Favoriten-Crashes, brenzlige Situationen an der Klippe und die eine oder andere falsche Route – die Etappe 4 der Trans-Provence hatte es wieder in sich. Unser Redakteur Maxi war heute mal mehr und mal weniger in seinem Element und freute sich wahrscheinlich erstmals in seinem Leben über eine Tretpassage statt einem Downhill-Trail – die lange Etappe mit vielen, vielen Abfahrtsmetern zehrte an allen Fahrern extrem. Wie es ihm erging und wie Fabien Barel unfreiwillig sein Hinterrad ausgespeicht hat – hier in Maxis Live-Blog!

Heute war, was die Höhenmeter angeht, der spannendste Tag bisher. Vom Campingplatz ging es mit dem Shuttle aus dem Tal hinauf. Heute war es im Bus nochmal ruhiger als an den Vortagen, man merkt dass es bei allen an den Kräften zehrt – besonders die extremen Tragepassagen der letzten Tage haben allen zugesetzt. Von dort aus gab es einen nicht allzu langen Anstieg zu bewältigen, alles auf Asphalt, nicht sehr anstrengend.

Wir sind wieder unterwegs Richtung Startort
# Wir sind wieder unterwegs Richtung Startort

Ash gibt Hinweise an Fab
# Ash gibt Hinweise an Fab

Yo Man! Jerome Clementz freut sich auf den Tag
# Yo Man! Jerome Clementz freut sich auf den Tag

Col de la Couillole - 1678 m
# Col de la Couillole – 1678 m

Kurze Verzögerung bei der Auffahrt
# Kurze Verzögerung bei der Auffahrt

Ein letztes Gebet
# Ein letztes Gebet

während draussen die letzten Handgriffe an den Bikes gemacht werden
# während draussen die letzten Handgriffe an den Bikes gemacht werden

jetzt sind wir abfahrtsbereit
# jetzt sind wir abfahrtsbereit

Stage1

Und los ging es auf Stage 1: heute früh habe ich mich gut gefühlt, ich hatte nur Bauchschmerzen beim Uphill, die sich aber in Grenzen hielten. Auf der ersten Stage bin ich schnell in den Fahrfluss gekommen, obwohl es oben viele technische Tretpassagen gab – ganz schmaler weg, links ging es ziemlich steil runter, immer wieder über große Wurzeln drüber. Hier musste ich ganz aktiv und agil bleiben, um ordentlich rüberzukommen – das hat bei mir sehr gut geklappt. Als es dann bergab ging konnte ich richtig Gas geben und habe auch alle Abzweigungen richtig erkannt.

Über eine steile Bergwiese ging es über dicke Steine, hier war ich in meinem Element – die erste Steinsektion habe ich komplett übersprungen und bin direkt in die nächste Steinpassage rein. Dabei muss ich mir Felge demoliert haben, dass sie nicht mehr dicht war – die Luft war schon zwei Kurven später raus. Das überraschte mich schon, da Tubelessreifen mit Milch eigentlich nicht so schnell die Luft verlieren. Ich bin dann auf Felge und leerem Reifen weitergefahren und habe aber das Tempo ziemlich rausgenommen, da ich ja den ganzen Tag noch auf dieser Felge bestreiten musste.

Man darf den Kopf bei so etwas nicht verlieren, die anderen sind vielleicht nicht perfekt runtergekommen. Unten habe ich alles repariert, bin weiter – ein längerer Uphill, aber relativ angenehm. Heute waren wir das erste Mal im Bikepark – wir dürfen hier auch die Lifte mitbenutzen, mussten allerdings alles auf Sicht fahren, ohne Besichtigung vorher. Unsere Wave hat dann die vorige Wave unten am Lift getroffen, da ja mehrere Stages im Park gefahren werden mussten. Johannes Riebl aus der anderen Wave hat mir dann noch ein paar Tipps gegeben.

Heute dürfen wir auch Sessellift fahren!
# Heute dürfen wir auch Sessellift fahren!

Auf geht es zu Stage 1 - ich freu mich!
# Auf geht es zu Stage 2 – ich freu mich!

Stage 2

Ich war supermotiviert, aber auch stinksauer auf die verpatzte Stage 1, bin also aggressiv losgefahren und hatte bis zur ersten Kurve die Tipps von Johannes vergessen – „Hinter dem ersten Sprung geht es direkt scharf rechts“. Ich bin mit Vollgas über den Sprung geflogen und hinten ins Flat an der Kurve geradeaus vorbeigeschossen. Ich musste anhalten, das Bike umdrehen und bin zurück auf die Strecke. Ich war dann noch wütender und bin noch wilder gefahren, was aber dafür sorgte, dass ich aus jeder Spitzkehre rausgefahren bin und es einfach nur beschissen lief. Zur Hälfte der Stage hatte ich mich beruhigt – ab da lief es dann viel besser, aber die Zeit war dahin.

Spass hat es gemacht – die Strecke war richtig gut und wurde vom gesamten Fahrerfeld als „Real Enduro“ bezeichnet – wir sind dann hoch mit dem Sessellift auf die andere Seite des Bikeparks zu Stage 3. Aus dem Sessellift konnte man ein wenig reinschauen und es sah schon verdammt rutschig aus…

Stage 3

Die Anfahrt begann gut und ich bin an einer Abzweigung links abgefahren, was sich kurze Zeit später als Fehlentscheidung herausstellen sollte. Die Strecken der Trans-Provence sind mit einem „TP“ gekennzeichnet, Strecken die falsch sind mit einem durchgestrichenen „TP“. Ich habe angehalten und wollte rechts durch den Wald fahren, bekam direkt einen Stock in die Speichen, sah, dass das nicht ging und schob wieder zur Abzweigung hoch. Der Rest der Stage war dann gut, aber auch diese Stage musste ich dann abhaken. Spaß hat es trotzdem gemacht.

Stage 4

Mit dem Sessellift ging es hoch, oben noch ein stück per Bike und dann richtig weit hoch zu Fuß. Dann stand die letzte Stage an – die bisher zweitlängste Stage aller Trans-Provence-Events. Es waren 1200hm Gefälle – die Fahrzeiten lagen so um die 20 Minuten. Es ging vom Gipfel des Berges ein gutes Stück zum Start der Stage, alleine dieser Trail wäre eine eigene Stage wert gewesen: super abwechslungsreich, total technisch, fast schon trial-artig und dann wieder schnell. Hat richtig Spaß gemacht, aber auch Kräfte gekostet. Die Trans-Provence ist insgesamt irre kräftezehrend und sehr anspruchsvoll in der Fahrtechnik – alle, die hier durchkommen, bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau. Alleine diese flachen technischen Trails auf der Länge flüssig durchzukommen – hier muss man so sauber und rhythmisch fahren, Respekt auch an alle anderen.

Letzte Vorbereitungen auf dem Berg
# Letzte Vorbereitungen auf dem Berg

Nico Lau studiert nochmal die Strecke. Hätte ich vielleicht auch tun sollen
# Nico Lau studiert nochmal die Strecke. Hätte ich vielleicht auch tun sollen

Und los gehts
# Und los gehts

Der Anfang lief sehr gut, habe die Linien gut gesehen und ich konnte schnell fahren. Leider ging es später über nicht gemähte Bergwiesen mit hohem Gras, ich tat mich wahnsinnig schwer den Trail überhaupt zu sehen. Einmal bin ich falsch abgebogen und im Wald gelandet und musste auf die Strecke zurückfahren – da war ich aber nicht der einzige.

In einer Linkskurve war ich zu schnell – da hat mich dann mein Hinterrad überholt und ich habe mich abgelegt. Langsam wurde es sehr kräftezehrend und der fahrtechnisch schwere und sogar auch gefährliche Abschnitt begann. Es ging steil runter über einen ganz schmalen Weg, durch sehr grobes Geröll, rechts war eine Klippe. Meine Kräfte haben nachgelassen und ich habe einen Gang zurückgeschaltet. Langsam fahren – wenn ich auf der Bremse hänge – kostet mich noch mehr Kraft als normales Fahren, irgendwie war ich da in einem Teufelskreis. Am besten für mich ist einfach immer zügig fahren und im Flow bleiben. Das ist mir leider nicht geglückt, sodass mich Jerome irgendwann überholte. Er hatte auch arg mit der Strecke zu kämpfen, war an einem Moment mit beiden Rädern am Abhang und konnte es nur durch seine Fahrkünste noch retten. Das Hinterrad war schon drübergerutscht…

Steile Serpentinen, sehr rutschiger Sand. Jerome ist da einfach durchgezirkelt, mit einer unglaublichen Gelassenheit und Fahrfluss – ich bin da wie ein Anfänger hinterhergestempelt und hatte schon keine Kraft mehr, um da sauber durchzufahren. Nach dem technischen Teil kam zum Glück ein Tretstück (ja, das ist ernst gemeint), auf dem man sich mental kurz entspannen konnte. Schon wurde ich vom nächsten Fahrer überholt – Nico Lau kam von hinten. Ich hängte mich an Nico dran und es ging auf einen flachen technischen Trail, auf dem man am Ende immer mehr treten musste. Nico im Blick hat mich sehr motiviert und ich konnte eine Weile an ihm dranbleiben. Es ging über einen in den Fels gemeißelten Weg – unterwegs hatte ich noch zwei Stürze, kam aber happy unten an. Ich war am Ende in der Gesamtzeit zwar ein Stück hinter Jerome und Nico – aber da muss ich die Kirche im Dorf lassen, die Jungs fahren in einer anderen Liga.

Im Anschluss fuhren wir zur Zeitmessung hoch, gaben unsere Timing Chips ab, ließen die Zeiten auslesen und mein schlechtes Gefühl bestätigte sich: Die Stages 1, 2 und 3 waren komplett für die Katz. Stage 4 war nicht schlecht. Aus meiner Sicht ein guter Tag. Für Fabien Barel ist es leider nicht so gut gelaufen: der hatte sein Rad komplett zerlegt, ist auf Stage 4 wohl zu aggressiv um eine Kurve herumgefahren, worauf das Schaltwerk am Stein hängenblieb und dann ins Hinterrad reinflog. Das Hinterrad speichte komplett aus, die Felge war leer und das Rad brach aus – Fab flog über einen Abhang und verletzte sich dabei, das Rad war voller Blut. So kam er mit dem Restbike über den Schultern ins Ziel gerannt. Er war trotzdem in der Tageswertung noch vor mir… unglaublich.

Blutspritzer an Fabiens Bike
# Blutspritzer an Fabiens Bike

Fab weiss was los war - 404 Grip not found
# Fab weiss was los war – 404 Grip not found

Zusammenfassung und Ausblick

Jetzt geht es noch zwei Tage. Manuel Fumic war bisher super im Rennen: Er fährt auf einem Trigger 29er das er vorher noch nicht kannte und hat sich im Rennen darauf eingefahren. Das lange Tretstück der letzten Stage lag ihm super. Oben fuhr er sich allerdings einen Platten ein und fuhr die komplette Stage 4 mit plattem Reifen, insgesamt wurde er 15ter.

Ein Mitfahrer von einem russischen Online-Magazin ist heute auch gestürzt – er hatte aber weniger Glück und liegt im Krankenhaus. Echt bescheiden. Insgesamt war heute ein ereignisreicher Biketag, der die Ergebnisse durcheinander gewürfelt hat: An der Spitze ist es superknapp. Auf Etappe 1 sind Barel, Lau und Clementz exakt die selbe Zeit gefahren! Auf der Gesamtdistanz des heutigen Tages liegt Jerome Clementz nur eine Sekunde hinter Nico Lau. Und das bei einer gewerteten Zeit von einer halben Stunde heute…

... und wieder werden die Bikes flottgemacht
# … und wieder werden die Bikes flottgemacht

Unsere Zeltstadt
# Unsere Zeltstadt

Es bleibt also spannend für die letzten beiden Tage, wir freuen uns drauf. Heute wird auch wieder so ein Hardcore-Tag: 2000hm Bergaufstrampeln, 66 km Distanz und 3200 gewertete Tiefenmeter, verteilt auf 4 Stages. Los geht´s…

Impressionen

Impressionen
# Impressionen

Wolken und fantastische Trails
# Wolken und fantastische Trails

Dicke Nebelschaden ziehen durch die Provence.
# Dicke Nebelschaden ziehen durch die Provence.

Immer wichtig: Die Trailmaps der Etappen
# Immer wichtig: Die Trailmaps der Etappen

Mit Highspeed durch die Wälder
# Mit Highspeed durch die Wälder

Nico Lau bei der Abfahrt
# Nico Lau bei der Abfahrt

Mit ordentlich Speed durch die Kurve...
# Mit ordentlich Speed durch die Kurve…

...und auch hier wieder wunderschöne Aussicht.
# …und auch hier wieder wunderschöne Aussicht.

Kommt der Regen? Nein, es blieb wieder trocken.
# Kommt der Regen? Nein, es blieb wieder trocken.

Gemeinsam gen Tal
# Gemeinsam gen Tal


# Trans Provence Ergebnis nach Tag 4

  1. benutzerbild

    Deleted 59812

    dabei seit 12/2015

    Inwiefern fährst du denn erfolgreich anspruchsvolle Enduro-Rennen?

    Nichts für ungut, aber bei den meisten Rennen kommt es halt vor, dass man sich verfranst, mal mehr oder weniger intensiv stürzt (wenn man wirklich versucht auf Sicht schnell zu fahren), usw.

    Wenn man das nicht macht, ist man tatsächlich unterwegs in Richtung Top 5 und wird vermutlich für den Unsinn bezahlt. smilie

    Der angesprochene Punkt hat mit Radsport nix zu tun.

    Das kann man beliebig auf jede Sportart und sogar bis ins alltägliche Leben ausdehnen.

    Ob ich in dieser Hinsicht kompetent bin? Ja.
  2. benutzerbild

    jojo2

    dabei seit 09/2007

    jo @flowbike
    (dein name is bestimmt programm)

    dies video zeigt und barel sagt´s ja auch,
    dass die strecken echte herausforderungen drin haben.
    dafür ist chuck noris doch echt saugut unterwegs!

  3. benutzerbild

    LB Jörg

    dabei seit 12/2002

    dann werde ich mal wieder meiner Aufgabe gerecht smilie
    Tag5:

    MAVIC® TRANS-PROVENCE 2013 /// DAY 5 on Vimeo

    Pahh, zu spät...hatte den PC schon aus smilie

    G.smilie
  4. benutzerbild

    Hansharz

    dabei seit 09/2012

    schöne Bilder, Danke

  5. benutzerbild

    soil

    dabei seit 11/2003

    Wenn man schnell fährt und stürzt, dann ist man zu schnell gewesen und hätte langsamer fahren müssen. Das heißt, die Platzierung spiegelt die reelle Leistung wider. Steve Peat würde sagen: "that´s racing". Das nennt man dann sportlich und professionell. Es gibt deshalb nichts ärmlicheres, als eine schlechte Platzierung mit einem Sturz entschuldigen zu wollen. Macht das Maxi? Glaube nicht.

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