Mcfk ist eine kleine Firma aus Leipzig, der sich auf leichte Kohlefaserkomponenten für Mountainbikes, Crosser und Rennräder spezialisiert hat. Für unser Artikelformat Vorgestellt! haben wir gerade erst eine Reihe der angebotenen Lenker, Vorbauten, Sättel und Sattelstützen im Praxiseinsatz erprobt – im Interview mit Christian Hofmann sprechen wir über den Anspruch der Firma und die Frage, welche Komponenten er schon immer einmal aus Verbundwerkstoffen herstellen wollte. Carbon made in Germany!
Interview: Christian Hofmann, Mcfk
MTB-News.de.: Hallo Christian! Schön, dass du die Zeit findest, uns einige Fragen zu Mcfk zu beantworten. Seit wann gibt es eure Firma, worauf habt ihr euch spezialisiert und wofür wollt ihr stehen?
Christian Hofmann: Es gibt uns seit Anfang 2009. Unser Spezialgebiet ist der Leichtbau von Fahrradkomponenten an unserem Standort in Leipzig. Diesen kombinieren wir mit extremer Haltbarkeit und einwandfreier Funktionalität der Produkte.
Wie werden die Komponenten getestet und wie werden die angesetzten Lastfälle abgeleitet?
Wir haben hier in den letzten Jahren viele Erfahrungen gesammelt und setzen am Ende des Tages auf vier wesentliche Punkte. Erstens arbeiten wir eng mit dem Prüfinstitut EFBE zusammen. Unser Anspruch ist das Testlevel: „Top Performance“ im jeweils zugehörigen Einsatzbereich. Zweitens haben wir Teamfahrer in diversen regionalen Teams, die bereits die Protukte in der Entwicklungsphase im Einsatz haben und uns wichtige Rückmeldungen geben. Drittens nutzen wir eigens entwickelte Prüfstände wir zum Beispiel eine Impact-Testanlage für Felgen und Laufräder. Zu guter Letzt schicken wir die gründlich entwickelten und erprobten Komponenten vor Serienstart dann in den letzten Härtetest beim World Cup oder Olympia – so haben wir beispielsweise in der Saison 2016 Moritz Milatz unterstützt.
Carbon gilt als ausgesprochen steife Faser, doch unsere Tests zeigen, dass ein Fahrrad als System auch zu steif sein kann. Wie berücksichtigt ihr Steifigkeitsanforderungen in der Entwicklung und inwiefern erzeugt ihr ein spezielles Steifigkeitsprofil bei euren Komponenten?
Wir verwenden für jede unsere Komponenten einen sehr komplexen, asymmetrischen Lagenaufbau – hier wird in der Entwicklung sehr viel Zeit investiert. Bestes Beispiel ist die Sattelstütze, die in Fahrtrichtung ein gewisses Maß an Flex freigibt. Hinzu kommt, dass die Querschnitte der Komponenten aufgrund der Gewichtsanforderungen nie übertrieben ausgeführt sind, sodass sich die Steifigkeit von selbst begrenzt.
Was macht ein gutes Carbon-Teil aus? Wie unterscheiden sich verschiedene Eigenschaften basierend auf den verwendeten Fasern und oder Harzen?
Die Fasern oder Harze sind nicht unbedingt entscheidend, die größte Rolle spielt tatsächlich die Faserlegung. Es kann beispielsweise ein Bauteil aus T300 Fasern deutlich stabiler oder steifer als ein T1000 Bauteil sein. Die Position und Verlegerichtung des jeweiligen Gewebes oder Geleges sind die entscheidenden Faktoren. Beachtet man all dies, kann man die besten Komponenten erzeugen.
Was ist bei der Montage eurer Komponenten zu beachten?
Am wichtigsten ist natürlich die Beachtung der Anzugsdrehmomente in den vorgeschriebenen Klemmbereichen. Zudem empfehlen wir in einigen Fällen den Einsatz von Montagepaste für Carbon. Wir verweisen ausdrücklich darauf, die Komponenten nur vom Fachhändler montieren zu lassen.
Wo werden eure Produkte gefertigt?
Wir produzieren ausschließlich in Leipzig (Deutschland) und zudem mit deutschen Arbeitskräften. Hier ist alles vereint: von der Entwicklung über Herstellung der Rohteile, Endbearbeitung, bis hin zur Verpackung und Versand. 99 % der verwendeten Materialien sind Made in Germany, inklusive der Prepregs und Verpackungen.
Viele Biker fragen sich, ob sie zum Beispiel nach einem Sturz ihren Lenker noch fahren können. Was ratet ihr den Kunden? Wie kann ich feststellen, ob meine Carbon-Komponente beschädigt ist?
Das ist immer wieder ein sehr heikles Thema, da eine 100-prozentige Einschätzung manchmal wirklich nicht möglich ist. Wir empfehlen vorerst nicht weiterzufahren und die Komponenten zu uns einzusenden. Wir übernehmen dann eine Sichtprüfung und teilweise eine Steifigkeitsprüfung – kostenlos natürlich! Auf Basis dieser Ergebnisse entscheiden wir dann, wie wir weiter verfahren.
Gibt es ein Design, das ihr schon lange einmal aus Carbon ausführen wolltet, das komplett anders aussieht als das, was wir gemeinhin in der Industrie kennen?
Sicherlich gibt es aufregende Designideen in unseren Köpfen. Jedoch versuchen wir uns dann doch immer auf das Wesentliche zu konzentrieren. Was hierbei herauskommt, ist ein funktionales Design, welches die angesprochene Kombination aus Haltbarkeit und geringem Gewicht bestmöglich widerspiegelt.
Christian, vielen Dank für das Interview!
Nachtrag zum Interview: Das Interview hatten wir bereits vor einigen Monaten geführt – nun erreichte uns die Mitteilung, dass Christian Hofmann nicht mehr bei Mcfk arbeitet. Das Interview belassen wir dennoch online.
Weitere Informationen
Homepage: Mcfk
Interview & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2017
Bilder: Mcfk, Tobias Stahl