MTB-News.de: Hi Tobi, du gehst so langsam auf die dreißig zu… Zählst du dich denn schon zu den alten Hasen in der Bikeszene?
Tobias Woggon: Manchmal fühlt es sich tatsächlich schon so an, als ob ich schon mein halbes Leben auf dem Rad gesessen habe. Und trotzdem bin ich motivierter denn je, denn ich habe über die Jahre meinen Weg durch die Bikeszene gefunden, fühle mich wohl und freue mich jeden Morgen darauf, aufs Rad zu steigen. Zu den alten Hasen zähle ich mich erst dann, wenn das mit dem Vollbart dann auch endlich klappt, und da sind wohl noch ein paar Jahre hin.
Wir erwischen dich gerade auf der Fahrt zu deinem Vortrag nach Ludwigsburg, wo 300 Leute im Publikum auf dich warten. Aufgeregt?
Natürlich, ein bisschen aufgeregt sein gehört einfach immer dazu. Egal ob ich Rennen fahre oder auf der Bühne stehe, am Ende ist es dann immer der Adrenalinkick, der mich dazu bringt, die Sache so gut wie möglich zu machen.
Apropos Rennen, du bist in die Bikeszene eigentlich als Endurofahrer gerutscht, wie kommt es, dass du jetzt auf der Bühne stehst?
Wir sind in den Jahren, in denen ich EWS gefahren bin, an die coolsten Flecken der Erde gekommen und haben wunderschöne Länder bereist. Trotzdem war oft das einzige, was wir gesehen haben, das Skigebiet der Region. Wir haben Strecken auswendig gelernt, doch von Land und Leuten nicht so viel mitbekommen, wie ich es mir gewünscht habe. Das hat mich irgendwann genervt, und so bin ich mehr auf Reisen gegangen, ohne am Ende an der Startlinie zu stehen. Mein Fokus hat sich also von reinem Rennsport hin zum Outdoor-Gedanken entwickelt. Reisen, draußen sein, die Länder richtig kennenlernen, Abenteuer erleben, und das immer mit dem Mountainbike. Ist doch ne gute Mischung … Während der Zeit als Rennfahrer habe ich vor allem Menschen erreicht, die sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, nun hat sich die Zielgruppe auch auf Leute erweitert, die mit Mountainbiken nichts am Hut haben, aber trotzdem auf Abenteuer aus sind.
Und wo findet man bessere Abenteuer als …
… im Norden! Ich bin jahrelang zum Biken immer in den Süden gefahren, wo man auf alle Fälle coole Trails findet. Das weiß aber auch inzwischen jeder, und so ist man auf den Trails dort eigentlich nie alleine. Es ist schön im Süden, keine Frage, und doch ging mir auf Dauer das Abenteuer ein bisschen verloren. Und so zog es mich irgendwann in den Norden, wo ich mit kalten Fingern und nassen Klamotten die Sonne viel mehr zu schätzen gelernt habe.
Du fährst jetzt für Ghost, wie kam der Wechsel?
Ich habe das Gefühl, dass Ghost die gleichen Ziele verfolgt wie ich. Der Gedanke, möglichst nachhaltig mit der Natur umzugehen und gleichzeitig qualitativ hochwertige Bikes zu bauen, sagt mir sehr zu. Gleichzeitig sind die Bikes nicht übertrieben auf Leichtigkeit getunt, sondern haben das Ziel, einfach zu funktionieren. Ich kann mich auf das Rad verlassen, und dies ist Gold wert, wenn ich mitten im Nirgendwo auf einem Trail stehe. Ghost hat ein superjunges Team, das sich auch traut, gemeinsam neue und vielleicht auch mal unkonventionelle Wege zu gehen, und da ich nur eine Stunde bis nach Waldsassen habe, bin ich öfters direkt mit den Menschen dort in Kontakt, was für eine Zusammenarbeit super wichtig ist.
Du hast seit diesem Jahr auch andere Sponsoren, die nichts mit der Bikeszene zu tun haben. Was steckt dahinter?
Mountainbiken oder Radfahren kann man überall, zu jeder Zeit, bei jedem Wetter. Einfach vor die Haustür und los. Fast jeder in Deutschland hat ein Fahrrad und ich möchte auch dort den Sport, den ich liebe, verbreiten, wo die Mountainbikeszene bisher noch keinen Zugang hatte. Mit Partnern wie Globetrotter und Land Rover sprechen wir auch Leute an, die Mountainbiken nicht als ihren Hauptsport sehen, aber von den Bildern trotzdem begeistert und zum Träumen angeregt werden.
Was sind denn deine nächsten Träume und Ziele?
Dieses Jahr geht es in die Produktion für den zweiten Teil von „The Spirit of Traveling“, und dafür haben wir uns einige spannende (und kalte) Destinationen ausgesucht. Eins ist sicher, ich werde immer öfter in immer kleineren Zelten schlafen, viel draußen sein und mir hoffentlich nicht den A**** abfrieren ;-)
Das hoffen wir auch. Vielen Dank für deine Zeit und alles Beste für die Zukunft!
Danke auch!
Mehr über Tobi Woggon, die Reisen und seine Vorträge: https://thespiritoftraveling.de
48 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumGabs doch schon oft, dass bekannte oder zumindest gesponsorte MTB-Fahrer (Woggon sagt mir persönlich nichts
Paar nette Bilder angucken, Bock drauf kriegen wieder mal nach Schottland zu fahren. Alles gut.
Wie man seine Ausrüstung wählt wenn man selbst loszieht, weiß man bzw. entscheidet man eh selbst.
mein beitrag war eher kritik ala "welcher biker nimmt ernsthaft ein 4,5kg zelt mit", aus bikepacking gesichtspunkten zumindest unschlau...
Kein Thema. Mag berechtigt sein. Kann ich nichts zu sagen, weil ich es noch nie gemacht habe und auch nicht machen werde.
Ging auch gar nicht um dich, sondern um den allgemeinen „Mecker-Tenor“ mittlerweile hier im Forum.
Eigentlich schade, denn hier steckt geballtes Wissen drin.
Sascha
Private Videos sehen in der Regel anders aus.
Aber, warum auch nicht.
Trotzdem ist es legitim, gewisse Sachen bzw Aktivitäten zu hinterfragen.
Es gibt eben Handlungen und Verhaltensweisen, die man heutzutage eventuell nicht mehr macht oder machen sollte.
Wenn man Natur, Natur pur, unberührte Natur etc "preist" und dann aber das ganze mit einem Auto verziert, welches sicher nicht zu den umweltfreundlichsten zählt, dann kann man das ruhig ansprechen.
Klar, zum Abenteuer im Freien, auf Neudeutsch Outdoor(ing) Adventure, paßt "natürlich" auch ein entsprechendes Auto, womit man überall hinkommt, dem sich nichts in den Weg stellt und womit man die "absolute" Freiheit genießen kann. Ob man auf den gezeigten Weg(en) unbedingt einen (pseudo) Geländewagen bedurfte, darf bezweifelt werden. Ok, der wird das Kraut auch nicht gerade fett machen. Näme man ein Elektroauto, würden andere wieder wegen der Energiegewinnung, der Akkuentsorgung(sproblematik) etwas schreiben usw usf.
Und wenn dann auch noch fahrweisen hinzu kommen, die gegen gewisse Trail"regeln" verstoßen (blockierendes Hinterrad), welche auch noch als Argumentationsgrundlage für Trailsperrungen herangezogen werden sowie das suggerierte, kommt hier her in den Norden, wo die Welt noch in Ordnung ist und vor allem keine Horden an Wanderern oder Mountainbiker zu finden sind, und dadurch eventuell noch mehr angezogen werden, dann kann man auch das ruhig erwähnen und diskutieren.
Manches ist übertrieben, manche machen es nur, um zu provozieren, aber manche auch, um anzuregen oder darüber nachzudenken, zu hinterfragen. Auf der anderen Seite könnte man natürlich einwenden, man müsse ja nicht alles politisch korrekt machen.
Siehe auch die Diskussion zu outlaw-diaries-wild-wild-east
Nichts zu
In Deutsch müsste man wohl dazu schreiben...
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