Warum um alles in der Welt tut man sich das an? Ein 24h Rennen ist – abgesehen von Bike-Packing Rennen wie der Navad 1000 oder Multisport-Formaten wie dem Ironman – so mit das härteste Unterfangen, dem man sich als Mountainbiker stellen kann. Doch warum sollte man sich das antun? Ich muss nicht lange nachdenken, um eine Handvoll gute Gründe zu finden, die gegen eine Teilnahme sprechen. Immerhin bin ich schon sechs Mal selbst am Start gestanden und plane aus irgendeinem Grund, es an Pfingsten bei den 24h von Finale Ligure erneut zu tun.

Auf geht's in eine weitere Runde bei Nacht
# Auf geht's in eine weitere Runde bei Nacht

5 Gründe, nie ein 24h Rennen zu fahren

Ich selbst bin bisher sechs 24h Rennen gefahren. Und sechs Mal habe ich mich gefragt, warum ich das eigentlich mache. Könnte man die Zeit nicht viel entspannter verbringen? Eine Tour am einen Tag fahren und eine am nächsten? Dazwischen gut essen, trinken und vor allem schlafen? Ich verstehe es nicht. Aber die folgenden fünf Gründe sollten Anlass genug dazu sein, sich eine Teilnahme gut zu überlegen.

  1. Schmerzen
  2. Müdigkeit
  3. Camping
  4. Defekte
  5. Der innere Schweinehund

Gehen wir einmal schön der Reihe nach die Punkte durch. Da ich selbst nur mit Team-Rennen im 4er oder 8er Team Erfahrungen habe, kann ich nur Vermutungen darüber anstellen, wie schlimm so ein Rennen als Solo-Starter sein muss. Nehmen wir einfach an, das hier die Belastung ein Vielfaches ist – an der Grenze zum Vorstellbaren. Doch auch schon im Team gibt es genügend Schwierigkeiten. Das erste wichtige Thema sind die Schmerzen.

Schmerzen

Die erste Runde geht immer gut und auch die erste Stunde wird kein Problem sein. Doch das Rennen zieht sich und irgendwann kommen die Schmerzen. Sei es der Sattel oder die engen Rennschuhe – oder einfach die Muskeln. Gegen Ende des Rennens wird es teilweise schon zur Qual, den Kopf hoch zu halten weil der Nacken von der dauerhaften Belastung so mitgenommen ist. Je nach Team-Strategie gibt es nur wenig Zeit zur Entspannung, was uns unmittelbar zum nächsten Punkt führt: der Müdigkeit.

24h Finale Ligure 2011 Sportograf Team 862 06
# 24h Finale Ligure 2011 Sportograf Team 862 06

24h Finale Team6
# 24h Finale Team6

Müdigkeit

Viele von uns fahren gerne ausgedehnte Touren. Vier bis sechs Stunden im Sattel – kein Problem. Doch wenn im Team diese Fahrzeit auf einen ganzen Tag verteilt wird, kommt zwangsläufig eine gewisse Müdigkeit mit ins Spiel. Irgendwann wird man sich im Team abwechseln und dann heißt es, sich zu entspannen. Doch wie, wenn das Herz bis zum Hals schlägt und das Adrenalin pumpt? Hinzu kommt, dass gerade bei stimmungsreichen Rennen wie den 24h von Finale Ligure, bei dem bis tief in die Nacht hinein Live-Bands spielen und Generatoren wummern, einfach keine Ruhe entsteht. Ich persönlich stehe außerdem gerne an der Strecke und feuere meine Team-Kollegen an – womit ich das Entspannungsfenster noch kürzer wird.

24h Finale Ligure Copyright Hans-Joachim Kleine - Sportograf-13
# 24h Finale Ligure Copyright Hans-Joachim Kleine - Sportograf-13

Camping

Ein Grund, warum Entspannung schwer fällt, ist auch das bei allen 24h Rennen übliche Camping. Das Fahrerlager gestaltet sich häufig als riesige Zeltstadt mit mehr oder weniger professionell aufgebauten Schlaf-, Essens- und Serviceplätzen. Man muss sich die Aktivität wie einen Ameisenhaufen vorstellen. Und während die großen Teams mit Massagebänken aufwarten, heißt es für den normalen Starter die schwitzigen Sachen auszuziehen und sich im Zelt auf die Isomatte zu legen. Oder in den Schlafsack. Es macht einfach keinen Spaß, auch wenn man gerne im Zelt schläft. Hier ist es entweder zu warm (Sonne) oder feucht (Regen) – großartige Bedingungen, um zu regenerieren. Um nicht schlafen zu können, weil man zu müde ist. Ganz zu schweigen davon was es bedeutet, wenn man in gefühlter Abwesenheit von Beleuchtung versucht ein Bike zu reparieren. Auf der offenen Wiese. Und das wird man müssen, denn Defekte bleiben nicht aus.

Wenn die Nacht kommt geht die Party in Finale los
# Wenn die Nacht kommt geht die Party in Finale los - auf der großen Bühne spielt eine AC/DC Cover-Band und heizt allen Teilnehmern gehörig ein
24h Finale Team3
# 24h Finale Team3

Defekte

Defekte gehören zum Bikes dazu, doch wenn man 24 Stunden am Stück (oder in Etappen) unterwegs ist, kommt es vermehrt zu Defekten. Insbesondere die oben aufgeführte Müdigkeit sorgt dafür, dass man vielleicht nicht mehr immer die Ideallinie trifft. Das bedeutet ein gestiegenes Risiko für platte Reifen, gerade auf technisch anspruchsvollen Strecken wie beispielsweise bei den 24h von Finale Ligure. Hinzu kommt, dass regelmäßig der Antrieb überprüft und gewartet werden will, damit alles weich und flüssig funktioniert. Stürze sollte man in diesem Zusammenhang ohnehin möglichst vermeiden – sowohl zum eigenen Wohl als auch dem des Bikes. Sollte doch mal etwas kaputt gehen, heißt es durch das Fahrerlager stiefeln und Ersatzteile suchen.

It's hard, it's crazy, it's fun!
# It's hard, it's crazy, it's fun!

24h Finale Ligure 2011 Sportograf Team 862 24
# 24h Finale Ligure 2011 Sportograf Team 862 24
24h Finale Ligure 2011 Team 862 TS HM 13
# 24h Finale Ligure 2011 Team 862 TS HM 13

24h Finale Impressionen1
# 24h Finale Impressionen1

Der innere Schweinehund

Die Summe aus den vier oben genannten Punkten ist eine außergewöhnliche Herausforderung für den inneren Schweinehund. Nur wer hier eine ganz kurze Leine mitgebracht hat, wird all das genannte auf sich nehmen, nur um lange Fahrrad zu fahren. Wer anfängt nachzudenken wird schnell erkennen, dass man besser eine schöne Tour fährt, dann zu Abend isst und im Anschluss nochmals einen Nightride einlegt. Am nächsten Morgen kann man dann wieder fahren gehen und hat dazwischen weder Probleme mit dem Bike gehabt, noch auf seinen schlaf verzichtet. An sich recht einleuchtend, oder?

Morgenlicht trifft geschundenen Biker
# Morgenlicht trifft geschundenen Biker - idyllisch, fast schon romantisch und doch schmerzhaft

Wer dennoch irgendwie den Gedanken am Leben erhalten kann, doch ein solches Rennen in Angriff nehmen zu wollen, der kann morgen an dieser Stelle lesen, warum sich ein 24h Rennen in jedem Fall antun sollte….

  1. benutzerbild

    Airshot

    dabei seit 12/2016

    5 Gründe smilie fehlen noch 4 nicht zu fahren smilie

  2. benutzerbild

    MissesDee

    dabei seit 08/2012

    smilie ich freu mich schon auf den Bericht mit den Gründen FÜR das 24h-Rennen smilie "it's fun, it's hard, it's crazy"

  3. benutzerbild

    adrenochrom

    dabei seit 08/2015

    smilie ich freu mich schon auf den Bericht mit den Gründen FÜR das 24h-Rennen smilie "it's fun, it's hard, it's crazy"
    5 Gründe, ein 24h-Rennen zu fahren

  4. benutzerbild

    Enrgy

    dabei seit 01/2002

    Das lange Fahren würde mir als Brevetfahrerin ja nichts ausmachen, aber 24 h x mal immer die gleiche Runde?


    deswegen 24h, da ist die hälfte in der nacht und du siehst es nicht smilie
  5. benutzerbild

    Deleted 15311

    dabei seit 12/2015

    Positiv betrachten: Wenn dir der Duft im Dixi nachhaltig das Hirn vernebelt, dann spürst du die Schmerzen nicht mehr ;-)

    PS: Ich wäre für einen gegen-Thread: "5 Gründe warum man mindestens 1x im Leben ein 24h Rennen Solo gefinished haben sollte"
    ZB.: Weil es einen selbst unglaublich stolz macht
    ZB.: Weil es einem die persönlichen Grenzen aufzeigt
    ZB.: Weil es einem zeigt, was alles möglich sein kann wenn man es auch will


    Wenn man ein Kind hat braucht man das nicht smilie....

    Grüße

    Nilssmilie

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