Die zweite Hiobsbotschaft an diesem Samstag, was MTB-Strecken angeht, kommt aus Baden-Württemberg: Eine der attraktivsten Strecken im Stuttgarter Raum wurde an diesem Wochenende dem Erdboden gleichgemacht. Die auch EsNos genannte MTB-Strecke Esslinger Nordschleife ist zerstört worden. Alle ersten Informationen hat Local Jonathan Beck – wir bleiben dran:

Die Esslinger Nordschleife (auch als EsNos bekannt) entstand über mehrere Monate und war eine der attrakivsten Mountainbikestrecken in der Stuttgarter Gegend. Sie wurde von vielen Freiwilligen gepflegt und war deswegen in einem Zustand, von dem sich viele kommerzielle Bikeparks eine Scheibe abschneiden können.

Die Strecke wurde zwar zuerst ohne Absprache mit den Waldeigentümern errichtet, jedoch wurde von Seiten der Mountainbiker in den letzten Monaten alles dafür getan, um eine Legalisierung der Strecke zu ermöglichen. Diese haben sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen, einen Ansprechpartner benannt und den Kontakt zu den Waldeigentümern und zuständigen Behörden gesucht. Die Gründung einer Vereinsabteilung war geplant, um den Waldeigentümern die Haftung bei Unfällen abzunehmen.

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# Bäume wurden quer über die Strecke gelegt

Doch leider ging das nicht schnell genug. Am heutigen Samstag (25.01) gegen 12 Uhr wurde auf Facebook ein Foto veröffentlicht, welches sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Im Sekundentakt wurden neue Nachrichten gepostet und absolut niemand freute sich über das, was er dort sah. Die Esslinger Nordschleife ist nur noch mit Mühe zu erkennen. Quer in die Strecke gefällte Bäume und ein umgepflügter Boden machen deutlich, dass die Strecke hier absichtlich und zielgerichtet zerstört wurde. Noch ist nicht bekannt, wer genau diesen Abriss verursacht hat. Es gab in den letzten Tagen immer wieder Meldungen von einem Waldbesitzer, welcher angekündigt hat, die Strecke abreißen zu wollen. Inwiefern dieser den Kontakt zum benannten Ansprechpartner aufgenommen hat, ist bisher noch unklar.

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# Die zerstörte EsNos

Eins ist jedoch deutlich, die Esslinger Nordschleife ist ein toller Beweis dafür, wieviel mit geringem finanziellen und dafür mit viel körperlichem Aufwand und dem Zusammenarbeiten von Freiwilligen erreicht werden kann. Es braucht nicht immer mehrere tausend Euro oder groß angelegte und geplante Projekte, um eine Mountainbikestrecke zu errichten. Die Anzahl der Abfahrenden macht deutlich, dass es im Stuttgarter Raum dringenden Bedarf an einer derartigen Strecke gibt.

Die Esslinger Nordschleife wurde bewusst gebaut, um allen Könnerstufen gerecht zu werden. So waren die meisten Sprünge auch rollbar und konnten auch mit geringer Geschwindigkeit sicher befahren werden. Das erhöhte nicht nur die Einsteigerfreundlichkeit, sondern verringerte auch das Unfallrisiko ungemein. Auch wurden – erst vor kurzem – gefährliche Bauten, die nicht in Absprache mit dem Ansprechpartner entstanden, wieder abgerissen, um den Waldbesitzern entgegen zu kommen.

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# Sieht nach schweren Maschinen aus: Das blieb von der EsNos übrig

Doch, obwohl hier versucht wurde mit möglichst viel Verstand vor- und auch auf die Waldbesitzer einzugehen, ist die Strecke nun vorerst Geschichte. Das ist schade für die Mountainbiker der Region. Schade für diejenigen, die viel Arbeit und Herzblut in die Strecke gesteckt haben, und schade für Esslingen. Der Region geht eine Attraktivität verloren, an der sich viele Mountainbike unterschiedlichster Altersklassen und unterschiedlichster Herkunft gerne versammelt haben um gemeinsam Spaß zu haben. Die Esslinger Nordschleife hat es hier zustande gebracht, mit nur einer Strecke den Anforderungen der vielen verschiedenen Mountainbikedisziplinen – die es mittlerweile gibt – gerecht zu werden. Besser, als es jede aufwändig geplante und kostenintensiv gebaute Strecke hätte tun können.

Es ist schade, dass niemand entdeckt hat, mit wie wenig Aufwand hier viel geschaffen wurde. Es ist schade, dass das Engagement der vielen Einzelpersonen nun wortwörtlich begraben ist und es ist leider mal wieder ein bitterer Beweis dafür, dass viel verloren gehen kann wenn die Uhren der Bürokratie zu langsam ticken. Hoffentlich ist dieser traurige Samstag Grund genug für diejenigen, die sich in diesem Thema annehmen können, sich dem Thema auch endlich anzunehmen. Ansonsten ist durch diesen Samstag nur eins passiert. Esslingen und auch die gesamte Region verlor ein wenig an Attraktivität.“

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Text: Jonathan Beck
Bilder: Jens Steinsberger & Laura Brethauer

Viele weitere Fotos – vorher / nachher: http://fotos.mtb-news.de/g/185/esnos

  1. benutzerbild

    freigeist

    dabei seit 05/2004

    da bin ich vollkommen bei dir(!) und natürlich ist solches verhalten (fehlende geduld) auch nachvollziehbar, keine frage.

    aber im endeffekt sitzen die stadtoberen doch eh am längeren hebel und nutzen solch aktionen als gefundenes fressen/argumentation um alles einzustampfen und bestehende projekte zu beerdigen.

    und im endeffekt geht es doch "nur" um die möglichkeit zu radln/spass haben und nicht um organisiertes verbrechen...

  2. benutzerbild

    stengele

    dabei seit 03/2013

    Was ich immer absolut lächerlich finde sind solche Aussagen:
    In Berkheim hat der TSV im vergangenen Jahr einen Bikepark angelegt, auf dem die Radler ihrem Hobby nachgehen können.
    Das sind erstens 2 völlig verschiedene "Sportarten" und 2. hab ich keinen Bock drauf nur zu bestimmten Uhrzeiten Sonntags auf einer viel zu kurzen Strecke rumzuheizen. Ein Bikepark hat ohne Frage seine Berechtigung, kann aber 100%ig keinen Trail ersetzen.
    War mit Sohnemann vor kurzen Sonntags am Bikepark, wärend der Öffnungszeiten und es war keine Sau da, alles verschlossen.smilie
    Dann sind wir halt Trails gefahren.smilie

  3. benutzerbild

    Athabaske

    dabei seit 08/2008

    ...und im endeffekt geht es doch "nur" um die möglichkeit zu radln/spass haben und nicht um organisiertes verbrechen...

    ...da wäre man dann allerdings wesentlich entgegenkommender von Seiten der Verwaltung. Vielleicht sollte man den TV Hegensberg der Cosa Nostra als Investitionsobjekt anbieten?smilie
  4. benutzerbild

    afro-dieter

    dabei seit 01/2011

    keine Sorge, hier wird von seitens der Stadt nichts mehr als Vorwand genutzt oder verhindert - über den Punkt sind wir hinaus.

  5. benutzerbild

    Bullet

    dabei seit 03/2003

    update - text by afro-dieter
    Die letzten 2 Monate haben wir mit der Suche nach einem Gutachter für die benötigte Artenschutzprüfung verbracht und sind nun fündig geworden.
    Letzte Woche haben wir mit einem Gutachter und dem Vertreter der Naturschutzbehörde das Waldstück unserer zukünftigen Strecke besichtigt und die nächsten Schritte besprochen.

    Der Gutachter unseres Vertrauens wird sich ab November mit der Artenschutzprüfung beschäftigen und eng mit dem Naturschutz zusammenarbeiten, damit wir in diesem Waldstück eine attraktive Strecke bauen können.Das Gutachten wird ab November 2014 bis Ende Frühjahr 2015 erstellt und muss z.B. vor Gericht gegen mögliche Klagen bestehen können.
    Daher müssen wir hier sehr genau und sorgfältig sein, damit die Strecke nicht im Nachhinein Probleme bekommen kann – Wir und vorallem unser Baumeister Matthes Uhlenbusch würde gerne schon vorgestern den ersten Spatenstich gesetzt haben!

    In der Zwischenzeit stimmen wir mit der Stadt Esslingen eine Vereinbarung über die Nutzung des Waldstücks ab, Vorlage dafür werden die perfekten Muster der DIMB sein.
    Wir können jedoch nochmal deutlich machen, das Naturschutzbehörde, Forst und Grünflächenamt sowie alle anderen Vertreter der Waldnutzer eine legale EsNos 2.0 unterstützen!

    PS: Wir haben die Bilder über die Mtb Falle am Kappelberg an die Stadt Esslingen weitergeleitet . Die waren auch geschockt und haben empfohlen, so etwas bei der Polizei anzuzeigen.

    Falls in Zukunft so eine Scheiße hier nochmal irgendwo auftaucht, bitte sofort Bilder machen, hier posten bzw. uns Bescheid geben und nichts verändern. Wenn man nicht selber zu den Cops möchte, mach ich das.
    Hoffe allerdings, das sowas hier keine Schule macht.

    Darum zeigt im Wald bitte Respekt, wir müssen auch in Zukunft mit allen anderen dort auskommen.

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    Regio TV (Kabel) am Donnerstag, 12.09. um 18:15 einschalten smilie

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