Ein spannender Saisonstart für die deutsche 4X Elite mit deutschem Sieg bei den Damen, aber einigen Verletzungen und durchwachsenem Ergebnis bei den Herren – Dana Elena Schweika gewinnt, Aiko Göhler landet auf Rang sieben. Hier gibt es den Rennbericht inklusive packender Fotostory von der Deutschen 4X Union.
Rennbericht
Was für ein Saisonstart für die deutsche 4X-Elite beim ersten Lauf der 4X Pro Tour im polnischen Szczawno Zdrój. Die Strecke in Szczawno gehört seit vielen Jahren zu den besten und dennoch berüchtigtsten 4X Kursen Europas. Wie jedes Jahr scheuten die Organisatoren um Andrzej Skrzypczak weder Mühen noch Kosten um den Auftakt der diesjährigen 4X Pro Tour so spannend wie nur möglich zu gestalten. So gab es vor allem im Zielbereich eine große Veränderung. Konnte man in den vergangenen Jahren das Gas zum Ende der Strecke bereits etwas rausnehmen und Energie für die nächsten Läufe sparen, erwartete die Fahrer nun ein neuer 13 Meter langer Double, der nochmals volle Konzentration und besonders starke Tritte der Fahrer forderte.
# Deutscher Sieg bei den Damen: Dana Elena Schweika gewinnt in Szczawno-Zdrjój
Mit einem etwas dezimierten Fahrerfeld reiste auch die deutsche Elite nach Polen. Mit den vorgegeben Kriterien des 4X-Beauftragten, Peter Richter, konnten sich die Männer mit einem Top16 Ergebnis direkt für die Weltmeisterschaft 2014 in Leogang qualifizieren, die Frauen mussten mindestens ins große Finale einziehen um ihr Ticket zu lösen. Die anspruchsvolle Strecke zollte jedoch bereits im Training ihre Tribute. Tom Scherer, Benjamin Ehrlich und Marco Stinner stürzten im Training so schwer, dass eine Teilnahme nicht denkbar war und so gingen sieben Männer und zwei Frauen unter deutscher Flagge in das Rennen.
# Gruppenfoto v.l.n.r: Marvin Schaupp, Jonas Gauss, Benedikt Last, Aiko Göhler, Denny Tischendorf, Rick Schubert, Dana Elena Schweika, Katharina Brauer, der verletzte Tom Scherer und Julian Steiner
Denny Tischendorf sorgte nach knapp zwei Jahren Abstinenz für eine riesige Überraschung. Der junge Schleizer fuhr in einem guten aber, nach eigener Aussage, keinem fehlerfreien Lauf auf einen hervorragenden siebten Platz und qualifizierte sich somit als schnellster Deutscher. Benedikt Last verpasste mit nur 0.063s die Top10 und fuhr auf Rang 11. Aiko Göhler kam knapp dahinter auf Rang 13.
Weit abgeschlagen qualifizierten sich die restlichen Fahrer im letzten Drittel: Jonas Gauss Platz 37, Marvin Schaupp Platz 40, Rick Schubert Platz 41, Julian Steiner Platz 42. Dana Elena Schweika konnte man die Begeisterung, wieder auf dem Hardtail unterwegs zu sein, bereits im Training ansehen. Als einzige Fahrerin bezwang sie den Einstieg in die große Proline und hatte somit beste Chancen auf den Sieg. Dass das jedoch kein leichter Weg werden würde, zeigte die Qualifikation. Mit einem Rückstand von drei Sekunden auf die Führende Monika Hrastnik qualifizierte sie sich auf Rang zwei. Katharina Brauer fuhr bei ihrem Pro Tour-Debut auf Rang vier.
# Katharina Brauer auf dem Weg ins kleine Finale
Die Bedingungen für die Finals hätten nicht besser sein können. 4000 Zuschauer säumten die Ränge, der unter Flutlicht bestrahlten, Strecke. In einer einmaligen Atmosphäre stürzten sich die Fahrer in die 64er Finals. Für Julian Steiner, Jonas Gauss und Rick Schubert war jedoch bereits hier Stop. Mit einem phänomenalen Lauf katapultierte sich der Junior, Marvin Schaupp, der in Polen sein erstes internationales Rennen fuhr, in die Riege der Top32. „Ich bin im Training nie den letzten 13m Double gesprungen, doch als ich auf Platz zwei war wollte ich unbedingt in die nächste Runde und dann musste ich einfach abziehen“, erklärt der erst 17-jährige mit einem dicken Grinsen im Gesicht.
# Der Junior Marvin Schaupp hatte keine Probleme damit sich über die große Proline zu schießen
Auch für Aiko Göhler, Benedikt Last und Denny Tischendorf ging es nach einem erfolgreichen Lauf in die 32er Läufe. Mit nur einem weiteren guten Lauf konnten sich nun gleich vier der Jungs für die anstehende Weltmeisterschaft qualifizieren. Für unseren Deutschen Meister, Benedikt Last, hieß es gegen das starke schwedische Duo um Felix Beckeman und David Axelsson zu bestehen. Mit einer gekonnten Attacke schob er sich in der zweiten Kurve hinter Beckeman auf Rang zwei, wurde aber bereits in der nächsten Kurve geblockt. Während Beckeman allein zu Fall kam, fanden
sich alle drei Fahrer Kopf an Kopf auf der vierten Geraden wieder und sprinteten dem Ziel entgegen. Mit einem starken Schlusssprint konnte Last zwar auf wenige Meter aufschließen, doch sollte es am Ende das Aus für ihn bedeuten. Marvin Schaupp hatte seinen starken Gegnern wenig entgegen zu setzen, kann sich aber über einen sehr guten 32. Platz freuen. Göhler und Tischendorf zogen währenddessen mit den favorisierten Fahrern um Slavik, Prokop, Beaumont und Waldburger in das Viertelfinale ein, womit beide automatisch für die WM 2014 gesetzt sind.
Mit zunehmender Dunkelheit wurden die Kämpfe um die Plätze härter. Die Fahrer schenkten sich nichts, was nun auch Tischendorf zu spüren bekam. Bereits auf der Startgeraden musste er einstecken und sich hinter seinen Konkurrenten einreihen. Bis zum Ziel schaffte er es nicht mehr komplett aufzuschließen und finishte am Ende des Tages mit einem mehr als zufrieden stellenden 14. Platz. „Ich bin mit der Strecke in Polen wirklich gut zurecht gekommen und habe von Anfang an gut an meinem Speed arbeiten können. Die Quali wollte ich safe fahren und hab nicht damit gerechnet solch einen guten Lauf ins Ziel zu bringen. Mit meinen Finals und dem Einzug ins Nationalteam bin ich super happy. Jetzt heißt es trainieren, trainieren, trainieren aber ich bin sehr zuversichtlich und heiß auf Leogang“, so Tischendorf nach seinem starken Rennen.
# Jonas Gauss folgt Denny Tischendorf auf das große Roadgap
Aiko Göhler bewies ein weiteres Mal ein gutes Auge und nutzte einen kleinen Fehler von Blake Nielsen um sich auf Rang zwei zu schieben, so dass ihm der Einzug ins Halbfinale gelang. Mit einem verpassten Start hatte er hier Scott Beaumont, Lewis Lacey und Tomas Slavik wenig entgegenzusetzen. Somit blieb für ihn das kleine Finale und der spätere Kampf um die Plätze 5-8.
Mit dem Start der Halbfinals der Frauen, gelang Dana Elena Schweika der sichere Einzug ins große Finale. Mit Leichtigkeit übersprang sie die Amateurline und fuhr sich einen großen Vorsprung heraus. Katharina Brauer verpasste nur knapp das Finale. Auf Platz zwei fahrend wurde sie von ihrer tschechischen Konkurrentin Michaela Berakova abgefangen und musste sich mit dem kleinen Finale begnügen, welches sie fehlerfrei gewinnen konnte und einen guten fünften Rang belegte.
Schweika hatte in ihrem ersten 4x Pro Tour Finale die besten Chancen einen Sieg einzufahren. Mit einem starken Start und einer fehlerfreien ersten Geraden setzte sie sich unangefochten an die Spitze. Als Einzige sprang sie abermals den ersten Double der Proline und verschaffte sich einen großen Vorsprung, so dass sie sich am Ende des Tages ganz oben auf dem Podium wiederfand. „Nachdem ich letzte Woche erst aus Neuseeland zurückgekommen bin, habe ich mich total auf das Rennen in Polen gefreut. Ohne lange zu zögern hab ich mich an die ersten Sprünge der Proline gemacht, was mir am Ende den entscheidenden Vorteil bringen sollte. Nach meiner verpatzten Quali wollte ich unbedingt gewinnen und hab in meinen Läufen Vollgas gegeben. Dass ich dann gewinne und für mich die deutsche Nationalhymne gespielt wurde, ist einfach unglaublich.“
# Dana Schweika holt sich ihren ersten 4X Pro Tour Sieg
Das kleine Finale der Herren war indes ein heißer Dreikampf. Nur wenige Meter trennten Beckeman, Milan Mysik und Göhler, welche sich nichts schenkten. Für Göhler reichte es am Ende für den siebten Gesamtrang, womit er vielversprechend in die neue Saison startet. „Als ich heute früh ins Auto stieg und mein Toast in die Pfütze habe fallen lassen, dann auch noch abgelaufene Schokomilch getrunken habe und in Höhe der polnischen Grenze feststellen musste, dass ich meine 2012er Lizenz anstatt der 2014er eingesteckt hatte, hab ich nicht mit einem so erfolgreichen Tag gerechnet“, kommentiert Göhler lachend sein exzellentes Rennen. „Es waren echt gute Kämpfe und mit meinem siebten Platz bin ich mehr als zufrieden.“
Tomas Slavik war bereits in seinem Viertel- und Halbfinallauf unfassbar schnell unterwegs. Gemeinsam mit Hannes Slavik, Michal Prokop und dem Briten Lewis Lacey stand er am Gate des großen Finals. Und ein weiteres Mal sollte es ein Duell zwischen den beiden Giganten Prokop und Slavik werden. Zu keinem Zeitpunkt des Rennens war Prokop auch nur mehr als fünf Meter hinter Slaviks Hinterrad und stets auf der Suche nach der kleinen Lücke, die ihm zum Sieg verhelfen sollte. Doch Slavik fuhr routiniert. Fehlerfrei fuhr er dem Ziel entgegen und setzt somit sein Siegeszug aus dem Vorjahr fort.
Fotostory
# Mit vollem Fokus ging es in Polen auf die lange letzte Gerade – Aiko Göhler
# Marco Stinner stürzte im Training schwer und musste zum Durchchecken ins Krankenhaus, blieb aber bis auf Prellungen verschont von Verletzungen
# Bis zu seinem heftigen Sturz war Rick Schubert mit einem guten Speed unterwegs
# Drei Sekunden Rückstand in der Quali verunsicherten Dana Elena Schweika keineswegs
# Denny Tischendorf gelang die große Überraschung und qualifizierte sich als schnellster Deutscher auf Rang 7
# Julian Steiner kennt man sonst nur aus der BMX Bundesliga, ihn wird man in Zukunft wohl häufiger auf dem MTB sehen
# Das Training fand unter besten Bedingungen statt – Benedikt Last
# Die Deutschlandflagge auf dem linken Arm – der Deutsche Meister Benedikt Last hatte sich sicherlich etwas mehr erhofft
# Jonas Gauss und Julian Steiner beim gemeinsamen Gatetraining
# Nach heftigem Abflug im Training ging Rick Schubert mit getapter Hand ins Rennen
# Michal Prokop hat im Winter über zehn Kilo verloren, seine 4X-Skills haben darunter jedoch nicht gelitten
# Tomas Slavik fuhr unangefochten ins Finale
# Marvin Schaupp kämpft im 32er Finale um den Anschluss
# David Axelsson revenchiert sich bei Benedikt Last im 32er Finale
# Flutlicht-Romantik an der Strecke in Szczawno Zdrój
# Podium der Herren: Lewis Lacey, Michal Prokop, Tomas und Hannes Slavik, Felix Beckeman (v.l.n.r.)
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Text: Rick Schubert
Fotos: Niklas Vogt
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