Für die MountainBIKE habe ich einen ausführlichen Artikel über Angstblockaden in Abfahrten verfasst, den ihr jetzt auch hier im IBC-Lady-Special lesen könnt.

(Foto: Marc Brodesser / Ridefirst.de)

Besonders Einsteigerinnen haben im steilen Gelände Probleme mit Angstblockaden. Lest selbst, wie man die Angst zugunsten des Fahrspaßes in den Griff bekommt.

Es geht bergab – steil bergab. Während der Partner die Bremsen löst und von der Schwerkraft in die Tiefe gezogen wird, bleibt sie zögernd am Trail-Einstieg stehen: Die Angst ist zu groß.

So ergeht es vielen Bikerinnen , wenn sich der Pfad in die Vertikale kippt oder der Waldweg über losen Schotter in die Kurve führt. “Besonders steile Abfahrten und kniffelige Serpentinen lösen bei den Mädels oft Überschlagsängste aus und verursachen einen verkrampften Fahrstil“ weiß die Fahrtechnik-Expertin Nicola Böhm aus ihren Ladybike-Kursen zu berichten. Als erfahrener Coach kennt sie die Ängste der Bike–Mädels bestens: “Die Furcht vor schmerzhaften Abgängen auf steinigem Untergrund wirkt anscheinend besonders furchteinflößend auf die Teilnehmerinnen meiner Seminare“. So gehören nasse Wurzeln und felsige Wege zu den typischen Angstfaktoren für bikende Frauen.

Viel fahren hilft viel

Ähnlich wie bei den Männern gibt es auch spezielle Damen mit besonders stark ausgeprägten Angstsymptomen. “Bei solchen Härtefällen hilft nur Routine durch ganz viel Fahren. Nach längeren Bike-Pausen gewinnen alte Ängste schnell wieder die Überhand“, so Böhm. Um derartige Rückfälle in den Griff zu bekommen empfiehlt die erfahrene Bike-Lehrerin vor Gelände-Ausfahrten die Fahrtechniken genau einzuüben und auf dem Trail versiertere Fahrerinnen die Ideallinie aufzeigen zu lassen. Ebenso hilfreich sind bei kleineren Mutproben erzielte Erfolgserlebnisse, welche in entschärften Schlüsselpassagen schnell erlangt werden.

In einem Lady-Kurs lernen die Mädels am besten.

(Foto: Marc Brodesser / Ridefirst.de)

Viele Mädels haben auf Touren mit ihren Partnern frustrierende Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel wenn er ihr seine überlegene Bergab – Technik stolz vorgeführt hat und damit ihre Blockaden noch weiter gestärkt hat. Bei Frauen-Treffs oder speziellen Fahrtechnikkursen für das schöne Geschlecht werden hingegen besser Fortschritte gemacht: Ohne Konkurrenzdenken und mit ausreichend Zeit können sich die Teilnehmerinnen ideal an schwierige Passagen herantasten und so ihre Ängste letztlich überwinden.

Zitat: „Untereinander ermutigen und motivieren sich meine Mädels in den Kursen gegenseitig ohne das dabei Druck entsteht – die Angstsituationen werden so gemeinsam gemeistert

( Nicola Böhm, Fahrtechniklehrerin von Ladybike.net)

Kurze Fahrtechnik-Tipps für Schlüsselstellen:

Wurzeltrails bei Nässe: Überfahren Sie die Wurzeln im 90-Grad-Winkel und bremsen dabei so wenig wie möglich. Gabel und Dämpfer sollten dabei weich eingestellt werden, griffige Reifen sind ebenfalls für nasses Gelände empfehlenswert.

Steile Passagen: Ziehen Sie Schoner an, senken Sie den Sattel ganz ab und montieren Sie ggf. einen kürzeren Vorbau. Den Körperschwerpunkt etwas nach hinten verlagern und den Bewegungsspielraum dabei voll ausnutzen.

Hindernisse auf dem Trail: Machen Sie vor der Haustür Trockenübungen mit aneinandergereihten Ästen und tasten Sie sich langsam an das Überfahren heran. Auf dem Trail dann das Gelernte anwenden.

Enge Kurven bergab: Lassen Sie eine erfahrene Kollegin vorfahren und folgen sie ihrer Ideallinie. Sanftes Bremsen und vorrauschauendes Fahren geben ein sicheres Gefühl. Vertrauen Sie auf ihr Können – Das Üben zahlt sich aus!

Schaut für Fahrtechnik-Fragen auch mal im IBC-Unterforum „Fahrtechnik“ rein!

Auch Profi-Bikerinnen kennen die Angst, auch wenn es nicht so aussieht:

Interview mit dem Dipl.-Psychologen Benjamin Fischer zum Thema Angstblockaden:

Wie wirken sich Ängste auf die Ausübung des Sports Mountainbiken aus?

Angst kann sich beim Biken negativ auswirken und das Sturzrisiko erhöhen. Wie in einem Teufelskreis bewahrheiten sich die Befürchtungen und man wird noch ängstlicher. Aufgrund dysfunktionaler Gedanken, Verkrampfung und mangelnder Aufmerksamkeit leiden die feinmotorischen Fähigkeiten und somit die Fahrtechnik. Dieser Kreislauf kann sich derart aufschaukeln, dass selbst gewohnte Schwierigkeiten kaum gelingen. Ganz ohne „Flow“ jedoch mit viel Frust werden schwierige Passagen dann eher gemieden. Hilfreich sind Selbstinstruktionen z.B. „optimaler Linie folgen“ oder auch „Lenker hochziehen“.

Sind Frauen generell ängstlicher auf dem Bike, wenn es um fahrtechnische Herausforderungen geht?

Frauen sind tendenziell ängstlicher und weniger aggressiv. Häufig ist die Beziehungsdynamik von Paaren bei gemeinsamen MTB-Touren entscheidend bei Angstblockaden auf dem Trail. So zeigen weibliche Bikerinnen eine signifikant bessere Leistung in Anwesenheit eines Guides, als auf einer Tour mit ihrem Partner.

Welche Rolle spielen Ängste für das Verhalten in gefährlichen Situation?

In gefährlichen Situationen kommt der Emotion „Angst“ eine wichtige Signal- und Warnfunktion zu. Typische Verhaltensweisen sind „Flucht“, „Kampf“ und „Totstellen“ Gemieden werden Situationen, in denen einst Angst erlebt wurde. Gleichzeitig kann Angst situativ auch attraktiv wirken. Es kommt zu einem „Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt“, z.B.: Trotz der Angst vor einem kniffligen Downhill will man die Tour mit den Freunden zu Ende fahren und dabei nicht als Angsthase gelten. Auch der Bewältigungsstolz ist hierbei ein gängiges Motiv.

(Artikel erschienen in der MountainBIKE / Autor: Marc Brodesser)

Wie seid ihr bisher mit Angstblockaden umgegangen? Augen zu und durch oder eher vorsichtig bleiben?

  1. benutzerbild

    tombrider

    dabei seit 05/2007

    ...ich bin ne Frau..und ich sehe dieses Problem tatsächlich nicht...smiliesmilie
    und ich verstehe auch nicht wie man da so eine Wissenschaft draus machen kann...

    ... ...smiliesmilie... ...

    nothing for ungoodsmilie

    Muß man ja auch nicht. Es ist jedoch in jedem Fall sinnvoller, eine eher homogene Gruppe zu haben, als eine, wo die Leute sehr unterschiedliche Vorstellungen bzw. Herangehensweisen haben. Ich beobachte übrigens auch einen anderen, interessanten Effekt: Ist eine Abfahrt sausteil, sind auch die meisten männlichen Teilnehmer vernünftig genug, ihre Grenzen langsam auszuprobieren. Ist eine gute Bikerin dabei, die diese steile Abfahrt fährt, die diese Vorsicht sofort vergessen und es probieren mehr runterzufahren.
  2. benutzerbild

    tombrider

    dabei seit 05/2007

    Frauen sind im Schnitt einfach etwas leichter und vorsichtiger, daher haben sie nicht so hohe beschleunigungswerte wie Männer. Das macht den Zeitunterschied aus. In Vmax unterscheiden die sich schlussendlich bestimmt nicht viel

    Kann ich natürlich nicht verallgemeinern. Bei mir in der Gruppe ist bei Frauen jedoch meistens bei Tempo 60-65 Schluß, während Männer auf der gleichen Strecke durchaus 80 und mehr fahren.
  3. benutzerbild

    ratte

    dabei seit 02/2003

    Wenn ich eine schlechte Fahrtechnik habe muss ich üben. Wenn ich kein Auge für Linienführung hab muss ich üben..und wenn ich Angst hab..muss ich lernen die Arschbacken zusammen zu kneifen oder üben...und auch das gilt für beide ... männlich oder weiblich...
    smilie
    Dass wir Frauen u.U. eine andere, vorsichtigere Herangehensweise haben, mag stimmen. Auch ich mache mir vor neuen Hindernissen gerne mal einen Kopf. Und wenn ich etwas nicht sofort machen will, dann eben nicht jetzt, sondern später bzw. dann, wenn ich im Kopf soweit bin. Damit bringe ich meinen Mann zwar schonmal zur Verzweiflung.smilie Aber in der Regel fuchst es mich schon arg, dass ich dran arbeite, bis es klappt.
    In kleinen Schritten anfangen und fahren, fahren, fahren...smilie

    Über den Sinn und Unsinn reiner Frauenkurse kann man sich streiten. Viel wichtiger ist doch das derjenige, der einem etwas beibringen will, auf den jeweiligen einzeln richtig eingehen kann, ohne dass übermäßiger Gruppenzwang entsteht. Und üben bzw. das Erlernte an neuen Hindernissen umsetzen muss man letztendlich auch wieder alleine oder bei der nächsten Tour mit dem Freund.smilie
  4. benutzerbild

    Nessy91

    dabei seit 04/2009

    ich bin auch ein mädel und ich denke echt das wir uns zu viele gedankekn machen was nicht alles passeirn können...mir fällt das auch verdammt schwer...
    ich fahre echt alles ob das jetzt northshort dh oder street ist...mit nix hab ich wirklich probleme aber wenn ich vor nen double steh verlassen mich meine kräft...ich bin zwar schon paar gesprungen und noch is mir nie was passiert aber ich hab höllen angst davor und werde sie einfach nicht los. -.-
    tabels sind kein problem...
    man muss auch dazusagen ich bin auch das einzige mädel was in unsere gruppe fährt...und am anfang war es echt nciht einfach sich zu beweisen doch mit der zeit klappt das immer besser...ich werde von der kerlne akzeptiert und bekomm acuh tipps...einer keiner von denen hat es geschaft meine angst vor den double zu nehmen... -.-
    habt ihr da nen guten rat??

  5. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    (...)...ich werde von der kerlne akzeptiert und bekomm acuh tipps...einer keiner von denen hat es geschaft meine angst vor den double zu nehmen... -.-
    habt ihr da nen guten rat??

    Probier mal die Lücke zwischen Absprung und Landung mit Paletten abzudecken. Dann spring den Double (ohne Lücke ja quasi ein Table) und wenn du ihn sicher drauf hast, nimm die Paletten weg.

    Und lass bei den Double-Versuchen einen erfahrenen und versierten Fahrer vor dir fahren, der dir die richtige Geschwindigkeit vorgibt.

    Viel Spaß dabei!
    Marc

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