Vor ein paar Tagen bekam ich das VIO POV1 Helmkamerasystem zum ausprobieren zugeschickt. POV ist die englische Abkürzung für Point of View und bedeutet auf Deutsch Standpunkt, Ansicht oder Erzählperspektive. Vio stellt neben Helmkameras für den Hobbybereich auch solche für Militär, Feuerwehr oder Polizei her. Das POV1 ist die modernste Helmakmera, die es meines Wissens zurzeit zu kaufen gibt – es ist ein komplett digitales Aufnahmesystem.
Überblick zum System:
Das System besteht aus der Kamera, der Aufnahmeeinheit mit integriertem Kontrollmonitor, dem Verbindungskabel mit integriertem Mikrofon sowie der drahtlosen Fernbedienung. Die Kamera ist bis 10 Meter wasserdicht, die Aufnahmeeinheit bis 1 Meter. Das Bildmaterial wird während der Aufnahme direkt mit dem DIVX Codec komprimiert und auf die auswechselbare SD Karte in der Aufnahmeeinheit geschrieben – bei bester Auflösung gehen rund 40 Minuten auf die beigelegte 1 GB SD Karte.
Noch ein paar technische Daten: Die Auflösung beträgt 720×480 Pixel bei maximal 30 fps (= DV Auflösung im NTSC Format). Das Gerät hat einen USB 2.0 Anschluss und meldet sich als normales Laufwerk am PC oder Apple an. Alternativ kann die SD Karte auch einfach in einen Cardreader gesteckt werden. Es musss also nicht nach dem Filmen noch das Material langsam auf den PC kopiert werden (wie bspw bei MiniDV Kameras) – es kann direkt auf die Daten zugegriffen werden.
Verpackung: Erster Eindruck: komisch, in der Schachtel rappelt ja gar nichts – in der Pappschachtel befindet sich eine robuste Nylon-Tasche mit Rundumreissverschluss, in der das komplette System praktisch untergebracht ist. In der Tasche ist alles dabei was man braucht um direkt loszulegen.
Lieferumfang:
Neben dem kompletten System ist ein Satz Mignonbatterien dabei – das POV1 benötigt 4 davon. Außerdem: es liegt eine 1GB SD Karte bei, das POV1 kann aktuell maximal 2GB Karten verwenden. Ansonsten sind diverse Befestigungsmaterialien, Klettband, Kabelbinder und Gummis beigepackt, mit einer der beigelegten Halteplatten und 2 Kabelbindern konnte ich z.B. die Kamera einfach an meinem Helm befestigen. Ich hatte den Eindruck, dass das ganze Set sehr durchdacht ist, sogar die passende Displayschutzfolie liegt in der Tragetasche dabei. Eine Software-CD mit Treiber, Schnittsoftware und Manual befindet sich auch noch in der Packung.
Die Aufnahmeeinheit
Die Aufnahmeeinheit misst 17 x 6 x 4 cm und wiegt 320 Gramm (mit Batterien). Die Aufnahmeeinheit macht einen sehr robusten Eindruck – auf der Vorderseite befinden sich die Bedienungsknöpfe, die mit einer Hand leicht zu bedienen sind. Darüber ist das 4x3cm grosse Display angebracht.
Die Aufnahmeeinheit kann an zwei Stellen geöffnet werden – zum einen gibt es auf der Rückseite eine Öffnung zum Austausch der Batterien (4x Mignon) – auf der Unterseite ist eine kleine Klappe hinter der sich der SD Karten Einschub, ein Audioein- und Videoausgang befinden. Ebenfalls dort: der USB 2.0 Anschluss.
Die Bedienung ist intuitiv möglich, über ein Menü können verschiedene Einstellungen zur Aufnahme bearbeitet werden – bspw. die Qualität, Frames/Sekunde oder die Auflösung. Weiter kann man sich unterwegs direkt die gemachten Aufnahmen ansehen oder im schnellen Vorlauf drübersehen – das ist besonders praktisch um z.B. die Montage der Kamera unterwegs zu justieren. Die Displayhelligkeit kann justiert werden, man kann auch einstellen, nach wie vielen Sekunden sich das Display zum Stromsparen ausschalten soll. Ebenfalls praktisch: wie beim Handy kann man über eine Tastenkombination eine Tastensperre aufrufen und damit die ungewollte Bedienung des Geräts verhindern. Die Aufnahme lässt sich entweder am Gerät starten (beim fahren unpraktisch) – oder aber über die mitgelieferte Fernbedienung, die ich z.B. am Lenker festgemacht habe. Kurz nach dem Druck auf die Fernbedienung ertönt an der Aufnahmeeinheit ein kurzes PIEP als Bestätigung.
Da es in der Aufnahmeneinheit keinerlei bewegliche Teile gibt, ist diese auch weitgehend stossunempfindlich. Wegen Größe und Format passt die Einheit gut in Rucksack, Jacke oder sogar in eine etwas größere Hosentasche.
Eine Besonderheit noch zur Aufnahme: Das System hat 2 verschiedene Aufnahmemodi:
Entweder man startet und stoppt die Aufnahme ganz normal oder man startet sie im „Tagging“ Modus – die Kamera nimmt dann im Hintergrund ständig auf. Wenn die Karte voll ist wird das älteste überschrieben. Wenn man gerade etwas gefilmt hat, was man gerne aufheben möchte drückt man auf der Fernbedienung auf einen Knopf und die letzten 5, 10, oder 15 Minuten (einstellbar) werden dann gesichert (also etwa wie bei einem TV-Receiver mit Timeshift). Beispiel – man hat das Teil beim Biken die ganze Zeit an und eine Abfahrt war besonders toll oder der Vordermann hat sich gerade spektatkulär abgelegt – ein Knopfdruck genügt und das ganze ist nachträglich gespeichert….
In bester Aufnahmequalität passen rund 40 Minuten auf die 1GB SD Karte – bei niedrigster Auflösung sind es dagegen 8 Stunden, so lange machen die Batterien aber nicht mit – ein neuer Satz ist nach rund 2-3h nötig, abhängig davon wie viel das Display benutzt wird.
Die Kamera
Die Kamera selbst ist 75mm lang und hat vorne 2,5cm im Durchmesser – sie wiegt dabei 70 Gramm. Die Kamera liegt schwer in der Hand und macht einen sehr robusten Eindruck. Das Objektiv wird durch eine Staubschutzkappe geschützt. Laut Hersteller ist die Kamera bis 10m wasserdicht. Die Kamera wir mit der Aufnahmeeinheit durch ein LVDS Kabel (de.wikipedia.org—Low_Voltage_Differential_Signali ng) verbunden.
Technische Daten:
Sensor: Advanced CMOS Sensor mit Electronic Global Shutter
Dynamicbereich: 75dB bis 110dB
Empfindlichkeit: 5 lux Farbsensor (Sub 0.1 lux Monochrome Sensor)
Prozessor: 32 Bit MIPS Prozessor, 12 Bit image
Optik:
Blende F2.0, Sichtfeld: 78°
Brennweite: 4.5mm
Mit einer Anfangsbrennweite von 4,5 mm hat die POV einen Blickwinkel von 78 Grad. Dies entspricht in etwa einem Kleinbild-Objektiv mit 30 mm Brennweite – also eher im gemaessigten Weitwinkelbereich. Auf der Vio Website ist zu lesen, dass man eine Version mit stärkerem Weitwinkel vorbereitet.
Nachts: Ich habe es ausprobiert – die Kamera ist nicht besonders gut nachttauglich – alles was nicht hell beleuchtet ist, wird schwarz abgebildet.
Kabel und Mikrofon
Das Verbindungskabel von Kamera zur Aufnahmeeinheit ist 1,50m lang. Am Verbindungskabel ist das Mikro angebracht, es befindet sich 60cm von der Kamera entfernt. Wenn man den Ton des Mokros verwenden will muss man bei der Verlegung des Kabels natürlich darauf achten, dass das Mikro nicht gerade in einem Rucksack ist … Alternativ kann ein normales externes Mikro angeschlossen werden – hinter der unteren Klappe der Aufnahme versteckt sich ein regulärer Klinkenanschluss. Im Handbuch sind ein paar Basteltipps vorhanden, wenn man dauerhaft mit externem Mikro arbeiten möchte.
Montage
Die Montage ist dank der beigelegten Materialien leicht erledigt – zusätzlich gibt es eine Vielzahl von zusätzlichen Befestigungsmöglichkeiten, die man dazukaufen kann. Die Kamera ist aussen geriffelt und lässt sich so sehr gut im beigelegten Halter um die Querachse justieren. Das Handbuch gibt auf mehreren Seiten Tipps zur Montage der Kamera.
Beim Dirtjumpen haben wir die Kamera einfach mit Klebeband auf den Helm gepappt – das Kabel wurde unter dem Pulli langgeführt und die Aufnahmeeinheit steckte in der Hosentasche des Fahrers – unkomplizierter gehts nicht.
Da das komplette System stoßunempfindlich ist kann man die Aufnahmeeinheit auch am Rahmen befestigen und die Kamera z.B. vom Sattel nach hinten sehen lassen oder die Federung filmen, das Gesicht des Fahrers aufnehmen oder, oder, oder….
Bedienung:
Die Bedienung während der Aufnahme ist nicht zuletzt dank der Fernbedienung absolut unkompliziert.
Die zwei Tasten der Fernbedienung (Stop und Aufnahme/Tag) sind aus Gummimaterial und gut mit Handschuhen zu bedienen – an Fernbedienung und Aufnahmeeinheit lässt sich der entsprechende Kanal verstellen, falls man gleichzeitig mit mehreren POVs arbeiten möchte.
Das direkte Ansehen auf dem Kontrollmonitor mit Vorspulmöglichkeit ist superpraktisch.
Nach dem Filmen kopiert man einfach die AVI Dateien in sein Schnittprogramm und kann loslegen. Für PC liegt ein einfaches Schnittprogramm bei – Besonderheit: Videos können per Knopfdruck im Web veröffentlich werden – VIO stellt die passende Plattform dazu bereit.
Hier ein paar Demovideos, um die Bildqualität einschätzen zu können.
Dirtjumpen in Bad Kreuznach [Quicktime 7, 70 MB, möglichst geringe komprimierung]
Ein paar Demo-Videos gibt es auf der Herstellerseite – darunter Motorrad, Flugzeug und Mountainbike: http://www.vio-pov.com/gallery.php
Links zu VIO POV1
Das Handbuch: http://www.vio-pov.com/manuals/POV1_User_Manual.pdf
Ein paar Demo-Videos – darunter Motorrad, Flugzeug und Mountainbike: http://www.vio-pov.com/gallery.php
Sehr ausführliches Review auf englisch: http://helmetcameracentral.com/2007/…-video-system/
Und sonst?
Ach ja, eine Kleinigkeit noch – die Kamera kostet beim Hersteller in den USA 849 USD. In Deutschland gibt es die Kamera bei den Helmkamera-Profis von Blickvang in Mittenwald für 659 EUR. Blickvang ist selbst Hersteller von Helmkameras und vertreibt die POV1 hier – wer weitere Infos oder fachkundige Beratung benötigt, dem wird bei Blickvang gerne weitergeholfen.
Mein Fazit: wer auf der Suche nach einer Helmkamera ist, sollte sich unbedingt die POV1 ansehen. Die unkomplizierte Handhabung während der Aufnahme sowie die direkte Verfügbarkeit der Aufnahmen sind grosse Pluspunkte – allein der Preis könnte einen Strich durch die Rechnung machen…
(Sorry, diesmal keine Verlosung )
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