Hallo MTB-News.de-Leser,

Unwissende würden glauben, dass ein Flugzeug abhebt, als einer meiner Kollegen vor mir zum Sprint auf der Walze ansetzt. Ein weiterer verursacht beim selbigen Prozedere ein Geräusch, das eher an eine Drehbank zur Herstellung von Teilen eines Schiffsmotors erinnert. Draußen ziehen die Wolken abwechselnd vor die Sonne und haben ein paar Regenschauer im Schlepptau. Die kleine Bergstation des Sesselliftes, deren Zustand in den Skigebieten der Alpen nur einen mitleidenden Blick auf sich ziehen würde, schützt einen sehr gut vor den unwirtlichen Bedingungen im Freien.


# Los geht es hoch zum Start

Manche Mechaniker versuchen krampfhaft ihre Nervosität zu unterdrücken, indem sie sich untereinander unverständliche Wortfetzen zuwerfen. An mir selbst geht das eher vorbei, als würde mich die ganze Sache nichts angehen. Vor meinem Augen habe ich die Strecke, gehe sie nochmal durch, weis wo ich jede einzelne Kurve anfahre und rechne damit, dass ich an vielen Stellen um einiges schneller als im Training angeflogen kommen werde. Es wird mir später helfen, nicht überrascht zu sein…

Das wechselhafte Wetter macht mich nicht wirklich nervös, in Fort William muss man damit rechnen, dass es von der einen auf die andere Minute von Sonnenschein auf Sturm und Regen umschalten kann. Ich fühle mich bereit für das Rennen, habe nach der Quali alles analysiert und die Federung nur um einen Klick im Rebound vorne und hinten verändert! Im Training vor dem Rennen bekam ich die Bestätigung, dass es richtig war – das Bike passt!

Mein Aufwärmprogramm ist beendet, es sind kaum mehr fünfzehn Minuten bis zum Start. Das Anbringen der Knieschützer und restlichen Protektoren erhöht die Vorfreude auf den Rennlauf nur noch mehr.  Jersey ist an, Helm auf und mein Mechaniker Michi hat beide Brillen, Trinkflasche und Handtuch mit sich. Ich drehe ein, zwei Runden auf den Pflastersteinen vor der Bergstation, es sind nur noch wenige Menschen am Berg. Das ist immer ein gutes Zeichen – denn es heißt, du warst in der Qualifikation sehr weit vorne. Und die Ruhe ist irgendwie gut wenn man weiß, wie es auf der Strecke und im Ziel zugehen wird.

Die letzten Minuten vor dem Start denkt man fast nichts mehr, der Transponder für die Zeitnehmung wird montiert, die obligatorische Unterschrift zur Bestätigung, dass man den Sender erhalten hat, erfolgt automatisch. Früher dachte ich mir noch wow, geil, mein Name steht nur ein paar Zeilen unter dem von Steve Peat. Heute ist mir bewusst, dass ich zu den zwanzig Besten der Welt gehöre, und mein Ziel ist es, vor all diesen Namen zu stehen. Gut Ding braucht Weile.


# Markus Pekoll

Greg Minnaar startet vor mir gerade impulsiv aus dem Starthaus. Noch 2,5 Minuten bis zu meinem Start. Es setzt Regen ein und der Wind frischt auf. Mich beunruhigt es kaum, ich habe vor dem Rennen öfters diese Situation durchgedacht – es kann sehr schnell zu regnen beginnen, man ist besser drauf vorbereitet. Eine Minute vor dem Start sage ich Michi, dass er mir die andere Brille geben soll – jene, die ich für Regen vorgesehen habe.

Noch 30 Sekunden.

Nach dem Rennen. Ich bremse ab, sehe mich um +6,2 Sekunden und Platz 14, erste Gedanke, Schei… das wird nicht mal Top 20, alle positiven Gefühle vom Wochenende, vom Rennlauf sind wie weggeblasen. Ich gratuliere den Jungs am Hot Seat – wer vorne ist, geht an mir vorbei.

Als erstes sehe ich meinen Teammanager Lukas, sein Blick sieht auch nach einem großen Fragezeichen aus, er stellt mir eine Frage, meine Antwort war glaub ich nicht wirklich zufriedenstellend für ihn. Ich weiß auch nicht mehr was er fragte! Ich fahre gleich zum Teamstand, hänge mein Rad auf den Ständer und beginne mich umzuziehen. Es war eines jener Rennen, wo man anfangs einfach nicht weiß, warum man so viel Zeit verloren hatte. Ich begann nachzudenken und das Rennen zu analysieren. Während eines Rennens denkt man eigentlich nichts, erst später im Ziel kommen die Eindrücke vom Rennen wieder auf.


# Markus Pekoll im Rennlauf

Nachdem ich doch eine Weile angefressen war, holte ich mir die Ergebnisliste und begann zu analysieren, warum das Rennen so gelaufen war. Ich konnte, verglichen zu meinen Qualilauf, 3 Sekunden bis zur ersten Zwischenzeit gutmachen. Im Abschnitt zwei und drei verlor ich aber 4 Sekunden auf meinem Qualilauf. Gesamt war ich eine Sekunde langsamer als am Samstag! Ich kann mich selten an ein Rennen erinnern wo ich in der Quali schneller war, unter halbwegs gleichen Bedingungen. Normal ist es eine meiner Stärken, wo es dann um was geht, richtig einen draufzulegen.

Wir betreiben Freiluftsport, manchmal hat man Glück, manchmal nicht! Diesmal hat es mich erwischt – bzw. nicht nur mich, auch andere hatten Pech mit dem Wetter. Ich gestehe mir ein, ich hatte auch des Öfteren schon Glück. Mir kommt der Gedanke zu einem IXS Cup in Scoul, 2008 oder 2009. In der Quali einen Platten. Zum Ende des Rennen begann es zu schütten. Die Fahrer hatte keine Chance mehr. Ich wurde Zweiter, hatte Glück, mein reines Fahrkönnen hätte damals nicht für das Podium gereicht…

Blick in den Zielbereich - jedes Jahr ist hier wahnsinnig viel los!
# Blick in den Zielbereich – jedes Jahr ist hier wahnsinnig viel los!

Im Mittelteil dürfe mich der Wind doch etwas gebremst haben. Die Steine wurden vom einsetzenden Regen nass und spiegelten mich deutlich an. Sie werden eigentlich nicht viel rutschiger, aber ich schaffte es nicht, das ganz auszublenden. Es fehlte da dann doch der letzte Mut zum Risiko und im Unterbewusstsein war die Handbremse etwas angezogen.

Am Ende des Tages kann ich wieder lachen, habe viele Antworten auf mein großen Fragezeichen nach der Zieldurchfahrt bekommen. Gedanklich versuche ich das mitzunehmen um im nächsten Rennen um diese Erfahrungen besser zu agieren.  Ich hatte ein gutes Wochenende, das Wetter war nicht auf meiner Seite, ich habe alles gegeben. Die leicht nasse Strecke hat mir etwas den Schneid abgekauft. Sie hat mich nicht abgeworfen, ich sie aber auch nicht dominiert. Sagen wir: unter den Umständen ein gerechtes Unentschieden.


# Markus Pekoll am Zielsprung – Im Ziel Platz 22

Fort William ist immer wieder schön: Auf der ganzen Strecke wird man angefeuert und der Sprung in den Zielabschnitt ist immer wieder unbezahlbar, wenn einen tausende Zuseher jubelnd bis zur Ziellinie tragen, egal welche Nationalität man hat oder wie man unterwegs ist. Habe meine Gedanken vom Rennlauf, der zu Platz 22 führte, niedergeschrieben, es ist noch immer eine Menge Zeit bis mein Flieger von Glasgow über Amsterdam nach München abhebt…

Hoffe viele von Euch sind in Leogang live vor Ort und werden uns alle anfeuern. Downhillfahren ist das eine, aber Rennfahren mit vielen begeisterten Zusehern ist nochmal ganz was anderes! Eure Begeisterung uns mitzuverfolgen macht die ganze Sache einfach noch schöner!!!

Bis zum Wochenende in Leogang,

Markus

  1. benutzerbild

    maYbe.

    dabei seit 06/2011

    Dürfte das sein!?
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    Ich meine diese "platte" unter der eigentlichen befestigung!
  2. benutzerbild

    Kerberos

    dabei seit 04/2005

    Vielen Dank auch diesmal für den intensiven Bericht!

  3. benutzerbild

    MarkusPekoll

    dabei seit 01/2013

    Hallo,

    erstmal ein Danke an alle, das mein Blog gelesen und auch kommentiert wird! Ist sehr cool wenn man immer viel Feedback bekommt!

    @mayBe: Habe zum Ausgleich des Troylee Helmes, einfach eine Holzstück zurechtgefeilt, weil die "Finne" es schwierig macht die Halterung zentral zu befestigen.

  4. benutzerbild

    maYbe.

    dabei seit 06/2011

    Hallo,

    erstmal ein Danke an alle, das mein Blog gelesen und auch kommentiert wird! Ist sehr cool wenn man immer viel Feedback bekommt!

    @mayBe: Habe zum Ausgleich des Troylee Helmes, einfach eine Holzstück zurechtgefeilt, weil die "Finne" es schwierig macht die Halterung zentral zu befestigen.

    Aaah, coole Idee! Könnte ich bei meinem Metis auch mal versuchen.

    Welches Klebeband hast du verwendet um die Kombination schluss endlich am Helm zu befestigen ?

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