Als wir die Firma Morpheus in der Bronx besucht haben, hatten wir einerseits einen Hausbesuch mitgebracht, uns andererseits aber auch ausgiebig mit Mike Schwartz über seine Produkte unterhalten. Denn die Bikes sind alles andere als selbsterklärend: Da verkauft der Mann Freerider mit 130 mm Federweg oder verkauft ein und das selbe Rad sowohl an Slopestyler als auch Touren-Biker. Was es damit auf sich hat, haben wir heraus gefunden.


# Morpheus Vimana – radikaler wird es nicht

Vollständig klar ist zunächst einmal das Dirt Jump Hardtail Vimana. Ein reinrassiges Rad speziellfür einen speziellen Einsatzzweck: Dirt Jumpen eben. Doch auch hier stellen sich viele Fragen: Was soll der so gestaltete Hinterbau? Der Chef erklärt ihn so: „Die Idee war, eine gerade Linie durch Oberrohr und Sitzstreben zu bilden. Das sieht nicht nur sehr schlicht aus, sondern sorgt auf dafür, dass die Kräfte da direkt eingeleitet werden. Bei uns werden die Sitzstreben nicht auf Biegung belastet, sondern eigentlich nur auf Druck. Dadurch sind sie aber zu kurz für ein 26″-Rad, also haben wir uns die Telescopic Dropouts einfallen lassen. Die sind CNC gefräst und nehmen die Kräfte vom Hinterrad auf. Insgesamt erreichen wir damit den kürzesten Hinterbau überhaupt, gerade einmal 387 mm mit 26″ – das fährt sich handlich und macht einfach Spaß!“


# Manual durch sanftes Zurücklegen garantiert – viel kürzer kann ein 26″-Hinterbau offensichtlich nicht werden.

Im Unterschied dazu bleibt das Fully-Konzept der Marke etwas ungewöhnlich: Die Bikes bieten äußerst wenig Federweg im direkten Vergleich mit der Konkurrenz. Während das beim Dirt-Jump und Slopestyle-Fully Skyla noch normal sein mag, wird das Enduro-Bike „Loki“ mit gerade einmal 126mm Federweg vielerorts für Kopfschütteln sorgen. Was also denkt man sich bei Morpheus dabei? „Bei Downhillbikes hatte man vor einigen Jahren bis zu 30 cm Federweg, inzwischen hat man sich auf etwa 20 cm zurück gefahren – weil es eben auch zu viel Federweg gibt.“


# Tatsächlich Rampage erprobt: Bei der vorletzten Rampage war Team-Fahrer Mitch Chubey mit einem Loki am Start, erst dieses Jahr kam der Wechsel aufs richtige Big-Bike.

Die Schlussfolgerung des Firmen-Chefs daher: „Unserer Meinung nach haben die meisten Mountainbikes heute zu viel Federweg. Kann sein, dass der sie komfortabler macht, aber auf keinen Fall spaßiger. Ein Morpheus soll aggressiv zu fahren sein, agil, leicht zu springen, Freude bereiten.“ In Zukunft will man den Kunden die Entscheidung einfacher machen, indem man dem Loki per Verstellung bis zu 140mm verpasst – „dann kann jeder mit dem Maximum anfangen, mal weniger probieren und wer weiß? Vielleicht gefällt es ihm ja.“


# Bisher lässt sich der Federweg nicht verstellen, nur die Progression. In Zukunft soll das anders werden, um Kunden das Konzept von wenig Federweg schmackhaft zu machen.

Im Slopestyle hingegen will man sich beim Skyla noch stärker in Richtung „Hardtail mit Überdruckventil“ entwickeln. Das heißt: Geometrie quasi wie ein Hardtail und noch deutlich weniger Federweg. Wie wenig genau will Mike nicht verraten, aber in jedem Fall eine einstellige Zahl, wenn man den Federweg in Zentimetern angibt. Das soll auch der Name klar machen: Anscheinend wird das neue Slopestyle-Fully auf den Namen „Vimana Slope“ hören.


# Wird durch einen noch deutlich radikaleren Slopestyle-Rahmen abgelöst, damit „Wir uns wieder von den sehr guten Slopestyle-Rahmen von Trek und Specialized abheben“, so Mike Schwartz.

Auch ein Loki 650b findet sich inzwischen in der Produktpalette. Warum Morpheus als Gravity-Firma auf den Zug aufspringt, will ich wissen. Die Antwort von Mike? „Ehrlich gesagt war ich eigentlich dagegen, aber nachdem mir genügend Leute versichert haben, eines kaufen zu wollen, habe ich mal einen Prototypen bauen lassen und bin damit gefahren. Mein Eindruck war: Man kann damit tatsächlich besser in heftiges Gelände reinbrettern, fast wie mit einem Big-Bike.“


# Morpheus Loki 27,5 – was macht die Gravity-Marke auf dem All-Mountain-Zug 650b?

Und weiter: „Gleichzeitig ist das Rad immer noch sehr verspielt. Mit dem Rad halten wir also immer noch an unseren Prinzipien fest: Ein Morpheus muss das aggressivste seiner Kategorie sein. Und das Loki 650b ist das aggressivste 650b-Bike, das ich kenne. Also habe ich eine kleine Menge der Räder in Auftrag gegeben, natürlich auch weil es ohne riesigen Aufwand möglich war. Der Hauptrahmen und die Wippe sind gleich wie an der 26“-Variante.“

Damit bleibt nur noch ein weiteres Rad zu diskutieren: Es wird schon auf der Homepage geführt, jedoch noch nicht verkauft: Das Freeride-Bike aus Carbon. Auch bei diesem Rahmen geht man offensichtlich eigene Wege, erneut ein Grund zur Diskussion: Macht es Sinn, ein Fahrrad mit so viel Federweg (185-215 mm) mit einem Drehpunkt ums Innenlager auszustatten? Die Radhebungskurve muss dadurch zwangsläufig supobtimal sein, wenn es darum geht, Schläge aufzusaugen. „Das stimmt“, sagt Mike, „aber wir haben dadurch so viele andere Vorteile, dass wir das in Kauf nehmen. Außerdem sehe ich das Rad eher als Bikepark-Freerider, bei dem es nicht auf Zehntel-Sekunden ankommt.


# Morpheus Carbon DH

Grundsätzlich hat ja ein Drehpunkt ums Innenlager drei Nachteile: Bremsstempeln durch eine Rotation der Bremsmontage gegenüber dem Hauptrahmen, Wippen durch Kettenzug und die ungünstige Radhebungskurve, weil das Hinterrad nicht nach hinten „ausweichen“ kann. In der Serie soll das Rad jedoch mit einer genial leichten Bremsmomentabstützung (ca. 150g) den ersten Nachteil ausmerzen. Von verstärktem Wippen soll man nach Mike nichts spüren, und ehrlich gesagt können wir uns sogar vorstellen, dass der fehlende Kettenzug an einem Rad mit so viel Federweg, welches vermutlich eh selten auf Asphalt gesprintet wird, keinen großen Nachteil darstellt. Dennoch: Warum soll man den Nachteil in Kauf nehmen?


# Morpheus DH-Bike

Für seinen Hinterbau plädiert der Morpheus Bikes Gründer so: „Zunächst einmal erlauben uns die riesigen Lager und die massive Schwinge einen enorm steifen Hinterbau zu bauen. Verglichen mit anderen DH-Bikes baut die Konstruktion 4-5 Mal steifer und auf dem Niveau einer Motocross-Maschine. Was das bringt? Ich bin auf noch keinem anderen Rad schneller durch Kurven gefetzt. Dann ist die Sache wartungsarm. Normale DH-Bikes funktionieren im Laden toll, aber mit der Zeit wird der Hinterbau schwergängig, und auch nach einem Lagerwechsel geht die Kiste nicht mehr so smooth wie neu. Unser Teil wird sehr lange sehr gut funktionieren. Und dann wäre da noch das Sprungverhalten: Das Rad springt sich wie sonst nur Enduros mit straffem Fahrwerk. Du kannst damit ernsthaft auf große, auch steile Sprünge gehen. Oh, und das Gewicht wird auch interessant werden. Und wer Singlespeed fahren will, kann auch das machen!“

Fest steht: Es gibt viele langweiligeren Bikes als die Produkte von Morpheus. Das liegt sowohl an dem schicken Look, der gebürstetes Aluminium mit Eloxal und Carbon verbindet, aber eindeutig auch an den alternativen Vorstellungen bezüglich Federweg und Hinterbau-Konzepten. „Sieht aus wie ein Trek“ gibt es woanders.

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Redaktion: Stefanus Stahl
Fotos: Stefanus Stahl und Johannes Herden für MTB-News.de / Carbon DH: Morpheus Cycles

  1. benutzerbild

    flyingcruiser

    dabei seit 01/2003

    Das Vimana gefällt, besonders durch die Farbe. Die Geometrie würde ich als unfähiger manual-Fahrer gern mal probieren. Die anderen gefallen mir gar nicht. Sieht nicht nur so aus wie etwas das schon mal da war - nein, sogar wie etwas das vor 10 Jahren verkauft wurde.

  2. benutzerbild

    Makkiawiel

    dabei seit 10/2012

    Schon wieder was über Morpheusbikes? Sorry Leute, aber gesponserte Werbung kann ich auch in der BIKE lesen....

  3. benutzerbild

    fone

    dabei seit 09/2003

    Die Ausfallenden vom Hardtail machen Belastungstechnisch ja wenig Sinn. smilie
    Schade, ich war ein Fan von dem Carbon-Rahmen, aber da gerate ich ins Zweifeln.

  4. benutzerbild

    klana_radikala

    dabei seit 02/2008

    ich brauch das loki so sehr!! würd bestimmt ne geile park rakete abgeben!

    und das vimana zum spielen in der stadt und auf den dirts

  5. benutzerbild

    Ericvdm

    dabei seit 08/2010

    also ich fahre ein mongoose slayton mit 120 mm federweg am heck und das reicht sowas von dermaßen aus um enduro zu fahren war dieses jahr auch in leogang und bin ein paartage damit dort gefahren (12kg übrigens) und das warr mega geil natürlich kein verglaich zu nem dhler aber was ich sagen will das reicht voll und ganz aus um es krachen zu lassen wenn man jetzt nicht gerade nur dh im bikepark etc fahren will

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