Dieses Jahr nur ein oder maximal zwei Rennen, das war mein guter Vorsatz an Silvester. Nun stand ich alleine diesen Monat schon drei Mal mit Startnummer am Gate. Ich bin aber auch konsequent…
Aber von vorne: Nachdem es beim obligatorischen TrailTrophy-Klassentreffen in Latsch ganz gut lief und ich neben dem Rennen fahren an sich mindestens genau so viel Spaß daran hatte, die vielen bekannten Gesichter aus den vergangenen Jahren TrailTrophy zu sehen, reifte in mir noch auf der Heimreise aus dem Vinschgau die Idee, doch wieder an der kompletten Rennserie teilzunehmen.
Da Titelverteidiger Tommy Umbreit unseren Teamnamen (DNF) dummerweise etwas zu wörtlich genommen hat und aufgrund kaputter Ferse seinen Startplatz im Harz abgeben musste, wurde mir die Entscheidung dann quasi abgenommen. So einfach kommt man normalerweise nicht an einen Startplatz einer ausgebuchten Veranstaltung…Karma, Glück, Pech, Schicksal? Egal. Die Umschreibung ging problemlos und ich stand innerhalb weniger Tage in der Startliste. So schnell kann’s gehen. Mit dem Startplatz – und mit dem Ablassen von guten Vorsätzen ;)

Nachdem ich letztes Jahr bei der Trailtrophy Premiere im Harz schon am Start war, wusste ich ungefähr, was mich streckentechnisch erwartet: Wurzeln. Bergauf. Viele. Sehr viele. Zum Glück war der Winter mild. Im Harz kann man jeden Trainingskilometer gut gebrauchen…
Um dennoch nichts dem Zufall zu überlassen, bin ich schon am Donnerstag angereist, um mir die Bikeparkstrecken in St. Andreasberg und Braunlage noch einmal genauer anzuschauen. Streckenchef Joschi alias „Mr. Ich flattere dem Sutter seine Linie sowieso kurz vor Rennstart nochmal um“ war natürlich auch schon zugegen und scoutete fleißig die Standorte seiner Last Minute-Schikanen.
TrailTrophy Harz 2016 – Training Stage 6 von gemorje – Mehr Mountainbike-Videos
Am Freitag ließ ich es bewusst ruhig angehen, schließlich standen zwei harte Trettage vor der Tür. Außerdem war liquid Sunshine angesagt und mein Rad so schön sauber…mimimi….

Los ging es dann am Samstagvormittag mit der Startnummernausgabe im Bikepark St. Andreasberg. Alles lief wie gewohnt schnell und reibungslos und auch an die chronischen Haftungsausschlussvergesser (wie mich) wurde gedacht. Generell denken die TrailTrophy-Organisatoren so ziemlich an alles. Auch daran, die Startnummern mit dem Namen des zugehörigen Racers zu versehen. In meinem Fall führte das jedoch dazu, dass ich pünktlich um 14 Uhr inkognito als Vorjahressieger Tommy getarnt im Sessellift zur ersten Stage saß (das baut natürlich einen gewissen Druck auf ☺ ).

Wie bereits im Vorjahr wurde das Feld gleich zu Beginn ohne Zeitnahme durch die einzige wirkliche Downhill-Stage an diesem Tag geleitet. Scheinbar hatte Zeremonienmeister Thomas Schlecking Angst, dass der ein oder andere Rookie die neu gebuddelten Wurzel-Switchbacks nicht ohne Trainingsrun übersteht. Seis drum, hat Spaß gemacht. Ansonsten hat sich an der Streckenführung zum Vorjahr nichts verändert: Stage 1 tretlastig-flowig; Stage 2 Wurzeln bergauf; Stage 3 Finger von der Bremse und reintreten; Stage 4 spaßiger Downhill; Stage 5 siehe Stage 1.
Zwischenfazit nach 20km und 800hm: Platz 3 mit 17 Sekunden Rückstand nach vorne. Damit war ich mehr als zufrieden, hat mich ein unnötiger Sturz auf Stage 2 doch locker 15 Sekunden gekostet.

Nachdem die Abendveranstaltung im letzten Jahr doch gehörig ins Wasser fiel, hatte man dieses Mal dazugelernt und einen großen (ich vermute mal den größten) Saal in St. Andreasberg fürs Abendessen inkl. (FOX 36!!) Verlosung klar gemacht. Hier gab’s Sportlernahrung in Form von Schnitzel, nette Gespräche, Musik von DJ Mixtape und den Startzeiten für den nächsten Tag.

Bin ich in Latsch noch als Gejagter in den zweiten Tag gestartet, galt es nun, die Lücke nach vorne zumindest nicht größer werden zu lassen. Podium wäre schon toll, dachte ich mir auf dem Weg nach oben zur ersten Stage im Bikepark Braunlage. Oben angekommen nahte jedoch Unheil in Form von pechschwarzen Wolken am Horizont inkl. dumpfem Donnergrollen… super.

Als uns der Stage Direktor dann noch voller Schadenfreude mitteilte, dass es (wie bei den vorangegangenen Stages auch) noch 10 Minuten dauert bis es losgeht, sah ich mich bereits vor meinem inneren Auge den Hintern von Abflattermeister Joschi versohlen. (An Joschi: Trainier mal anständig, trink weniger Bier und hör auf dich so anzustellen!!!).

Naja, kurz bevor es dann richtig anfing zu regnen wurde die Stage endlich freigegeben und der zweite Renntag konnte beginnen. Frei nach dem Motto „Tendenziell bergab“ (=Ziel befindet sich höhenmetertechnisch unterhalb des Starts) waren, wie im letzten Jahr auch, 4 Stages zu bewältigen.

Im Vergleich zu den doch ziemlich einfachen Strecken in St. Andreasberg waren die Strecken in Braunlage technisch anspruchsvoller. Hier konnte man definitiv Zeit rausfahren – oder verlieren.

Stage 6 war oben etwas holpriger und unten flowig (siehe Video oben); Stage 7 stumpfes Sprinten im Wald; Stage 8 lang, flach, anstrengend und technisch aber geil; Stage 9 eine bunte Mischung aus allem.



Gegen halb 12 waren die Ersten dann wieder im Ziel und der Live Timing-Monitor bereit, die hundertstelsekundengenaue Nachricht über Sieg oder Niederlage zu überbringen. In diesem Fall hatte er gute Nachrichten für mich. Aus den 17 Sekunden Rückstand wurden am Ende knapp 3 Sekunden Vorsprung und damit Sieg in der Rider Class Men und Tagesbestzeit overall. Krass. Damit hätte ich nicht gerechnet. Zwar bin ich diesmal sturzfrei durchgekommen, aber gegen tretstarke Locals wie André Kleindienst oder Marc Seiffert muss man das erstmal schaffen. Vom Gesamtsieger Tobi Leonhardt will ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen…

Insgesamt war es ein tolles Wochenende im Harz, auch wenn das Wetter nicht ganz ideal war. Für die nächste TrailTrophy würde ich mir allerdings wünschen, dass man hier und da ein bisschen an der Streckenwahl feilt. Zwar finde ich die Mischung aus Bikepark und Naturtrails gut, letztere waren jedoch für meinen Geschmack etwas zu stumpfsinnig und anspruchslos. Wie man munkelt gibt es dazu schon die eine oder andere Idee Seitens der Veranstalter. Es bleibt also zu hoffen, dass diese auch umgesetzt (und genehmigt) werden.

Abgesehen vom oben genannten Verbesserungsvorschlag war die Organisation des Events wie gewohnt tadellos und die Stimmung super. Und genau das ist es, was die TrailTrophy ausmacht. Es geht eben nicht nur ums Racen mit dem Messer zwischen den Zähnen, sondern auch um das Miteinander. Hier gibt es nur wenige Rennen, die es hier mit der TT aufnehmen können.
Zu guter Letzt möchte ich mich noch bei meinen WG-Genossen vom Needful Bikes Enduro Team (Mike und Jenny) bedanken, die mich freundlicherweise auf ihrer Couch haben übernachten lassen. Außerdem natürlich bei meinen DNF-Teamkollegen
Wilfried und Ridski für das tolle Teamergebnis (Platz 1) in der Rider Class.
Bis nächstes Wochenende in Breitenbrunn!
Viele Grüße
Mathias (Needful Bikes Enduro Team | Yeti Cycles | FOX | e*thirteen )
23 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumich bin vor der offiziellen Veranstaltung auch ein paar strecken in st.andreasberg schon gefahren, war das jetzt ein Vorteil? ich glaube nicht, grundsätzlich kenne ich die Strecken im Park. ich bin vor der trailtrophy mehrere Wochen gar nicht gefahren und wollte mich ein bisschen eingrooven und hatte einfach mal wieder bock zu fahren. Sonntag in braunlage, bin ich alles blind gefahren, da war ich nämlich noch nie.
ich sehe das ziemlich entspannt, gerade bei der tt gibt es doch eh nix außer Ruhm und Ehre zu gewinnen. viel eher würde ich da das system zur Klasseneinteilungen kritisieren. pro Rider in der riders class....
Interessante Diskussion. Bin mir nicht sicher, was die beste Lösung bezüglich Training ist.
Ich möchte nur einen Aspekt in die Diskussion einwerfen. Wir haben vor ca. 10 Jahren einen fixedgear und singlespeed Verein in Wien gegründet und ein Freund hat sich ordentlich ins Zeug gelegt um ein paar einmalige Jedermann-Rennen zu organisieren: 12h Rennen auf der Donauinsel mit Grillerei (zu der man auch als Teilnehmer mal ein großzügiges Päuschen eingelegt hat), eine winterliche Schnitzeljagd zwischen Wien und Bratislava, 24h Rennen in einer Fertighaussiedlung oder einem Parkhaus, immer als Jedermann-Rennen mit einer Extraportion Spaß ausgelegt. Mit der Zeit fanden sich dann immer mehr Rennradler in Lycrapanier mit -2% Körperfett auf unseren Events wieder, die ihre Carbonfeile für einen Tag auf Singlespeed umbauten. Und so nett das für die Herren selbst war, der Stimmung auf den Rennen tats nicht gut.
Ich will gar nicht zu lang drüber spekulieren, warum vielleicht manch ein hochmotivierter Enduroracer lieber zur Trialtrophy als zur French Enduro Series kommt. Aber eins sollte man schon bedenken: wenn man zu solchen Rennen fährt und sich anders verhält als ein Gutteil der Teilnehmer, das Rennwochenende so angeht wie eine klassische Enduro-Race-Veranstaltung (also Sectionstrainings, am besten schon Tage vorher, etc), sollte man sich schon auch fragen wie gut hinpasst, also ob das die passende Veranstaltung für die eigene Einstellung ist, also ob man durch seine Einstellung dazu beiträgt den Spirit der Veranstaltung zu erhalten, den man daran gerade schätzt. Den kann nämlich nicht der Veranstalter festlegen, der wird von den Fahrern getragen.
Ich kann die Kritik durchaus nachvollziehen.
Ich muss sagen, ich fands es auf meiner ersten Trailtrophy in Breitenbrunn 2014 auch sehr befremdlich, als ich Freitagabends anreiste und sah wie im Regen Leute vom Trackwalk aus den abgeflatterten trails kamen. Mit Taschenlampen, Gopros und Notizblöcken wohlgemerkt. 😵
Unsere kleine Kumpelstruppe hat sich dann kurz gefragt "Müssen wir das auch machen ?" und die Entscheidung ist dann ganz schnell für ein geselliges Bierchen statt Trackwalk gefallen.
An den Renntagen haben wir dann vor uns auch Sätze gehört wie "Denk drank, die dritte Wurzel rechts rum, an der fünften Abziehen....wie besprochen"
Unsere Truppe ist halt blind gefahren, so oder so auf nicht nennenswerten Platzierungen gelandet und wir hatten trotzdem Spaß inne Backen so unter uns.
Strecke auswendig lernen passt für mich auch nur bedingt gut zum Spirit der Trailtrophy.
Für mich wäre das nix aber jeder Jeck is anders.
Letztes Jahr in Breitenbrunn sind wir auch schon Freitag ne große Runde gefahren, teilweise waren da auch abgesteckte Strecken dabei. Immerhin haben wir ja für den Freitag fürs Trailcenter bezahlt und die Strecke aus dem Ruhrgebiet bis nach Breitenbrunn sollte sich auch lohnen. Von Trackwalk oder Linien suchen konnte da aber nicht die Rede sein. Also nicht jeder der am Vortag fährt sucht sich unbedingt die Linien für das offizielle Rennen.

Ich habe z.B. lieber Spaß mir eine Linie spontan zu Erfahren und mich nachher drüber zu ärgern wenn diese nicht ideal war (merkt ja ja meist direkt nach der Entscheidung). Aber mein Anspruch ist auch nicht das Treppchen.
Ich würde es nur belächeln wenn ich einen "erwischten" Trackwalker deutlich hinter mir lasse mit dem Wissen, dass er auch nicht gestürzt ist
das mit dem Trainieren und die Strecken vorher fahren wird sich nie vermeiden lassen. Locals und Teilnehmer die schon öfters dabei waren wird's immer geben. ich bin heuer zum zweiten Mal in Latsch dabei gewesen. hab daher einige Stages schon gekannt, sprich ich bin sie 1x zwei Jahre davor schon gefahren. selbst das eine Mal im Renntempo davor bringt schon was, hab mich doch an einiges während des Rennens noch erinnern können. Natürlich ist es immer noch ein anderes Fahren als zu Hause am hometrail, aber man weiß zumindest obs jetzt in 50m gleich scharf rechts oder links weggeht. ist schon ein gewisser Vorteil und bringt schnell mal ein paar Sekunden. aber auch auf Sicht kann man die Stages meist recht gut schnell fahren. wobei weniger meist mehr ist, sprich lieber mal etwas eher vom Gas und dafür die Kurve noch gekriegt als zu schnell rein und eh schon wissen...
ich find das Format immer noch gut, die ersten Plätze sind zwar von zumeist äußerst motivierten Racern belegt aber das ganze macht immer noch Spass und ist auch immer noch recht entspannt finde ich.
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