Auf den Tag genau ein Jahr nach ihrem Olympiasieg von Peking gelang Sabine Spitz in Graz erneut ein großer Coup. Nach einem 84 Kilometern langen und äußerst schweren Rennen holte sich die central GHOST Fahrerin, nach dem Cross-Country Titel 2003, das zweite Regenbogen-Jersey ihrer Karriere. In 4:24:15,9 Std. wurde die 37-Jährige Marathon-Weltmeisterin und komplettierte damit ihre Titelsammlung.
„Wahnsinn. Ein Jahr nach Peking wieder Gold. Das ist ein unglaubliches Gefühl, zumal es der letzte Titel war, der mir noch gefehlt hat“, jubelte die Olympiasiegerin im Ziel.
Dabei war es zum Schluss noch mal richtig dramatisch geworden. Zwölf Kilometer vor dem Ziel hatte man eine Minute Vorsprung auf Marathon-Europameisterin Esther Süss (Schweiz) gemessen. Da es, abgesehen von zwei kurzen Gegensteigungen nur noch bergab ging, schien die Olympiasiegerin kaum mehr in Gefahr zu geraten. Von den Männern, die gleichzeitig auf der Strecke waren, fuhr aber 500 Meter vor dem Ziel der Schweizer Christoph Sauser, Dritter bei den Herren über 104 Kilometer, an Sabine Spitz heran. „Ich habe ihn vorbei gelassen und in einer Kehre aus dem Augenwinkel ein Schweizer Trikot gesehen. Es hätte ja auch ein Mann sein können, aber als ich mich umdrehte, bemerkte ich plötzlich, dass es Esther war. Zum Glück hatte ich noch ein paar Körner übrig“, schilderte Sabine Spitz die brenzlige Situation.
Sie erhöhte das Tempo noch einmal, wobei Süss diesem Antritt nichts entgegenzusetzen hatte.
Die eigentliche Entscheidung um den Titel fiel auf den letzten 20 Kilometern, als es vom höchsten Punkt, der Schöckl-Bergstation, fast nur noch bergab ging. Petra Henzi, Marathon-Weltmeisterin von 2007, ging mit 1:17 Minuten Vorsprung auf Spitz in die Abfahrt. Doch die war ruhig geblieben.
„Petra war am Berg sehr stark. Aber ich habe vorher schon einmal im Downhill einen Rückstand aufgeholt und deshalb damit gerechnet, dass ich sie noch einholen kann“, erklärte die Deutsche Cross-Country-Meisterin. Tatsächlich hatte Sabine auf ihrem GHOST RT Fullsuspension Bike die Schweizerin schon nach wenigen Kilometern erreicht, die in Folge eines Reifenschadens dann noch bis auf Rang drei (2:51 Minuten Rückstand) zurück fiel. „Es war sehr gut, dass ich hier ein paar Tage vorher angereist bin. Streckenkenntnis war bei diesem Marathon schon sehr viel wert. Und mit der Entscheidung das Fully zu fahren, lag ich im wahrsten Sinne des Wortes goldrichtig“, analysierte die glückliche Weltmeisterin, die das Rennen auf einer fahrtechnisch schwierigen Strecke über 3061 Höhenmeter als „sehr hart“ bezeichnete.
Nach dem Cross-Country-Titel im Jahr 2003 durfte sich Sabine Spitz so zum zweiten Mal ein Regenbogen-Jersey überstreifen. Und die Goldmedaille war die insgesamt achte WM-Medaille ihrer Karriere. Damit kann sie am Dienstag zuversichtlich nach Australien zur Cross-Country-WM fliegen. Was dort möglich ist, darüber wollte sie am Abend des Triumphs nicht spekulieren. „Jetzt heißt es erst einmal runter kommen und beim Flug gesund bleiben. Dann sehen wir weiter“, meinte sie.
(Infos vom Ghost Pro Team)
Titelverteidigerin Gunn Rita Dahle Flesja meldete sich nach ihrer Babypause auf Platz 15 zurück.
Bei den Herren verteidigte Cannondale Factory Racing-Pilot Roel Paulissen seinen Titel aus dem Vorjahr erfolgreich. Nach dem 104 km langen Rennen kam er 51 Sekunden vor Alban Lakata und Christoph Sauser im Ziel an.
Auf der allerletzte Abfahrt wurde das Podium nocheinmal durcheinandergewürfelt. Medvedev und der auf Platz drei liegende Thomas Dietsch hatten beide einen Platten, so dass sie von Lakata, Sauser und weiteren Fahrern überholt wurden.
World Championships Marathon 2009:
1. Roel Paulissen (BEL/Cannondale Factory Racing)
2. Alban Lakata (AUT/Ergon Topeak)
3. Christoph Sauser (SUI/Specialized Factory Racing)
4. Christoph Soukup (AUT/Merida)
5. Wolfram Kurschat (GER/Ergon Topeak)
Fotos von Erwin Haiden / nyx.at
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