Plakate über Plakate und ein riesiger Werbeetat: München macht mobil und wirbt mit der Initiative „Radlhauptstadt München“ massiv für das Fahrrad als öffentliches Verkehrsmittel und für sich selbst als fahrradfreundliche Stadt, die Radlhauptstadt eben. In den Medien kam die Campagne bislang jedoch nicht sonderlich gut weg, wie beispielsweise in diesem Interview der Abendzeitung deutlich wird [LINK]. Und tatsächlich scheint die auf zwei Jahre mit einem Budget von 1,8 Mio. Euro ausgestattete Aktion wenig Nachhaltiges mit sich zu bringen. Zumal sie einen bitteren Beigeschmack hat.
Viele von euch werden sich noch daran erinnern, dass Benny Korthaus als einer der Sportler des Jahres im Münchner Rathaus geehrt worden ist und sicherlich werden sich alle von euch an die Zerstörung des Bombenkraters vor etwas über einem Jahr erinnern [Bericht, Kommentar, Bericht & Video von der Demonstration in München, Bericht & Video zum Jahrestag].
Wie kann sich diese Stadt, die so offensiv gegen Mountainbiker vorgeht (die Isartrail-Speerungen sind nicht vom Tisch ), als Radlhauptstadt verkaufen? Zu Recht wird die Nachhaltigkeit der „Radl-Star-Wahl“ angezweifelt und in der Tat wäre es deutlich einfacher und effektiver, direkt in zweispurige Radwege und eine bessere Trennung derselben von Fußgängerbereichen sowie eine allgemeine Fahrprüfung für ohne zu blinken abbiegende SUV-FahrerInnen anzubieten, wenn man als Stadt etwas für die Fahrradfahrer tun will. Städte wie Münster sind da schon deutlich weiter und das ohne große Werbekampagne!
Wichtiger noch: Wir Mountainbiker sind auch Radfahrer und die Meisten von uns stehen in der Tat für das, was die Werbung zeigen will, nämlich, dass das Fahrrad eine ernst zu nehmende (wenn nicht sogar bessere) Alternative zum Auto ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Radfahrern ist das Fahrrad jedoch für uns mehr als nur Mittel zum Zweck, sondern auch Sportgerät, Trainingspartner, Freizeitgenuß, Ablenkung vom Alltag, Ausgleichsfaktor, Grundlage von Freundschaften, Gemeinschaft, Lebensinhalt Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Doch genau für all diese Belange hat München bislang nichts zu bieten. Weder gibt es offiziell ausgeschriebene Mountainbikewege entlang der Isar, noch Trainingsmöglichkeiten für die große und progressive Münchner Street-, Dirt- und Freerideszene, die nach wie vor keinen gemeinsamen Treff- und Trainingspunkt haben kann.
Wer der Kampagne gerne ein bisschen in die richtige Richtung verhelfen will, der sollte mal einen kleinen Blick in Richtung Facebook-Seite der Radlhauptstadt werfen und auf die Situation aufmerksam machen. Wir brauchen kein Geld von der Stadt ein geeignetes Grundstück und entsprechende Schilder an der Isar würden schon genügen den Rest haben wir in unfreiwilliger Illegalität bislang auch geschafft!
Weitergehend dürfen natürlich auch alle Alltagsfragen kommuniziert werden. Welche Kreuzungen sind besonders dämlich für Fahrradfahrer gestaltet? Wo knallt es oft, wo sind neue Radwege anzulegen? Warum merken Autofahrer in München so selten, dass ein Fahrradfahrer mit gleicher Geschwindigkeit neben ihnen fährt und aber geradeaus zu fahren plant? Was ist schon jetzt gut gelöst? Und warum ist es eigentlich verboten, auf der linken Seite zu fahren?
Es geht in die nächste Runde…
73 Kommentare