Im Live-Blog von der MTB Trilogy 2017 berichten für uns Chris, Lars, Marcus und Markus. Nach dem die Kollegen sich gestern auf einer brutalen Etappe verausgabt hatten, sollte es heute einfacher werden. In der Theorie. Die Praxis sah ein spannendes, fast fünfstündiges Programm vor. Noch bis Samstag werden uns die vier mit spannenden Etappenberichten auf dem Laufenden (und unter-) halten. Wir freuen uns auf spannende Eindrücke von einem in Deutschland noch recht unbekannten Etappenrennen!
Live-Blog: MTB Trilogy 2017
Tag 3: 2. Etappe, 07.07.2017
Best of Sudety – so hieß die heutige Etappe: das Beste der Sudeten. Uns wurde von mehreren Seiten eine einfachere und erholsamere Etappe als gestern versprochen und genau das war es auch – sofern man 70 km und 2.444 hm als erholsam bezeichnen kann. Aber hier verschieben sich wie oft bei Sachen, die man sich eigentlich nur schwer vorstellen kann, die Relationen. Wie auch immer, die heutige Etappe lässt sich wohl am besten als anspruchsvollerer Mittelgebirgsmarathon beschreiben.
Vor allem die erste Hälfte war geprägt durch, nun ja Marcus nannte es Tschechisches Kopfsteinpflaster, Lars umschrieb das ganze weniger schmeichelhaft als „Halb Karrenweg, halb Bachbett“. Am Anfang waren wir auch eher euphorisch, da das technisch anspruchsvolle aber weniger zerstörerische Abfahrten als gestern versprach (zumindest wenn man die richtigen Lines fand und nicht wie Lars und Chris frei nach dem Motto „Geschwindigkeit gibt Sicherheit und die Line findet sich dann auch von selbst“ an die Sache heran geht).
Das Problem stellte sich beim nächsten Uphill heraus: wir müssten das ganze Mittelalter-Geröllfeld auch wieder hochfahren! Die Tatsache, dass es morgens noch geregnet hatte, machte die Sache im Down- wie im Uphill nicht einfacher. Ein polnischer Mitfahrer quittierte die Frage nach dem Grip nur mit einem (mit breitestem osteuropäischen Akzent ausgesprochenen) “Best Grip is when you don’t brake!” – Aha, deshalb ließ er es also bergab so krachen, da hätten wir auch selbst drauf kommen können (naja Chris kam auch von selbst drauf). Die zweite Hälfte der Etappe hielt viele oft wurzligen Trails, aber auch Schotter, Wiesen und sogar Teer – ein Untergrund den wir seit gut 150 km nicht mehr gesehen hatten – bereit.
Nachdem zumindest Kahlo und Marcus sich gestern schon auf der halben Renndistanz ins Ausdauerjenseits katapultiert hatten, ließen wir es heute etwas langsamer angehen. Aus lauter Krampfparanoia hatten Kahlo und Marcus auch je ein Döschen Kochsalz in der Trikottasche.
Wie lief der Tag für die beiden geplagten Kollegen ab? Am Start konnten sich Chris und Kahlo etwas absetzen. Marcus fuhr ca. zwei Drittel des Rennens mehr oder weniger alleine, konnte dann jedoch auf Chris und Kahlo aufschließen was trotz aller Freundschaft in einen Dreikampf ausartete, bei dem keiner lockerlassen konnte. Es hätte ja alles so schön sein können aber tja, irgendwie sind wir dann doch auch Rennfahrer ;).
Am Ende kam Marcus nach 4:49 h ins Ziel, was Platz 43 / AK 21 entspricht. Nächster war Kahlo mit 4:53 h und Platz 44 / AK 22 dicht gefolgt von Chris mit 4:55 h (49. Platz / AK 25). Lars schaffte es auf den 12 Stages, sich 2 Mal zu verfahren und 5 (!) Mal die Kette zu verlieren und kam schlussendlich in der Enduro Wertung auf den 43. Platz (AK 38). Am Abend designte er als zwingende Konsequenz zusammen mit einem der äußerst hilfreichen Mechaniker, gestellt von der Orga, zusammen mit seiner Flex eine Kettenführung. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen!
Zumindest die Finisher-Reihenfolge wurde noch von Jakob, unserem tschechischen MTB-Trilogy Consultant, der eigentlich Jakub heißt, durcheinander gewürfelt. Kurz vor dem abschließenden Downhill streute er ein „macht mal langsam, das geht noch echt lang weiter Berg auf“ in die Gruppe, was Chris und Kahlo durcheinanderbrachte und dann erstmal zu einem aggressiven Zielsprint führte der von Kahlo und Jakub, oder auch von Chris‘ abgeworfenen Ketten entschieden wurde. Beim Thema Zieleinfahrt übrigens Grüße auch an die Mädels und Jungs vom Team Sepps Radlstol, denen wir dabei regelmäßig über den Weg laufen und die wohl auch hier mitlesen… Pozor Tourist!
Nach dem Rennen hieß es erstmal den Elektrolyt- und Kohlenhydrathaushalt auf Vordermann zu bringen. Kahlo, der in der Nähe der Tschechischen Grenze aufgewachsen ist, hat uns erstmal in Palatschinken und Knoblauchsuppe eingewiesen, was von Lars mit einem schmatzenden: „Das gibt einem genau das zurück was man braucht!“ quittiert wurde. Ach ja, dazu gab’s noch eine Gratisrunde Bier aufs Haus – entweder unser Team-Name hat sich herumgesprochen, oder wir gelten mittlerweile als Stammgäste! Ein bieriger Abend ist also wieder das Standard Abendprogramm.
Die morgige Etappe heißt übrigens Vraní hory was laut Google Translator wohl „Creeping Mountains“ bedeutet. Wenn man dem Rennmythos glaubt, soll diese wohl zur Bestrafung dafür angedacht sein, dass die heutige Etappe so „leicht“ war. Nun ja, wenn man die Geschichten, die über den Rennorganisator erzählt werden so glaubt – er ist wohl mal im Winter auf einem der höchsten Berge der Region mit dem Fahrrad und Skier auf dem Rücken auf dem 190 km Weg zu der Stadt in der er studierte gesichtet worden – dann wird das morgen auf jeden Fall wieder ein Höllenritt im Laktat und Adrenalinrausch.
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