Wo sind die Ladybikes?

Gedanken von Steffie Teltscher

Steffie Teltscher ist für uns mit auf dem Demoday gewesen. Und sie ist nicht die einzige Frau… Hier kommt ihr Kommentar zum Demoday. Voll motiviert startete ich heute Vormittag zum Demoday, in der Hoffnung, ein paar Ladybikes für euch testen zu können. Schließlich ist der Demoday der Eurobike eine der wenigen Gelegenheiten im Jahr, bei denen frau die Chance hat, in kurzer Zeit viel Bikes in die Finger und auf den Trail zu bekommen. Und Frauen sind viele unterwegs, jede und jeder scheint biken zu wollen und schon früh werden die Schlangen bei den Ausstellern immer länger. Doch was ist das? Nach mehrmaligem langen Anstehen reift in mir eine traurige Wahrheit: auf dem gesamten Demoday scheint es in der Rubrik Enduro und Freeride kein einziges Ladybike (Bikes die nur anders ausgestattet sind zählen nicht, ich will echte Ladybikes!) zu sehen gibt. Viele große Firmen wie Cannondale, Spezialized und Kona haben Ladybikes in diesem Federwegsbereich, doch auf den Demoday hat sich kein einziges verirrt. Doch wie kann das sein? Bei meinen Purple Taste-Kursen habe ich viele Mädels auf Bikes kennen gelernt, die nicht davor zurückschrecken ordentlich am Gas zu drehen. In der Kommunikation der Unternehmen wird die Damenwelt immer mehr in den Fokus gerückt. Doch auf dem Demoday scheint es keine Fahrräder für Frauen zu geben. Woran kann das liegen? Am Markt kann es jedenfalls nicht liegen, der ist da und streckt seine Hand aus…

Auf der Hatz von einem Stand zum nächsten, ständig auf der Suche nach wenigstens einem einzigen Ladybike, fallen sie mir plötzlich auf. Die Damen. Überall und kaum zu übersehen. Als ich mir das Publikum in Ermangelung von passenden Bikes näher anschaue fällt mir zunehmend auf, dass der Frauenanteil doch recht hoch ist. Ich sichte Anna Weiß und Anki Luh von der World of MTB, Norco-Teamfahrerin Angie Hohenwarter und viele andere MTB-begeisterte Frauen, deren Namen keiner kennt und die doch neue Bikes bewegen wollen.

Doch es gibt noch viel zu tun. Ein genauer Blick auf die Setups der Testbikes zeigt, dass immer noch eine Menge zu verbessern ist. Angefangen vom Abstand der Bremshebel zum Lenker (der selbst für viele Männerhände zu groß gewählt ist) über mangelhafte Dämpfereinstellungen bis hin zur geringen Verfügbarkeit von kleinen Rahmengrößen. Zumal ein Blick auf die Männerwelt offenbart, dass hier nicht nur kleine Buddhas unterwegs sind… ;).

So geselle ich mich ein wenig ernüchtert zur IBC-Crew an den Pumptrack, lasse das Merida Dirtjump-Hardtail einige Runden um den Parcours fliegen und schenke mir die Trails rund um Ratzenried im Allgäu. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass sich die Bikefirmen endlich mit ernst gemeintem Engagement dem weiblichem Geschlecht öffnen würden. Gebt uns mehr echte Ladybikes. Gebt uns Bikes, die wir testen können. Schließlich lieben wir es zu shoppen, doch was frau nicht probieren kann, kauft sie auch nicht so gern. Warum sollte sie auch?

Die Story in Bildern

Angie Hohenwarter
# Als eine der Vorzeigedamen wäre da zum Beispiel noch Norco-Teamfahrerein Angie Hohenwarter. Sie hat es gut und ist bestens mit passenden Bikes versorgt.

Dieser blöde Fokus!
# Doch der Demoday scheint Frauen eher in einer anderen Rolle zu sehen. Statt Testbikes zu fahren dürfen die Mädels hier Flyer verteilen,…

Userwunsch: erfüllt
# … ihre prämierte Schönheit präsentieren,….

Sabine Spitz nach ihrer Ankunft bei Haibike
# … Interviews geben,… doch HALT! Das hier ist Sabine Spitz, unsere Silber-Gewinnerin bei Olympia. Wir brauchen mehr Frauen wie sie!

Fernsehkameras überall
# Sonst heißt es weiterhin: Mikrofon zum Anbeißen halten,…

Massagen zwischendurch
# … oder asiatische Messegäste massieren.

Besucherinnen
# Es gab schlicht und ergreifend zu wenig Testbikes für uns Frauen.

Impressionen am Pumptrack
# Und zuschauen ist nicht immer erste Wahl,…

Im Gespräch
# … wenn man auch gemeinsam biken gehen könnte!

Steffie
# Deshalb wünsche ich mir: Mehr Ladybikes. Mehr Lady-Testbikes. Denn es sind gar nicht so wenig Mädels auf dem Demoday unterwegs!

  1. benutzerbild

    h0rst99

    dabei seit 01/2008

  2. benutzerbild

    Snowcat

    dabei seit 09/2011

    Ich finde den Bericht super... Natürlich gibt es große und kleine Frauen, wie auch große und kleine Männer aber für alle sollte eine ordentliche Auswahl vorhanden sein.
    Viele Hersteller stellen pinke oder lila Bikes vor mit schlechten Komponenten und nennen das dann Lady Bike. Wir wollen kein rosa mit Sternchen wir wollen einen kleinen Rahmen und Komponenten die auch für weniger Gewicht geeignet sind... Aktuell benutzen die Hersteller ihre Ladys Bikes nur aus Martketinggründen aber wer kauft sich die Dinger??!! Mädlz können auch gut abgehen und legen viel Wert auf Federweg, Dämpfer Bremsen etc...

  3. benutzerbild

    F4B1

    dabei seit 05/2010

    Interessant finde ich ja, dass hier der Blickwinkel der Marken (hergestellt wird ja in der Regel in Fernost)kaum beleuchtet wird.

    Mehr Rahmengrößen kosten auch mehr. Nun erkläre mal den Kunden, dass man Rahmen statt für 150-200 auf einmal erst ab 300€ oder gar 400€ kriegt. Geschrei wär bei den meisten groß.

    Klar. hier im Forum würden einige sicher kein Problem damit haben (ich ja auch nicht), aber die Masse will halt möglichst billig. Und möglichst billig geht nur mit wenig Vielfalt.


    btw. bin ich übrigens kein Fahrer, dem größe M oder L passt. Geht eher in Richtung XL-XXL (RR RH64). Am MTB sind die Sitzwinkel für mich zugegeben traumhaft. Wenn ich ein Rennrad von der Stange kaufen würde könnte ich hingegen froh sein, mit 2,5cm Seatback meine Sattelposition eingestellt zu bekommen, ohne, dass ich den Sattel außerhalb des angegebenen Klemmbereichs montieren muss. Bei diversen aktuellen Rahmen ginge das nicht.

  4. benutzerbild

    Metzkergiga4u

    dabei seit 03/2003

    Und dass war, glaube ich, auch dass Problem das Steffie ansprechen wollte: nicht mal die Sachen, die es eigentlich gibt, sind für die kleineren Bikerinnen (und kleine Männer!) zugänglich.

    Servus,

    Lenka K.

    Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Habe mir im Januar 2012 das 2012er Giant XTC Comp 2 in XL bestellt. Das war nicht im Rotterdamer Lager verfügbar und musste aus Taiwan geschickt werden. Man glaubt garnicht was das für ein Drama war. smilie Letzendlich hat mein Händler die Iniative ergriffen und mir im März das 2011er Modell angeboten das im Giant Lager in Holland verfügbar war. Habe ich dann schnell genommen weil es das letzte 2011 XTC in XL war... smiliesmilie
    [Bild]
  5. benutzerbild

    Leen

    dabei seit 06/2005

    Moinsen zusammen,

    beziehe mich mal auf die entstandene Diskussion, ob ein Ladybikesegment überhaupt notwendig ist..

    ich bin wohl das, was im Sinne des pseudo-Herstellermarketings als "Lady" gilt. weiblich, 1,66 groß und 55kg leicht.
    Meiner Meinung nach ist dieser Ladybikeschwachsinn ziemlich überflüssig. Ich will kein Ladybike. Ich will, dass die Hersteller ihre Serienbikes generell auf eine Rahmengröße nach unten korrigieren (und von mir aus auch gerne nach oben), damit Frauen, Männer, Jugendliche, Kinder passende Fahrräder kaufen können. Dass davon nicht immer gleich 5 Exemplare im Laden stehen und die Randgruppen auf Lieferzeiten warten müssen - okay, das ist überall so. Und aus wirtschaftlicher Sicht würde es wohl keiner von uns anders machen.

    Jemand sagte, dass es jede Rahmengröße dann in 2 Oberrohrlängen geben müsste. Ich glaube, das ist Quatsch. Die vielen Marken bieten so eine große Vielfalt an Geometrien.. Das eine Bike ist kürzer geschnitten, das nächste gestreckter, dann gibt es was hohes, was wendiges, was mit sattem Hinterbau.. Für jeden Geschmack was dabei. Jeder (und damit auch Frauen) muss die für sich passende Geo (sprich Hersteller und Modell) finden und dann mit entsprechendem Finetuning anpassen. Es kann nunmal kein Bike von der Stange, fertig montiert für JEDEN Körper geben.

    Das Einzige, wo ich mir mehr Optionen für alle wünsche, ist wie gesagt die Rahmengröße mit geringer Überstandshöhe und die Existenz von Stahlfederelementen für unter 60kg. In meinem DH Bike habe ich mir ne 300lbs Feder eingebaut. Ich bin bestimmt weit davon entfernt sie ausfahren zu können, vielleicht wäre eine 250er genau meins. Das würden auch viele Jugendliche begrüßen. Weil warum soll ich nicht auch 200mm Federweg zur Verfügung haben dürfen? Warum müssen Kids auf Luft ausweichen, nur weil es keine 150 oder 200lbs Federn gibt?

    Bei allen anderen Dingen halte ich dieses Ladyzeugs für reines Marketing

    Luftdruckfahrwerk? - mach ich halt weniger Luft rein, dann is gut.

    Bremsgriffe? - sind doch verstellbar, muss ich halt mehr Geld ausgeben. Gegen eine Bremsgriffweitenverstellung im Billigsegment wär auch nix einzuwenden, wenn es Leute gibt, denen Qualität nicht so wichtig ist.

    schmalere Lenker? - Kann man ja wohl absägen (lassen). Die Zentimeterskala auf den Lenkern ist ja schon ein Zugeständnis an Leute, die es schmaler mögen. Davon muss man dann eben auch Gebrauch machen wollen.

    spezielle Sättel? - ich glaube Sättel gibt es mehr als alles andere. Irgendwo beginnt eben auch die Physik und wenn man sich für Bikesport entscheidet, dann ist das eben so, dass einem nach 2 Stunden was wehtut. Aber nach 2 Stunden Windsurfen tun einem ja auch die Arme weh. Dafür kann man keinen Hersteller verurteilen.

    Ansonsten ist doch die ganze Bikewelt ziemlich optional. Ich kann Lightweightzeugs kaufen, meine Parts anpassen.. es gibt viel weiß und türkis und so weiter..


    Fazit also: JEIN. Ich glaube nicht, dass Ladys eine spezielle Geometrie brauchen. Vielmehr braucht jedes Individuum irgendeine für sich passende Geo, die sich irgendwo auf dem riesigen Bikemarkt auch finden lässt.


    Und nein, ich beziehe mich hier nicht nur auf DH. Meine Aussagen bedienen sich auch aus meiner Erfahrung mit meinen Allmountainfullys und meinem Rennrad smilie

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