Die dritte Etappe der Swiss Epic ist Geschichte. Wie ihr in den letzten Tagen schon verfolgen konntet, berichten Chris und Alex täglich von ihren Erlebnissen. Gestern stießen die Beiden zeitweise dann aber an ihre Grenzen bzw. ihre Bikes! Lest selbst!

Es bleibt extrem

Das Aufstehen fällt uns beiden Hobby-Bikern immer schwerer. Dies ist aber natürlich auch nur allzu verständlich. Drei harte, aufeinanderfolgende Marathon-Mountainbikeetappen lassen sich im Trainingsalltag nur schwer simulieren…

Start zur dritten Etappe - so langsam spürten wir die Strapazen.
# Start zur dritten Etappe - so langsam spürten wir die Strapazen.

Der Blick auf das Höhenprofil machte Alex gestern etwas stutzig: “3.000hm auf 60km bei Start- und Zielort auf gleicher Höhe bedeuten, dass es stets um 10% bergauf oder um 10% bergab geht. Gibt es allerdings zwischendurch doch noch Teilstücke in der Ebene, wird die Steigungen entsprechend höher ausfallen“. Mit diesen Gedanken rollten wir gemeinsam zum Start des Rennens, welches wie jeden Tag um 07.45 Uhr begann. Hier mussten wir auf den ersten 150hm bergauf ein sehr hohes Tempo angehen, um im langen Downhill einigermaßen platziert zu sein und nicht in den Stau zu kommen. Dies gelang uns auch recht gut, doch die Abfahrt, die sich über ca. 1.000hm bergab erstreckte, forderte einiges von uns und insbesondere von unseren Handgelenken ab. Einige unserer Mitstreiter schienen hier aber widerstandsfähiger zu sein und drängten, wo möglich, an uns vorbei. Auch wenn wir beide bergab teils auch das Hirn ausschalteten und uns einredten, dass höheres Tempo über Wurzelpassagen auch höhere Sicherheit versprach, hingen wir uns zu Beginn des Rennens nicht an die Downhill-Pro’s ran.

Die Flow-Teilnehmer durften wieder einige Höhenmeter per Lift zurücklegen.
# Die Flow-Teilnehmer durften wieder einige Höhenmeter per Lift zurücklegen.

Unten im Rhone-Tal fuhren wir ein kurzes Stück auf einem Trail am Wasser entlang, bis wir den Anstieg auf den gegenüberliegenden Berg in Angriff nahmen. Die ersten wenigen Höhenmeter durften wir noch die Asphaltstraße nutzen. Wir fühlten uns gut und erhöhten innerhalb unserer Gruppe das Tempo leicht. Doch die schön zu fahrende Straße war schnell Vergangenheit. Bald landeten wir auf einem Trail, der sich weiter den Berg hinauf schlängelte und passierten die erste Verpflegungsstation auf ca. 1.400 Meter über NN. Doch an diesem Punkt hat das Rennen ja gerade erst begonnen. Weiter geht es auf Trails und Schotterpisten bergauf. Teilweise waren die Anstiege so steil, dass Sie für uns nicht mehr fahrbar waren. Auch andere Trails waren kaum fahrbar, auch wenn es nicht an der Steigung lag. Die Wege sind zum Teil so eng und verblockt, dass sie uns zum ständigen Absteigen zwangen. Im Schlepptau haben wir unsere portugiesischen Freunde, die unsere Probleme teilten. Andere Teams zogen scheinbar locker an uns vorbei. Wir erinnerten uns an den Raceplan bzw. die Raceinformationen, welche vor einigen Monaten verschickt wurden. Hier hieß es: „Wir empfehlen dringend ein vollgefedertes Mountainbike mit mindestens 120mm Federweg.“ Diese Zeilen hatten wir, wie auch zuvor bei anderen Veranstaltungen, ignoriert. Doch gab es bisher nie einen Anlass, unsere schnellen und leichten Marathon-Hardtails gegen ein Fullsuspension einzutauschen. Beim Swiss Epic, so lernen wir diese Woche, sollte man auf die Empfehlungen der Veranstalter hören :-)

Die Trails waren einmal mehr der Wahnsinn.
# Die Trails waren einmal mehr der Wahnsinn.

Wir trugen unsere Bikes also weiter – zum Glück ließen sie sich leicht tragen!!! Bis zum höchsten Punkt von 2.125m erreichten wir zwei weitere Gipfel und zwei weitere Abfahrten, die es stets in sich hatten. Bei der zweiten Verpflegungsstation fuhren wir direkt zu Jörg, dem Shimano Mechaniker (er heißt übrigens doch nicht Jens :-)). „Ihr schon wieder“ war sein Kommentar. Was wir bisher nicht erwähnt hatten, waren die 2 Platten an Chris’ Hinterrad. Unser Vorrat an 29er Schläuchen (Alex fährt ja mit 27,5) war aufgebraucht, der Mantel hatte schwere Risse. So hofften wir während der letzen 5 Kilometer bis zur Servicestation, dass wir irgendwie durchkommen würden. Chris fährt nun endlich auch auf einem „Protection“ Hinterrad. Wir hoffen, dass das Problem nun für die kommenden Tage behoben ist.

„Jochen Käs und Daniel Geismayr (Centurion Vaude Racing Team – aktuell zweitplatziertes Team) werden nun sicher schon längst bei der Massage sein“, meinte Alex, als wir gerade die zweite Verpflegungsstation passiert hatten. Auf uns beide warteten noch ein paar Kilometer und vor allem Höhenmeter. Was uns nun aber bevorstand, war ein extrem flowiger und schneller Downhill, welcher uns von 2.125 m auf 800m über NN brachte. Im letzen Abschnitt waren wir von der Rennleitung gezwungen vom Bike abzusteigen, zu groß war das Risiko, den Hang hinunterzustürzen.

Durch enge Gassen ging es gestern ebenfalls.
# Durch enge Gassen ging es gestern ebenfalls.

Bei der letzen Verpflegungsstation haben ausnahmsweise den Bike-Service nicht in Anspruch genommen. Wir stärkten uns mit einem Becher Cola und traten in den Berg ein. Nach keinen 50 Höhenmeter auf Asphalt wurden wir – wie soll es auch anders sein – auf einen Trail bergauf geleitet, auf dem wir die restlichen 750hm bis zum Ziel bezwingen sollten. Das Swiss Epic würde seinem Namen nicht alle Ehre machen, wenn das Team um Joko Vogel nicht jeden irgendwo auffindbaren Trail nutzen würde. Den Trailaufstieg konnten wir beide natürlich nicht komplett auf dem Bike bezwingen. Damit waren wir aber auch nicht die einzigen. Olaf, ein Fahrer mit Transalp Finisher Trikot beispielsweise zeichnete im Aufstieg einen Vergleich zur Transalp: „Das Swiss Epic ist deutlich härter, sowohl bei den Anstiegen als auch bei den Abfahrten, die Trails dafür machen deutlich mehr Laune.“

Wir erreichen nach 6h17min erschöpft das Ziel.
Wir halten euch weiterhin auf dem Laufenden!

Bis bald
Christian und Alex

Etappensieger wurden Lukas Buchli und Mathias Flückiger.
# Etappensieger wurden Lukas Buchli und Mathias Flückiger.

Wieder ein kleines Video von gestern:

  1. benutzerbild

    Gastautor

    dabei seit 05/2012

    Swiss Epic 2014 – 3. Etappe: „Wir empfehlen dringend ein vollgefedertes Mountainbike mit mindestens 120mm Federweg.” [Blog]

    Die dritte Etappe der Swiss Epic ist Geschichte. Wie ihr in den letzten Tagen schon verfolgen konntet, berichten Chris und Alex täglich von ihren Erlebnissen. Gestern stießen die Beiden zeitweise dann aber an ihre Grenzen bzw. ihre Bikes! Lest selbst!

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    Swiss Epic 2014 – 3. Etappe: „Wir empfehlen dringend ein vollgefedertes Mountainbike mit mindestens 120mm Federweg.” [Blog]
  2. benutzerbild

    olev

    dabei seit 07/2008

    Tönt nach Mountainbiken. Also alles i.O.

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