Der Bikepark Hürtgenwald hat sich seit 2015 fest in der deutschen Park-Landschaft etabliert und ist ein bekannter Anlaufpunkt für alle Biker*innen im äußersten Westen der Republik. Nun weist der betreibende Verein jedoch darauf hin, dass der weitere Betrieb des Parks in Zukunft alles andere als gesichert ist.

Der Bikepark Hürtgenwald begeistert seit 7 Jahren Mountainbiker*innen mit mehreren professionell gebauten Strecken. Doch was viele nicht wissen: Hinter dem Projekt steht ein Verein, der den Park komplett ehrenamtlich und ohne Bezahlung oder Gewinn führt. Das Ziel war ursprünglich, durch den Bikepark-Betrieb am Wochenende ein Mitglieder-Training unter der Woche finanzieren zu können. Durch mehrere Faktoren – unter anderem Pandemie und steigende Sprit-Preise – geht dieses Konzept nun allerdings nicht mehr auf. Zudem beklagt sich der Vereinsvorstand in einem offenen Brief darüber, dass der Park mittlerweile einen Großteil der ehrenamtlichen Arbeitszeit verschlingt und das Training seit 2019 gar nicht mehr angeboten werden kann. Ohne attraktive Angebote wie ein Training falle es zudem schwer, Mitglieder zur Mitarbeit zu motivieren, was die Problematik weiter verschärft.

Leider scheint laut dem Verein auch die Lokalpolitik kein Interesse an einer weiteren Unterstützung des Projekts oder einem Ausbau des MTB-Angebots zu haben. Aktuell ist der Betrieb dank der Sponsoren für die laufende Saison 2022 gesichert – zum Ende des Jahres möchte der Vorstand die Situation evaluieren und entscheiden, wie es im kommenden Jahr weitergeht. Dass der Bikepark-Betrieb dann eingestellt wird, scheint unter den aktuellen Umständen nicht unwahrscheinlich. Alle Infos findet ihr im offenen Brief des Nordeifel-Gravity e. V.:

Offener Brief des Vorstandes des Nordeifel-Gravity e.V. an die Mitglieder

Liebe Mitglieder,
wir, das ist der Vorstand des Nordeifel-Gravity e.V., wenden uns aufgrund der ernsten Situation des Vereins und des vom Verein betriebenen Mountainbikepark Hürtgenwald an euch.

Wir befinden uns aktuell in der Situation, dass die Fortführung des Bikepark-Betriebs aus unserer Sicht nicht mehr sichergestellt werden kann und sich die Frage stellt, ob es mit dem Bikepark überhaupt weitergehen kann. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, mit der aktuellen Situation an euch und die interessierte Öffentlichkeit heranzutreten, um größtmögliche Transparenz herzustellen und euch zu ermöglichen, die Gemengelage nachzuvollziehen. Als Fazit der bisherigen Betriebsjahre seit dem Opening des Parks im Jahr 2015 und insbesondere der Zeit seit Ausbruch der Corona-Pandemie müssen wir leider festhalten, dass der Betrieb des Parks kaum mehr möglich ist. Dies hat vielfältige Gründe, primär aber die Vereinsstruktur, die den operativen Betrieb des Parks stemmen muss sowie die Kostenstrukturen, mit denen wir konfrontiert sind.

Zunächst aber möchten wir euch nochmal darauf hinweisen, welche Organisationsstruktur hinter dem Bikepark steht: Der Bikepark wird von unserem Verein auf vollständig gemeinnütziger Basis betrieben. Rechtliche Grundlage für den Betrieb ist ein dreiseitiger Vertrag mit der Forstverwaltung des Landes NRW und dem Kreis Düren. Der initiale Bau des Bikeparks wurde durch öffentliche Fördergelder, unter anderem von der EU finanziert, die über 15 Jahre zweckgebunden sind. Finanziell ist der Geschäftsbetrieb des Bikeparks, d. h. der Betrieb am Wochenende für Mitglieder und externe Besucher, von der originären Vereinstätigkeit getrennt, es fließen z. B. keine Mitgliedsbeiträge in den Betrieb des Bikeparks. Niemand im Verein verdient etwas mit dem Park, auch nicht wir geschäftsführende Vorstände. Es ist uns aus gemeinnützigkeits-, steuer- und förderrechtlichen Gründen nicht gestattet, mit dem Bikeparkbetrieb Gewinne zu erzielen (was innerhalb der bestehenden Strukturen nebenbei ökonomisch auch unmöglich ist). Grundidee des Bikeparkbetriebes aus Vereinssicht war es ursprünglich, unseren Mitgliedern durch den Betrieb für Dritte am Wochenende ein kostenloses Mitgliedertraining unter der Woche mit Shuttlebus anbieten zu können und damit die Vereinsjugend zu fördern und eine gute Zeit mit euch zu haben.

Was die finanzielle Seite des Bikeparkbetriebes angeht, ist es so, dass der Betrieb kaum mehr kostendeckend möglich ist. Das betrifft sowohl die Erlös- als auch die Kostenseite. Wir befinden uns in einer Negativspirale aus extrem gestiegenen und absehbar weiter steigenden Busshuttlekosten (Hauptkostenfaktor ist das Busshuttle, welches von der Energiepreisinflation besonders betroffen ist), abnehmenden Besucherzahlen aufgrund eines kaum mehr wettbewerbsfähigen Streckenangebots in Verbindung mit steigenden Ticketpreisen sowie einer fehlenden Einbindung des Bikeparks in ein ganzheitliches MTB-Tourismus-Konzept inkl. weiterer State-of-the-Art Angebote wie z. B. einem Trailpark. Um nachhaltig kostendeckend operieren zu können, müsste der Park an jedem Betriebstag mindestens 60–70 Besucher haben. Bei dieser Besucheranzahl ist der eine verfügbare Shuttlebus aber an oder sogar über seinen Kapazitätsgrenzen. Die Folge sind aus Besuchersicht inakzeptable Wartezeiten von mehr als 30 Minuten. Bei derart langen Wartezeiten, einem seit der Eröffnung 2015 im Grundsatz unveränderten Angebot von vier Strecken und Tagesticketpreisen von mittlerweile 28,50 € ist das Preis-Leistungs-Verhältnis, diplomatisch ausgedrückt, nicht mehr besonders toll. Die Katze beißt sich hier also in den Schwanz, da wir weder an der Besucherzahl noch an den Ticketpreisen weiter schrauben können.

Hinzu kommt, dass auch der „Feel-Good-Faktor“, bisher eines unserer größten Assets, bröckelt, da die vor Ort-Präsenz von Vereinsmitgliedern stark abgenommen hat und das Shuttlesystem an seinen Grenzen ist bzw. den Anforderungen nicht mehr genügt. Es ist im Jahre 2022 im Übrigen schwer vermittelbar, einen fossil-betriebenen Shuttlebus am Wochenende für den Freizeitspaß von uns Mountainbikern das Kalltal hoch und runterfahren zu lassen. Rein ökonomisch war der Bikepark aber noch nie wettbewerbsfähig, da erhebliche Kosten nur durch ehrenamtliche Leistungen substituiert werden konnten. Nur diese unentgeltlichen Mitglieder-Leistungen ermöglichten bisher überhaupt einen kostendeckenden Betrieb. Zu erwähnen ist auch, dass unsere Sponsoren, insbesondere Bike-Components aus Aachen, die zumindest einmal jährliche, umfassende Streckeninstandhaltung finanziell erst ermöglicht haben. Der operative Betrieb hat hierfür, insbesondere nach Ablaufen der Anfangseuphorie in den Jahren 2015 bis 2017/2018, keine ausreichenden Mittel abgeworfen.

In Bezug auf die verfügbaren Strecken ist es so, dass wir in den letzten sieben Jahren diverse Male bei den zuständigen öffentlichen Stellen versucht haben, für eine Weiterentwicklung des Bikeparks zu werben. Leider war und ist das Verständnis dort sehr limitiert und klare Ansagen in Bezug auf umwelt- und planungsrechtliche Hindernisse haben weitere Strecken verhindert. Ein echtes Interesse der Politik und deren Verwaltungen (bei deren Vertretern wir ebenfalls diverse Male vorgesprochen haben) für die Entwicklung eines ganzheitlichen und nachhaltigen MTB-Tourismus-Konzeptes unter Einbindung des Bikeparks (und da geht es nicht um teure Machbarkeitsstudien für Lifte, die in irgendwelchen Schubladen verschwinden oder ein „MTB-Wegenetz“, welches zu 90 % aus Forstautobahnen besteht), war und ist leider nicht erkennbar.

Was die Vereinsseite bzw. das Mitgliederengagement angeht, stehen wir vor folgendem grundsätzlichem Problem:
Der „Deal“ zwischen „Geschäftsbetrieb Bikepark“ und „ideellem Vereinsbereich“ (also der typischen, sportlichen Vereinsaktivitäten) war immer, dass der Bikeparkbetrieb am Wochenende das kostenlose Mitgliedertraining unter der Woche quer finanziert.

Dieses Training können wir seit der Saison 2019, zunächst aufgrund der Covid-bedingten Schließungen und nun aufgrund der beschriebenen Kostenstrukturen nicht mehr anbieten. Damit ist die wesentliche Anziehungskraft für den Verein und dessen wichtigstes Mitgliederangebot weggefallen. In Kombination mit weiteren, für Vereine typischen Entwicklungen, hat dies dazu geführt, dass das Engagement der Mitglieder extrem abgenommen hat. Auf der anderen Seite sind wir als geschäftsführender Vorstand, der aus fünf Personen besteht, mit einem erheblichen organisatorischen Aufwand konfrontiert, um den operativen Wochenendbetrieb des Bikeparks zu managen. Wir sprechen hier von unternehmensähnlichen Prozessen und Aufwänden, die neben Full-Time Jobs im „echten Leben“ zu stemmen sind. Diesen, ebenfalls nicht entlohnten, Aufwand betreiben wir Geschäftsführer faktisch kaum mehr für den Verein und euch Mitglieder, sondern primär dafür, dass Dritte am Wochenende im Bikepark fahren können. 90 % unseres Arbeitsaufwandes fließen in den Bikeparkbetrieb am Wochenende. Für die eigentlichen Vereinstätigkeiten, die einen Verein auch am Leben erhalten, bleibt schlicht keine Zeit. Dieses Modell ist nun an einen kritischen Punkt gekommen, der eine Fortführung des Betriebs und eines Mindestmaßes an Vereinsleben grundsätzlich infrage stellt. Aktuell werden der Bikepark-Betrieb und sämtliche Vereinsangelegenheiten im Kern von uns fünf geschäftsführenden Vorständen, die im Übrigen fast alle von Beginn an Verantwortung tragen, und maximal einer Handvoll noch engagierter Mitglieder gestemmt. Vor diesem Hintergrund liegt es auf der Hand, dass auch unser Engagement an seine Grenzen gelangt ist.

Innerhalb der bestehenden Strukturen (erhebliche Mängel in Bezug auf Streckenangebot, Busshuttle, Öffnungszeiten, Service-Angebot, Einbindung in Trailnetz, Vereinsleben und -ressourcen) erscheint es sehr fraglich, dass der Betrieb (nachhaltig) fortgesetzt werden kann. Wir haben uns daher entschieden, zu versuchen, die Saison 2022 noch zu Ende zu führen und dann zu schauen, ob und wenn ja in welcher Form der Bikeparkbetrieb und der diesen tragende Verein fortgeführt werden kann.
Sportliche Grüße
Der Vorstand

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Warst du schon mal im Bikepark Hürtgenwald unterwegs?

Infos: Nordeifel-Gravity e. V.
  1. benutzerbild

    Lord Helmchen

    dabei seit 07/2003

    bikepark in trailpark transformieren und selber treten ist zu einfach gedacht?

    Wir haben eher keine Schmusepisten. Erwachsenes Enduro oder idealerweise DH-Radl mit Klebereifen sind für schnelle Gangart überaus empfehlenswert. Komplettes HeroTurtle-Kostüm mit Integralhelm und Neckbrace als Ergänzung ist überaus zweckmäßig.

    Die ganze Strecke hochfahren wäre dann eine 2,5km Asphaltrampe. Das machst du einen Tag lang dann wirst freiwillig XCler oder Rennradfahrer, das ist weniger masochistisch.

    Mit dem Bikepark Dreiländereck / Aachen haben wir einen flachen, gut erstrampelbaren Trailpark effektiv um die Ecke. In Hürtgenwald ist das so nicht umsetzbar. Zu viele Höhenmeter, zu ekelhafte Auffahrt, zu anspruchsvolle Strecken. Da willst du halt wirklich alle 7 Sinne beieinander haben sonst tuts schnell weh.
  2. benutzerbild

    HauptsacheReach

    dabei seit 07/2019

    HeroTurtle-Kostüm
    🤣🤣🤣
    Der ist spitze, den klau ich mir
    #pleaseexcuseofftopic

  3. benutzerbild

    Helsing

    dabei seit 12/2016

    Bikepark Hürtgenwald: Weiterer Betrieb des Parks gefährdet

    Der beliebte Bikepark Hürtgenwald im äußersten Westen Deutschlands könnte 2023 den Betrieb einstellen. Der Park wird ehrenamtlich von einem Verein betrieben, der den Aufwand ohne Unterstützung nicht mehr stemmen kann.

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    Bikepark Hürtgenwald: Weiterer Betrieb des Parks gefährdet

    Warst du schon mal im Bikepark Hürtgenwald unterwegs?
    Die grössten Kosten verursacht anscheinend der Busshuttel, welches auch bei den Anwohnern nicht beliebt ist und störend ist. Macht aus dem Bikepark ein Trailpark ohne Shuttel, fördert Kostensenkung, Gesundheit, Lärmreduzierung und Umweltfreundlichkeit. Die Kosten für die Benutzung kann reduziert werden und insg. evt. sogar attraktiver bei den Benutzern. Richtet auch ein Spendenkonto ein oder evt. eine Jahresmitgliedschaft zur Benutzung. Weiterhin könnten Touren gestaltet werden, in dem der Trailpark eingebunden wird.
  4. benutzerbild

    rp2923s

    dabei seit 04/2019

    Hi, ich weiß der Thread ist nicht dafür gedacht, aber weiß jemand ob das befahren der Strecken momentan vollständig untersagt ist ? Ich würde den Park gerne mal ausprobieren, auch mit selber hochtrampeln.

  5. benutzerbild

    Bieker

    dabei seit 11/2005

    Hi, ich weiß der Thread ist nicht dafür gedacht, aber weiß jemand ob das befahren der Strecken momentan vollständig untersagt ist ? Ich würde den Park gerne mal ausprobieren, auch mit selber hochtrampeln.
    Soweit ich weiß, ist es untersagt das Gelände zu nutzen. Sprich mit dem Rad einfach die Strecken zu befahren. Zumal bei geschlossenen Bikepark ja auch Wartungsarbeiten anstehen könnten, dazu wurde der Park ja nicht mehr gepflegt da kein Geld mehr da ist. Wie der aktuelle Stand bzgl. Re-opening ausschaut weiß ich nicht

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