Lidl MTB-Helm im Test: Der Crivit MTB-Fahrradhelm wurde als preiswerter Helm für All-Mountain- und Trailtouren entwickelt und bietet zahlreiche nützliche Funktionen – und kommt vom Discounter Lidl. Ob ein Helm für sagenhafte 10 € etwas taugt oder sogar für lange Trail-Touren ein treuer Begleiter sein kann, klären wir im Test.
Lidl MTB-Fahrradhelm: Infos und Preise
Mit dem Crivit MTB-Fahrradhelm bietet Lidl einen mehr als erschwinglichen MTB-Helm an, der nicht nur durch den absoluten Kampfpreis, sondern auch mit einigen sinnvollen Eigenschaften überzeugen möchte. Mit einem Preisschild von 10,00 € (UVP: 29,99 €) bietet der Helm eine Vielzahl moderner Features. Natürlich darf ein verstellbares Visier und ein effektives Belüftungssystem nicht fehlen.
- Trail- / All-Mountain-Helm mit verstellbarem Visier
- Sicherheit stoßfeste Außenschale, EPS-Innenschale
- Größen S/M (54-58 cm), M/L (58-61 cm) (getestet)
- Farben schwarz/grau, schwarz/orange
- Besonderheiten reflektierende Details, herausnehmbare und waschbare Innenpolster
- Gewicht ca. 345 g
- www.lidl.de
- Preis 9,99 € als reduziertes Modell im Discounter (UVP online: 29,99 €)
Im Detail
Optisch ist der Crivit MTB-Fahrradhelm schlicht gehalten und bietet 22 Belüftungsöffnungen, die für eine gute Luftzirkulation sorgen sollen. Der Helm verfügt über ein Einhand-Größenverstellsystem mit stufenlosem Drehschalter und eine 3-stufige Höhenverstellung, mit der man den Helm an die entsprechende Kopfform anpassen kann. Die Innenpolster sind abnehm- und waschbar.
Der Kinnriemen ist gepolstert und möchte so zusätzlichen Komfort bieten. Einen Fidlock-Verschluss sucht man (angesichts des Preises nicht verwunderlich) allerdings vergebens. Der Helm setzt sich aus einer stoßfesten Außenschale und einer dämpfenden EPS-Innenschale zusammen, dazu gibt es reflektierende Details, die auf den Helm aufgeklebt sind. Das Gewicht von rund 345 g geht in Ordnung.
Auf dem Trail
Der Lidl MTB-Helm sieht erstaunlich solide aus – das muss man bei diesem Preisschild ehrlicherweise nicht unbedingt erwarten. Ebenfalls ist neu, dass der Helm nun auch wirklich für „All-Mountain- und Trailtouren“ spezifiziert wurde und nicht nur als Fahrradhelm daherkommt. Beim Aufsetzen merkt man, dass die Form relativ kurz ausfällt – meine Stirn drückt etwas an den Frontalbereich des Helms, dessen größte Größe offiziell bis 61 cm Umfang passen soll.
Druck an der Stirn ist bei meiner Kopfform und -Größe zwar nicht ungewöhnlich, dennoch haben kaum noch Helmhersteller Modelle im Programm, die mir nicht passen. Das Gefühl ist jedoch sehr subjektiv, den meisten Personen – bis auf die, die einen Kopfumfang von 62 cm aufwärts haben – sollte der Helm gut passen. Auch bei Tester Dennis gibt es hier kein Problem, der Helm sitzt angenehm.
Dazu zu erwähnen sei auch: Die Polsterung des Helms geht absolut in Ordnung, auch wenn sie spartanisch ausfällt. Edel-Features wie MIPS darf man bei diesem Preis anders als bei anderen MTB-Helmtests natürlich nicht erwarten, das sollte klar sein. Mit dabei ist allerdings eine schicke In-Mold-Schale samt zwei Farboptionen, ebenso wie ein verstellbares Visier, das sogar besser funktioniert als das mancher Konkurrenzprodukte: Es rastet satt ein und lässt sich einhändig dennoch gut verstellen. Der Kinnriemen ist gepolstert und trägt sich somit unauffällig-angenehm. Die Riemen an den Ohren lassen sich auf klassische Art verstellen.
Die Belüftung geht dank wenig Polster und 22 Lüftungsöffnungen auch an warmen Tagen absolut in Ordnung, ebenso das Gewicht.
Fazit – Crivit MTB-Fahrradhelm
Der Preis, den Lidl beziehungsweise Crivit für den Helm aufruft, ist fast schon absurd: Wir haben den Helm, der immer mal wieder im Angebot ist, für gerade einmal 10 Euro erworben. Wenn man bedenkt, dass für die meisten Markenhelme eher das Zehnfache aufgerufen wird, kann man sich kaum vorstellen, dass man einen Helm in dieser Qualität für diesen Preis bekommt – aber so ist es. Für Einsteiger und Sparfüchse, die nicht allzu sehr auf ein Markenlogo auf dem Helm achten, ist der Lidl-Helm absolut empfehlenswert.
Crivit MTB-Fahrradhelm Pro / Contra
Pro
- Preis
- Gute Verarbeitung
- Reflektierende Aufkleber
Contra
- Größte Größe fällt kompakt aus, keine Option für richtig große Köpfe über 61 cm
Was sagst du zum Crivit MTB-Fahrradhelm?
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweisen darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unserem MTB Helm Test haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes Modell sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
56 Kommentare