Video: „Felix testet Bikes“ im Interview
Felix Kuffner-Interview – leicht gekürzt zum Nachlesen
MTB-News: Hi Felix, wir waren jetzt auf den Isartrails in München unterwegs. Du bist massiv gut auf dem Rad. Du sitzt super drauf, fährst sehr flowig, flüssig und verspielt. Erzähl mal, was ist dein Background, warum fährst du so gut Rad?
Das freut mich, wenn du das so siehst. Also ich bin lange BMX gefahren, BMX-Rennen. Angefangen habe ich mit sieben im Verein. Das habe ich gemacht, bis ich 18 war, teilweise auch ziemlich ambitioniert. Ich war auch BMX-Trainer.
Was heißt ambitioniert?
Ich war mal Deutscher Meister – mit 16.
Wirklich?
Ja.
Deswegen bist du so gut auf den Isartrails?
Alles für diesen Moment, wo ich mit dir fahre.
Danke.
Wenn man BMX fährt, ist alles etwas kleiner und man muss extrem präzise fahren. Dadurch entwickelt man ein gutes Fahrgefühl, das man auf andere Fahrräder übertragen kann – die haben größere Reifen und Federung, aber die Basis ist ähnlich.
Also hast du quasi Leistungssport betrieben. Hast du aus dem BMX-Leistungssport etwas für deine weitere Radkarriere übernommen – Ehrgeiz, Training, Disziplin?
Ja, ich glaube schon. Wenn man ein Ziel hat, arbeitet man sehr diszipliniert darauf hin und verzichtet auf vieles. Jeder Leistungssportler macht das nicht nur als Hobby, sondern auch, um sich oder anderen etwas zu beweisen. Ich war eine Zeit lang auch ziemlich arbeitswütig, bevor ich YouTube gemacht habe. Mit dieser Arbeitswut bin ich dann auch an YouTube herangegangen. Aber selbstständig zu sein verlangt eine andere Disziplin als angestellt zu sein. Disziplin ist aber auf jeden Fall eine Tugend, die man aus dem Leistungssport ins echte Leben mitnehmen kann.
Ich habe dich das erste Mal kennengelernt, da warst du noch bei Fazua.
Echt? Wo war das?
Auf der Eurobike-Party.
Welche Eurobike war das?
In Friedrichshafen, eine von diesen klassischen Partys, ich glaube von Five Ten. Hast du da was mitgenommen – also für deine Karriere?
Ich hatte mega Glück. Das war mein erster richtiger Job. Nach dem Studium war ich ein Jahr in einer Unternehmensberatung, aber dann konnte ich bei Fazua früh einsteigen als Marketing-Dude. Ich hatte von Anfang an viel Verantwortung, durfte Messestände mit riesigem Budget verantworten. Da war ich 25. Wir haben Produkte gelauncht, Partner eingebunden, Teams aufgebaut. Auf der Eurobike hat man gespürt, wie die Branche tickt, und ich konnte ein Netzwerk aufbauen – zu Herstellern und Medien. Davon profitiere ich heute noch.
Dann hast du dein Netzwerk aufgebaut und in der Pandemie mit YouTube angefangen?
Genau.
Warum hast du angefangen? War dein Ende bei Fazua der Auslöser?
Ja, ich war durch meine Arbeitswut mit dem Angestelltendasein durch und habe gekündigt. Danach war ich noch kurz bei einem E-Scooter-Anbieter im Marketing, aber da habe ich gemerkt: Ich brauche Fahrräder. Ich wollte selbst etwas aufbauen. Ich kann ganz gut vor der Kamera sprechen und BMX fahren – also dachte ich, ich mache Videos über BMX und Mountainbike. Anfangs hat die niemand angeschaut, weil es schon viele Mountainbike-YouTuber gab, die besser fahren konnten als ich. Dann habe ich gemerkt: Man kann Gravelbike auch einfach erklären, ohne Vorwissen. Das kam gut an, weil viele Zuschauer selbst kein Vorwissen hatten und eher jemandem vertraut haben, der etwas hemdsärmlig und naiv an die Sache rangeht. So ging es los, und bald kamen die ersten Testräder. Seitdem läuft das.
Und wie war das mit dem Geld verdienen – lief das ab Tag 1?
Das kam später. Ich wusste nicht, wie teuer Selbstständigkeit ist.
Ist es teuer?
Ja. Ich würde es nicht unbedingt empfehlen. Wie viele Mitarbeiter hast du inzwischen – 30?
Vielleicht, mehr oder weniger.
Riesenrespekt, was du aufgebaut hast, das ist super krass. Deine Geschichte war ja ähnlich, du hast auch als Angestellter angefangen, das Forum aufzubauen und später noch Rennrad-News und eMTB-News dazugenommen.
Ja, das kam später dazu. Ich habe meinen normalen Job erst auf 4 Tage die Woche reduziert, dann ist die MTB-News-Sache größer geworden und ich habe dann 2007 aus der Elternzeit heraus gekündigt. Das war etwas weniger Harakiri als bei dir – würdest du das so beschreiben?
Im Nachhinein vielleicht – aber in dem Moment war ich optimistisch und dachte, das klappt schon. Ich hatte auch nicht viele Fixkosten und kein Kind. Das hat sich geändert, als ich Vater wurde, da wurde schon klar, dass es mehr einbringen sollte, als es kostet.
Du bist ein großes Vorbild für mich gewesen von Anfang an. Wir haben uns früher ja auch schon getroffen und es war inspirierend zu sehen, wie ihr es schafft, in der neuen Medienwelt mit weniger Equipment und Kosten mehr Reichweite zu generieren. Ich denke, dieses Rezept funktioniert immer besser, je mehr Leute das Internet verstehen.
Gab es ein Schlüsselerlebnis für deinen Kanal?
Mir hat es Spaß gemacht, Sachen, die ich gerade erst verstanden hatte, zu recherchieren und so aufzubereiten, dass ich sie kurzweilig vor der Kamera erklären kann. Mir war wichtig, komplizierte Themen kurzweilig in zehn Minuten runterzubrechen. Ich bin nicht so der Technik-Nerd – ich hatte nicht so Ahnung von Reifen, Bremsen oder mechanischen Schaltgruppen.
Aber ich habe gelernt, dass es für manche Leute total wichtig ist, für Einsteiger aber eher egal. Das war anfangs der Ansatz, aber so richtige Ziele hatte ich nicht. 5.000 Abonnenten wollte ich mal haben, jetzt habe ich 50.000.
Du hast ja schon eine wilde Mischung, die auch ziemlich einzigartig ist: BMX-Meister, Arbeit bei einem Bike-Teile-Hersteller und jetzt erfahrener YouTuber. Wie hilft dir diese Kombination weiter? Wir hatten eben schon gesagt, Ehrgeiz und Dranbleiben sind ein Punkt.
Ja, gute Frage. Ich bin recht neugierig und versuche vielleicht auch, Langeweile zu vermeiden. Deshalb will ich Dinge immer spannend für mich aufbereiten.
Mich reizt am YouTuber-Sein einerseits das Videos-Machen, andererseits das Unternehmerische drumherum. Vielleicht ergibt sich da in den nächsten Jahren noch etwas im Fahrradbusiness. Aber ich habe kein festes Konzept oder Ziel, sondern lasse mich treiben und bleibe flexibel.
Wie entscheidest du, was das nächste große Thema ist?
Da schaue ich schon auch auf die Zahlen. YouTube bietet super Analysen: Was funktioniert und was mir Spaß macht. Ich habe zum Beispiel viele E-Mountainbikes getestet – mit mäßigem Erfolg. Manche liefen, manche nicht. Daraus schließe ich, dass E-MTBs auf meinem Hauptkanal „Felix testet Bikes“ nicht so gut funktionieren.
Auch Lastenräder und neue Mobilitätsformen finde ich spannend, aber seit drei, vier Monaten habe ich die Strategie geändert: Auf dem Hauptkanal bleibe ich möglichst bei Gravel-, Rennrad- und Allroad-Themen. Alles andere könnte man eventuell in einem separaten Kanal auslagern.
Also einen zweiten Parallelkanal?
Könnte man überlegen. Das Rezept würde funktionieren, aber man muss dem Algorithmus genau sagen, welche Themenvielfalt er erwarten darf und welche Zielgruppe passt.
Beschäftigst du dich viel mit Algorithmus und Metriken?
Ja, schon. Mich interessiert das total. Das verändert sich laufend und man kann sich da richtig reinarbeiten. Am Ende geht es aber darum, ein gutes Video mit Mehrwert zu machen. Es gibt kleine Stellschrauben, Tricks und YouTube liefert viele Statistiken. Außerdem gibt es viele Kanäle, auf denen man sich weiterbilden kann – das mache ich täglich.
Hast du einen Geheimtipp für uns? Wir arbeiten auch hart an 50.000.
Eure Thumbnails sind viel besser geworden in den letzten Monaten – das macht einen großen Unterschied. Mehr Tipps gebe ich jetzt aber nicht preis.
Hast du beim Bike-Testen eine bestimmte Methodik, vielleicht eine Checkliste?
Ich wünschte, ich hätte das. Ich bin nicht der Strukturierteste. Man könnte mit einem festen Rezept arbeiten, das würde Vergleichbarkeit bringen. Aber ich baue jedes Video neu auf, erzähle die Geschichte rund um das jeweilige Rad. Sonst hätte ich bei 111 getesteten Rädern auch 111 Mal das gleiche Video gemacht – das wäre langweilig. Ich versuche, dass es auch für Leute spannend bleibt, die gerade kein Rad kaufen wollen, sondern einfach zur Unterhaltung einschalten.
Also so wie man auch gerne Auto-Tester schaut, ohne selbst einen Lamborghini zu kaufen? Ich hoffe, dass die Leute meine Videos auch einfach so schauen – egal ob es um ein Cinelli oder ein Factor geht.
Wie gehst du mit Authentizität um? Du musst ja auch von Werbung leben.
Alles, was ich mache, ist Werbung, aber immer ehrlich gekennzeichnet. Wichtig ist mir, dass ich auch Kritik äußern darf – das ist mit den Herstellern abgesprochen. Sie haben kein Mitspracherecht beim Inhalt. Wenn ich unehrlich wäre, würde mir das um die Ohren fliegen. Ich arbeite nur mit Marken, hinter denen ich stehen kann. Anfragen, die keinen Sinn ergeben – etwa wenn die Räder gar nicht verkäuflich sind – lehne ich ab.
Seit du selbst testest – blickst du anders auf Test-Siegel in Magazinen?
Ich habe vorher im Marketing gearbeitet und gesehen … ich muss aufpassen, was ich jetzt sage. Wenn man ein Magazin aufschlägt, bekommt das Testsieger-Siegel nicht zufällig derjenige, der die meisten Anzeigen geschaltet hat. Das hat mich damals überrascht. Ich weiß ganz gut, wie solche Test-Siegel funktionieren – ohne jemandem zu nahe treten zu wollen. Aber im Grunde ist das für die Magazine eine Gelddruckmaschine.
Wenn du die letzten zwölf Monate betrachtest, was war das geilste Bike, das du getestet hast? Wer bekommt den „Goldenen Felix“?
E-Mountainbike: Das Amflow – einfach spannend, wie der Motor mit den 1.000 Watt und neuer Software arbeitet. Sehr beeindruckend.
Gravel: Da fand ich das neue Canyon Grizzl cool, bin es aber nur einen Tag gefahren.
Rennrad: Herausragend war das Canyon für 999 € (zum Canyon Endurance Allroad-Test, Anm. d. Red.). Ein fairer Preis, und das Rad war wirklich gut – ich hatte befürchtet, dass es nichts taugt, aber es war top. Und Ende August kommt noch ein richtiger Brecher im Gravel-Bereich.
Hast du einen eigenen Podcast?
Nein, leider nicht. Ich hätte gerne einen, aber das Konzept fehlt mir. Ich habe auch keine Lust auf den Backend-Kram wie Hochladen. Ich will einfach labern – am besten mit Gästen. Hast du einen Podcast?
Wir haben auf MTB-News einen Podcast, da läuft aktuell unser World Cup-Spezial, bei dem der Markus Pekoll mitmacht, mit Gregor und Moritz.
Ok
Du bist ja auch viel bei Community-Events und Social Rides unterwegs. Was reizt dich daran?
Mir ist wichtig, mich nicht nur hinter der Online-Präsenz zu verstecken, sondern echte Leute zu treffen. In 99 % der Fälle kennen die mich auch nicht, was cool ist, um gemeinsam Spaß zu haben. So verliere ich auch den Spaß am gemeinsamen Radfahren nicht. Community-Events sind cool, auch hier vom Three Mills, da fahre ich manchmal mit, um zu erfahren, was die Leute interessiert, welche Trends es gibt, welche Fragen auftauchen und so.
Ich finde das wichtig, den Bezug zu halten. Wenn man zu lange in dieser Medienwelt ist, verlernt man die Sprache – auf einmal spricht man bei Reifen von Pneus und bei Trinkflaschen von Bidons. Auf Community-Rides macht das aber keiner, da geht’s einfach ums Radfahren.
Gab es ein besonderes Erlebnis bei einem Community-Event?
Ja, jeder Kontakt ist besonders, weil man stundenlang nebeneinander herfährt und sich ganz anders nochmal kennenlernt. Einmal bin ich mit einer Gruppe zum Chiemsee gefahren, mit Übernachtung. Wir waren acht Jungs und ein Mädel – und durch die Übernachtung sind wir richtig zusammengewachsen. Das war ein tolles Erlebnis, sowas mache ich definitiv nochmal.
Wenn jetzt jemand sagt: „Ich will Content Creator werden“ – ist das eine gute Idee?
Ich würde es wahrscheinlich nicht nochmal machen, weil viel mehr dranhängt, als man denkt. Aber es ist eine riesige Spielwiese, in der man viele Bereiche ausprobieren kann. Wenn jemand nicht genau weiß, was er werden will, kann man hier rausfinden, ob man eher vor und hinter der Kamera, im Schnitt, Vertrieb, Marketing oder im Social Media-Bereich glücklich wird. Also: ausprobieren!
Was können wir als Nächstes von dir erwarten?
Ich bin dieses Jahr ins Rennenfahren reingerutscht.
Du bist bei Oberstdorf ein Rennen mitgefahren, oder?
Ja, genau, das war super anstrengend, da sind echt fitte Leute dabei und ich bin gar nicht so fit. Aber ich möchte da noch mehr reinschnuppern, auch wenn ich gerade noch nicht so Ambitionen auf das Training habe.
Außerdem will ich mehr Mountainbike-Content machen, allerdings nicht auf meinem Hauptkanal. Das Format muss ich mir noch überlegen. Die Idee ist, etwas sportlicher zu werden.
Vielen Dank, Felix!
Danke, Thomas.
Was sagst du zum Kanal von Felix Kuffner?
16 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWie dribbelt man YT?
M.
PS. Trotzdem interessanter Blick hinter die Kulissen
den mtb news user award in der kategorie youtuber des jahres bekommt er wegen den seitenhieb schon mal nicht. das die Chance für die anderen contentnomaden.
Ist ja nur so Unterlenkerkram und Elektromofazeugs, also nix was es lohnt meine Zeit zu verschwenden.
Mit 50k schon Stern am Himmel?
Aber scheint sich wohl zu lohnen.
https://www.businessinsider.de/wirt...o-influencer-mit-marken-sponsoring-verdienen/
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