Jüngst wird ein ganz spezielles Thema von der Downhill-Szene kontrovers diskutiert: der geplante City Downhill World Cup. Während die einen begrüßen, dass der Sport zu den Zuschauern gebracht werden soll, befürchten andere, dass dem Downhill-Sport seine Identität geraubt wird. Nachdem wir bereits über die Pläne zum City Downhill World Cup berichtet hatten, folgt nun ein kurzen Interview mit den Initiatoren.
MTB-News.de: Der City Downhill World Cup – wer sind die Leute hinter dem Projekt?
Jana Vasova: Wir sind die “Extreme Sport Fabrik” Event-Agentur, die von Filip Polc und mir geleitet wird. Außerdem kooperieren wir mit lokalen Veranstaltern von Urban Events an ausgewählten Orten.
Warum braucht die MTB-Szene eurer Meinung nach einen City Downhill World Cup?
Der World Cup in der Natur ist toll und aufregend – aber da entwickelt sich zu wenig. Der City DH erbrachte in den letzten Jahren tolle Ergebnisse und ich denke, dass man mit dieser Disziplin mehr Interesse globaler Medien wecken kann.
# Filip Polc. Foto: Fabio Piva Red Bull Content Pool
Könnte solch eine Rennserie nicht ein falsches Bild vom Downhill-Sport im Speziellen und vom Mountainbike-Sport im Allgemeinen vermitteln?
Im Gegenteil – ich denke, dass man mit diesen Rennen in den weltberühmten Städten Europas der Szene eher hilft. Mountainbiken direkt in der Stadt zu zeigen kann nur helfen, mehr Biker in die Wälder zu bekommen! Wie jeder weiß, kann man nicht täglich DH in der Stadt fahren – also muss man auf “normalen” DH-Strecken trainieren.
Diese neue Rennserie ist definitiv eine große Chance für unseren Sport und eine tolle Möglichkeit, die Rennen zu den Leuten zu bringen – und nicht anders herum. Wenn alles so läuft wie geplant, werden diese Rennserien in den nächsten Jahren weiter wachsen und der Sport noch mehr Aufmerksamkeit erfahren. Ich mag es, dass die Sprünge und Drops nicht so extrem gefährlich sind wie bei normalen DH-Rennen.Marcelo Gutierrez, Urban DH-Spezialist
# Marcelo Gutierrez. Foto: Camilo Rozo Red Bull Content Pool
Was sind die Ziele des Urban DH-Projekts?
Den Fahrern eine gute Zeit bieten, spaßige Rennen an neuen Orten anzubieten, die Fahrer zu mehr Medienpräsenz zu verhelfen – und den MTB-Sport auf ein höheres Level zu schieben! Wir bringen das alles direkt zu den Leuten, ins Fernsehen, ins Radio, in die Zeitschriften und werden spektakuläre Events mit Trial- und Dirtshows, Konzerten und DJs veranstalten.
In meinem Blog in der neuen Ausgabe des deutsprachigen Dirt Magazins habe ich ja gesagt: solange wir keine TV-Zeiten haben, wird es schwierig werden dass das große Geld in den Downhillsport kommt. Weiteres gibt es ja auch den Spruch aus vielen Sportarten: Wenn die Leute nicht zu uns kommen, müssen wir zu den Leuten kommen.
Bis jetzt wissen wir nicht viel wie alles ablaufen wird, aber wenn Red Bull seine Hände im Spiel hat,kann man fast davon ausgehen, dass es was richtig Ordentliches wird. Ich würde sicher an den Rennen teilnehmen, sofern auch mein Team usw. dafür ist. Es wäre sicher eine Chance für unseren Sport, sich einer großen Masse zu präsentieren.“ Markus Pekoll, schnellster österreichischer Downhiller
# Insbesondere viele südamerikanische Städte eignen sich aufgrund der Höhenunterschiede für Urban DH-Rennen. Foto: Luis Vidales Red Bull Content Pool
Geht das Projekt Hand in Hand mit dem UCI Downhill World Cup?
Daran arbeiten wir gerade. Wir möchten sowohl World Cup-Fahren, den Teams und auch uns als Organisatoren die bestmöglichen Bedingungen bieten.
Gibt es eine Art Botschafter für diese Art des DH Racings?
Der Botschafter wird Filip Polc sein, er liebt diese Rennen. Auch Cedric Gracia, Steve Peat, Greg Minaar, Steve Smith und Marcelo Gutierrez sind regelmäßig bei den Urban DH-Rennen dabei.
„Die Serie ist definitiv eine Sache, die ich gerne machen will – es ist eine spaßige Sache und ich mag es, dass die Zuschauer direkt im Geschehen dabei sind. Ich mag es meinen Sport zu präsentieren – die Zuschauer wollen fette Sprünge und Geschwindigkeit sehen! Ich kenne einige Fahrer, die diese Art von Rennen nicht so mögen, weil es nichts mehr mit MTB zu tun hat – mir persönlich ist es das Terrain egal, solange ich fahren und springen kann bin ich glücklich. Und außerdem ist es praktisch im Winter, wenn aufgrund der Witterung in Europa nichts stattfinden kann. Ich bin gespannt, wo die Sache hinführt!“Cedric Gracia
# Guido Tschugg am Wallride in Valparaíso. Foto: Patricio Crooker Red Bull Content Pool
Gibt es schon genauere Infos, wo die Rennen 2014 alle stattfinden werden?
Wir machen gerade die Deals mit Chile, Brasilien, Kolumbien und der Slowakei für 2014 fest und hoffen, dass wir auch das Rennen in Lissabon mit in den World Cup nehmen könnten. 2015 würden wir gerne weitere große Städte der USA, China und allgemein Asien, Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten mit integrieren.
Glaubt ihr, dass auch die anderen Top-Fahrer wie z. B. Aaron Gwin an den Rennen Gefallen finden würden?
Ich denke, dass jeder Fahrer dadurch auch selbst mehr Aufmerksamkeit durch die großen Medien kriegen würde – und das kann ja eigentlich nur gut sein.
„Ich denke, dass ich auf alle Fälle ein paar Rennen mitfahre. Mir taugt das Format ganz gut, da der Sport zu den Zuschauern gebracht wird und nicht wie im Downhill World Cup teilweise am A… der Welt ausgetragen wird. Die Austragungsorte kenne ich zum Teil: beispielsweise habe ich in Rio mal für Red Bull die Streckenplanung gemacht! In Lissabon bin ich auch schon paar Mal am Start gewesen.
Die Orte sind top, nicht nur wegen dem Gefälle in der Stadt vom Höhenunterschied, auch die Zuschauer sind einfach fanatisch und die besten Mountainbike-Fans!
Paris weiß ich leider nicht wie es wird oder dort ist. Bratislava ist sicher top, da das Rennen dort von Filip Polc organisiert und mitgebaut wird. Er gewinnt ja im Moment auch die meisten der City Downhills.“Guido Tschugg
# Guido Tschugg vor dem Rennen in Valparaíso. Foto: Alfredo Escobar Red Bull Content Pool
„Ich finde es eine super Idee. Ich wollte schon lange mal bei so einem Race teilnehmen, aber bisher kam immer was dazwischen. Die einzelnen City Downhill Events waren ja schon ein riesen Erfolg – dies jetzt zu einer Weltserie zu machen ist klasse! Vor allem es in solche Metropolregionen zu bringen wird der Wahnsinn! Das wird auf jedenfall ein großes Ding. Und es wird gut!“ Johannes Fischbach
Was können wir in der Zukunft von Urban DH-Rennen erwarten?
Unser Plan für die Zukunft ist, dauerhaft Downhillrennen in den Städten zu realisieren – vergleichbar mit der Formel 1. Die besten Fahrer und die besten Teams, in den besten Städten mit den besten Partnern!
Danke für das Interview!
Wie steht ihr zum City Downhill World Cup? Erscheint euch eine solche Rennserie interessanter als der herkömmliche DH World Cup? Und würdet ihr ein solches Rennen in einer nahe gelegenen Stadt eher besuchen, als einen World Cup in den Bergen dessen Besuch eine lange Anreise erfordert?
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Redaktion: Johannes Herden, Maxi Dickerhoff
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