Die Cross-Country-Rennsaison 2017 geht los! Traditionell ist das Afxentia-Etappenrennen auf Zypern das erste Aufeinandertreffen der XC-Profis im Frühjahr. Jaroslav Kulhavy und Githa Michiels aus Belgien heißen die Sieger in diesem Jahr. Doch vielmehr stellt sich die Frage, was für Schlüsse lassen sich hinsichtlich der Weltcuprennen in dieser Rennsaison ziehen? Wen müssen wir auf dem Zettel haben, wenn es um die so wichtigen Weltcup-Punkte geht und wen eher nicht? Das Fazit des Viertagesrennens.

Männer: Kulhavy demonstriert Stärke – Sarrou dicht auf den Fersen

Jaroslav Kulhavy ist der Sieger des Auftaktrennens der Saison auf Zypern. Jaroslav Kulhavy – der Name taucht in der Siegerliste des Rennens nun schon zum dritten Mal auf. Damit zieht er in der Rangliste der meisten Gesamtsiege mit Fabian Giger gleich, der in diesem Jahr nicht um die Siegerplätze konkurrieren konnte. Vor einem Jahr konnte der Eidgenosse noch vor namhafter Konkurrenz (Marco Fontana und Maxime Marotte) gewinnen, dieses Jahr scheint der Schweizer einen anderen Formaufbau zu wählen. Stattdessen konnte der tschechische 2012er Olympiasieger Kulhavy seine Klasse demonstrieren – selten brachte ihn die Konkurrenz aus seiner Komfortzone.

Jaroslav Kulhavy setzte sich auf der Etappe durch und holt sich seinen ersten Tagessieg.
# Jaroslav Kulhavy setzte sich auf der Etappe durch und holt sich seinen ersten Tagessieg.

Insbesondere auf längeren Flachpassagen war gegen ihn kein Kraut gewachsen. So siegte er auf der ersten Etappe, einem Zeitfahren, das nach einem sehr downhilllastigen Beginn mit einem längeren flachen Stück endete. Auf der zweiten Etappe wurde er durch einen Reifendefekt ausgebremst, um dann bei der dritten Etappe über 66 Kilometer zurückzuschlagen. Auf der finalen Flachpassage über sechs Kilometer sorgte er für ein riesiges Loch von 1:10 Minuten zwischen ihn und seinem ärgsten Verfolger Jordan Sarrou. So konnte er beim abschließenden Cross-Country-Rennen am vierten Tag regelrecht entspannt den Gesamtsieg einfahren, indem er am Hinterrad von Sarrou als Zweitplatzierter das Rennen beendete.

Man kann also davon ausgehen, dass der Tscheche in diesem Jahr erneut enorm konkurrenzfähig ist. War es schon im vergangenen Jahr wieder mehr und mehr ein Dreikampf der drei großen Giganten Schurter, Absalon und dem Tschechen, so kann man wohl nach diesem Auftritt noch mehr von Kulhavy in diesem Jahr erwarten. Das nächste Rennen, bei dem er seine starke Frühform unter Beweis stellen kann, wird das Cape Epic sein. Karl Platt und Co. Werden wohl mit dem Duo Kulhavy/Christoph Sauser keine schwachen Kontrahenten haben.

Was für Schlüsse lassen sich noch aus dem Rennen auf Zypern ziehen? Hauptsächlich die Tatsache, dass die jungen Wilden aus Frankreich genau da weitermachen, wo sie im vergangenen Jahr aufgehört haben. In Zypern zeigte Jordan Sarrou an allen vier Tagen eine konstant starke Leistung und war so ziemlich der einzige Fahrer, der Kulhavy Paroli bieten konnte. Auf seine Leistungen und die seiner französischen Landsmänner können wir in der kommenden Weltcupsaison gespannt sein.

Neben Kulhavy und Sarrou stand Jan Skarnitzl auf dem Podest: Der Tscheche versteht es wie kaum ein anderer, im Frühjahr mit Top-Form am Start zu stehen. In den vergangenen Jahren war der Tscheche stets beim Afxentia-Rennen weit vorne dabei. Doch dieses Beispiel zeigt auch, dass dieses Rennen nicht zu sehr überbewertet werden darf. Denn so oft Skarnitzl im Frühjahr überzeugte, so selten sah man ihn weit vorne im Weltcup.

Interessante Randnotiz: Daniel Federspiel, aktueller Sprint-Weltmeister, beendete das Rennen auf Rang 16, sein bestes Tagesresultat war der elfte Rang beim Cross-Country-Rennen am vierten Tag. Es wird spannend werden, wie der Österreicher die Umwandlung zum Cross-Country-Pilot meistert. Auf alle Fälle ist ein erster Anfang gemacht.

Damen: Spannendes Rennen um den Gesamtsieg – mit schlechtem Ende für Spitz

Man darf nie die „Grande Dame“ abschreiben: Sabine Spitz scheint auch im nacholympischen Jahr in altbekannt guter Form zu sein. Um winzige drei Sekunden verpasst die Besitzerin eines ganzen olympischen Medaillensatzes den Gesamtsieg auf Zypern. Und das, obwohl sie im vergangenen Jahr eigentlich ihre Karriere beenden wollte und sich doch dagegen entschied. Das war wohl die richtige Entscheidung, zumindest, wenn man ihre aktuelle Form betrachtet.

Während sie noch auf dem abfahrtslastigen Prolog den jungen, fahrtechnisch versierteren Fahrerinnen den Vortritt lassen musste, zeigte sie auf den drei folgenden Etappen, dass sie stets mit den Besten mithalten kann. Am zweiten Tag sorgte ein Plattfuß von der Ukrainerin Yana Belomoina dafür, dass Spitz einen langen Soloausflug hinlegte. Erst auf den letzten Metern wurde sie schließlich von der späteren Gesamtsiegerin Githa Michiels gestellt. Auf der dritten Etappe kam es zu einem packenden Sprintfinish, in welchem die Ungarin Barbara Benko die Nase vorn hatte und Spitz als Dritte erneut auf dem Podest stand.

Mit 25 Sekunden Rückstand ging Spitz in das abschließende Cross-Country-Rennen. Dort lag sie während des Rennens bereits mehr als 30 Sekunden vor der Belgierin, doch ein Ausflug in das zypriotische Gebüsch von Spitz ließ die Belgierin wieder nah herankommen. So fehlten schlussendlich ganze drei Sekunden zum ersten Gesamtsieg einer deutschen Fahrerin auf Zypern.

Andererseits ist der Sieg der Belgierin Githa Michiels eine große Überraschung. Die Belgierin ist den meisten Lesern wohl weniger bekannt, man findet sie auch eher selten in den ersten Zehn des Weltcups – zumindest bisher. Was für die kommende Weltcupsaison gilt, ist natürlich schwer vorherzusagen, doch Michiels setzte auf Zypern ein dickes Ausrufezeichen.

Dass man die „alten Damen“ nicht abschreiben sollte, stellte nicht nur Sabine Spitz unter Beweis. Auch Gunn-Rita Dahle-Flesjå zeigte mit einem sehr eindrucksvollen Start-Ziel-Sieg beim abschließenden Cross-Country-Rennen, dass das Alter nichts bezüglich Konkurrenzfähigkeit auszusagen hat. Auch sie sollte man dick und fett auf dem Zettel haben, was die jetzt beginnende Rennsaison angeht.

Wird sie wieder um Weltcupsiege fahren?
# Wird sie wieder um Weltcupsiege fahren? - Gunn-Rita Dahle-Flesjåa deutete an, dass auch in diesem Jahr mit ihr zu rechnen ist

Und die jungen Fahrerinnen? Schon öfters haben jüngere Fahrer und Fahrerinnen bei Saison-Auftaktrennen ihr Potenzial angedeutet. Auch heuer war dies der Fall. Die Ghost-Fahrerinnen, insbesondere die Prologsiegerin Anne Terpstra oder die Dänin Malene Degn mit einem couragierten Start beim abschließenden Cross-Country-Rennen. Und auch deren Teamkollegin Alexandra Engen scheint zurück im Geschehen um die vorderen Plätze. Der fünfte Platz ist ein weiteres Signal dafür, dass die Schwedin bald zu alter Stärke zurückfinden könnte. Eine weitere positive Überraschung war Barbara Benko, Gesamtdritte in Zypern. Sie scheint eine ansprechende Frühform zu haben – vielleicht geht es dieses Jahr noch einen Schritt nach vorne in die absolute Weltspitze.

Wie fällt also das Fazit aus nach dem ersten „Kräftemessen“ der Saison? Zu viel sollte man sicherlich nicht in diese Ergebnisse hineininterpretieren, zumal der erste Weltcup noch weit entfernt ist. Festhalten kann man aber sicherlich, dass mit den arrivierten Kräften wie Kulhavy, Spitz oder Dahle-Flesjå in diesem Jahr wieder zu rechnen sein wird. Zumal diese Athleten auch die nötige Erfahrung mitbringen, den Formaufbau hinsichtlich Weltcup und Saisonhöhepunkt Weltmeisterschaft ideal zu steuern. Fraglich ist, wie die Überraschungen des Viertagesrennens, wie die angesprochene Belgierin Michiels, sich in der neuen Rennsaison präsentieren. Wir sind auf alle Fälle gespannt, was die zukünftigen Testrennen zeigen werden.

  1. benutzerbild

    GabiMTB

    dabei seit 04/2014

    Cyprus Sunshine Cup: Sabine Spitz fährt knapp am Sieg vorbei

    Die Cross-Country-Rennsaison 2017 geht los! Traditionell ist das Afxentia-Etappenrennen auf Zypern das erste Aufeinandertreffen der XC-Profis im Frühjahr. Jaroslav Kulhavy und Githa Michiels aus Belgien heißen die Sieger in diesem Jahr. Unser Fazit des Viertagesrennens.

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    Cyprus Sunshine Cup: Sabine Spitz fährt knapp am Sieg vorbei
  2. benutzerbild

    zuki

    dabei seit 07/2008

    Tolle Leistung von Sabine Spitz. Die Frau fährt anscheinend noch in 10 Jahren in der Weltspitze mit. Wirklich bewundernswert.

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