Die Spannung steigt: Noch zwei Tage bis zum ersten Start des diesjährigen MTB-Worldcups in Albstadt. Zwei Tage Zeit für die Organisatoren, der Veranstaltung den letzten Feinschliff zu verleihen und eben zwei Tage – zumindest für die Sprinter – sich auf den wichtigsten MTB-Wettkampf in Deutschland vorzubereiten. Denn in Albstadt geht es dieses Jahr um viel: Natürlich um den Weltcupsieg bei den Damen und bei den Herren, doch das Thema „WM-Vergabe 2016“ wird immer im gleichen Atemzug mit dem Weltcup dieses Jahr genannt. Wir geben einen Überblick über die Rennen, die Veranstaltung und die Aussichten für eine Ausrichtung der WM 2016.
Favoritencheck
Als aller erstes konzentrieren wir uns auf das Sportliche. Es ist der vierte Lauf zum diesjährigen MTB-Weltcup und für die Europäer die letzte Generalprobe vor der Europameisterschaft in St. Wendel, die eine Woche später stattfindet. Favoriten bei den Herren auszumachen ist sehr schwer. Sicherlich muss man an aller erster Stelle die „Großen Drei“ (Absalon, Schurter, Kulhavy) nennen, doch in Nove Mesto vergangenen Sonntag zeigte sich, dass eine Vielzahl an Fahrern momentan in der Lage sind ganz vorne mitzumischen. Julien Absalon gilt als Favorit, zumal er vor der Saison schon als ersten Saisonhöhepunkt das Rennen auf der schwäbischen Alb ausgegeben hat. Ohne Sturz in Tschechien wäre für den Doppelolympiasieger wohl auch mehr rausgesprungen als der fünfte Platz.
Nino Schurter reist mit dem Selbstvertrauen eines Sieges nach Deutschland. In Nove Mesto war er wieder einmal der Mann des Tages, auch wenn er in Martin Fanger einen harten Widersacher hatte. Der Schweizer wird sicher topfit und hochmotiviert am Start stehen und somit ein ganz großer Siegkandidat sein. Außerdem hat er wie Absalon noch etwas gut zu machen in Albstadt – Schurter erwischte letztes Jahr keinen guten Tag, der Franzose musste klar in Führung liegend mit einem Defekt aufgeben.
# Kann sich Nino Schurter einen weiteren Weltcupsieg holen?
Und was ist mit Jaroslav Kulhavy? Nach seinem Kniescheibenbruch im Winter konnte er in seiner Heimat letzte Woche erstmals wieder zeigen, zu was er eigentlich in der Lage ist. Ein Defekt warf den Olympiasieger von London allerdings aussichtslos zurück. Unterschätzen sollte man ihn auf jeden Fall nicht.
Diese drei gelten natürlich immer als Topfavoriten, doch in Nove Mesto konnte man sehen, dass etliche Fahrer das Zeug dazu haben, diesen in die Suppe zu spucken. Martin Fanger, Stephane Tempier, Daniel McConnell (Albstadtsieger von 2013), Fabian Giger, Thomas Litscher, Maxim Marotte, Jose Antonio Hermida, Ralph Näf, Lukas und Matthias Flückiger sind alles Fahrer, die auf jeden Fall das Zeug für einen Top 5-Platz haben. Dass die Liste an dieser Stelle noch fortführbar wäre zeigt, was für ein spannendes Rennen uns in Deutschlands Hochburg des XC-Sports erwartet.
Einen gesonderten Blick werfen wir beim Heimrennen auf unsere deutschen Athleten. Als erstes muss man spätestens seit letzter Woche den deutschen Meister Moritz Milatz nennen. In Nove Mesto wurde der BMC-Biker Dritter und fuhr so mitten in die Weltspitze. Er zählt somit zu den ganz heißen Eisen im Feuer für Albstadt. Bei Manuel Fumic lief der Motor in den letzten Rennen nicht ganz rund – dass er es kann, hat er dieses Jahr aber auch schon mit einem Top 3-Platz im Weltcup in Pietermaritzburg bewiesen. Abschreiben darf man ihn also auch keinesfalls, zumal sich der ehemalige U23-Weltmeister speziell auf Albstadt vorbereitet hat. Markus Schulte-Lünzum kommt ebenfalls pünktlich zum Heimrennen in Fahrt. Letzten Sonntag konnte er erstmals dieses Jahr ein richtig zufriedenstellendes Rennen fertig fahren – Platz 18 im ersten Elitejahr ist aller Ehren Wert für den letztjährigen Sieger aus Albstadt im U23-Rennen.
# Moritz Milatz überzeugte in Nove Mesto vor einer riesiegen Zuschauerkulisse.
Damen
Bei den Damen ist es dieses Mal ebenfalls spannend wie kaum zuvor. Pauline Ferrand-Prevot legte in Tschechien ein Rennen hin, mit dem absolut keiner gerechnet hätte. 2:50 Minuten Vorsprung auf Catharine Pendrel war schon ein großes Ausrufezeichen. Die Französin, die viel Straßenrennen fährt, wird auch in Albstadt am Start stehen. Ihre Teamkameradin vom Liv-Pro-XC-Team, Jolanda Neff, geht als Weltcupgesamtführende an den Start und gilt ebenfalls als Anwärterin auf den Sieg. Beachtlich ist, dass beide Fahrerinnen eigentlich noch der U23-Kategorie angehören.
Aber auch bei den Damen lässt sich eine lange Favoritenliste schreiben. Catharine Pendrel meldete sich nach einem Schlüsselbeinbruch eindrucksvoll in Nove Mesto zurück, Gunn-Rita Dahle Flesjå gilt grundsätzlich immer als Favoritin, Irina Kalentieva ist dieses Jahr ebenfalls sehr stark, genauso wie Annika Langvad, Eva Lechner, Katrin Leumann, Alexandra Engen, Maja Wloszczowska und natürlich Sabine Spitz. Die Deutsche Altmeisterin konnte dieses Jahr noch einmal kräftig auf sich aufmerksam machen und war bis jetzt in jedem Weltcuprennen in der Lage, auf das Podium zu fahren. Zwar konnte sie beispielsweise in Nove Mesto durch einen Sturz nicht mehr um die Top 5-Plätze eingreifen, doch möglich sind diese Platzierungen für sie allemal.
Auch Adelheid Morath dürfte in der Lage sein weit vorne mitzufahren, unter anderem weil ihr die Streckencharakteristik von Albstadt entgegenkommt.
# Schafft Sabine Spitz in ihrem Heimatland den Sprung aufs Podest?
U23 – Junioren
In der U23 und bei den Junioren ist für die deutschen Sportlerinnen und Sportler ebenfalls alles drin. Julian Schelb gilt als aussichtsreichster Fahrer bei den U23-Jungs: In Nove Mesto konnte er wieder eine aufsteigende Form beweisen, wurde durch einen Defekt aber ausgebremst. Christian Pfäffle, Juniorenweltmeister Lukas Baum und Ben Zwiehoff können sicherlich in die Regionen um die Top 10-Plätze vorstoßen.
Bei der weiblichen U23 geht Helen Grobert mit dem weißen Trikot der Gesamtführenden an den Start und wird somit hochmotiviert sein – ein Podestplatz ist auf jeden Fall drin. Die deutschen Junioren gehen sogar mit Siegambitionen am Samstag an den Start. Luca Schwarzbauer war in Nove Mesto Zweiter und hat das UCI Juniors Worldseries Rennen in Graz gewonnen. David Horvath bestätigte ebenfalls seine tolle Verfassung letzte Woche und wurde Vierter.
# Luca Schwarzbauer war in Nove Mesto stark und wurde Zweiter.
Sprint
Beim Sprint am Freitag ist immer alles möglich. Junge Fahrer drängen sich oft in den Vordergrund, die davor keiner auf dem Zettel hatte. So beispielsweise geschehen in Cairns, als der 18-jährige Neuseeländer Sam Gaze das Rennen machte. Nichtsdestotrotz kann man ein paar Favoriten für den Sieg ausmachen. Bei den Herren sollte man da natürlich den Sieger von Nove Mesto Miha Halzer nennen. Der Slowene ist zurzeit in einer super Form und ist klarer Favorit auf den Sieg. Doch auch Daniel Federspiel sollte nicht unterschätzt werden – ein zweiter Platz aus Tschechien steht bei ihm auf dem Konto vor dem Weltmeister Paul van der Ploeg.
Aus deutscher Sicht können einige den Sprung ins Halbfinale oder sogar noch weiter vor schaffen. Der deutsche Meister Simon Stiebjahn ist dazu in der Lage genauso wie Simon Gegenheimer, Martin Gluth und Andy Eyring. Bei den Damen sind die Favoritenrollen klarer verteilt. Die Weltmeisterin Alexandra Engen gilt als Topfavoritin und ihre Landsfrau Jenny Rissveds hat ebenfalls gute Chancen auf den Sieg. Aus deutscher Sicht besitzt wohl Nadine Rieder die besten Chancen auf einen Einzug ins Halbfinale oder Finale, zumal sie in Albstadt schon mal Finalluft geschnuppert hat, als sie letztes Jahr Dritte wurde.
Veranstaltung – Wir sind für euch vor Ort!
Der Weltcup findet zum zweiten Mal nach 2013 in Albstadt statt. Die Organisatoren haben im Vergleich zum Vorjahr die ein oder andere Kleinigkeit verändert, doch im Großen und Ganzen bleibt alles beim Alten. Dass die Sprintstrecke von der Tailfinger Innenstadt ins Bullentäle verlegt wird, gehört wohl mit zur größten Veränderung. Zusätzlich wurden an der XC-Strecke kleine Korrekturen vorgenommen, doch das Streckenprofil ist das altbekannte.
Am Freitag geht es also los mit dem Sprint, der vielleicht zum letzten Mal in Albstadt zu sehen sein wird, da er vorausichtlich aus dem Weltcup-Kalender gestrichen wird. Am Samstag folgen die XC-Rennen der Junioren und der U23-Damen bevor am Sonntag die große Weltcup-Party steigen soll.
Wir werden für euch für Ort sein und von allen Rennen live berichten.
Der Zeitplan:
Freitag:
09:30 Uhr World Cup Cross-Country Eliminiator – Qualifikation
17:00 Uhr World Cup Cross Country Eliminator – Endausscheidung
Samstag:
13:15 Uhr GONSO UCI Juniors Series (XCO) – Juniorinnen
15:00 Uhr GONSO UCI Juniors Series (XCO) – Junioren
17:00 Uhr World Cup Olympic Cross Country (XCO) – Damen U23
Sonntag:
09:30 Uhr World Cup Olympic Cross-country – Herren U23
11:30 Uhr World Cup Olympic Cross Country (XCO) – Damen Elite
14:00 Uhr World Cup Olympic Cross Country (XCO) – Herren Elite
Alle Infos zur Veranstaltung findet ihr hier.
WM 2016
Neben den Weltcupsiegen, die es in Albstadt zu vergeben gibt, entscheidet die UCI nach Albstadt über die WM-Vergabe 2016. Nove Mesto und Albstadt haben sich für die Wettkämpfe beworben. Für beide Veranstalter ist es eine einmalige Chance die Meisterschaften auszurichten, da im olympischen Jahr erstmals in der Geschichte die Ausdauerdisziplinen und die Gravitydisziplinen bei der WM getrennt werden. Somi heißt ein weiteres Duell am Wochenende Albstadt gegen Nove Mesto.
Die Tschechen haben letztes Wochenende vorgelegt – und wie. 19500 zahlende Zuschauer heißt es von Seiten den Veranstalters, ein absoluter Topwert. Die Stimmung, die diese gemacht haben, war atemberaubend und faszinierend. Auch organisatorisch lief zumindest von außen betrachtet alles glatt, das heißt die Latte für Albstadt liegt extrem hoch. Trotzdem gibt sich Stephan Salscheider von der ausrichtenden Skyder Sportpromotion und der RSG Zollern-Alb kämpferisch. Und das auch nicht grundlos: Schließlich kann Albstadt ebenfalls auf seine euphorischen Zuschauer bauen. Und organisatorisch? Wenn alles glatt läuft könnte man mit Nove Mesto wieder gleich ziehen, dann liegt es an der UCI. Welche Einflüsse da eine Rolle spielen, ist nicht ganz einsichtig. Welchen Einfluss hat der MTB-Markt? Wo ist die bessere Infrastruktur gegeben? Wir dürfen gespannt sein, wie sich der Weltverband entscheidet. Für Albstadt gilt auf jeden Fall: Zwei Tage bleiben noch, um sich optimal auf den Event vorzubereiten.
# Angelegte Zuschauerwege in Albstadt.
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