MTB & ADHS Warum der Sport helfen kann

Rob Warner, Mycayla Gatto und Ben Cathro haben öffentlich darüber gesprochen, Greg Minnaar postet ADHS-Stories auf Instagram und einige MTB-Influencer wie Jess The Maker sprechen offen über ADHS. Marc Brodesser hat die Möglichkeit genutzt, in einem Podcast darüber zu sprechen.
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MTB & ADHS: sind wir alle betroffen? Marc Brodesser | TrailTouch Unfold #8
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Mountainbiken und ADHS: Warum Actionsport Erwachsenen mit ADHS helfen kann

Mountainbiken mit all seinen Facetten ist beliebter denn je – der Rausch der Geschwindigkeit, das Naturerlebnis, die Herausforderung – all das zieht viele Menschen an. Doch neben dem Spaßfaktor kann Mountainbiken sowohl in der Gravity-Spielform als auch mit dem Ausdauer-Aspekt noch mehr: Es ist eine wertvolle Hilfe für Erwachsene mit ADHS, was sich auch darin spiegelt wie sehr Biken typische ADHS-Typen anzieht wie ein Magnet.

Ausdauersportarten generell und so auch Mountainbiken wirken sich positiv auf das Wohlbefinden aus und können typische ADHS-Symptome deutlich abmildern. Aber auch gerade Freeride, Downhill und Tricks oder Sprünge sind durch hohe Dopamin-Ausstöße besonders spannend für ADHS-Personen, die gerne risikoreiche Aktivitäten praktizieren. Bekannte Persönlichkeiten aus der Szene wie Rob Warner und Ben Cathro haben öffentlich über Ihre ADHS Diagnose gesprochen und waren dabei sehr emotional – sie sind beide gute Beispiele für kreative Charaktere, welche auch enorm abliefern können mit ihren Talenten, aber Probleme im Alltag haben, zum Beispiel strukturiert zu trainieren und ähnliche Themen des Alltages.

Die erfolgreiche Content-Creatorin Jess The Maker hat mehrfach über Ihr ADHS gesprochen und Freeriderin Mycayla Gatto hat auch Tipps dafür gegeben – sie hat sich beispielsweise mit der Hilfe von Medikamenten neue Gewohnheiten geschaffen, welche sie dann auch ohne Medis weiterführen konnte.

Was bedeutet Erwachsenen ADHS im Alltag?

ADHS, oder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die oft schon im Kindesalter diagnostiziert wird. Viele Erwachsene kämpfen jedoch ebenfalls mit ADHS, was ihren Alltag stark beeinträchtigen kann. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, sich längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren, sind impulsiver als andere und können häufig nur schlecht ruhig bleiben. Organisierte Routinen und längere Konzentrationsphasen – wie sie im Job oft gefordert sind – werden dadurch zu großen Herausforderungen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Menschen mit ADHS einfach nur „unruhig“ oder „zerstreut“ sind. Es handelt sich um eine komplexe Störung, die unter anderem dazu führen kann, dass sich Betroffene schnell überfordert oder frustriert fühlen. Sie haben häufig das Bedürfnis nach Aktivität und Abwechslung. Hier kommen Sportarten wie Mountainbiken ins Spiel, die diesen Drang nach Bewegung stillen können.

Mountainbiken als idealer Sport für Erwachsene mit ADHS

Vielseitige Sportarten wie Mountainbiken bieten eine besondere Art von körperlicher und geistiger Herausforderung, die Menschen mit ADHS oft als sehr befreiend erleben. Doch was genau macht Mountainbiken mit all seinen Facetten so hilfreich?

  1. Bewegung & Training bauen Stress ab

    Bewegung ist allgemein ein bewährtes Mittel, um Stress zu reduzieren – und das gilt besonders für Menschen mit ADHS. Durch die körperliche Anstrengung beim Mountainbiken wird eine Vielzahl an Glückshormonen freigesetzt. Diese Hormone helfen, Stress zu reduzieren und ein Gefühl von Zufriedenheit zu fördern. Gleichzeitig sinkt das allgemeine Stresslevel, was die Konzentration und Aufmerksamkeit verbessern kann.

  2. Fokus auf den Moment

    Mountainbiken, gerade in den Gravity-Disziplinen, erfordert volle Konzentration. Wurzeln, Steine und Kurven verlangen schnelle Reaktionen und lassen wenig Raum für Ablenkungen. Dieser „Fokus auf den Moment“ hilft Menschen mit ADHS, ihren Geist zu beruhigen. Die Impulsivität, die oft zu Problemen im Alltag führt, kann hier kontrolliert und genutzt werden, da blitzschnelle Entscheidungen auf dem Trail gefragt sind.

  3. Verbesserte Selbstwahrnehmung

    Das Fahren auf Trails und steilem Gelände fördert die Selbstwahrnehmung und das Körpergefühl. Die Fähigkeit, sich auf den eigenen Körper zu konzentrieren und ihn zu kontrollieren, stärkt das Selbstbewusstsein. Das Erfolgserlebnis nach einer anspruchsvollen Abfahrt gibt den Menschen mit ADHS das Gefühl, etwas geschafft zu haben – etwas, das im Alltag durch die vielen Herausforderungen oft zu kurz kommt.

  4. Regelmäßiger Sport als Strukturgeber

    Regelmäßige Bewegung bietet Menschen mit ADHS auch eine Art „natürlicher Struktur“. Feste Trainingseinheiten oder regelmäßige Fahrten schaffen einen Rhythmus im Alltag, der bei ADHS oft fehlt. Durch diese Struktur fällt es vielen Betroffenen leichter, auch in anderen Lebensbereichen eine Routine zu entwickeln.

Der gesundheitliche Effekt von Actionsport bei ADHS

Es gibt wissenschaftliche Belege dafür, dass regelmäßiger Sport die Symptome von ADHS lindern kann. Vielseitige Sportarten wie Mountainbiken fördern die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin, die beide bei Menschen mit ADHS oft im Ungleichgewicht sind. Dadurch können sich Betroffene besser konzentrieren, sind ruhiger und haben weniger Schwierigkeiten, ihre Impulse zu kontrollieren. Mountainbiken kombiniert zudem Elemente des Actionsports, die das Adrenalin anregen, mit der beruhigenden Wirkung von Ausdauertraining in der Natur.

MTB und ADHS: Eine Sportart mit Mehrwert

Mountainbiken ist weit mehr als ein Freizeitvergnügen. Für Erwachsene mit ADHS kann es eine echte Bereicherung sein, die die Lebensqualität verbessert. Die Kombination aus intensiver körperlicher Anstrengung, Fokus auf den Moment und einem befriedigenden Erfolgserlebnis macht diesen Sport ideal für Menschen mit ADHS. Der positive Effekt von regelmäßiger Bewegung zeigt sich oft nicht nur auf dem Bike, sondern auch im Alltag – ein echter Gewinn für Körper und Geist. Auch das Ausleben von risikoreichen Aktivitäten ohne Drogen oder Kriminalität ist ideal für ADSHler, welche leider ein enorm gesteigertes Risiko haben Suchterkrankungen zu bekommen und auch ansonsten durch ihren Lifestyle eine deutlich verminderte Lebenserwartung haben. Also scheint Biken eine ideale Selbsttherapie zu sein!

Text und Bilder: Marc Brodesser

30 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. #Begreift ADHS bitte auch als Chance und nicht nur als Stigmata... kreativ, kurzfristig anpassungsfähig, etc. Bespiele wurden schon genannt, hier und im Report.
    die Vorteile sind mir durchaus bekannt, hatte knapp 40 Jahre mir derer bewusst zu werden ;-) ich will mich auch keinesfalls angleichen, sondern mich nur informieren wie es anderen damit ging. Aktuell warte ich noch auf einen Therapieplatz, wollte mich aber im Vorfeld schon mal informieren, da es in dem Beitrag auch konkret um 2 Bereiche in meinem Leben geht, die mich sehr beschäftigen: Biken und ADHS ;-)
    Sollte ich tatsächlich Medikamente empfohlen bekommen, will ich diese auf keinen Fall dauernd einnehmen, sondern eher situativ. Interessant gerade im Kontext Biken, da ich natürlich nicht "auf Droge" oder mit einer deutlich veränderten Wahrnehmung mich Trails runterschmeissen willsmilie
  2. Im Prinzip würde eine Medikation die ganzen Effekte/Vorteile, die ein ADHS´ler durch das Biken hat wieder aushebeln. Die positiven Effekte bleiben aus, da man ja eh gedämpft wird durch die Medikation ala Medikenet Adult, etc.
    #Begreift ADHS bitte auch als Chance und nicht nur als Stigmata... kreativ, kurzfristig anpassungsfähig, etc. Bespiele wurden schon genannt, hier und im Report.
    Meinerseits bemerke ich keine negativen Auswirkungen beim biken, wenn ich was zu mir genommen habe.
    Aber im Allgemeinen kann ich sagen, das Elvanse mir besser bekommt, Wirkung als auch bei der Anwendung. Ist quasi ein Nobrainer 😁
    Ist aber auch wie immer individuell verschieden.

    Sonst absolut bei dir, ADHS als Chance zu sehen!
  3. Meinerseits bemerke ich keine negativen Auswirkungen beim biken, wenn ich was zu mir genommen habe.
    Aber im Allgemeinen kann ich sagen, das Elvanse mir besser bekommt, Wirkung als auch bei der Anwendung. Ist quasi ein Nobrainer 😁
    Ist aber auch wie immer individuell verschieden.

    Sonst absolut bei dir, ADHS als Chance zu sehen!
    Ich meinte garnicht, das es zu Negativeffekten kommt, sondern eben das die positiven Effekte nicht greifen können durch die Medikation. (Dopamin/Serotonien Haushalt, usw.)
  4. Eines der Hauptprobleme mit ADHS ist das Diagnoseverfahren.

    Ein guter Freund, den ich schon seit Schulzeiten kenne, hat eine echte Ärzte- und Medikamentenodyssee hinter sich.

    Zu unserer Schulzeit war er halt der Zappelphillip. Sehr sportlich, immer Vollgas.

    Das war in den 80ern, da hat sich da niemand Gedanken drüber gemacht, war halt ein lebhaftes Kind.

    Irgendwann hatten sich unsere schulischen Wege getrennt, durchs gemeinsame Skateboard fahren hatten wir aber weiter in Kontakt.

    Freundinnen haben es nie wirklich lange mit ihm ausgehalten, waren mit seinem Energielevel überfordert, so wie er selbst ab und zu auch.

    So mit 19 Jahren erhielt er dann die Diagnose ADHS. Die Eltern waren erleichtert, weil das Kind nun endlich einen Namen hatte und man was dagegen tun konnte.

    Im Laufe der Jahre hat er alle möglichen Medikamente bekommen. Einige haben in ganz schön platt gemacht, andere zeigten gar keine Wirkung.

    Ich war dann beruflich umgezogen und hatte ihn ewig nicht mehr gesehen.

    Als wir uns so vor 1.5 Jahren wieder gesehen haben, kam das Thema dann auch recht schnell auf den Tisch.

    Er hatte in der Zwischenzeit viele verschiedene Ärzte durch und der letzte Stand war dann, dass er nicht an ADHS sondern an einer chronischen Manie leidet.

    Er nimmt jetzt entsprechende Medikamente und seiner Aussage nach geht’s ihm damit sehr gut.

  5. Hi liebe Leute, Greg Minnaar hat heute seine ADHS Story veröffentlicht mit einem Video:


    LG,
    Marc
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