatten wirklich einen wunderbaren Tag auf dem Bike, sobald aber der Transponder zu piepen begann kämpften dennoch alle hart um die begehrten Podiumsplätze.

Petrik beim Zielsprint zu Stage 2
# Petrik beim Zielsprint zu Stage 2

Im Stadtpark war bei Fahrten über den Schotter vorwiegend Power gefragt.
# Im Stadtpark war bei Fahrten über den Schotter vorwiegend Power gefragt.

Neben einer Etappe auf einem mobilen Holzpumptrack und einer ganz normalen Waldstage war die Stadtetappe, beginnend im Stadtpark und endend in der Altstadt von Schöneck, die Krönung des Nachmittags mit etlichen Autoüberfahrten, Treppen und ordentlichen Gegenanstiegen.

North-Shore Auto deluxe
# North-Shore Auto deluxe

Teamkollege André Wagenknecht konnte das Rennen leider nicht bestreiten, weil er die Strecken für seinen Heimatverein gesteckt hatte und so einen ungemeinen Vorteil bei der Fahrt auf Sicht gehabt hätte. Dafür hatte er und seine Vereinskollegen sich aber mit der Zeitmessung etwas besonderes einfallen lassen: Nach der fünften von sechs Etappen wurden die Transponder ausgelesen und eine vorläufige Rangliste erstellt.

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# André Wagenknecht

In die letzte Etappe wurde dann wie im Downhill in verkehrter Reihenfolge (der erste Fahrer startete zuletzt) gestartet. Auch war die letzte Etappe, welche erst nachts um acht Uhr mit Flutlichtunterstützung und Helmlampen absolviert wurde, mit einer richtigen Downhill-Zeitmessung ausgestattet, so dass die Zuschauer und Fahrer sofort ihre Zeiten hatten. Im Zielbereich stand dann eine riesige Anzeigetafel, welche immer das aktuelle Ranking anzeigte und so die Zuschauer zum Mitfiebern anregte.

Die vorläufige Rangliste wies Petrik auf den ersten Platz aus, dicht gefolgt von einem verdammt starken Wilfred van der Haterd und André Kleindienst. Ich hatte mich wohl auf den ersten Stages etwas verwachst und durfte mich mit fünf Sekunden Rückstand aufs Podium lediglich auf Rang vier einordnen.

Eigentlich wollte ich unbedingt aufs Podium fahren weil ich vom Vorjahr wusste, dass die Party bei der Siegerehrung immer der Hammer ist. Also war auf der letzten Stage nochmal maximale Konzentration gefragt: Teamkollegin Laura Brethauer lieh mir extra noch eine zweite Lampe, damit ich die fehlenden Sekunden aufs Podium noch raus fahren konnte. Während die Starter oben am Berg mit späterer Stunde immer weniger wurden, säumte sich der Skihang mit immer mehr Zuschauern.

Epische Stimmung vor der finalen Etappe in der Dunkelheit.
# Epische Stimmung vor der finalen Etappe in der Dunkelheit.

Geschätzt waren um die 1000 Leute gekommen, um das Spektakel in der Nacht zu verfolgen und anschließend die Raceparty mit Livemusik zu genießen.

Finale - Zielbereich
# Finale – Zielbereich

Als Viertletzter ging es für mich um ca. zehn Uhr durch die Dunkelheit zum Fuße des Bikeparks. Das Motto lautete volles Risiko um die fehlenden Sekunden aufs Podium gut zu machen – und die Rechnung ging sich auf. Zwar glühten Petrik und Wilfred richtig starke Zeiten in die Nacht, André Kleindienst verpatzte aber seinen Lauf leicht und öffnete mir somit die Tür zum Podium. Bei dem Wahnsinns-Spaß, den wir zu viert hatten, erscheint das Ergebnis aber fast zweitrangig. Eigentlich war ich bis zur Siegerehrung immer noch der Meinung, dass ich am nächsten Tag den Marathon mitfahren wollte. Aber als uns auf dem Podium Siegeszigarren mit angesteckt wurden war mir fast schon klar dass ich die Marathon Pläne verwerfen kann – und so kam es auch.

Top Stimmung bei der Siegerehrung. Wenn Papa aufs Podium fährt darf Kilian natürlich mit!
# Top Stimmung bei der Siegerehrung. Wenn Papa aufs Podium fährt darf Kilian natürlich mit!

Die Party mit Petrik, Knecht, Wilfred, Laura (welche übrigens Platz 2. bei den Damen belegte) & Co. artete bis spät in die Nacht aus und endete für die meisten von uns in den Kofferräumen unserer Autos, zugedeckt mit Fahrraddecken. Legendär! Lobenswert wäre noch zu erwähnen, dass wenigstens André Kleindienst an seinen Marathonplänen fest hielt und sich dort am Sonntag noch sein Podium holte.

  1. benutzerbild

    Freerider1504

    dabei seit 08/2009

    Klingt nach einer guten Veranstaltung, schade das ich nicht mehr im Vogtland wohne, ansonsten hätte ich bei der Party Gas gegeben. smilie

  2. benutzerbild

    maysn

    dabei seit 12/2003

    Und hier das passende Video dazu:

    http://youtu.be/NAyddiMoPSU

  3. benutzerbild

    Levi Strauss

    dabei seit 05/2007

    schön war's wieder ! und in diesem jahr auch bei tollem wetter smilie

  4. benutzerbild

    juweb

    dabei seit 01/2002

    Ludwig, ich mag Deine Schreibe. Und Knecht und Derreck und Co., weiter so.
    PS: Hut ab André Kleindienst!

  5. benutzerbild

    OLB EMan

    dabei seit 05/2001

    ja war nen schönes chilliges endurodings smilie der nightdownhill hat was smilie

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