Pünktlich zu seiner neuen Intend Bandit-Federgabel stand bei Cornelius Kapfinger von der kleinen Freiburger Teileschmiede Intend auch ein neues Bikeprojekt an. Mit dem Commencal Clash hat er sich einen modernen, tourenfähigen Freerider aufgebaut. Vom Mullet-Aufbau über die neue Intend Bandit Federgabel bis zum Freilauf in der Kurbel findet sich allerlei Interessantes am Bike. Wir haben Cornelius zu seinem neuen Rad befragt und uns das Gerät genauer angeschaut!
Kleine Firmen sind oft der Urspung von neuen Ideen. Ohne Rücksicht auf Massenkompatibilität können sie sich austoben und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. In Deutschland tummeln sich einige solcher Firmen – eine davon ist Intend BC aus Freiburg. Cornelius Kapfinger stellt sein Projektbike vor, das sich rund um seine neue Federgabel mit halber Doppelbrücke entwickelt hat.
Als Basis dient ein brauner Commencal Clash Rahmen in der Rahmengröße L. Das Fahrwerk stammt natürlich aus eigenem Hause. In Sachen Laufräder kommt ein Mix aus 29″ an der Front und 27,5″ am Heck zum Einsatz – ein Mullet Bike also. Dazu finden sich große Bremsscheiben, ein in die Kurbel integrierter Freilauf und eine Eightpins-Sattelstütze – ganz ohne Befestigungsloch im Rahmen – am Bike. Außerdem deutet ein weißer Ring auf den Felgen auf eine Idee zu einem neuen Felgenschutzsystem hin. Alle weiteren Informationen zum Bike gibt es im Interview mit Cornelius.
MTB-News: Cornelius, dein Bike hier ist augenscheinlich nicht von der Stange. Was haben wir hier vor uns und was sind deine Überlegungen zu diesem Gefährt?
Cornelius Kapfinger: Schon seit jeher habe ich den Wunsch, mit meinem Downhiller auf dem Trail unterwegs sein zu können. Das Problem ist eigentlich immer, dass die Downhillbikes eine schlechte Sitzgeometrie haben, oft zu schwer sind und halt generell nicht zum Bergauffahren geeignet sind. Bergab aber ist es immer so, dass man sich mit einem dicken Downhiller einfach mehr traut als mit einem leichten Enduro. Ich suche immer nach dem besten Kompromiss, um beide Welten zu vereinen. Das wollte ich mit diesem Bike auf die Spitze treiben. Ein Bike, durch dessen Besitz sich die Anschaffung eines Downhillers erübrigt, das aber problemlos zum Toureneinsatz taugt.
Als allererstes fällt deine neue Intend Bandit-Federgabel ins Auge. Welchen Einsatzbereich visierst du damit an und denkst du, dass sich dieses Konzept durchsetzen könnte?
Die Federgabel ist das Herzstück meines Downhill-Trailbikes. Das Gewicht liegt bei 2.390 g inklusive Achse, Bremsadapter und Leitungsführungen. Das ist in etwa so viel wie eine Fox 38. Das heißt, die jetzige Ausbaustufe ist noch nichts für Trailflöhe, fischt aber im gleichen Wasser wie die aktuellen Oversized Hardcore-Gabeln. Dabei hat sie aber die hohe und steife Abstützung ähnlich einer Doppelbrücke, wenn auch natürlich nicht ganz so extrem. Aber darum geht es ja: Die Kompromisse so abzustimmen, dass man das Beste aus allen Welten hat – also geringes Gewicht, beste Luftfederkennlinie, niedrige Buchsenreibung an der Bremsseite sowie eine hohe mechanische Abstützung. Natürlich denke ich nicht, dass dieses Konzept Zukunft hat. Rein technisch ist es stark von Vorteil. Aber die Ungewöhnlichkeit der Federgabel und die Eigenschaft des Menschen, Unkonventionellem skeptisch gegenüber zu stehen, spielen mir hier nicht gerade in die Karten.
Was ist sonst noch am Bike zu finden? Wo denkst du, dass noch Verbesserungspotential besteht?
Ganz eindeutig an den Reifen. Dabei spielen in meinen Augen Sachen wie Profile und Gummimischungen eine untergeordnete Rolle, hier können sich sensible Fahrer austoben. Wichtig und verbesserungsbedürftig sind immer noch Dinge wie Pannenschutz und Gegenhalt des Reifens bei geringem Luftdruck. Der Reifen ist die beste Lowspeeddruckstufe, die ein Fahrwerk haben kann, der Druck muss niedrig sein um die Hände zu schonen und Grip zu generieren, allerdings steigt dann die Pannenanfälligkeit und das seitliche Wegknicken.
Die Entwicklung hat hier schon Fortschritte gemacht, aber bei Rennen ist der klassische Platten immer noch die Ausfallquote Nummer 1. Das Felgenschutzsystem, das ich hier installiert habe, ist ein Versuch, in diese Richtung zu arbeiten. Es schützt den Reifen nur da wo es weh tut – am Felgenhorn – erhöht aber gleichzeitig die seitliche Abstützung des Reifens, was ihm bei weniger Luftdruck trotzdem Seitenstabilität beschert. Zudem lässt es sich mit einem Schlauch fahren und ist zu jeder Felge kompatibel. Ich habe keine Ahnung, ob das alles wirklich so funktioniert, wir werden sehen, wie sich der Versuch im Projektbike schlägt.
Viel diskutiert werden seit Jahren auch die Laufradgrößen, du hast hier auf einen Mullet-Aufbau gesetzt. Was sind in deinen Augen die Vorteile?
Die Vorteile lassen sich am besten mit dem Beispiel der Schubkarre beschreiben, das wahrscheinlich jeder kennt: vorne große Räder für Traktion und Überrollfähigkeit, hinten kleine für Steifigkeit und Platz. Fahren tut sich das super, aber große Probleme sehe ich bei der Ersatzteilversorgung. Biketeile gehen nun mal kaputt, egal ob Reifen, Felgen oder Speichen. Fährt man in den Urlaub, nimmt man schon mal einen Ersatzreifen mit – dann jetzt halt zwei. Braucht man Ersatzspeichen, braucht man mindestens zwei Längen, gleiches bei den Felgen.
Man kann nicht einfach in den Laden gehen und eine Ersatzfelge kaufen – 27,5“, 29“, 28h, 32h. Schön wäre, wenn sich hier eine gewisse Einheitlichkeit durchsetzen würde und das ist aktuell einfach 29″ mit 28h, soweit ich informiert bin. Fahrerisch und theoretisch finde ich das Mullet super. Wenn man alle Aspekte berücksichtigt, finde ich aber 2 x 29″ besser, da ich hinten ja keinen Nachteil mit einem 29″-Laufrad habe, die Ersatzteilversorgung aber besser ist.
Was wiegt das Bike?
Tatsächlich habe ich es noch nicht gewogen, es ist gerade irre schwer. Der Rahmen ist mit über 4 kg ohne Dämpfer eine Wuchtbrumme und es sind natürlich alle Teile eher nach Haltbarkeit als Leichtbau ausgewählt. Aber das Bike wird nun nach und nach weiterentwickelt, um mein Ziel – ein kraftsparend zu fahrendes Trailbike mit ordentlichen Downhillqualitäten – zu vereinen. Mit der Eightpins-Sattelstütze ist hier z. B. schon ein guter Schritt der Systemintegration gelungen, hier fällt das Mittelrohr weg und das spart natürlich Gewicht. Möglich wird das in diesem Fall mit einem speziellen Adapterstück, das mit dem Klemmprinzip meiner Smarty-Wedge funktioniert und in jedem Rahmen ohne spezielle Schnittstelle eingebaut werden kann.
Leichte Piccola-Bremspumpen kombiniert mit Maxima-Bremssätteln drücken ebenfalls das Gewicht – bei maximaler Bremspower. Ob es die 223/203 mm-Bremsscheiben braucht, weiß ich noch nicht. Ich für meinen Fall in den Breitengraden in Freiburg komme mit 203/180 mm ohne Probleme klar. Dies werde ich eventuell wieder zurückrüsten. Das Ziel wäre ein normal bzw. leichtgewichtiges Bike – nicht schwerer als ein Enduro – das durch clevere Lösungen aber das Vertrauen eines Downhillers vermittelt.
Du hast im MTB-News-Stammtisch zum Thema Innovationen auch eine Freilaufkurbel vorgestellt. Diese finden wir auch an diesem Bike. Was gibt es dazu zu sagen?
Diese Kurbel musste natürlich auch hier zum Einsatz kommen, klar. Grundsätzlich geht es dabei um die Idee, beim Schaltvorgang nicht mehr pedalieren zu müssen. Bei Getriebebikes ist das Standard, dort geht es sogar noch etwas weiter, sodass man auch im Stand schalten kann. Das kann meine Kurbel nicht, aber zumindest kann man ohne zu treten im Rollen schalten. Die Kette läuft ständig mit und der Vorgang des Kettenumlegens lässt sich ohne Treten realisieren. Der Hinterradfreilauf ist mit einer einfachen, nachrüstbaren mechanischen Befestigung gesperrt und würde bei Überlast einfach öffnen, falls ein Stock in die Kette kommt.
In diesem Fall würde man einfach mit dem normalen Hinterradfreilauf nach Hause fahren können. Ich persönlich genieße den Schaltkomfort mit dieser Kurbel. Nachteile, außer einem kleinen Mehrgewicht von rund 150 g, gibt es keine. Der Hinterbau funktioniert sogar theoretisch einen Ticken besser, weil die Kette oben eher an Spannung durch den Schub verliert, allerdings erhöht es auch die Geräuschkulisse etwas.
Danke für diese Einblicke, viel Spaß mit dem Bike!
Was ist euer Highlight am Commencal Clash in der „Intend Edition“?
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