XC-Showdown in Lenzerheide! Zum Abschluss des Weltcupwochenendes in den Schweizer Alpen geht es für die schnellsten Cross-Country-Pilotinnen und -Piloten in den Rennen der Cross-Country-Disziplin um wichtige Zähler in der Weltcupwertung. Wer kann sich nach den spektakulären Wettbewerben in der Short Track-Disziplin am Freitag in den längeren XC-Rennen in starker Verfassung präsentieren? Wir haben alle Ergebnisse und Rennberichte zu den XC-Rennen in Lenzerheide.

Herren

Drama auf den letzten Metern des Herren-Rennens des fünften Laufs des Mountainbike-Weltcups in Lenzerheide: Nino Schurter und Mathias Flückiger stürzen auf den letzten Metern und sorgen für sprachlose Gesichter der tausenden einheimischen, schweizerischen Fans. Aus einem möglichen schweizerischen Doppelsieg, wurde kurzerhand ein italienischer: Die Gunst der Stunde nutzte der Italiener Luca Braidot, der sich vollkommen überraschend den ersten Weltcupsieg seiner Karriere sicherte. Nur knapp besiegte er Alan Hatherly im Zielsprint, der sich ebenfalls an den gestürzten Schurter und Flückiger vorbeischieben konnte. Mathias Flückiger belegte schließlich Rang drei, der am Boden zerstörte Nino Schurter wurde Vierter.

Überraschungssieger des Herren-Rennens in Lenzerheide
# Überraschungssieger des Herren-Rennens in Lenzerheide - Luca Braidot profitierte von einem Sturz von Mathias Flückiger und Nino Schurter an der Spitze unmittelbar vor dem Ziel: Der Italiener schob sich vorbei und siegte im Zielsprint knapp vor Alan Hatherly aus Südafrika

Über sechs Runden hinweg spitzte sich das dramatische Finale des Herren-Rennens in Lenzerheide zu: mit dem großen Ziel des 34. Weltcupsiegs seiner Karriere vor Augen stürmte Nino Schurter vom Start weg an die Spitze des Feldes und diktierte das Tempo. Nach einer besonders schnellen Startrunde reduzierte der amtierende Weltmeister jedoch seinen Einsatz und eine große, knapp 10 Fahrer umfassende Gruppe versammelte sich an der Spitze. Mit dabei auch Schurters ärgster Rivale Mathias Flückiger, der sich nach einem schwachen Start zunächst nach vorne kämpfen musste.

Wenig später war es schließlich Flückiger selbst, der eine vorentscheidende Selektion der Spitzengruppe forcierte: Nur noch Nino Schurter, Alan Hatherly, der Schweizer Filippo Colombo und mit etwas Verspätung der spätere Sieger Luca Braidot konnten folgen. Während Colombo in den verbliebenen Runden bis ins Ziel den Anschluss verlor und letztlich auf Rang fünf ins Ziel kam, entbrannte an der Spitze der packende Kampf um den Sieg.

Schurter und Flückiger attackierten wechselseitig und versuchten sich gegenseitig mürbe zu fahren. Doch mit geringem Erfolg: Bis zuletzt blieben beiden eng beisammen, kurzzeitige Ruhephasen verschafften zudem den beiden weiteren Mitstreitern Braidot und Hatherly immer wieder die Möglichkeit aufzuschließen. Auf den letzten Metern des Rennens schob sich eingangs der letzten rund ein Kilometer langen technischen Passage mit vielen Auf und Abs zunächst Flückiger an die Spitze, doch bereits wenige Meter später schob sich Schurter wieder nach vorne. Als wenige Momente später jedoch Luca Braidot an der Spitze des Feldes aus dem Wald wieder auftauchte und gemeinsam mit Alan Hatherly um den Sieg sprintete, waren alle Beobachter irritiert. Was war passiert, dass Schurter und Flückiger plötzlich auf die Positionen drei und vier zurückgereicht wurden?

Was nach Aussagen aller Beteiligten feststeht, ist die Tatsache, dass es zur Kollision der beiden Eidgenossen im Zusammenhang mit einem versuchten Überholmanöver von Mathias Flückiger kam. Doch die Frage, ob und inwiefern dieses Manöver gerechtfertigt war, sahen die verschiedenen Parteien nach dem Rennen komplett unterschiedlich. „That’s racing!“, so Flückiger nach dem Rennen, der zudem betonte, dass enge Überholmanöver immer mit Risiken verbunden seien.

Im Gegensatz dazu warf ihm sein Landsmann Schurter gegenüber dem Schweizer Fernsehen mindestens Fahrlässigkeit, nicht sogar pure Absicht vor. Nachdem es bereits bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr zu Streitigkeiten im Zusammenhang mit einem knappen Sprint-Finish gekommen war, sei Flückiger über die Geschichte von damals noch nicht hinüber weg und habe deswegen besonders aggressiv versucht, ihn zu überholen. Flückiger habe ihn an einer Stelle überholt, an der es einfach nicht gehen würde und habe ihn abgeschossen, so Schurter im Ziel. Für den Weltmeister besonders bitter: Mit dem möglichen 34. Weltcupsieg wäre er in der Anzahl an gewonnenen Weltcuperfolgen alleiniger Rekordhalter geworden und hätte somit seinen ohnehin schon beachtlichen Legendenstatus weiter manifestiert.

Im Schatten des außergewöhnlichen Endes des fünften Weltcuplaufs der Herren in Lenzerheide verpasste Luca Schwarzbauer nach Rang sieben im Short Track die Top Ten in der Cross-Country-Disziplin nur knapp. Über weite Strecke hielt sich der deutsche Vizemeister im Verfolgerfeld im Kampf um eine Position knapp unter den besten zehn auf, in der letzten Runde musste er auf Position neun liegend jedoch den Italiener Gerhard Kerschbaumer und den Spanier Jofre Cullel Estape vorbeiziehen lassen. Zweitbester Deutscher war Julian Schelb auf Rang 34, David List folgte auf Position 41. Der deutsche Meister Max Brandl stürzte zu Beginn des Rennens und musste das Rennen vorzeitig aufgeben.

Ergebnisse Herren

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Weltcupgesamtstand Herren

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Damen

Machtdemonstration von Loana Lecomte beim Rennen der Damen in Lenzerheide: Nach ihrem dominanten Erfolg beim vergangenen Rennen in Leogang ließ die französische Meisterin in Lenzerheide nun eine weitere souveräne Vorstellung folgen und sicherte sich mit 8 Sekunden Vorsprung den Sieg vor der Schwedin Jenny Rissveds. Auf Rang drei folgte 24 Sekunden hinter Lecomte und Rissveds unter dem Jubel der einheimischen Fans die Schweizerin Alessandra Keller.

Einmal mehr eine Klasse für sich
# Einmal mehr eine Klasse für sich - Loana Lecomte ließ der Konkurrenz im Damenfeld in Lenzerheide keine Chance und sicherte sich den Sieg vor Jenny Rissveds und Alessandra Keller

Die drei späteren Erstplatzierten bestimmten über weite Strecken hinweg gemeinsam an der Spitze das Rennen der Damen in Lenzerheide. Nachdem sich zunächst eine größere Favoritinnengruppe nach dem Start absetzen konnte, sorgte die spätere Siegerin Lecomte mit einer Tempoverschärfung in der ersten vollständig zu absolvierenden Runde für eine rennentscheidende Selektion. Lecomte, Jenny Rissveds und Alessandra Keller konnten sich gemeinsam an der Spitze absetzen und bildeten bis zum vorletzten Umlauf ein harmonisches Spitzentrio.

Dann blies Loana Lecomte abermals zur Attacke und ließ ihren beiden Mitstreiterinnen nicht den Hauch einer Chance zu folgen. Schnell konnte die Französin einen komfortablen Vorsprung herausfahren, den sie auf der letzten Runde nicht mehr hergab. Mit acht Sekunden Vorsprung siegte Lecomte schließlich vor Jenny Rissveds, die auf den letzten zwei Runden noch mehr Körner übrighatte als die Drittplatzierte Alessandra Keller.

Im Feld der Verfolgerinnen konnten sich die Niederländerin Anne Terpstra und die Französin Pauline Ferrand-Prévot etwas absetzen. In einem packenden Sprint-Finish schob sich Ferrand-Prévot noch an Terpstra vorbei, die sich über weite Strecken des Rennens auf der vierten Position festsetzen konnte. Auf den weiteren Plätzen folgten die Olympiasiegerin Jolanda Neff auf Rang sechs und die Weltmeisterin aus dem Jahr 2018, Kate Courtney, auf Rang sieben. Die aktuelle Gesamtweltcupführende, Rebecca McConnell belegte lediglich den 14. Rang und musste somit das Trikot der Gesamtweltcupführenden an Loana Lecomte abtreten. Ein einziger Punkt trennt die beiden vor den unmittelbar folgenden Rennen in Andorra, Snowshoe und Mont-Sainte-Anne in den kommenden Wochen.

Nach mehreren erfolgreichen Rennen in jüngerer Vergangenheit konnten die deutschen Damen in Lenzerheide nicht im erweiterten Spitzenfeld mitmischen. Die deutsche Meisterin Leonie Daubermann belegte als bestplatzierte deutsche Fahrerin den 28. Rang, Nadine Rieder folgte auf Position 32. Die MTB-News-Bloggerin Theresia Schwenk war drittbeste deutsche Fahrerin auf dem 42. Platz.

Ergebnisse Damen

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Weltcupgesamtstand Damen

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U23-Herren

Martin Vidaurre bleibt weiterhin eine Klasse für sich in der U23-Klasse der Herren und sicherte sich auch beim fünften Weltcuprennen der Saison den Sieg. Hinter ihm landete der Kanadier Carter Woods als Zweitplatzierter erstmalig in dieser Saison auf dem Podium, auf Position drei folgte der Brite Charlie Aldridge. Bester deutscher Starter war Leon Kaiser auf Rang 35.

Einmal mehr eine Klasse für sich in der U23-Klasse der Herren
# Einmal mehr eine Klasse für sich in der U23-Klasse der Herren - Martin Vidaurre fuhr auch beim fünften Weltcuprennen dieser Saison zum Sieg in der Nachwuchskategorie

Wie bei allen bis dato durchgeführten Rennen war Martin Vidaurre in der U23-Konkurrenz in Lenzerheide äußerst souverän unterwegs und schien nie in Gefahr zu sein, den Sieg nicht davonzutragen. Vom Start weg präsentierte sich der Chilene mit deutschen Wurzeln an der Spitze, nach der Startrunde fuhr er schließlich solo an der Spitze davon. Zunächst blieb der spätere Zweitplatzierte Woods noch in Reichweite, doch zur Rennhälfte hatte Vidaurre seinen Vorsprung bereits auf 30 Sekunden ausbauen können.

Im Ziel jubelte Vidaurre letztlich mit 26 Sekunden Vorsprung über den fünften Weltcupsieg in Serie, hinter Carter Woods auf Rang zwei rollte der Brite Charlie Aldridge mit 56 Sekunden Rückstand über den Zielstrich. Sowohl Woods als auch Aldridge fuhren dabei weitestgehend einsame Rennen auf ihren Positionen und wurden von weiteren Konkurrenten nur bedingt in Gefahr gebracht. Auf den Positionen vier und fünf folgten der Franzose Matthis Guay und der frisch gebackene U23-Europameister Simona Avondetto aus Italien.

Die deutschen U23-Fahrer konnten abermals in dieser Saison nicht in den Kampf um die vorderen Positionen eingreifen. Der deutsche Vizemeister Leon Kaiser lag bereits in der Startrunde nicht unter den besten zwanzig Fahrern und verlor im weiteren Verlauf konstant an Boden. Auch der deutsche Meister, Lennart Krayer, erwischte einen schlechten Tag: Der Fahrer des Lexware Mountainbike Team wurde 64.

Ergebnisse U23-Herren

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Weltcupgesamtstand U23-Herren

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U23-Damen

Die Dänin Sofie Pedersen hat überraschend das Rennen der U23-Damen beim Weltcup in Lenzerheide für sich entschieden. In einem äußerst dramatischen und abwechslungsreichen Rennen ließ Pedersen die Gesamtweltcupführende Line Burquier aus Frankreich und die Siegerin des letzten Weltcuprennens in Leogang, Puck Pieterse, hinter sich. Beste Deutsche wurde Finnja Lipp auf Rang 15.

Überraschungssieg in der U23-Klasse der Damen
# Überraschungssieg in der U23-Klasse der Damen - Die Dänin Sofie Pedersen jubelte vor der Französin Line Burquier und der Niederländerin Puck Pieterse

Nach vier Weltcuprennen hintereinander, mit recht ähnlichen Rennverläufen an der Spitze in der U23-Konkurrenz der Damen, war der ein oder andere Beobachter nun in Lenzerheide durchaus überrascht über die Dinge, die vor sich gingen. Die Französin Line Burquier und die Niederländerin Puck Pieterse bestimmen nämlich nicht wie bei allen zuvor durchgeführten Rennen die Konkurrenz im Zweikampf an der Spitze, sondern ganze vier Fahrerinnen blieben bis zur vorletzten von vier zu fahrenden Runden an der Spitze zusammen. Neben den beiden Protagonistinnen der vergangenen Rennen Pieterse und Burquier waren dies die spätere Siegerin und die Schweizer U23-Meisterin Ronja Blöchlinger.

In der vorletzten Runde war es dann etwas überraschend die Dänin Pedersen, die mit einer Tempoverschärfung die alleinige Führung übernahm und alle Kontrahentinnen distanzierte. Dem Angriff noch am ehesten konnte Line Burquier folgen, doch eingangs der letzten Runde lag sie bereits 17 Sekunden hinter Pedersen zurück. Mit einer famosen Schlussrunde brachte Burquier Pedersen noch einmal in echte Bedrängnis, doch die Dänin verteidigte ihre Führung hauchdünn im Zielsprint. Mit wenigen Zentimetern Vorsprung jubelte sie schließlich über den ersten Weltcupsieg ihrer Karriere vor Burquier, die ihre Führung in der Gesamtweltcupwertung weiter ausbauen konnte. Auf Rang drei folgte Puck Pieterse, die vierte Mitstreiterin in der frühzeitigen Spitzengruppe, Ronja Blöchlinger, verlor etwas an Boden und wurde Fünfte.

Die deutsche U23-Meisterin Finja Lipp landete nach einem konstanten Rennen auf der 15. Position. Nach der Startrunde noch auf Rang 13 gelegen, positionierte sich Lipp im Folgenden dauerhaft auf dem 15. Rang und behielt diesen bis ins Ziel bei. Kira Böhm überzeugte zudem als 19., Luisa Daubermann musste auf einen Start in Lenzerheide verzichten.

Ergebnisse U23-Damen

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Weltcupgesamtstand U23-Damen

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Überraschungen dabei? Was ist eure Meinung zu den Ergebnissen?


Alle Artikel zum XC World Cup in Lenzerheide 2022:

  1. benutzerbild

    tozzi

    dabei seit 09/2003

    Verhalten von Flückiger eine Schande für den Schweizer Sport. Hat das Überholmanöver von Schurter vom letzten Jahr immer noch nicht verkraftet und wollte sich rächen. Ich stand 5m entfernt, keine Chance auf ein faires Überholmanöver an dieser Stelle. Wirklich Schade!
    Beitrag vom sport SRF
    @oppede: Du könntest doch etwas Licht ins Dunkel bezüglich der rennentscheidenden Situation bringen, da Du vor Ort nur 5m entfernt standest.
    Oder habe ich Deine Aussage falsch verstanden und Du zitierst nur einen Beitrag des SRF, der die Aussage eines Beobachters, der 5m entfernt des Geschehens stand, wiedergibt ?
  2. benutzerbild

    HW-RIDER

    dabei seit 12/2020

    Mein ganz persönliches Highlight war der 9. Platz von Gerhard Kerschbaumer. Gefolgt vom 11. Platz für Luca Schwarzbauer. Das Same Gaze sich anfangs vorne präsentiert hat, dann diese Position aber nicht halten konnte, schade.

    Gemäss Bart Brentjens hat sich G. Kerschbaumer in seinen besten Jahren selbst trainiert. Dann hat er einen Trainer engagiert, was offensichtlich nicht besonders erfolgreich war. Nun trainiert er sich wieder selbst. Würde mich freuen, wenn er wieder zur alten Form zurückfindet. Seine Kämpfe mit NS waren immer ein Genuss. Es gibt wenig Fahrer die so elegant auf dem MTB sitzen.

  3. benutzerbild

    lupus_bhg

    dabei seit 04/2005

    Gemäss Bart Brentjens hat sich G. Kerschbaumer in seinen besten Jahren selbst trainiert. Dann hat er einen Trainer engagiert, was offensichtlich nicht besonders erfolgreich war. Nun trainiert er sich wieder selbst. Würde mich freuen, wenn er wieder zur alten Form zurückfindet. Seine Kämpfe mit NS waren immer ein Genuss. Es gibt wenig Fahrer die so elegant auf dem MTB sitzen.
    Das hat mich auch gefreut.
    Kommendes Wochenende steht Andorra an - daran dürfte er ja gute Erinnerungen haben.
  4. benutzerbild

    Deleted 48245

    dabei seit 12/2015

    Beide sind Profi genug um mit der Situation umzugehen. Jeder will gewinnen, da geht auch mal was schief.

    Kein Problem wenn keine Absicht dahinter war.

    Wer mit so was nicht klarkommt: Augen auf bei der Berufswahl.

  5. benutzerbild

    F-B-W

    dabei seit 11/2021

    @oppede: Du könntest doch etwas Licht ins Dunkel bezüglich der rennentscheidenden Situation bringen, da Du vor Ort nur 5m entfernt standest.
    Oder habe ich Deine Aussage falsch verstanden und Du zitierst nur einen Beitrag des SRF, der die Aussage eines Beobachters, der 5m entfernt des Geschehens stand, wiedergibt ?
    Er zitiert einen Kommentar unter dem irgendwo weiter vorne verlinkten srf Beitrag.

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