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Längster Flowtrail der Schweiz eröffnet
Angetestet – der Sunnegga Flowtrail Zermatt!

Zermatt hat in den letzten Jahren fleißig verhandelt, geplant und geschaufelt: Ziel war es, zusätzlich zu den von Bikern und Wanderern gemeinsam genutzten Wegen auch ein exklusives Angebot für Geländeradsportler zu schaffen, das auch eine familiärere Zielgruppe anspricht. Das Ergebnis ist der Sunegga Flowtrail, den wir am vergangenen Wochenende unter die Stollen genommen haben – für wen er was taugt, lest ihr in unserem Bericht – und auch ein Video der fast 6 km langen Strecke haben wir für euch mitgebracht.

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Sunnegga Flowtrail Fakten

Hintergrund

Zermatt hat schon seinen Ruf: Das Matterhorn, Alpinismus, Skisport, Autofrei,… „Mountainbiken“ wird dagegen nach wie vor nicht der erste Gedanke sein, wenn jemand an den Ort im Wallis denkt. Dass es sich hier aber bereits seit Jahren hervorragend Radfahren lässt, wissen wir spätestens, seitdem wir vor einigen Jahren die Supertrail Map hier ausprobiert haben.

# Bombastisches Panorama gleich zu Beginn - das Gelände in Zermatt stellt durchaus eine Herausforderung für einen Flowtrail dar.

Schon damals war aber auch klar: Biken in Zermatt ist genial – aber nur, wenn bereits ein wenig Fahrtechnik vorhanden ist. Für Anfänger sind die meisten Trails dagegen nicht durchgängig einfach genug. Obwohl sehr viele schön flowige Wanderwege vorhanden sind, werden diese eben doch immer wieder von ein paar kleinen Herausforderungen unterbrochen. Die Moral von der Geschicht’: Ein Anfänger-Trail muss her! Flowtrails gibt es ja inzwischen viele – aber Spaß machen eben nicht alle, und in dem tendenziell steilen Gelände in den Alpen ist die Herausforderung, einen einfachen, spaßigen Trail zu bauen noch größer. Nun also: Wie hat Zermatt die Sache gelöst?

# In diesem Gelände kann jeder Spaß haben - Anfänger und Fortgeschrittene.

Fahrbericht: Sunnegga Flowtrail Zermatt

Bikern bieten sich in Zermatt drei Varianten, um per Bahn oder Gondel auf den Berg zu kommen: Die Gornergratbahn, die Schwarzsee-Gondel und die Sunnegga Standseilbahn. Letztere beginnt unten im Ort tief in den Berg gegraben und spuckt Biker fast 700 Höhenmeter höher auf 2288 m aus. Dort braucht es momentan (September ’18) noch etwas Orientierungsvermögen, um den Traileinstieg unterhalb der Bergstation, leicht nördlich gelegen, zu finden. Das Schild „Bike-Trail, Zermatt 9 km“ macht dann aber klar: Hier sind wir richtig.

# Unscheinbarer Einstieg - von den 9 km nach Zermatt verlaufen 6 km auf dem nagelneuen Flowtrail.

Der Sunnegga Trail beginnt dann mit geringem Gefälle, großen Steilkurven und kleinen, harmlosen Tables. Das ist natürlich genau das, was man von einer solchen Strecke erwartet – die Frage ist aber immer: Wie gut ist die Strecke gebaut, und wie viel Abwechslung findet sich im weiteren Verlauf? In beiden Punkten kann die Walliser Version überzeugen: Die Kurvenradien sind vom Start weg stimmig, die Steilkurven angenehm hoch ausgebaut. Und schon lange bevor die Kurven langweilig werden, kommt Abwechslung ins Spiel: Indem statt einem Table lockere Wellen eingestreut werden, dann mal eine Hip, dann einfach mal eine Gerade um ordentlich Geschwindigkeit aufzubauen… das macht Spaß! Wirklich zu blühen beginnt der Trail aber in dem Moment, in dem er die Skipiste verlässt und in den Wald einbiegt.

# Kleine Lippen lassen sich leicht für Spielereien verwenden.

Der Trail führt dann (leider) nicht bis ganz ins Tal, sondern endet verständlicherweise dort, wo der Ort anfängt. Ab hier sind es jetzt noch 2 – 3 km auf Straße und einem kurzen, etwas versteckten Singletrail, bevor man wieder auf Höhe des Flusses in den Eingang der Bergbahn tritt und mit der nächsten Bahn wieder in Richtung Berg surrt.

# Kurvige Slalom-Abschnitte wechseln sich mit schnellen Passagen - das Gefälle ist aber nie so groß, dass es jemanden von der Befahrung abhalten würde.

Spannend ist, dass Zermatt hier nicht „einfach“ eine Trailbau-Crew eingekauft hat, die nach getaner Arbeit wieder geht und den Weg ihrem Schicksal überlässt. Stattdessen hat man lokale Arbeiter durch erfahrene Streckenbauer wie Diddie Schneider geschult, damit auch in Jahren noch an der Strecke gefeilt wird. Außerdem wurde durch eine geschickte Planung darauf geachtet, dass möglichst wenig Erde bewegt werden muss und der Trail mit nicht zu Erosion führt oder Wasser- und Bremslöcher aufweist. Hierfür wurde die genaue Route und Neigung des Trails an die örtlichen Gegebenheiten angepasst.

# Riesige Steilkurve - mit riesig Fahrspaß
# Trotz der großen Dimensionen wurde meist nur sehr begrenzt in die Natur eingegriffen - das trägt auch zur Haltbarkeit bei.
# Die Kurven waren fast durchgängig exzellent gebaut - und befördern direkt in die richtige Richtung.
# Die Kurven wurden von einem geschulten Auge zwischen die Felsen und über die Piste gelegt - so soll sich der Aufwand zur Instandhaltung minimal halten lassen.

Tipp: Noch mehr Flow-Höhenmeter am Stück

Wem Sunnegga nicht genügt, der kann zusätzlich die Gondelbahn zum Blauher hinauf fahren und über den „Murmeltier-Trail“ nochmal einige Kilometer Trail vor den Sunnegga anhängen. Aber Achtung: Hier ist wegen der Ausgesetztheit und des rutschigen Untergrunds deutlich mehr Erfahrung und Vorsicht nötig!

# Optional kann der Murmeltier Trail noch vor dem Sunnegga Flowtrail gefahren werden - er stellt aber fahrtechnisch höhere Anforderungen!

Tipp: Welches Bike sollte man auf dem Sunnegga Flowtrail fahren?

Wir hatten für unsere ersten Fahrten auf dem Sunnegga Flowtrail Zermatt drei verschiedene Bikes dabei: Ein Ibis Ripley Trailbike (29″), ein Scott Ransom 2019 Enduro (29″) und ein Alutech ICB 2.0 Trailbike (27,5″). Aufgrund des sehr gleichmäßigen Gefälles und der Abwesenheit von Steinen und Wurzeln kann man dieser Strecke aber wirklich mit jedem Rad Spaß haben: Ob XC-Bike oder Enduro, hier kann man Spaß haben. Mit einem Downhiller wird die Sache aber sicher etwas träge, und bei einem Dirtbike würde die zweite Bremse fehlen… Da Zermatt aber weit mehr als diesen Flowtrail zu bieten hat, würden wir einfach ein Enduro empfehlen.

# Gerade im Herbst leuchtet der Bewuchs im Wald.
# Je schneller der Fahrer, desto spannender wird's.

GPS

=> Hier geht es zum Strava-Track unserer Tour

Video

Wir bitten die vereinzelten Regentropfen auf der Linse zu entschuldigen… die Eröffnung des Trails wurde direkt von einem Schauer begleitet, der die Angelegenheit etwas rutschiger machte und die GoPro verschmutzte.

Fazit

Mission geglückt! Mit dem Sunnegga Flowtrail gibt es in Zermatt nun ergänzend zu den vielen hervorragenden, aber nicht ganz einfachen Singletrails auch eine wirklich anfängertaugliche, außerordentlich lange Abfahrt. 5,8 km ohne große Schwierigkeiten, die bei der Eröffnung sogar von einem 4-Jährigen absolviert wurden … gleichzeitig bieten Sprünge und Kurven auch fortgeschritteneren Fahrern einen schönen Spielplatz. Mit etwas Feinschliff und noch mehr Sprüngen dürfte der Sunnegga weit vorne mitspielen, wenn es um unverfänglichen Spaß auf zwei Rädern in den Alpen geht!


Die Fahrten auf dem Flowtrail fanden im Rahmen des Traillove Festivals statt. Die Bergbahn-Tickets sowie eine Übernachtung im Hotel hat der Tourismusverband Zermatt übernommen.

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