Es regnet, schneit, regnet – und in Anbetracht dieser Tatsache hielten wir es für angebracht, unseren Schuhtrockner-Artikel aus dem April 2022 nochmals zu veröffentlichen. Ihr habt klitschnasse Schuhe? Wir haben eine Bauanleitung für euch!


Es gibt tatsächlich Probleme, die Wassersportler und Radfahrer teilen: Beide haben regelmäßig nasse Schuhe und Handschuhe, die man besser schnell trocknet – da sie sonst bald anfangen, sehr interessant zu riechen. Unseren Redakteur hat diese Baustelle schon vor Jahren ausreichend genervt, um eine effektive Lösung dagegen zu erfinden. Hier kommt ein lustiges Bauprojekt für euer nächstes verregnetes Wochenende.
Ladies and Gentlemen: der Bootytrockner!

Dinge trocknen – die Physik

Nasse Schuhe und Handschuhe stinken! Jedenfalls dann, wenn man sie nicht sofort gründlich trocknet und damit den Mikroorganismen darin den Nährboden entzieht. Wir ersparen Euch blumige Schilderungen und vertrauen hier einfach darauf, dass dieses Problem Euch grundlegend bekannt sein müsste.

Generell nimmt trockene Luft mehr Feuchtigkeit auf als feuchte Luft. Beim Trocknen nasser Gegenstände ist Luftbewegung, also das Zuführen frischer, trockener Luft, wesentlich wichtiger als Wärme. (Wer es nicht glaubt: Haare waschen und Föhnen – 1x mit und 1x ohne Wärmefunktion. Benötigte Zeit stoppen! Grüße gehen raus an Jörg Kachelmann.) Deswegen benötigt der Bootytrockner lediglich einen Ventilator, keine Heizung. In der Praxis trocknet das Teil nasse Neoprenstiefel zuverlässig über Nacht, Fahrradschuhe aus der Spülmaschine oder gar Handschuhe mitunter deutlich schneller.

Der Bootytrockner in Aktion.
# Der Bootytrockner in Aktion.
Nasse Sachen einfach aufstecken.
# Nasse Sachen einfach aufstecken.
Ein Loch, ein Lüfter.
# Ein Loch, ein Lüfter.

Bootytrockner, die Konstruktion

Der Bootytrockner ist denkbar einfach konstruiert: Ein preiswerter Feuchtraumlüfter aus dem Baumarkt sitzt in einem simplen Kasten (45 x 25 x 15 cm) aus dünnen Siebdruckplatten. Die sind bereits fertig beschichtet, nahezu unzerstörbar und wasserfest, sparen Euch also eine Lackierung. Oben sind Löcher, in welche 32 mm PPR-Rohre gesteckt sind. Eine halbe Zwischenetage (Baulänge des Lüfters beachten!) mit deckungsgleichen Löchern ist auf etwa halber Höhe eingeklebt und erhöht die Stabilität der eingesteckten Rohre. Der Lüfter zieht Raumluft in den Kasten, die durch die Rohre oben – und damit durch Eure nassen Sachen, wieder entweicht.

Wer mal nur ein einzelnes Paar Schuhe oder Handschuhe trocknen möchte, sollte noch zwei passende konische Korken bereithalten. Ich habe meine mit Takelgarn am Gerät befestigt, damit sie nicht verloren gehen. Natürlich sind auch größere Versionen vom Bootytrockner mit mehr Rohren denkbar. Tobt Euch aus!

Die Zwischenetage erhöht die Stabilität.
# Die Zwischenetage erhöht die Stabilität.
Hier wurden einfache Möbelgleiter verbaut. Vorn noch eine kleine Leiste anzubringen, lässt Wasser von der Oberseite nach hinten ablaufen.
# Hier wurden einfache Möbelgleiter verbaut. Vorn noch eine kleine Leiste anzubringen, lässt Wasser von der Oberseite nach hinten ablaufen.
Life-Hack Bootytrockner 005
# Life-Hack Bootytrockner 005
Simple Korken verschließen ungenutzte Ports.
# Simple Korken verschließen ungenutzte Ports.
Wer die Korken nicht ständig verlieren will, befestigt sie mit reißfester Schnur am Gerät.
# Wer die Korken nicht ständig verlieren will, befestigt sie mit reißfester Schnur am Gerät.

Ab in den Baumarkt!

Alle benötigten Materialien und eventuell fehlende Werkzeuge (Kreisbohrer im Rohrdurchmesser!) für den Bootytrockner gibt es für kleines Geld im Baumarkt Eures Vertrauens. Wenn Ihr Euren Einkaufszettel sorgfältig vorbereitet, fertigt Euch der Holzzuschnitt sämtliche Platten maßgenau und sauber zugeschnitten. Es empfiehlt sich, an der vorderen Unterseite des Kastens noch zusätzlich eine winzige Leiste anzubauen, die für leichtes Gefälle nach hinten sorgt: Dann kann eventuelles Tropfwasser vom Lüfter weg ablaufen.

Wenn Ihr zum guten Schluss noch dicke Möbelfüße aus Filz oder Gummi drunter klebt ober schraubt, wird die Kiste deutlich leiser, weil sich dann Vibrationen vom Lüfter nicht so sehr auf den Fußboden ausbreiten.

Noch ein Life-Hack: Beim Umgang mit Elektrik ist unbedingt ein Fachmann hinzuzuziehen. Nasse Oberflächen und 240V Netzspannung sind eine potenziell ziemlich folgenreiche Kombination. Hier raten wir von Leichtsinn ausdrücklich ab.

Wie findet Ihr den Bootytrockner? Habt Ihr Verbesserungsvorschläge?

 Idee, Text und Fotos: Peter Hundert  
  1. benutzerbild

    ExcelBiker

    dabei seit 08/2012

    Also, um mal noch tiefer in die Physik zu gehen, erkläre ich mal das Konzept der relativen Luftfeuchte. Wie oben geschrieben ist die Wasseraufnahmefähigkeit von Luft abhängig von der Temperatur. Oben hatte ich die Faustformel genannt, um die absolute Luftfeuchte bzw. die maximale Aufnahmefähigkeit zu nennen. Diese wird in g Wasser /m³ Luft angegeben. Jetzt kann man aber auch angeben, wieviel von der maximalen Aufnahmefähigkeit bereits verwendet wurde. Diese wird in % angegeben. Als Zahlen: Bei 20 °C kann ein m³ Luft etwa 20g Wasser aufnehmen. Wenn die Luft aber nur 10g Wasser aufgenommen hat, sind das 50% der möglichen Kapazität. Bei 5g wären es 25% rel. LF. Bei 10°C schaut das wieder anders aus. Wenn da die Luft 10g aufgenommen hat, ist das bereits das Maximum (genannt "Sättigung"smilie, also 100%. Und bei 5g sind das 50% rel. LF.

    Nächster Effekt: Je niedriger die relative Luftfeuchte ist, desto besser kann Wasser verdunsten. Und das ist erst mal halbwegs unabhängig von der Temperatur. Deshalb sind Gebäudetrockner (z.B. nach einem Wasserrohrbruch) so gebaut, dass sie zwar nicht wirklich warm machen, aber eine grausam niedrige rel. LF erzeugen, immerhin so niedrig, dass du riskierst, dass die Holzeinrichtung dadurch zerstört wird.

    Warum jetzt das Anwärmen von Luft was bringt, liegt an der Absenkung der relativen Luftfeuchte. Du hast (um die Zahlen von vorhin zu verwenden) Luft mit 10°C und 50% rel. LF, sind 5 g Wasser/m³ Luft abs. LF. Jetzt erwärmst du die Luft um 10°C. Die hat immer noch 5g/m³ abs. LF, aber jetzt mit 25% rel. LF. Und durch die niedrigere relative LF trocknet auch deine Wäsche/deine Schuhe besser.

    Das Anwärmen ist halt eine einfache Methode, die rel. LF zu erniedrigen. Genauso wirkungsvoll wäre es, der Luft das Wasser zu entziehen, aber das ist technisch viel aufwändiger. Wiederum beim Gebäude trocknen: Du könntest das Gebäude auch auf 100°C aufheizen, um eine ähnlich niedrige rel. LF zu erzeugen wie es die jetzigen Trockengeräte machen, aber wahrscheinlich bekommst du dann andere Probleme smilie .

    Wo der Effekt der relativen Luftwärme auch auftritt, ist in der Sauna. Durch die große Wärme herrscht dort eine seeeehr geringe rel. LF (die absolute Luftfeuchte ist identisch mit der Außenluft, ist ja die gleiche Luft). Dadurch verdunstet der Schweiß sehr schnell, was dir durch die Verdunstungskälte hilft, dich abzukühlen. Wen jetzt jemand einen Aufguss macht, steigt die rel. LF schlagartig an (auch die abs. LF), es verdunstet viel weniger Schweiß, du hast weniger Verdunstungskälte und schon wird dir ganz schnell (zu) warm.

    Jetzt wird vielleicht auch klar, wie schwierig die Abgrenzung ist wenn es darum geht, ob warme Luft schneller trocknet als kalte. Bei welchem Volumenstrom? Bei welcher Luftfeuchte, dabei abs. oder rel. Luftfeuchte? Zusätzliche Energiezufuhr z.B. durch Sonneneinstrahlung? Deshalb hinken alle Vergleiche hier: Fön: großer Volumenstrom, Schuhtrockner: kleiner Volumenstrom. Haare: große Oberfläche, Schuhe: kleine Oberfläche. Wäsche in der Sonne: erwärmt regional (direkt am Stoff) die Temperatur --> niedrigere rel. LF. Wäsche: große Oberfläche (zum Verdunsten und Wärme von Sonne aufnehmen), Schuhe: kleine Oberfläche.

    tl;dr
    Ums mal etwas verkürzt zu schreiben:
    Wichtig zum Trocknen ist eine niedrige relative Luftfeuchte.
    Um diese dauerhaft zu erhalten, ist eine ordentliche Konvektion (=Luftaustausch) zwingend nötig, sonst erreicht die Luft schnell den Sättigungspunkt (=100% rel. LF).
    Zur Erniedrigung der rel. LF kann man die Luft anwärmen, weil es die technisch einfachste Möglichkeit ist.
  2. benutzerbild

    husaberg_pue

    dabei seit 07/2013

    Jetzt wird vielleicht auch klar, wie schwierig die Abgrenzung ist wenn es darum geht, ob warme Luft schneller trocknet als kalte. Bei welchem Volumenstrom? Bei welcher Luftfeuchte, dabei abs. oder rel. Luftfeuchte? Zusätzliche Energiezufuhr z.B. durch Sonneneinstrahlung? Deshalb hinken alle Vergleiche hier: Fön: großer Volumenstrom, Schuhtrockner: kleiner Volumenstrom. Haare: große Oberfläche, Schuhe: kleine Oberfläche. Wäsche in der Sonne: erwärmt regional (direkt am Stoff) die Temperatur --> niedrigere rel. LF. Wäsche: große Oberfläche (zum Verdunsten und Wärme von Sonne aufnehmen), Schuhe: kleine Oberfläche.

    Danke für deine Ausführung.

    Das die Faktoren sich alle gegenseitig beeinflussen ist mir schon klar. Ich störe mich aber eigentlich allein an der Aussagen von J.K., dass ein kalter Föhn genauso schnell trocknet wie ein warmer Föhn. Und da keine weiteren Bedingungen genannt sind, muss ich davon ausgehen, dass laut seiner Aussage alle anderen Faktoren (umgewälzte Luftmenge, zur Verfügung stehende Luftmenge zur Aufnahme der Feuchtigkeit, aufzunehmende Menge Feuchtigkeit, Luftfeuchte rel. und abs.) außer der Temperatur, gleich bleiben.
  3. benutzerbild

    ExcelBiker

    dabei seit 08/2012

    Ich störe mich aber eigentlich allein an der Aussagen von J.K., dass ein kalter Föhn genauso schnell trocknet wie ein warmer Föhn.
    Mit großer Wahrscheinlichkeit kannst du den Unterschied nicht wirklich messen. Wenn das mit kalter Luft 2 min dauert und mit warmer 5 sek weniger, das ist innerhalb jeder Messtoleranz (dann würdest du mit Restfeuchte in den Haaren anfangen und weiteren Details dieser Art). Wenn ich den Post von J.K. anschaue, meine ich, dass er 1. zeigen will, dass viel vom Gefühl her falsch interpretiert wird, und er 2. provozieren will, siehe seine Wortwahl. Und 2. hätte er perfekt erreicht. Ob da kleine Unterschiede (wie die nicht wirklich messbaren angenommenen 5 sek) vorhanden sind, interessiert J.K. wahrscheinlich nicht, und er setzt das auf "beides gleich schnell". Sooo 100% wörtlich würde ich seine Aussagen nicht nehmen, siehe2 ..
  4. benutzerbild

    Tim66

    dabei seit 03/2021

    Ich brauche eine Lösung für 5 Schuhe und 5 Handschuhe.
    Ich hatte schon überlegt einen Haartrockner an ein Abflussrohr anzuschließen mit mehreren flexiblen kleineren Schläuchen ~25mm abzugehen.
    Der Fön hätte wahrscheinlich 50-70m³/h Durchfluss (20Liter/Sekunde). Durch die kleineren Ausgänge gäbe es sicherlich ordentlich Verluste und Staudruck.
    Bei 10 Ausgängen und 50% Verlusten gäbe es immer noch einen Fluss von 1Liter/Sekunde.
    Der Fön könnte auf Heizstufe 1 arbeiten und hätte eine Temperatursicherheitsabschaltung.

    Würde das klappen oder bräuchte man 2x den Aufbau?
  5. benutzerbild

    ExcelBiker

    dabei seit 08/2012

    Würde das klappen
    Der Fön hat wahrscheinlich viel zuviel Heizleistung. Die meiste Leistung verheizt du dann in den Schläuchen. Die Sicherheitsabschaltung greift ja nur, wenn's im Fön zu heiß wird.

    Der Volumenstrom ist völlig überdimensioniert. Da reicht 1/10 von dem Fön immer noch. Weniger Volumenstrom macht auch viel weniger Krach. Das von mir verwendete Gebläse aus dem Fön läuft anstelle der ursprünglichen 220V bei mir mit 9 V.

    Deine Konstruktion wäre nicht regelbar, sprich, du musst auch bei einem Paar Schuhe das komplette Gerät laufen lassen.

    Je mehr Verzweigungen du einbaust, desto größer werden die Strömungsverluste. Du müsstest ja das große Rohr auf 10 kleine umleiten. Gerade solche Verzweigungen sind überwiegend strömungstechnisch eine Katastrophe. Deswegen lieber weniger Verzweigungen einplanen.

    Flexible kleine Schläuche mit etwa 25 mm Durchmesser haben fast immer innen eine geriffelte Wand. Auch das bremst den Volumenstrom sehr deutlich. Welche mit glatter Innenwand sind sehr selten (hab meinen nur zufällig über die Arbeit bekommen).

    Die vielen Verzweigungen und rauen Innenwände erfordern dann wieder mehr Leistung, von der zwar im Schuh/Handschuh nichts ankommt, aber eher laut bei der Erzeugung ist.

    Insgesamt würde ich eher auf andere Komponenten setzen, die dann entweder in mehreren Geräten sind, oder besser regelbar sind.

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