So hatte ich mir den Start meines Roadtrips durch Portugal nicht vorgestellt. Zu viel Aufregung, zu viel Spaß auf diesen vom Regenwasser stark durchfluteten Trails und zu viel Speed … Ich habe einfach diese eine rutschige Querwurzel nicht kommen sehen. Shit happens! Der Trip war nach einem Tag bereits gelaufen. Zumindest fürs Erste. 6 Wochen später war ich zurück. Das ist die Story von The Syncronicles III.
The Syncronicles III von infinitetrails.de – Mehr Mountainbike-Videos
Willkommen auf der neuen großen Bühne aka Social Media: das perfekte Leben! Insta Feeds sind ein Synonym dafür, den Traum zu leben – jeder ist scheinbar immer im Urlaub, immer on the road und immer auf den besten Trails der Welt unterwegs. Kein Zweifel, meine Beiträge sehen ungefähr gleich aus und man könnte meinen, ich lebe einfach jeden Tag das perfekte Van- und Bike-Leben. Allerdings sieht die Realität zu oft anders aus…
April 2018: Ich liege auf dem Boden. Voller Dreck und Blut. Ich versuche die Fassung zu behalten, mich auf meine Atmung zu konzentrieren und den Puls zu beruhigen, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Das war ein heftiger Einschlag! Einer der hässlichsten Unfälle, die ich jemals hatte. Aber ich hatte Glück – ich bin nicht mit dem Gesicht voraus in die Felsen eingeschlagen, sondern ich konnte mich in der 12 Meter-Flugphase über den Lenker noch zur Seite drehen und alles mit der rechten Körperseite abfangen.. Alles tut weh wie Hölle! Vor allem mein Oberkörper … In diesem Moment kommt Seb, um nach mir zu sehen und auch unser Guide Marco versucht zu helfen. Ich will nicht und ich kann nicht reden, ich brauche einige Momente, um mich zu sortieren und wieder aufzustehen. So wie immer nach Stürzen. Wir stehen einfach wieder auf!
Aber diesmal dauert es. Das Atmen fällt mir schwer, das Bein zittert und meine Hand fühlt sich auch nicht gut an. Und dann kommt auch noch der wolkenbruchartige Regen zurück… Ich muss von diesem Berg runter, zurück zu meinem Van, zurück in die Zivilisation, einen Arzt aufsuchen. Ich weiß nicht, was los ist, aber ich fühle mich so, als wäre ich von einem MMA-Kämpfer im Octagon zusammengeschlagen worden. Irgendwie schaffe ich es den restlichen Trail hinunter zu rollen. Ich lege mich auf die Rückbank im Bus und versuche, mich festzuhalten, während Sebastian den Syncro über die rauen 4×4 Tracks nach Terras de Bouro und direkt ins Krankenhaus von Braga hinunter fährt…
Die Ärzte kümmerten sich nicht wirklich und ließen mich warten, während ich immer noch zitterte und schwer atmete … Nach einer Stunde stand ich auf und ging, um in ein Privatkrankenhaus zu gehen – zumindest um Röntgenaufnahmen zu machen und um zu checken, dass ich keine inneren Blutungen habe. Glücklicherweise wurden keine Organe beschädigt und ich hatte keine gebrochenen Rippen. Nur ein gebrochenes Handgelenk und ein heftig geprelltes Zwerchfell.
Naja, so hatte ich mir den Start meines Roadtrips durch Portugal nicht vorgestellt. Zu viel Aufregung, zu viel Spaß auf diesen vom Regenwasser stark durchfluteten Trails und zu viel Speed … Ich habe einfach diese eine rutschige Querwurzel nicht kommen sehen. Shit happens! Der Trip war nach einem Tag bereits gelaufen. Zumindest fürs Erste. Direkt mit dem Bus wieder zurück nach Deutschland zu fahren war keine Option, denn die Anfahrt mit Sprit und Maut war zu kostspielig. Aber mit Hilfe unseres Guides Marco von „In-Nature“ und unseren Jungs von WeRide konnte ich mein Auto mitsamt meiner Fahrräder in Portugal sicher einlagern und die Verletzungen zu Hause auskurieren – um so schnell wie möglich zurückzukehren.
Mai 2018: Genau 6 Wochen später war ich zurück und fand meinen Transporter frisch aufgeladen, sauber und in perfektem Zustand – genau wie meine Fahrräder. Marco hat sich gut um meine Babys gekümmert. Was ein feiner Kerl! Um den Trip mit entspanntem Einrollen und Surfen entlang der atemberaubenden Algarveküste wieder aufzunehmen, ging es dieses Mal zunächst nach Süden….
Der Besuch in Portugal stand seit etlichen Jahren auf meiner To-Do-Liste, aber eine Gelegenheit hatte sich nie ergeben. Bis letztes Jahr auf dem Rückweg von Marokko: Mit meiner Frau und meinen Kindern parkte ich den Bus auf einigen Klippen direkt am Meer und schaute auf einen der schönsten Surfspots, die ich selbst je gesehen hatte. Jeden Tag lief ich runter zum Strand und ging surfen. Die Kinder spielten den ganzen Tag lang und genossen die Zeit in den riesigen Sandkästen. Und während ich im Wasser saß und auf die nächsten Wellen wartete, stellte ich mir vor, diese endlose, raue Küste auf dem Bike zu erkunden. Ich stellte mir vor, dass es haufenweise Trails zu fahren geben müsste – aber ich hatte keinerlei Vorahnung, was damals schon auf mich wartete…. Zum Glück traf ich meinen Freund Luis Pedro, der ein außergewöhnlich guter Surfer und Mountainbiker ist: Er nahm mich mit auf eine Trail-Tour entlang der Küste – viel weiter, als mich mein Van gebracht hätte.
Etwa auf halber Höhe entlang der Küste rollte ich in Lissabon ein und verdammt, das fühlte sich gut an. Als Großstadtkind habe ich die Atmosphäre sofort geliebt. Weil sie mich an Prag erinnerte, die Stadt, in der ich geboren wurde. Natürlich abgesehen von der Lage am Meer inklusive brillanter Riding-Möglichkeiten direkt vor den Toren der Stadt: In den Wäldern von Sintra verstecken sich zahlreiche Trails und man rechnet fest damit, dass die Wälder an den Wochenenden überfüllt sind, da sie so nah an der Stadt liegen. Aber damit liegt man falsch. Es ist überraschend leer und man kann sich in dem Dschungel sauber verirren. Die Trails sind etwas Besonderes. Wahnsinn, welche Linien gebaut wurden und wie spaßig diese sind. Wenn man den Tag auf dem Bike dann auch noch am Strand beenden und sich ein paar Wellen schnappen kann – was will man bitte mehr?
Aber dann ist da auch Portugals Norden. Der Ort, an dem ich meinen Unfall und eine offene Rechnung hatte… Als wir zurückkamen, brannte die Gegend wie die Hölle: Die Hitze und die trockenen Bedingungen führten überall zu Waldbränden und Buschfeuern. Wir wichen ins Hinterland aus, steuerten die Berge fernab der Zivilisation an und fanden einige der besten Trails auf europäischem Boden. Die Erinnerung daran ist noch immer unwirklich, aber die Hingabe der Einheimischen, die so viel Arbeit in solch ein großes Trail-Netzwerk gesteckt haben ist einfach unglaublich.
Dieser Roadtrip übertraf alle Erwartungen – nicht nur in punkto Landschaft, der Qualität und Vielzahl an Trails – sondern vor allem wegen der großartigen Menschen, die wir während der Reise trafen und kennen lernen durften. Danke allen bei WeRide.pt für die großartige Hilfestellung, das perfekte Guiding und die schlichtweg sensationelle Zeit mit Euch.
Portugal ist für mich Syncronicles-Land – und ich werde definitiv wiederkommen!
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