Nach der vieldiskutierten ersten Version einer Trailklassifizierung gibt es jetzt eine verbesserte zweite Version. Alle Details dazu sind hier abrufbar:
http://www.singletrail-skala.de/
Im Klettersport gibt es ein international anerkanntes System zur Bewertung der technischen Schwierigkeiten einer Kletterroute. Im Mountainbike-Sport existieren hingegen diverse Systeme von Fachmagazinen oder Tour-Autoren, welche nur selten im Detail erklärt werden. Was fehlt ist ein einheitlich geltendes System, welches wie bei den Kletterern von allen benutzt und verstanden wird.
Carsten Schymik www.schymik.de (Transalpbiker), David Werner www.trailhunter.de (Hardtailfahrer) und Harald Philipp www.flowpage.net (Freerider) hatten nun das Ziel, ein solches System bzw. eine Schwierigkeits-Skala zu entwickeln. Sie sollte sowohl von Cross-Country-Fahrern, als auch von Extrem-Bikern andwendbar sein.
Das Ergebnis ist ein sechsstufiges Punktesystem, welches über die Website als allgemeingültig anerkannte Referenz Verwendung finden und sich auf breiter Basis als Standard durchsetzen soll. Es ist kompatibel zur fünfstufigen Hofer-Skala (www.bikerides.at) und basiert u. a. auch auf Carsten Schymiks zehnstufiger IBC-Skala.
Die Skala
Die Singletrail-Skala umfasst sechs Schwierigkeitsrade (S-Grade) von S-0 bis S-5, wobei für einen durchschnittlichen Biker das untere Skalenende mit „ohne Schwierigkeit“ und das obere mit „unfahrbar“ gleichzusetzen ist.
Die Skala ist nach oben hin offen und beschränkt sich auf die technische Schwierigkeit eines flachen oder bergab führenden Weges. Die gesamte Bandbreite der S-Grade wird jedoch hauptsächlich nur von Singletrails geboten, weshalb im Folgenden nur noch von diesen die Rede ist.
Die Einstufung des Singletrails erfolgt ausschließlich auf Grundlage möglichst objektiver Wegcharakteristika unter idealen Randbedingungen, wie Sonnenschein und trockenem Untergrund. Die Einstufung ist damit unabhängig von fahrtechnisch nicht beeinflußbaren bzw. subjektiven und variablen Faktoren, wie z. B. …
* dem Gefahrengrad (Absturzgefahr),
* dem Wetter (Nässe, Wind, Nebel und Schnee),
* den Lichtverhältnissen oder
* der Fahrgeschwindigkeit.
Bei der Orientierung nach S-Graden ist daher zu beachten, dass sich der fahrtechnische Anspruch beispielsweise durch schlechte Witterungsverhältnissen oder schnelleres Tempo deutlich nach oben verschieben kann.
Die S-Grade
Im Folgenden werden die Kriterien der jeweiligen S-Grade aufgeführt. Mehr Informationen und Beispiele findet Ihr auf den Detailseiten, welche über das obige Navigationsmenü verlinkt sind. Zum Ausdrucken könnt Ihr alternativ auf unser PDF-Dokument zurückgreifen.
S-0
S-0 beschreibt einen Singletrail der keine besonderen Schwierigkeiten aufweist. Dies sind meistens flüssige Wald- und Wiesenwege auf griffigen Naturböden oder verfestigtem Schotter. Stufen, Felsen oder Wurzelpassagen sind nicht zu erwarten. Das Gefälle des Weges ist leicht bis mäßig, die Kurven sind weitläufig.
S-1
Auf einem mit S-1 beschriebenen Weg muss man bereits kleinere Hindernisse wie flache Wurzeln und kleine Steine erwarten. Sehr häufig sind vereinzelte Wasserrinnen und Erosionsschäden Grund für den erhöhten Schwierigkeitsgrad, der Untergrund kann teilweise auch nicht verfestigt sein. Das Gefälle beträgt maximal 40%. Spitzkehren sind nicht zu erwarten.
S-2
Im Schwierigkeitsgrad 2 muss man mit größeren Wurzeln und Steinen rechnen. Der Boden ist häufig nicht verfestigt. Stufen und flache Treppen sind zu erwarten. Oftmals kommen enge Kurven vor, die Steilheit beträgt Passagenweise bis zu 70%.
S-3
Verblockte Singletrails mit vielen größeren Felsbrocken und/ oder Wurzelpassagen gehören zur Kategorie S-3. Hohe Stufen, Spitzkehren und kniffelige Schrägfahrten kommen oft vor, entspannte Rollabschnitte werden selten. Häufig ist auch mit rutschigem Untergrund und losem Geröll zu rechnen, Steilheiten über 70% sind keine Seltenheit.
S-4
S-4 beschreibt sehr steile und stark verblockte Singletrails mit großen Felsbrocken und/ oder anspruchsvollen Wurzelpassagen, dazwischen häufig loses Geröll. Extreme Steilrampen, enge Spitzkehren und Stufen, bei denen das Kettenblatt unweigerlich aufsetzt kommen im 4. Grad häufig vor.
S-5
Der Schwierigkeitsgrad S-5 gilt als unfahrbar. Blockartiges Gelände mit Gegenanstiegen, Geröllfelder und Erdrutsche, ösenartige Spitzkehren, mehrere hohe Stufen direkt hintereinander und natürliche Hindernisse wie umgefallene Bäume kommen häufig vor, oft in extremer Steilheit. Wenn überhaupt ist wenig Auslauf bzw. Bremsweg vorhanden. Hindernisse müssen z. T. in Kombination bewältigt werden.
Wichtig:
Nicht alle Faktoren müssen erfüllt werden um eine Passage einem gewissen Schwierigkeitsgrad zuzuordnen. Ein Singletrail kann passagen- oder abschnittsweise durchaus auch unterschiedliche Schwierigkeiten aufweisen. Der Weg wird also z. B. als S-2er beschrieben mit zwei S-3 Passagen.
Die Vorteile
Bei der Suche nach einem Bike-Partner spielt u. a. die Fahrtechnik eine Rolle. Sie zu umschreiben ist jedoch nicht so einfach. Mit der Singletrail-Skala kann das eigene Fahrkönnen jedoch einfach eingeschätzt und so der richtige Partner durch Vergleich seiner Einstufung gefunden werden.
Ein Singletrail kann nun auch m. H. von unabhängigen Kriterien bewertet werden, so dass es ortsfremde Biker z. B. eher vermögen die technischen Ansprüche einer Rennveranstaltung einzuschätzen. Auch im Urlaub ist es einfacher schnell die interessanten Touren aus einem größeren Routenangebot heraussuchen können, ohne sich zuvor erst durch die längeren Beschreibungen aller Strecken durchkämpfen zu müssen.
Setzt sich die Skala auf breiter Basis durch, können so Touren verschiedener Autoren direkt miteinander verglichen werden.
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