Während der kalten Tage verweilt die vielfache Deutsche Meisterin gerne auf der Sonneninsel Zypern. Doch viel Zeit zum Relaxen bleibt ihr nicht – der Aufbau eines neuen World Cup Teams ist eine arbeitsintensive Angelegenheit. Im IBC-Interview äußert sich die sympathische Vorzeigebikerin zu ihren Plänen für 2011 und erklärt, warum sie weiterhin schmale Lenker bevorzugt.

(Aufmacherfoto: Marius Maasewerd)

Dein bisheriger Bike-Sponsor Ghost überraschte jetzt mit einem eigenen Damen-Team, in dem auch deine bisherigen Central-Pro-Kolleginnen fahren werden. Wie geht es jetzt bei dir weiter, wirst du als Einzelkämpferin Gas geben oder dir eine neue schlagkräftige Truppe aufbauen?

Ich werde meinen Weg weiter gehen und auch zukünftig mit einem eigenen starken Team am Start sein. Gerade nächstes Jahr werden wir mit unserem Pro Team – bei dem einer der Hauptsponsoren weiterhin die central Krankenversicherung sein wird – eines der wenigen Deutschen UCI Elite-Trade Teams sein, von denen es maximal 15 weltweit geben wird. So können wir noch professioneller arbeiten und den junge Athleten ein ideales Umfeld bieten.

In Interviews hattest du Kritik an der Zusammenarbeit von Ghost Bikes mit dem in Doping-Skandale verstrickten Jan Ulrich geäußert. Wie stark hat dies dein Verhältnis zu dem bayerischen Hersteller beeinflusst?

Ich stehe zu der geäußerten Kritik im letzten Jahr, die auch aus heutiger Sicht berechtigt war. Allerdings habe ich vergebens auf ein Signal der Einsicht gewartet.

Du fährt momentan auch Cross-Rennen – was reizt dich an den schmalspurigen und starren Bikes? Denkst du dir da nicht manchmal „Mensch, mit einem MTB würde die Passage mehr Spaß machen“?

Ganz sicher ist der Wettkampf das an sich Interessante daran. Es ist schnell, kurz und voller Action. Es ist aber auch eine gute Schule, mit Rädern ins Gelände zu gehen, die dafür eigentlich nur bedingt geeignet sind. So manche Passage die mit dem Cross-Rad eine Herausforderung ist, wäre mit dem Bike ein Kinderspiel. So schult es die Fahrtechnik und macht auf seine Art Spaß.

Gewohnter Anblick: Sabine lächelt vom Siegerpodest

Dein großes Ziel ist Olympia 2012 in London. Inwiefern beeinflusst das deine Saisonplanung für 2011 und 2012?

Im Hinterkopf sind natürlich die Olympischen Spiele 2012 schon präsent. Aber direkten Einfluss auf die Saisonplanung hat es für dieses Jahr für mich noch nicht. Einige Dinge im Training wird man dieses Jahr sicherlich schon versuchen. Der Fahrplan nach London wird aber erst mit Ende 2011 gemacht werden. Ich habe ja auch schon ein paar Erfahrungswerte. Interessant wird es sicher die Strecke im kommenden Jahr kennen zu lernen. Das wird einen bedeutenden Einfluss auf die Vorbereitung haben.

Dein Mann Ralf Schäuble ist auch dein Manager. Kann die Vermischung von Privatleben und Beruf nicht auch Risiken für eine Beziehung mit sich bringen? Was ist da euer Erfolgskonzept?

So ein richtiges Erfolgskonzept gibt es da gar nicht. Wir leben und lieben den Sport. Das ist vielleicht der Schlüssel zum Erfolg. Wir wollen sportlich wie auch kommunikativ möglichst viel für den Mountainbike Sport erreichen. Die Vermischung von Privat und Beruf ist dabei nicht immer ganz einfach. Aber letztlich kennen wir nichts anderes. Wenn das Hobby, die Passion zum Beruf wird, ist das wohl oft so.

Du fährst entgegen der aktuellen Trends weiter recht schmale Lenker. Ist das einfach deine Gewohnheit oder warum bevorzugst du die schmale Variante?

Vielleicht ist es schon ein wenig die Macht der Gewohnheit. Aber ein bisschen breiter ist es bei mir auch schon geworden. Von ehemals 52cm bin ich jetzt bei 55-56 cm angelangt. Ich denke es gibt Vor- und Nachteile von breiten bzw. schmalen Lenkern. Jeder muss das für sich selber entscheiden. Allerdings halte ich es für überzogen wenn heute gepredigt wird, dass Lenker unter 60cm nicht sinnvoll wären. Das hängt von vielen Faktoren ab. Die Körpergröße bzw. Armlänge hat ebenso einen Einfluss wie die Geometrie des Bikes und die Gabellänge. Wenn man sehr steile Winkel und eine 80mm Gabel fährt – so wie ich – muss der Lenker nicht so breit sein wie bei einem flachen Winkel und einer 140er Gabel. .

Als Olympiasiegerin sieht man dich auch häufig in den Mainstream-Medien. Hat die Welle an Mails und Anfragen seit Peking mittlerweile stark abgenommen oder bist du in der Sportwelt immer noch viel gefragt?

Ja das ist mal mehr, mal weniger, aber über das ganze Jahr hinweg deutlich mehr wie vor dem Olympia-Sieg. Zur Zeit ist es wieder relativ viel. Themen wie „Biken im Winter“ oder jetzt auch der Wechsel in meinem Umfeld oder einfach auch meine Meinung zu bestimmten Themen sind mehr gefragt als vor dem Erfolg in Peking. Darüber freue ich mich natürlich, da diese auch die Möglichkeit bietet stets auch den Mountainbike Sport in ein besseres Licht zu rücken. Von mehr Präsenz in den Mainstream-Medien kann das ganze Mountainbike Umfeld profitieren.

Welche junge deutsche Fahrerin könnte in deine Fußstapfen treten?

Jede muss da ihren Weg gehen und besser den eigenen Pfad legen als in die Fußstapfen eines anderen treten zu wollen. Wir haben in Deutschland einige junge Talente die auch international einmal den Durchbruch schaffen können. Allerdings sind dies nicht so viele wie vielleicht in manch anderen Nationen.

Der XC-Sport hat für Kids angesichts der Bikeparks und Sprunganlagen viel Konkurrenz. Wie kann man den Kindern diese harte Disziplin deiner Meinung nach schmackhaft machen?

Das ist doch ein toller Einstieg in den Bikessport. Gerade koordinative Fähigkeiten werden in Bikepark ideal geschult. Die Faszination des XC Sport liegt neben den koordinativen Fähigkeiten auch darin, Kondition und Schnelligkeit miteinander zu verbinden und sich direkt mit der Konkurrenz messen zu können. Allerdings darf man gerade was die konditionellen Anforderungen angeht die jungen Biker nicht überfordern. Dann geht die eigentliche Faszination verloren. Ich erinnere mich an eine Veranstaltung in diesem Jahr – den Ort weiß ich jetzt nicht mehr – wo ich den Schülern zuschaute und gedacht habe, warum muss man diesen so etwas antun. Die haben sich über die Strecke gequält und waren völlig überfordert. Das ist sicher nicht die Art und Weise wie man den Sport den Kids nahe bringen kann. Da ist weniger oft viel mehr. Das gilt im Übrigen auch für den Elite Bereich. Viele haben einfach noch nicht verstanden, dass steiler nicht unbedingt besser ist.

Danke für das Interview und viel Spaß und Erfolg weiterhin!

Ein englischsprachiges Videoporträt mit Szenen aus Zypern:

Sabine Spitz on Trans World Sport
  1. benutzerbild

    ecopower

    dabei seit 12/2015

    Die Sabine....
    sieht schon ganz schön männlich aus.

    Lustiger Fernsehbericht!

  2. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Die Sabine....
    sieht schon ganz schön männlich aus.

    Lustiger Fernsehbericht!

    Kurze-Haare-Effekt? Ich finde es klasse, dass sie mit ihrer Popularität den MTB-Sport in den Mainstream-Medien promotet.

    Ride on,
    Marc
  3. benutzerbild

    ecopower

    dabei seit 12/2015

    Kurze-Haare-Effekt? Ich finde es klasse, dass sie mit ihrer Popularität den MTB-Sport in den Mainstream-Medien promotet.

    Ride on,
    Marc

    Wobei die Moderatorin schon sehr dümmlich gewirkt hat. " Ich kennen den Unterschied zwischen Cross-Rad und MTB nicht..."
    Würde ich mich so wenig auf meine Arbeit vorbereiten, dann hätte ich diese Arbeit nicht mehr....smilie
  4. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Vllt. hat sie sich ahnungslos gestellt, um sich ans Niveau des Publikums anzupassen smilie

  5. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Sabine Spitz im Interview (Badische Zeitung):

    Zum Artikel "Top Ten immer im Fokus"

    SWR Fernsehen überträgt das Damen-Rennen der Cross-WM live zwischen 11 und 12 Uhr. Zusammenfassung in der ZDF-Sportreportage um 17 Uhr.

    Sabine Spitz und Elisabeth Brandau am Sonntag bei der Cross-WM in St. Wendel. Start um 11 Uhr. Beide im IBC-Interview: Sabine Spitz // Elisabeth Brandau


    Ride on,
    Marc

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