In Albstadt boten die Protagonisten und die Organisatoren eine Antwort, was sie von dem möglichen Ausscheiden des Sprintweltcups aus dem UCI-Kalender halten. Eine „sehr faire“ Sprintstrecke mit vielen Überholmöglichen und einem „tollen Publikum“, wie Sprintweltmeisterin Alexandra Engen erzählte, machten beste Werbung für den Eliminator. Dass im Finale der Herren Platz eins und zwei, sowie Platz drei und vier im Fotofinish entschieden wurde, zeigt was für spannende Zweikämpfe für die vielen Zuschauer zu sehen waren.


# Der deutsche Meister Simon Stiebjahn war stark unterwegs in Albstadt.

Herren: Mels gewinnt um Haaresbreite

Fabrice Mels hat den dritten Eliminator dieser Weltcupsaison für sich entschieden. In einem Finale das von einer Dramatik auf der Zielgerade geprägt war, hatte der Belgier letzten Endes die besten Beine. Er gewann im Fotofinish vor dem Weltmeister Paul van der Ploeg, Patrick Lüthi und dem Kanadier Leandre Bouchard.


# Fabrice Mels hat den Weltcup-Sprint im Bullentäle gewonnen.

Doch nun von vorne: Die erste Überraschung bot sich in der Qualifikation, als sich der bis dato Gesamtführende des Weltcups Daniel Federspiel schon verabschieden musste. „Mir viel in einem Drop die Kette runter, trotz einer Kettenführung. Das ist mir noch nie passiert.“, zeigte sich der Österreicher enttäuscht. Aus deutscher Sicht qualifizierten sich Marco Schätzing, Andy Eyring, Simon Stiebjahn und Heiko Gutmann für die Achtelfinalheats. Alle bis auf den erstgenannten kamen sicher eine Runde weiter. Aus deutscher Sicht trafen dort dann unglücklicherweise der Bulls-Fahrer Stiebjahn und Eyring (Bergamont-Hayes) aufeinander. „Wir hatten eine gemeinsame Taktik, vor allem um Miha Halzer abzuhängen. Das hat am Anfang auch gut funktioniert.“, berichtet Eyring. Die beiden konnten sich absetzten von ihren Konkurrenten, doch der Bergamont-Biker musste alles von vorne fahren und so fehlten ihm auf der langen Zielgeraden etwas die Körner – Elia Silvestri zog an dem Deutschen noch vorbei. Nichtsdestotrotz war die zweite Überraschung perfekt: Der Sieger von Nove Mesto war ausgeschieden und Eyring zeigte sich zumindest in der Hinsicht zufrieden, dass er trotzdem für die EM kommende Woche nominiert wurde. Heiko Gutmann (Lexware) konnte sich in seinem Heat sicher für die nächste Runde qualifizieren.

Halbfinale
Im ersten Halbfinale kam dann aber auch für den Bullen Stiebjahn und den Schwarzwälder Gutmann das jeweils hauchdünne Aus bzw. der Einzug ins kleine Finale. Souverän bis zu diesem Zeitpunkt waren die vier Finalisten. Van der Ploeg und Mels, die sich in jedem Vorlauf gegenüber standen, zogen ins Finale ein, genau so wie Bouchard und Lüthi.

Kleines Finale
Im kleinen Finale holte der deutsche Sprint-Meister dann nach, was ihm im Halbfinale verwahrt blieb. Nach dem Start setzte sich Stiebjahn an die Spitze und lies sich diese nicht mehr nehmen. Gutmann folgte und sicherte sich Rang zwei, was in der Endabrechnung Platz fünf und sechs bedeutet. „Schön, dass ich vor heimischen Publikum zum ersten Mal in meiner Karriere aufs Weltcuppodium fahren konnte“, freute sich der Sprintmeister.

Finale
Im großen Finale wurde dann den Zuschauern ein Sprintspektakel präsentiert. Der Weltmeister van der Ploeg zog nach dem Start an die erste Position, gefolgt von Fabrice Mels. Nach einer technischen Passage, nahmen die Ersten dann das Tempo raus und es wurde zu einer taktischen Show. Alle vier Fahrer fuhren fast nebeneinander in Richtung Ziel. Keiner konnte sehen wer das Rennen machte, ein Raunen ging durchs Publikum aufgrund dieser Spannung. Blicke wanderten sofort zur Anzeigetafel – was die anzeigte war fast unmöglich. Hinter allen Namen stand ein „Ph“ für Fotofinish. Nach bangen Sekunden spuckte diese aus: Fabrice Mels war der Glückliche am Ende. „Ich fühlte mich nicht gut, aber im Rennen lief es plötzlich. Es war richtig cool hier vor so vielen Zuschauern. Die haben sogar für mich als Belgier geschrien“, zeigte sich ein überglücklicher Fabrice Mels. Auch Paul van der Ploeg war alles andere als enttäuscht: „ Das Niveau ist so hoch im Moment. Ich bin jedes Mal glücklich wenn ich ins Finale komme, weil ich dann sicher auf dem Podium stehe. Normalerweise stehen da nur die ganz großen Fahrer. Vor fünf Jahren konnte ich mir nicht vorstellen auf dem gleichen Podest wie Nino Schurter und Julien Absalon zu stehen. Und die Sprintstrecke war auch perfekt.“


# Simon Gegenheimer ärgert sich über seinen verpassten Start. – Bild: facebook

Dumm gelaufen ist das Rennen für die Rose Fahrer – Simon Gegenheimer und sein Kollege kamen zu spät zur Transponderausgabe – beide durften daher bei ihrem Heimworldcup nicht an den Start gehen – der gleiche Fauxpas passierte auch der jungen Schwedin Jenny Rissveds.

Alles in allem wurde die Strecke und die Zuschauer in Albstadt sehr gelobt. Andy Eyring sprach vom „geilsten Sprintrennen das ich je gefahren bin. Die Zuschauer rufen deinen Namen, es war richtig cool.“ Chef-Organisator Stephan Salscheider zeigte sich auch sehr zufrieden mit dem Auftaktrennen. „Wir haben von den Zuschauern her heute Nove Mesto geschlagen. Es waren spannende Rennen und eine tolle Sprintstrecke. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung den Sprint hierher ins Bullentäle zu verlegen.“


# Das Podest der Herren.

Damen: Stirnemann feiert zweiten Weltcupsieg

Bei den Damen hat Kathrin Stirnemann vom Sabine Spitz Haibike Team den Sprint gewonnen. Im Finale legte sie einen Start-Ziel-Sieg hin und ihr gelang das, was vielen zuvor nicht vergönnt war: Das komplette Rennen konnte sie sich an der Spitze halten und ihre Konkurrentinnen auf Distanz halten. Alexandra Engen hatte nach eigener Auskunft „nicht ganz gute Beine heute“. So war für die sympathische Schwedin (Ghost) der Sieg heute nicht drin. Die Weltcupgesamtwertung konnte sie allerdings verteidigen. Engen fuhr extrem taktisch bis ins Finale und versuchte Kräfte zu sparen. „Es war ein fairer Kurs. Der physisch Stärkste hat heute gewonnen. Der Kurs war sehr hart, aber toll.“ Kathrin Stirnemann war von ihrem Finallauf überrascht. „Es ist einfach passiert. Plötzlich war ich weit vorne – damit hätte ich nicht gerechnet.“ Linda Indergand und Anne Terpstra, die auf die Plätze drei und vier fuhren, hatten gegen die Topsprinterinnen Stirnemann und Engen keine Chance. Die Schweizerin war früh enteilt, die Ghost-Fahrerin auf der Zielgerade zu stark.


# Finale der Damen: Kathrin Stirnemann in Front.

Erfreulich aus deutscher Sicht war der achte Platz von Lena Putz. Die deutsche Vizemeisterin qualifizierte sich fürs Halbfinale und musste sich dort knapp geschlagen geben. Im kleinen Finale war sie dann allerdings machtlos.

Bei Nadine Rieder, die letztes Jahr Dritte in Albstadt wurde, lief es heute nicht rund. Sie schied im Viertelfinale aus, genauso wie Veronika Brüchle, die sich auf der Zielgerade gegen Stirnemann und Putz geschlagen geben musste.


# Podest der Damen.

Eliminator-Aus im Weltcup?

Über das mögliche Ausscheiden im Weltcup des Sprints waren einige Fahrerinnen und Fahrer enttäuscht. Paul van der Ploeg meinte, dass man der Sportart mehr Zeit geben sollte. „Ich bin sehr traurig über die Entscheidung der UCI. Im Skilanglauf lief die Sprintdisziplin anfangs auch nicht optimal. Und jetzt ist es jedes Mal ein Fest wenn ein solches Rennen sattfindet.“ Andy Eyring zeigte sich ebenfalls enttäuscht. „Es ist ein Jammer das diese Disziplin wegfallen soll. Aber wir haben mit anderen Teams schon Gespräche aufgenommen. Vielleicht können wir eine Lösung gemeinsam finden.“ Aus Sicht der Sportler war Albstadt auf jeden Fall eine Werbung für den Sport. Alexandra Engen lobte den Kurs und auch die Organisation von Albstadt, genauso wie die in Nove Mesto. „Ich freu mich auf die WM 2016, die UCI kann sich zwischen zwei Hammer-Organisatoren entscheiden.“ Kathrin Stirnemann hätte sich noch etwas mehr technische Passagen gewünscht. Nichtsdestotrotz hat sicher der Sprint heute von seiner besten Seite gezeigt.

Alle Ergebnisse findet ihr hier.


# Die Strübi-Mädels in der Steilwandkurve.


# Veronika Brüchle schied im Viertelfinale knapp aus…


# …genauso wie Andy Eyring.


# Die Stars hoch oben in der Steilwandkurve.


# Heiko Gutmann wurde sehr guter Sechster.


# Der Fanclub von Fabrice Mels feiert.

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Text: Tobias Sindlinger (Toobold)
Bilder: Thomas Fritsch (Dommaas)

  1. benutzerbild

    Toobold

    dabei seit 01/2014

    In Albstadt boten die Protagonisten und die Organisatoren eine Antwort, was sie von dem möglichen Ausscheiden des Sprintweltcups aus dem UCI-Kalender halten. Eine „sehr faire“ Sprintstrecke mit vielen Überholmöglichen und einem „tollen Publikum“, wie Sprintweltmeisterin Alexandra Engen erzählte, machten beste Werbung für den Eliminator. Dass im Finale der Herren Platz eins und zwei, sowie Platz drei und vier im Fotofinish entschieden wurde, zeigt was für spannende Zweikämpfe für die vielen Zuschauer zu sehen waren.


    → Den vollständigen Artikel „XCE World Cup #3 - Albstadt: 1, 2, 3 und 4 im Fotofinish – das wohl spannendste Sprintrennen der Geschichte“ im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    domingo2

    dabei seit 06/2008

    Ich habs mir gestern bei Red Bull live angeschaut, war extrem spannend! wäre jammer schade wenn es abgeschafft würde...

  3. benutzerbild

    shield

    dabei seit 02/2006

    und wo ist das foto vom fotofinish?

    schade für rose

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