Dass im 4x Racing Action garantiert ist, stellt keine Neuigkeit dar. Doch die an diesem Wochenende in Maribor gebotene Action überstieg dann doch bei weitem alles, was wir bislang zu sehen bekommen haben.

In einem der insgesamt wohl spannendsten Wettkämpfe der 4x Geschichte wurde auf der stark aufgeweichten Strecke von Maribor in jedem Rennen gefighted, als ob es das Finale sei. Die weitgesteckte Strecke und der unberechenbare Boden sorgten für heiße Positionskämpfe und bis zuletzt spannende Rennen, denn auch die großen Sprünge vor dem Ziel waren bei diesen Bedingungen nicht immer leicht zu nehmen.

Die Qualifikation, die noch im Trockenen ausgefahren wurde, kannte erneut nur einen Namen für den ersten Platz – Jared Graves. Mittlerweile haben wir uns an seine aktuelle Form gewöhnt und so unschlagbar wie Jared momentan zu sein scheint, so hart war es dann doch gleich im ersten Lauf des Wettkampfs, wo er sich mit viel Mühe auf Platz zwei ins Ziel retten konnte. Bei diesem turbulenten Rennen schien jeder der Fahrer angreifen zu können und die Strecke nivellierte die Unterschiede noch weiter, so dass es bis hinein in die Finalläufe auch noch in der letzten Kurve vor dem Ziel Zweikämpfe zu sehen gab. Die slowenische Strecke zeigt sich ganz im Stile der immer grober werdenden World Cup Strecken und die Fahrer scheinen diese Auslegung zu mögen.

Auch für die deutschen Starter scheint Maribor ein gutes Pflaster zu sein, denn neben den üblichen Verdächtigen stehen auch noch einige weniger bekannte Fahrer am Start. Schon im zweiten Rennen starten Guido Tschugg und Stefan Scherz und bei insgesamt zwei Crashs der Gegner kann sich Guido von Platz vier auf den ersten Platz vorarbeiten und auch Stefan erreicht, unterstützt vom Sturz der Gegner, den zweiten Platz und ist ebenfalls weiter. Mehr Spannung und Abwechslung geht nicht? Weit gefehlt – Johannes Fischbach steht im dritten Rennen im Startblock und fährt die erste Kurve extrem weit innen, was ihm nach seinem guten Start den ersten Platz im Rennen sichert. Dann rutscht er jedoch weg und wer schon wieder an zu viel Pech für unsere große Hoffnung denkt, der irrt. Zwar wird er bei diesem Ausrutscher überholt, doch kommt er schnell wieder in den Tritt und schlägt sofort zurück. Der vorletzte Sprung vor dem Ziel ist ein großes Triple, das natürlich auch als Double gesprungen werden kann. Während der neue Erste gemütlich die kurze Variante springt, lässt Johannes den Gashahn offen und segelt in der Luft am vor ihm fahrenden Fahrer vorbei zurück auf Platz eins. Eine gigantische Aktion, die noch dazu sehr sauber ausgeführt wirklich tollen Rennsport zeigt.

Weniger Glück hat Andreas Dotzauer, der zusammen mit Rafael Alvarez in einem Gate startet. Der Spanier hat auf dieser Strecke in Maribor sein furioses World Cup Debut gegeben und sogleich gewonnen und wie zum Jahrestag ist er erstmals wieder auf einem Fully zu sehen und gewinnt souverän seinen Lauf – für Dotzauer reicht es nicht auf den zweiten Rang und er scheidet aus. Stark unterwegs ist auch Brook MacDonald. Der eigentliche Downhillfahrer fährt praktisch zum Spaß und aus Trainingsgründen im 4x mit und zeigt in einem beachtlichen Manöver, mit dem er Michael Marosi aus dem Wettbewerb kegelt, dass bei diesen Bedingungen auch mit Nicht-4xern zu rechnen ist. Wie Marosi muss auch Florian Gottschlich den Wettkampf früher als erhofft beenden, er stürzt zusammen mit einem anderen Fahrer und ist raus. Ebenso ergeht es Sascha Meyenborg, der zwar noch dritter wird, die nach dem Crash entstandene Lücke jedoch nicht wieder schließen kann. Und dann kommt es, das 15. der 16 Rennen. Arne Tschugg und Petrik Brückner reihen sich nach dem Start auf den Positionen drei und vier ein, wovon sie sogleich profitieren, als die vor ihnen fahrenden Fahrer sich gegenseitig aus dem Rennen schießen und dabei sogar verletzen. Plötzlich sind die beiden Deutschen in Front und wer denkt, dass damit schon genug Spannung geboten worden sei, der irrt. Hintereinander heizen sie auf das verheißungsvolle Triple zu und im ET-Style zerschellt Petrik an der Landung, zerschmettert sein Vorderrad und vollführt einen extrem überstreckten Vorwärtssalto in der eigentlichen Landung, bei dem sein Kopf einen sehr unnatürlichen Winkel aufweist und der Rücken schier einzuknicken scheint – für einen Moment stockt einem der Atem. Das nächste Bild, dass die Freecasterkameras, die ohne nervende Werbungen oder Unterbrechungen senden, liefern, ist ein rennender Petrik Brückner, der mit seinem zerstörten Bike in der Hand ins Ziel rennt.

Sensationell und höchst erfreulich – bei diesem Crash hätte mehr passieren können. So kommt aber, dass im spannendsten und pulstreibendsten der bisherigen Rennen gleich beide deutschen Starter weiterkommen, womit im Achtelfinale noch fünf deutsche Fourcrosser unterwegs sind.

Dort beendet jedoch ein nun deutlich souveräner fahrender Jared Graves den Wettkampf von Stefan Scherz, der nicht am zweitplatzierten Guido Tschugg vorbei kann und ausscheidet. Nicht vorbei ist das Rennen für Johannes Fischbach. Erneut liefert er eine beherzte Fahrt ab und hält erfolgreich den Niederländer Joost Wichman in Schach, der sich überraschend schlecht qualifiziert hat und auch hier kaum auf Platz zwei halten kann… ähnlich beherzt fährt auch Will Longden. In einem Heat mit Roger Rinderknecht und zwei Giant RSP Fahrern erkämpft er sich den zweiten Platz, indem er erst einen Giant Fahrer abschießt und den zweiten mit viel Körpereinsatz überholt – das ist 4x-Racing wie wir Zuschauer es lieben und die meisten Fahrer hassen. Im letzten Achtelfinale ist dann auch für den Sturzhelden Petrik Brückner Endstation – Filip Polc gewinnt den Lauf souverän vor Arne Tschugg und die Viertelfinals stehen an.

Selten habe ich über einen 4x-Wettkampf so viel geschrieben, doch ist es dieses Rennen in Maribor einfach wert und es gäbe noch viel mehr Details zu erwähnen. So auch im Viertelfinale, als gleich im ersten der vier Läufe Jared Graves, Guido Tschugg, Johannes Fischbach und Joost Wichman nebeneinander am Start stehen? Keine Frage – das hätte auch ein Finale sein können und so wird auch gefahren. Die vier schenken sich nichts und vor dem großen Step Down im Mittelteil versucht Guido, Jared Graves im Sprung zu überholen, landet jedoch anstatt auf der matschigen Strecke im durchtrainierten Rücken des Australiers. Was folgt ist ein massiver Crash und eine noch viel beeindruckendere Leistung vom World Cup Führenden, der es irgendwie schafft, den Einschlag wegzustecken und weiterzufahren. Dabei kämpft er sich sogar in der darauf folgenden Rechtskurve innen am herangerasten Johannes Fischbach vorbei, so dass die beiden Deutschen ausscheiden. In diesem Lauf hat Jared Graves allen gezeigt, warum er an genau dieser Stelle im World Cup steht und auch im Halbfinale wird er erneut seine Klasse durchblitzen lassen. Ähnlich viel Feindkontakt gibt es sogleich im zweiten Rennen, als sich Dan Atherton an Rafael Alvarez vorbeidrängt. Der Brite, der nach Aussage seiner kommentierenden Schwester Rachel eigentlich solche Kontakte hasst, presst sich förmlich eine Kurve vor dem Ziel am ehemals so dominanten Spanier vorbei und qualifiziert sich damit für das Halbfinale. Nicht im Halbfinale findet sich Arne Tschugg, der gegen Slavic, Polc und Saladini den kürzeren zieht und trotzdem mit seinem Ergebnis extrem zufrieden sein darf.

Die beiden Halbfinalläufe

Wie bereits angekündigt fährt Jared Graves auch im Halbfinale wie außer Rand und Band. Auf halbem Weg die Startgerade herunter klickt er unfreiwillig aus, springt den folgenden Sprung hecklastig und mit nur einem Bein auf den Pedalen und ist vorerst letzter. Jetzt schlägt seine Stunde: Mit schierer Kraft tritt er sich an Dan Atherton vorbei, als ob dieser einfach stehen würde und drängt vor der Rechtskurve, in der er im Vorlauf Johannes Fischbach hat stehen lassen, Michael Prokop von der Idealline und sichert sich seinen Finaleinzug ebenso wie Joost Wichman, der erneut gewinnt. Weit ruhiger geht es im zweiten Rennen zu, hier ist vor allem Romain Saladini zu erwähnen, der sich mit einem genialen Zug an Slavik vorbeidrängt und ein wirklich angemessenes Finale garantiert: Die vier führenden im Gesamtweltcup stellen auch die vier Fahrer des Finales. Bevor es in dieses abschließende Rennen geht, wiederholt sich im kleinen Finale eine bekannte Szene. Michael Prokop scheint sich Guidos Angriff auf Jared Graves zum Vorbild genommen zu haben und schießt weit über den Step Down hinab. Auf dem Weg zum Grund findet jedoch auch er nicht den Matsch, sondern wird über Slaviks Hinterrad in dessen Rücken und dann erst den Boden gezogen. Gleiche Szene, gleicher Ausgang – Slavik gewinnt das kleine Finale und wird damit zum zweiten Mal in dieser Saison fünfter.

Das Herrenfinale

Ganz im Gegensatz zu den Rennen davor läuft das Finale dann eher ruhig ab, auch wenn es verglichen mit anderen Rennen extrem spannend ist. Joost Wichman schießt ohne Kontrolle über eine Welle nach dem Start in Führung und gibt die selbe bis ins Ziel nicht mehr ab – der zweite Sieg für ihn. Direkt hinter ihm fährt Jared Graves ins Ziel, der damit seine Gesamtführung weiter ausbauen kann, weil die direkt hinter ihm Platzierten Roger Rinderknecht und Romain Saladini direkt hinter ihm ins Ziel kommen, wobei Roger am Ende noch Saladini passiert, als dieser sich an Jared Graves zu schaffen machen will.

Die siegreichen Herren

Gesamtwertung nach fünf von acht Läufen

der strahlende Führende in der Gesamtwertung: Jared Graves

Und wie verlief der Wettkampf bei den Damen? Im ersten Rennen gewinnt Dauersiegerin Jill Kintner aus den USA souverän und doch merkt man, wie schwer sich die Damen mit dem matschigen Untergrund tun. Gerade die schon im trockenen schweren Sprünge stellen für sie nun unüberwindbare Hindernisse dar und trotzdem kämpfen die Ladies hier ebenso wie die Herren noch etwas enger um die Platzierungen. Schon im zweiten Rennen muss die im Vorjahr zweitplatzierte Anita Molcik ihre Hoffnungen begraben und scheidet aus, während Weltmeisterin Melissa Buhl als zweite weiter kommt. Vorjahressiegerin Anneke Beerten gewinnt ihre Rennen und so geht es wie erwartet in die Halbfinals.

Die Halbfinalläufe

Dort scheitert Horakova beim Überholen an Buhl und stürzt, vorneweg fährt locker Jill Kintner, die in der Qualifikation mit großem Vorsprung schnellste gewesen ist. Dann kommt auch schon das kleine Finale. Emmeline Ragot aus Frankreich gewinnt hier vor Horakova und Suemasa aus Japan. Wirklich spannend wird es dann im Finale. Anneke Beerten, die die Strecke wirklich gerne fährt, fährt zusammen mit der Weltmeisterin und Jill Kintner sowie der jungen Australierin Caroline Buchanan. Das geht auch so lange gut, bis es im Pulk in die Kurve geht, in der schon das Herrenfinale entschieden wurde, als Joost Wichman in Führung gehen konnte. Jill Kintner versucht ohne viel Rücksicht innen an Beerten vorbei zu ziehen, diese wird dadurch in die Steilkurve abgedrängt, stürzt und… reißt Kintner mit zu Boden, wodurch der Weg frei ist für die beiden dahinter lauernden Damen Buhl und Buchanan. Kurzerhand macht die Australierin ihren ersten World Cup Sieg vor der Amerikanerin Buhl klar.

Damenfinale

Die siegreichen Damen

Letzten Endes dürfen alle mit ihren Platzierungen äußerst zufrieden sein. Bei diesen Bedingungen hätte jedes Rennen für jeden das Aus bedeuten können und das es die vier bestplatzierten ins Finale geschafft haben zeigt, dass 4x auch bei Wetterkapriolen doch die richtigen Sieger hervorbringen kann, wenn sich keiner grob unfair an einem anderen zu schaffen macht. Gelungen war aber auch die Freecasterübertragung. Rob Warner musst zwar des öfteren die Toilette besuchen (keiner weiß warum), doch war die gesamte Übertragung mit Rachel gemeinsam gut kommentiert und störungsfrei aus unserem Fast-Nachbarland zu uns überbracht.

Weitere Videos:

4X Stürze Maribor

http://videos.mtb-news.de/videos/1/_/video/P01000102427mpeg.m4v: im IBC TV ansehen

Statements Top 3 Herren

http://videos.mtb-news.de/videos/1/_/video/maribor_worldcup_2009_4x_mflv.m4v: im IBC TV ansehen

Statements Top 3 Damen

http://videos.mtb-news.de/videos/1/_/video/maribor_worldcup_2009_4x_wflv.m4v: im IBC TV ansehen
  1. benutzerbild

    nuts

    dabei seit 11/2004

    vielen Dank euch allen, freut mich, dass ihr Spaß an dem Bericht habt. Dann hab ich ja erreicht, was ich wollte.

    Soeben ist übrigens der DH-Bericht vom Stapel gelaufen, mit tollen Bildern von _jazzman_ alias Niko.

    War aber auch einfach zu geil in Maribor, da kann der Bericht nur gut werden smilie

  2. benutzerbild

    prallax

    dabei seit 01/2006

    Super Bericht, kann mir nur die Videos nicht anschauen, trotz DLS 3000 superlangsam beim Laden. War gestern abend auch schon und heute probiere ich es nochmal, das gleiche. Kann man die Freecaster Videos nicht auf Low-Quali schalten ? Die einzigen Videos die gehen sind vom IBC TV.

  3. benutzerbild

    Thomas

    dabei seit 09/2000

    das liegt derzeit wohl an freecaster, bei mir sind die Ladezeiten dort auch extrem.

  4. benutzerbild

    prallax

    dabei seit 01/2006

    das liegt derzeit wohl an freecaster, bei mir sind die Ladezeiten dort auch extrem.
    Vermutlich sind die Freecaster Leitungen überlastet, wegen euren IBC Artikeln. smilie
  5. benutzerbild

    nuts

    dabei seit 11/2004

    hihi, dass hoff ich doch mal nicht^^

    Ich hab eine kleine Zusammenstellung der Videos rund um Maribor gemacht - viel Spaß!

    --> KLICK MICH <--

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