Es war ein ereignisreiches Jahr für die Fahrwerks-Industrie: Erst stand Marzocchi durch gescheiterte Verkaufsgespräche von Inhaber Tenneco mit Interessent SR Suntour kurz vor dem Aus, dann gab Tenneco die Absicht bekannt, die Marke Marzocchi mithilfe eines neuen Produzenten wieder fest auf dem Markt etablieren zu wollen. Im Zuge der damit verbunden Neustrukturierung im Hause der Italiener mussten einige Arbeitsplätze geräumt werden.

Marzocchi US-Direktor Bryson Martin hielt den Zeitpunkt für passend, um sich mit weiteren ehemaligen Marzocchi-Mitarbeitern auf eigene Beine zu stellen. Das Ergebnis war die Gründung von DVO [Developed Suspension], einem Fahrwerksproduzenten, der sich seit seiner Gründung höchste Qualität und fortschrittliches Know-How auf die Fahne schreibt. Knapp sieben Monate nach der Firmengründung präsentierten die Kalifornier nun die ersten Produkte auf der „Taichung Bikeweek“ in Taiwan.

Nachdem die neue DVO Upside-Down-Gabel „Emerald“ bereits seit einigen Tagen ausführlich im Netz diskutiert wird, wollen wir uns zuerst dem neuen Dämpfer widmen, den DVO derzeit in Taichung präsentiert. Der Dämpfer hört auf den Namen „Jade“ und richtet sich wie auch die Gabel ganz gezielt an Downhill-Rennfahrer. Wie sich von den Namen der beiden ersten DVO-Federelemente ableiten lässt, geht DVO von Anfang an in die Vollen und unterstreicht die laut eigener Aussage hohe Qualität der beiden Neuerscheinungen.

Während es von der USD-Gabel „Emerald“ bereits einen ersten Prototyp zu bestaunen gibt, so muss man beim Dämpfer mit einem Muster vorlieb nehmen. Das lebensechte Muster gibt jedoch schon jetzt Aufschluss über die finale Bauweise des Dämpfers. Dank einiger Unterlagen sowie einem ausführlichen Gespräch unseres „Taichung Bikeweek“-Abgesandten mit dem DVO-Gründer Bryson Martin können wir euch bereits erste Details zum neuen Dämpfer verraten.

DVO 2013-10
# DVO – Bryson Martin und seine Crew

Jade Dämpfer – erste Infos aus Taichung

Da der neue Dämpfer voll und ganz auf den Renneinsatz ausgelegt werden soll, sind die Abstimmungsmöglichkeiten wohl die wichtigsten Punkte des „Jade“. Neben den fast schon Pflicht gewordenen Einstellungsoptionen wie High- und Low-Speed Druck- und Zugstufe sollen „Jade“-Besitzer die Möglichkeit haben, die Druckstufeneinheit, genauer gesagt den sogenannten „Compression Loader“, ohne großen Aufwand demontieren und einstellen zu können. Explizit bedeutet das, dass der Ölkreislauf des Dämpfers nach dem Ausbau des „Loaders“ nicht entlüftet werden muss. Auch ist es nicht nötig den Ausgleichsbehälter anschließend erneut mit Luft oder Stickstoff zu befüllen, da sich das gewählte „Druckmittel“ nicht direkt im Ausgleichsbehälter befindet, sondern in einer Art umschlossener Luftblase, welche beim „Loader“-Wechsel samt des Ausgleichsbehälters entfernt wird.

DVO 2013-2
# Einzelteilansicht: der „Loader“ zwischen seiner Aufnahme im Dämpfer und dem Gehäuse des Ausgleichbehälters.

Durch den schnellen und unkomplizierten Wechsel der Druckstufeneinheit soll es dem Fahrer ermöglicht werden, seinen Dämpfer vor Ort am Renn- oder Trainingsplatz mit einer anderen Shim-Stack-Bestückung zu versehen, um die Performance des Federbeins an die jeweiligen Bedingungen anpassen zu können. Der oben angesprochene „Bladder“ wird sich wohl auch signifikant auf das Losbrechmoment und letzten Endes das Ansprechverhalten auswirken. Den Aussagen der DVO-Mitarbeiter zufolge soll dem „Jade“ dasselbe Dämpfungssystem zugrunde liegen, wie es auch in der „Emerald“ zum Einsatz kommt. Es müsste sich demnach um ein sogenanntes „Twin Tube“-System handeln. Auf einem solchen basiert beispielsweise auch der Double Barrel-Dämpfer von Cane Creek. Bei einem „Twin-Tube“-System zirkuliert das Öl kontinuierlich zwischen einer Druckstufen- und Zugstufen-Kammer. Der Vorteil ist eine bessere Wärmeableitung und die daraus resultierende konstante Performance des Dämpfer. Am präsentierten Muster lässt sich diese Technologie jedoch noch nicht erkennen, man darf also auf erste Prototypen des neuen „Jade“ gespannt sein.

DVO 2013-3
# Die Druckstufeneinheit, auch „Loader“ genannt.

DVO 2013-4
# Das Modell des Jade im zusammengebauten Zustand. 

DVO 2013-9
# Gut zu erkennen: rechts das Modell des „Bladders“ und links der geöffnete Ausgleichsbehälter. 

Die Highlights in der Zusammenfassung:

  • werkzeugloses Einstellen von Zug- und Druckstufe
  • Druckstufeneinheit leicht zu entfernen [Fein-Tuning am Shim-Stack]
  • verbessertes Losbrechmoment durch Verwendung eines „Bladders“ im Ausgleichsbehälter
  • optimierter Ölfluss, weniger Wärmeentwicklung, konstante Performance
  • verbesserte Dämpferbuchsen für ein geringeres Losbrechmoment

Die Fakten im Überblick:

  • Bauart: Stahl-/Titan-Federdämpfer
  • Kolbenstange: Ø 14 mm [Aluminium]
  • Einbaumaße: 266,7 x 88,9 / 241,3 x 76,2 / 222,25 x 69,85 / 200 x 57,15
  • Einstellmöglichkeiten: Druckstufe [High- & Low-Speed], Zugstufe, Federhärte und Vorspannung
  • Gewicht: noch unbekannt
  • Preis: ebenfalls unbekannt
  • Erscheinungstermin: Mitte – Ende 2013

DVO 2013-11
# DVO Jade 2014

Emerald Upside-Down-Gabel: der Stand der Dinge

Obwohl wir die Gabel bereits vor wenigen Wochen vorgestellt haben und seit einigen Tagen detaillierte Infos und zahlreiche Bilder im Netz kursieren, möchten wir das Thema „Emerald“ dennoch kurz aufgreifen. Fangen wir ganz von vorne an – dem Namen der neuen USD-Forke. „Emerald“ steht im Englischen für Smaragd – die Namensgebung zeigt, wie selbstsicher die DVO-Konstrukteure hinter ihren ersten Produkten stehen. Da wundert es nicht, dass die Gabel auf der „Taichung Bikeweek“ in einem auffälligen Smaragd-Grün präsentiert wird. Interessant dürfte sein, ob es neben der Namensgebung und des Aussehens auch beim Preis Parallelen zum funkelnden Namensvetter geben wird. Da dieser jedoch noch nicht publik gemacht wurde, beschäftigen wir uns lieber mit bereits bekannten Fakten der „Emerald“.

CTA – Carbon Torsion Arch

Am hervorstechendsten ist zweifelsohne die Steifigkeitsangabe zur „Emerald“. Die DVO-Entwickler sprechen von 50% mehr Steifigkeit im Vergleich zu ähnlichen USD-Gabeln der Konkurrenz. Dieser Wert soll laut DVO durch eine dritte Brücke zustande kommen. An der „Emerald“ findet man einen einteiligen Tauchrohr-Protektor aus Carbon, der über dem Laufrad eine Brücke mit zwei Stegen bildet: das System taufte man auf den Namen „Carbon Torsion Arch“, kurz CTA. Wenn man den Aussagen der DVO-Mitarbeiter Glauben schenken darf, dann begünstigt die CTA-Einheit die angesprochene Torsionssteifigkeit der „Emerald“ um satte 40% gegenüber einer „Emerald“ ohne die dritte Brücke aus Carbon. Die CTA-Einheit ist mit den Ausfallenden der Gabel verschraubt und verhindert so die Verwindung der Gabelholme durch eine unterschiedliche Einfedergeschwindigkeit.

Bisher war genau das die größte Schwachstelle von USD-Gabeln bei Mountainbikes und letzten Endes auch einer der Gründe, weshalb FOX sein Upside-Down-Projekt des vergangenen Jahres wieder einstellte. Gerade in Kurven federn die Tauchrohre von USD-Gabel oft unterschiedlich schnell ein, was zu Verspannungen und einem „zurückschnippenden“ Vorderrad beim Entladen der Spannungen führt. Das bei USD-Gabeln erwünschte Ausweichen bei seitlich einwirkenden Kräften bleibt trotz CTA erhalten, wenngleich der Radius hierbei ein Stück weit verringert wird. Der typische Fahrkomfort einer Upside-Down-Gabel soll also auch an der „Emerald“ zu spüren sein.

Twin-Tube-Dämpfung

Neben der CTA-Einheit ist auch das Dämpfungssystem ein interessanter Punkt an der „Emerald“. Die Gabel basiert auf einer „Twin-Tube“-Bauweise. Diese ermöglicht das geringe Gewicht der Gabel aufgrund einer geringen Ölmenge und das trotz offenem Ölbad. Das Öl zirkuliert kontinuierlich zwischen der Zugstufen- und Druckstufen-Kammer und durchfließt dabei permanent die jeweiligen Einheiten. Neben der geringen Ölmenge, die bei diesem System von Nöten ist, ist vor allem die Tatsche entscheidend, dass alle beweglichen Bauteile ununterbrochen geschmiert werden.

Um die Gabel für Rennfahrer besonders interessant zu machen, lässt sich an der „Emerald“ jede nur erdenkliche Option individuell einstellen. Vom Luftdruck über die Progression durch eine Reduktion des Luftkammervolumens bis hin zur Vorspannung der Negativfeder. All das soll kinderleicht und größtenteils über externe Einstellräder zu justieren sein. Wer die Performance einer Luftgabel gar nicht zu schätzen weiß, der hat die Möglichkeit, die „Emerald“ auf ein Stahlfeder-System umzurüsten. Auch das soll ohne großen Werkzeugaufwand möglich sein.

Dass sich sowohl Zug- als auch Druckstufe bei der „Emerald“ extern für High- und Low-Speed einstellen lassen, versteht sich dabei ja schon fast von selbst. Interessant ist hingegen, dass der Endverbraucher auch die Möglichkeit bekommen soll, das Shim-Stack der Druckstufeneinheit nach eigenen Wünschen bestücken zu können. Dazu ist es notwendig die Druckstufeneinheit auszubauen – diese befindet sich am unteren Ende der Dämpfungseinheit. Um beim Ausbau keinen Ölverlust zu erleiden, dreht man die Gabel einfach auf den Kopf, schraubt mit einer Nuss die Druckstufeneinheit heraus, passt das Shim-Stack an seine Wünsche an und setzt das System wieder zusammen. Die Idee hinter diesem Prinzip ist, dass Rennfahrer sich zwei bis drei Druckstufeneinheiten [Compression Loaders] zulegen und diese mit unterschiedlichen Shim-Stacks bestücken. Somit soll sich die Gabel direkt an der Strecke bestens abstimmen lassen.

DVO 2013-1
# Der „Loader“ des „Emerald“-Dämpfungssytems

Sonstige Feinheiten 

Neben den oben genannten Besonderheiten hat die „Emerald“ noch weitere clevere Detaillösungen aufzuweisen. Über zwei verschiedene Formen der oberen Gabelbrücken lässt sich die „Emerald“ mit 26″- und 27,5″-Laufrädern fahren. Da sowohl die Stand- als auch die Tauchrohe nicht größer dimensioniert sind als bei einer herkömmlichen Teleskopgabel, gibt es die Option die „Emerald“ mit einem „Tapered“-Gabelschaft zu ordern, wodurch die Steifigkeit spürbar erhöht werden soll.

Da sich bei USD-Gabel nahe zu alles um die Steifigkeit dreht, hat DVO ein weiteres Gimmick in der Tasche, um der Konkurrenz mit der „Emerald“ einen Schritt voraus zu sein. Durch Titan-Spannhülsen möchte man an den Gabelbrücken auf die herkömmliche Klemmmethode via Inbusschrauben verzichten, um die Klemmkraft gleichmäßiger auf der gesamten Fläche angreifen zu lassen. Die Spreizringe umschließen die Klemmfläche des Standrohres komplett, wodurch sich die Klemmkraft erheblich erhöht. In der Theorie klingt das gut, hätte dies auch ein deutlich homogeneres Einfedern der Gabel zur Folge – insbesondere im tiefen Federwegsbereich. Bisher ist das System jedoch noch im Prototypen-Stadium und wird frühestens für das 2015er Modell erwartet.

Bei der Klemmung der Steckachse bleibt DVO den guten alten Inbusschrauben treu. Die 20 mm Achse wird wie bei einer FOX 40 von vier Inbusschrauben geklemmt. Bei den „Ausfallenden“ [Achsaufnahme] selbst handelt es sich um besonders leichte Schmiedeteile aus einer Magnesium-Aluminium-Legierung. An ihnen befinden sich auch die Verschraubungspunkte für die CTA-Einheit.

Da Bryson Martin und die restliche DVO-Mannschaft aus ihren Zeiten bei Marzocchi noch einen guten Draht zu SR Suntour haben dürften wundert es nicht, dass auch DVO die Fertigung der „Emerald“ in die Hände von Suntour übergibt. Wie uns DVO in Taichung mitteilte, werden die Gabeln sowohl bei Suntour gefertigt als auch auf deren Prüfständen getestet.

DVO 2013-5
# Die Titan-Spannhülsen den Standrohraufnahmen der Gabelbrücke. 

Die Highlights in der Zusammenfassung:

  • Zielgewicht unter 3.000 Gramm
  • 50 % mehr Steifigkeit als bei vergleichbaren USD-Gabel [durch CTA = Carbon Torsion Arch]
  • offenes Ölbad und „Twin-Tube“-Dämpfung
  • Druck- und Zugstufe extern für High- und Low-Speed einstellbar
  • Druckstufen-Einheit ohne Ölverlust im Handumdrehen austauschbar [< als 2 Minuten]
  • Progression durch Volumenanpassung der Luftkammer einstellbar
  • Ansprechverhalten durch Vorspannen der Negativfeder einstellbar

Die Fakten im Überblick:

  • System: Upside-Down-Gabel
  • Federweg: 203 mm
  • Gewicht: Prototyp = ca. 3000 Gramm / angestrebtes Gewicht in Serie: 2.900 Gramm
  • Bauart: Luftgabel mit Negativfeder
  • Standrohre: Ø 41 mm [Aluminium – 7000er], Ø 43 mm an den Klemmpunkten
  • Tauchrohre: Ø 36 mm [hartanodisiert – Molybdän-Beschichtung]
  • Gabelbrücken: Aluminium [geschmiedet und CNC-gefräst], Direktaufnahme für Vorbau [Boxxer-Standard]
  • Laufradstandard: 26″ und 27,5″
  • Achstandard: 20 mm Steckachse, geschmiedete Magnesium-Achsaufnahme
  • Gabelschaft: 1 1/8 und tapered
  • Dämpfung: offenes Ölbad mit „Twin-Tube“-Bauweise
  • Einstellmöglichkeiten: Druck- und Zugstufe [High- & Low-Speed], Luftdruck, Vorspannung der Negativfeder, Progression durch Anpassung des Luftkammervolumens
  • Preis: noch nicht bekannt
  • Erscheinungstermin: Mitte 2013 [Juni – Juli]

DVO 2013-12
# DVO Emerald 2014

Fassen wir also zusammen: Die neue „Emerald“ soll ohne ihre dritte Brücke um 10% steifer sein als vergleichbare USD-Gabeln der Konkurrenz. Durch die dritte Brücke, genannt CTA, soll die Steifigkeit um weitere 40% erhöht werden und verhindern, dass sich die Tauchrohre durch unterschiedliche Einfedergeschwindigkeiten verwinden. Dank CTA-Einheit sollen die Vorteile einer USD-Gabel, wie beispielsweise Ansprechverhalten und Fahrkomfort, trotz des Steifigkeitszuwachses erhalten bleiben. An der „Emerald“ sollen des Weiteren alle nur erdenklichen Einstellungsoptionen realisiert worden sein und noch dazu kinderlicht und meist werkzeuglos vonstatten gehen. Und obendrauf darf man sich auf ein Gewicht von unter 3.000 Gramm freuen.

In der Theorie klingt das nach der perfekten Gabel. Ob sich die theoretischen Werte letzten Endes auch in der Praxis beweisen werden, kann erst ein Test der Seriengabel an den Tag bringen. Es stellt sich aber schon jetzt die Frage, welcher Endverbraucher bei so viel Technik noch den Überblick behält und die Gabel passend auf seine Bedürfnisse abstimmen kann. Letzten Endes wird aber wohl der Preis darüber entscheiden, ob die Gabel noch bei Profis zu finden sein wird oder auch für die breite Masse erschwinglich sein wird.

  1. benutzerbild

    Pelto

    dabei seit 10/2009

  2. benutzerbild

    Carcass

    dabei seit 04/2011

    Du kannst standrohre in vielen Farben "lackieren" sag ich mal genauer begriff kenn ich net smilie Da gibts ne firma die macht das für Motorräder und die machen das auch für DH Gabeln.

  3. benutzerbild

    CaLgOn

    dabei seit 06/2006

    Die Farbe ist doch eher Nebensache, wichtig sind die Eigenschaften der Beschichtung...

  4. benutzerbild

    Carcass

    dabei seit 04/2011

    Fast Suspension sagt selbst es sind 90% Optik

  5. benutzerbild

    Pelto

    dabei seit 10/2009

    Und den neuen Magura Dämpfer sollen se gleich mittesten.... ich warte... statt dessen gibt es hier wieder einen neuen NNNduro Test.

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!