2019 führten wir ein Interview mit TrailTrophy-Boss Thomas Schlecking anlässlich des zehnjährigen TrailTrophy-Jubiläums – etwas über ein Jahr später haben wir ihn erneut zur kurzen Fragestunde gebeten. Und das aus gutem Grund: Die aktuelle Saison 2020 verläuft wie allgemein bekannt nicht ganz so wie geplant und auch die von Thomas und seiner Crew organisierten Rennen starteten zeitverzögert oder wurden abgesagt. Nachdem wir bereits einen Bericht von der TrailTrophy in Sankt Andreasberg veröffentlicht hatten, wollten wir als TrailTrophy-Medienpartner von Thomas wissen, wie Rennen fahren in diesen aktuellen Zeiten eigentlich funktioniert – und was alles umgeplant werden muss.
MTB-News.de: Hallo Thomas! Grundsätzlich: Wie läuft euer Jahr bislang? Bekommt ihr die Corona-Welle halbwegs umschifft oder habt ihr momentan eine eher schwierige Zeit?
Thomas Schlecking: Wir waren natürlich wie alle anderen Veranstalter im vollen Planungsmodus und hatten für die ersten Rennen der Saison im Mai und Juni schon vieles auf den Weg gebracht, etwa Material wie Absperrband, Schilder und so weiter. Zuerst haben wir Verschiebungstermine geprüft, was uns aber nur bei der TrailTrophy St. Andreasberg gelungen ist– denn sehr schnell haben ja auch alle anderen Richtung Herbst verschoben. Dann mussten wir die TT Latsch absagen, kurz danach das Enduro Race in Paganella als Auftakt der Alpine Enduro Series. Was hier bedeutet, dass es die Serienwertung dieses Jahr mit den zwei verbleibenden Rennen so nicht geben kann.
Grundsätzlich ist das natürlich ein erheblicher Umsatzausfall, zumal sich bei der einen oder anderen Veranstaltung auch wegen Corona weniger Teilnehmer anmelden. Zudem haben wir ja noch das zweite Standbein der Konzeption von Trailparks und der Tourismusberatung, was zwar die Ausfälle nicht kompensiert, aber zumindest die Abhängigkeit von den Veranstaltungen etwas reduziert.
Was waren die grundsätzlichen Herausforderungen, mit denen ihr zum Start der Corona-Zeit konfrontiert wart?
Als Erstes: Verlegungstermine zu prüfen wie im Harz – ob dann z. B. auch die Genehmigungen auf den neuen Termin übertragbar waren. Am schwierigsten war aber die Ungewissheit und Unplanbarkeit der Auflagen, die ab gewissen Daten im Zuge der Lockerungen gelten sollten: Hier hatten wir etwa mit Blick auf Österreich und Südtirol schon viel früher klare Regelungen als in Deutschland.
Es gibt jetzt ein leicht abgespecktes Programm, was die TrailTrophy angeht – auch wir nahmen schon bei der TrailTrophy im Harz teil. Was müssen Teilnehmer aktuell bei Rennen und speziell Enduro-Rennen beachten?
Genau, die TT Latsch ist ausgefallen, sodass es mit St. Andreasberg, Breitenbrunn am 1./2. August und Bischofsmais am 19./20. September noch drei Rennen für die Serienwertung sind. Als Teilnehmer muss man generell damit rechnen, dass es dieses Jahr nicht ganz so locker zugehen kann wie normal. Startreihenfolgen sind strikter einzuhalten, in der Gastronomie gelten meist noch Auflagen, große Gruppenbildung ist zu vermeiden. So gibt es kein gemeinsames Briefing und bei der Siegerehrung der TrailTrophy können wir nur maximal 3 Personen auf das Podium stellen – Platz vier und fünf können also leider nicht mit auf das gemeinsame Foto.
Welche Schwierigkeiten gibt es aktuell bei der Realisierung von Rennen und welche Auflagen musst du als Veranstalter beachten?
Manche Regelung ist natürlich nicht mit Blick auf eine Outdoor-Sportveranstaltung getroffen worden – beziehungsweise gibt es kaum konkrete Regelungen für kleine MTB-Sport- bzw. Rennveranstaltungen. Der BDR hat Leitlinien veröffentlicht – im Großen und Ganzen gelten für uns natürlich auch die allgemeinen Regelungen bzgl. Abstand, Maskenpflicht etc. Wobei immer zu betrachten ist, dass wir uns zu nahezu 100 % im Freien aufhalten.
Warum dürfen Rennen wie die TrailTrophy stattfinden – viele andere Veranstaltungen fallen aber aus?
Das kann ich für die anderen Veranstaltungen natürlich nicht beantworten. Für uns sehe ich zwei Gründe: Erstens haben wir generell und schon immer ein Teilnehmerlimit von maximal 400 bis 420 Startern, da wir eine familiäre, überschaubare Jedermann-Veranstaltung bleiben wollen. Und zweitens ist ein Jedermann-Enduro ein Mitmach-Rennen und kein Zuschauer-Event. So haben wir auch nur minimale Zuschauerzahlen. Das kommt uns in der aktuellen Situation sicherlich zugute.
Wie läuft es mit Maskenpflicht und Abstand bei den Rennen?
Die haben wir entsprechend der jeweiligen für die Region geltenden Regelungen: Zum Beispiel Maskenpflicht im Race-Office. Beim Bike-Transport mit Lift gelten immer die Regelungen des Liftbetreibers am Standort, ob im Harz, Bayerischen Wald oder am Reschenpass. Im Sessellift alleine sitzen ist kein Problem – in der Gondel zu mehreren muss dann eine Maske getragen werden. Aber man sieht ja auch, dass sich das plötzlich ändern kann.
Wie hat die Premiere im Harz – abgesehen von der nicht stattgefundenen BBQ-Einheit am Abend – für euch funktioniert?
Das BBQ war ja eine Option als „bring your own BBQ“ und konnte natürlich so nicht stattfinden. Dazu sind gewisse Leistungen wie ein Starter-Package dieses Jahr so nicht realisierbar, weil z. B. die Produktion von Starterbeuteln über einen Sponsor zu Anfang der Corona-Zeit storniert wurde. Gewisse Dinge kann man nur mit Vorlauf und in einer Mindest-Stückzahl produzieren.
Grundsätzlich hat die TT-Premiere im Harz aber gut funktioniert. Auch, weil wir die Starter einzeln aufgerufen haben und dann in Sechser-Gruppen alle drei Minuten zu den Stages geschickt haben. Dadurch hat es sich auch schön entzerrt und es gab nur sehr geringe Wartezeiten am Start der Stages.
Ihr habt ja nicht nur die TrailTrophy im Programm, sondern auch zum Beispiel die Alpine Enduro Series. Was wird dieses Jahr noch alles stattfinden?
Wir planen aktuell mit der Austragung des 3Länder Enduro Race am Reschenpass Ende August und mit dem Kronplatz Enduro Race dann 14 Tage später vom 11. bis 13. September. Das Rennen am Reschenpass ist komplett ausgebucht – für den Kronplatz haben wir noch aktuell rund 50 Startplätze.
Wird es im kommenden Jahr wieder eine reguläre Race-Reihe geben oder bleibt es beim abgespeckten Programm?
Das ist wirklich sehr schwer zu sagen. Denn wir sind natürlich auch auf die Unterstützung der jeweiligen Destinationen/Orte angewiesen. Und die bekommen teilweise ihre Budgets aus den Erlösen einer Tourismus-Abgabe, die an fast allen Orten dieses Jahr sehr mager ausfallen dürfte. Zudem können wir auch nicht abschätzen, wie Sponsoren mit Blick auf das nächste Jahr bzw. die nächsten Jahre agieren werden. Und wir wissen ja auch noch lange nicht, wie weit Einschränkungen vielleicht auch nächstes Jahr noch gelten. Ganz allgemein sehe ich das Veranstalter-Geschäft für die Zukunft schwieriger – denn was machen wir bei einer nächsten Pandemie, wie auch immer das Virus heißt? Es gibt ja weder für große noch für kleine Veranstalter in der jetzigen Krise schlüssige und wirksame Unterstützungsmaßnahmen.
Aktuell wird (fast) nur über Großveranstaltungen diskutiert, aber die Vielfalt der Veranstaltungen kommt ja auch durch die Innovationen kleiner Veranstalter. Welche Konzepte und Veranstaltungsformen sind bei einer Pandemie künftig dann umsetzbar, auch mit Blick auf Zuschauer? Welche Planungssicherheit gibt es für Veranstalter? Wenn ich künftig immer damit rechnen muss, dass die Behörden mittel- und kurzfristig solche Events untersagen, werden sich viele überlegen, wie weit sie noch Veranstaltungen planen. Das würde ich nicht nur auf den Sportsektor beziehen.
Danke dir für die Informationen – auf hoffentlich eine erfolgreiche Restsaison mit vielen Rennen!
Mehr Infos zu den noch stattfindenden Rennen gibt es hier: www.trailtrophy.eu | www.alpineenduroseries.com
Seid ihr bei einem der Rennen am Start?
Mehr Infos, Ergebnisse und Kursvorschauen? Hier gibt es alles zur TrailTrophy 2020.
7 Kommentare