Borderline, Canadian Trail – und vielleicht bald ein schöner Pumptrack? Der Verein MTB-Freiburg e.V. setzt sich für einen Asphalt-Pumptrack ein und hat bereits damit einen Bürgeraufruf für einen Beteiligungshaushalt gewonnen. Jetzt muss noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit die Stadt den Pumptrack bewilligt und die Gelder bereitgestellt werden. Der Freiburger Verein geht mit gutem Beispiel voran und startet daher eine Spendenaktion (wer direkt spenden will: hier geht es zur Spendenseite auf betterplace.org).
Wir haben Hannah Röther, Ansprechpartnerin bei mtb-freiburg e.V., zur Thematik und den aktuellen Stand des Projekts interviewt.
MTB-News.de: Wie genau habt ihr den Pumptrack bei der Stadt bewilligt bekommen?
Hannah Röther: Noch gar nicht! Daran arbeiten wir gerade. Und genau das stellt sich als ausgesprochen schwierig heraus. Klar, Freiburg ist eine kleine Großstadt, da ist es schwierig, sich mit seinen Interessen Gehör zu verschaffen. Außerdem ist Baugrund kostbar, es wird überall nachverdichtet, die meisten erklären uns mehr oder weniger für verrückt, wenn wir von dem Vorhaben erzählen. Die nächste Frage ist dann immer: wer soll das bezahlen? Deshalb nehmen wir diesen Schritt jetzt vorweg und versuchen, 10% vorzufinanzieren.
Wie seid ihr bei der Vorstellung des Pumptracks vorgegangen?
Zu allererst haben wir mit dem Jugendbüro in Freiburg Kontakt aufgenommen. Deren Mitarbeiter setzen sich dafür ein, die Interessen von jungen Menschen in Freiburg politisch zu vertreten und beraten solche Initiativen wie die unsere. Zusammen haben wir entschieden, dass es am besten wäre, zunächst nach Grundstücken Ausschau zu halten und die Anwohner mit ins Boot zu holen. Damit man Verwaltung und der Politik dann schon konkrete Vorschläge machen kann. Das ist besser als sich einfach nur hinzustellen und zu sagen „Wir hätten gerne…“
Wieso gab es in Freiburg, eine Stadt, die ja schon viel für Mountainbiker bietet, bislang eigentlich keinen Pumptrack?
Weil sich einfach noch niemand dafür eingesetzt hat. Ich glaube, es muss entweder jemanden in der Verwaltung oder Politik geben, der richtig Lust auf sowas hat – oder die Initiative muss von den Bürgern ausgehen. Unsere Mountainbike-Strecken sind ja auch keine Idee der Stadt, sondern des Vereins. Die Skater mussten beispielsweise über 10 Jahre für einen Skateplatz kämpfen, der jetzt immerhin zur Hälfte fertig gebaut ist.
Wie schwierig war es, das Projekt Pumptrack zu realisieren bzw. „durchzukriegen“?
Ehrlich gesagt, ziemlich schwierig. Es ist so paradox: alle finden die Idee super, aber sobald es konkret werden soll, ist niemand zuständig. Kein Geld, kein Platz, tut uns leid, andermal. Wir waren nie davon ausgegangen, dass es leicht wird, aber zu sehen, wie zäh so ein Prozess ist, ist manchmal echt frustrierend. Glücklicherweise haben wir das Jugendbüro im Rücken, die uns immer wieder Mut machen und nachhaken, wenn wir die Sache mal wieder schleifen lassen. Und durch unsere Erfahrung mit dem Trailbau in Freiburg wissen wir: Es ist ein zäher Prozess, aber lohnt sich dran zu bleiben! 10 Jahre nach dem „Spatenstich“ bei der Borderline haben wir jetzt 3 offizielle Vereinsstrecken – und dieses Jahr kommen noch weitere dazu. Hinzu kommt, dass die Zusammenarbeit mit dem Forstamt wirklich konstruktiv ist und wir auch mit etablierten Akteuren wie dem Schwarzwald-Verein über die Jahre ein gutes Verhältnis aufgebaut haben. Für die Kooperation mit dem Schwarzwaldverein sind wir letztes Jahr von der Stadt Freiburg sogar mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet worden.
Was ratet ihr Bikern, die so ein Projekt auch in ihrer Stadt vorstellen möchten? Wie sollte man generell vorgehen?
Erkundigt euch, ob es in eurer Stadt auch ein Jugendbüro oder eine ähnliche Einrichtung gibt und lasst euch beraten. Einen Verein im Rücken zu haben ist auch sehr hilfreich, um ernst genommen zu werden. Verbreitet euer Vorhaben überall, auch über die sozialen Medien und nutzt alle Kontakte, die ihr kriegen könnt. Das Vorgehen variiert ganz stark nach Größe der Stadt und nach der generellen Haltung der Verwaltung solchen Vorhaben gegenüber. In jedem Fall braucht es aber jede Menge Durchhaltevermögen. Und natürlich: einen ersten Schritt! Den muss man halt gehen, alles weitere ergibt sich dann.
Vielleicht ein Rat: Setzt auf keinen Fall auf Konfrontation – Solche Projekte sind nur MIT der Stadt, dem Forst usw. gemeinsam umzusetzen. Wenn das Verhältnis erst einmal richtig durch gegenseitige Vorurteile beschädigt ist, wird es schwierig – was bei uns zum Glück nie der Fall war – sicherlich der Hauptgrund, warum es hier mit dem offiziellen Mountainbike-Trailbau so vorangeht.
Trotz aller Schwierigkeiten: macht das unbedingt! Es ist wirklich ein spannender Prozess und sehr viel erfüllender als abzuwarten, dass sich etwas ändert. Außerdem lernt man eine Menge dabei.
Was sind für euch die Vorteile eines Pumptracks generell?
Für uns Mountainbiker ist er eine super Trainingsfläche und eine gute Schlechtwetter-Alternative (wir wollen einen asphaltierten Pumptrack). Vor allem für die Kinder und Jugendlichen aus dem Mountainbike Freiburg e.V. wäre es perfekt. Es geht aber auch darum, das Mountainbiken in die Stadt zu bringen und für mehr Menschen zugänglich zu machen – nicht jeder kann sich ja ein Mountainbike leisten, um die Trails im Wald zu fahren, und ein Pumptrack kann mit allem, was Rollen oder Räder hat, befahren werden. Pumptracks sind eine echte Bereicherung für ein Viertel, weil hier Menschen aus ganz verschiedenen Milieus und Generationen zusammen kommen. Es geht also um weit mehr, als nur um ein bisschen Funsport (mehr über das Thema aus Sozialarbeiter-Perspektive habe ich hier geschrieben: http://writing-trails.eu/die-macht-der-bewegung-warum-pumptracks-die-welt-veraendern-koennen/)
Habt ihr konkrete Zeitpläne, wie geht es jetzt weiter?
Ende März entscheidet der Gemeinderat, ob die nach dem Beteiligungshaushalt beantragten 40.000€ genehmigt werden, oder nicht. Egal, wie es ausgeht: danach haben wir hoffentlich endlich mehr Aufmerksamkeit, um das Projekt voran zu bringen. Unser Crowdfunding spielt dabei natürlich auch eine große Rolle.
Danke für das Interview!
Du willst spenden oder dich informieren? Mehr Informationen zum Projekt gibt es auf der Spendenseite.
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