05. Juni 2010 Etappe 4: Sonthofen Bregenz (AT)
Vom Regen in die Taufe: Nach 75 km und 1350 Hm ging es heute an und in den Bodensee. Mensch! Im eiskalten Regen sind wir vor vier Tagen gestartet. Heute hüpfen wir im heißen Sonnenschein ins kühle Nass (16 Grad) und der Asphalt brennt unter meinen nackten Füßen!
Eine eher flache Etappe liegt zum Abschluss hinter uns. Nicht so mein Ding, diese Ebenen. Ich als Allgäuer Berggams mit meinem kräftigen Fully aus den kanadischen Rockies (klettern tut es gut, mein Rocky) mag es eher hinauf und hinab.
Aber am Anfang stand zunächst der Riedbergpass und das ist immerhin die höchste Passstraße Deutschlands. Sie führt nach Grasgehren, dem Skigebiet, in dem ich mehr oder weniger aufgewachsen bin. Hier kenn ich jede Kehre. Ha! Mit dem Fully bin ich die Straße noch nie hoch. Bei der Landschaft geht alles! Die Leute stehen mit Kuhschellen am Wegesrand eine tolle Stimmung herrscht im Allgäu.
In der Ebene haben sie mich dann allesamt stehen lassen. Als Ausrede könnte ich auch noch meine kurzen Beinchen anführen. Stumpen sagt man im Allgäu. Da hab ich doch keinen Hebel. Unterm Strich hab ich die Ebenen einfach nicht drauf. Aber es geht schon immer wieder bergauf und auch bergab und da bin ich dann wieder da.
Ich traf unter anderem Marc, einen befreundeten Journalisten, der sonst sehr schnell ist, aber mit dem Allgäu und seinen Spezialitäten nicht so zurecht kommt: Sissi, Deine Heimat macht mich fertig! Er hat am Vorabend Allgäuer Bergkäs konsumiert, mit Kässuppe und Käsknödl und Weißbier. Irgendwie hat er das nicht so ganz vertragen. Ich habe ihm aber erklärt, dass es sicher an dem Iso/Energiezeugs liegt, nicht am Käs.
Chris hatte ich irgendwann wieder eingeholt, weil er sich beim Ebenensprint den Schenkel gezerrt hatte. Mit ihm stand ich dann im Stau, als sich mal wieder ein Trail in eine unglaubliche Schlammerei verwandelt hatte. Wir standen locker 20 Minuten, aber er ist beim Radio und ich rede wir ein Radio also ging die Zeit schnell vorbei.
Und endlich, nach ein paar hübschen Trails und drückenden flachen Kilometern entlang des Sees: Bregenz! Die Seebühne. Hier ist schon James Bond rumgeklettert. Im Ziel bekomme ich von meinen Teamkollegen einen Riesenpokal überreicht. Weil ich Teammanagerin bin und darin die Beste. Sagen sie. Da steigen die Tränen schon ein wenig in die Augen. Um die Tränen, den Dreck und den Schweiß abzuwaschen muss ich deshalb gleich in den See springen. Ich hoffe, der kippt bei so einer Mixtur nicht um!
Mein Tour-Resümee: Ein unglaublich abwechslungsreiches Etappenrennen! Es war alles dabei: jede Jahreszeit, knackig steile Ansteige, tiefster Schlamm, auch schöne Trails, viel Kampf, ein wenig Gefluche, viel Genuss. Da kann man über den Asphaltanteil mosern wie man möchte langweilig wurde es mir nicht. Ausreichend Anspruch war da: Regen und Kälte am ersten Tag, aufgeweichter Untergrund, in dem man sich nur schwer voran bewegte. Wasser von unten und Sturzbäche von der Seite; viele Höhenmeter auf kurzer Strecke und heute die Ebene. Es war für alle etwas dabei und die Organisatoren, gerade auch das Plan B-Team, haben einen unglaublichen Job geleistet.
Radsportlich gesehen steht für mich als nächstes der Tannheimer Radmarathon an. Wer dann darüber lesen möchte, der kann das in meiner Kolumne tun: Sissis Sattelgespräch. Ich teste für das Magazin Fahrrad News mit viel Leidenschaft und wenig Sachkenntnis und schreibe das dann auf. Das epaper gibt es immer unter www.fahrrad-news.de.
Wer grüßt wen? Peter grüßt Henrik, Johan, Annika; der SC Kempten begrüßt seinen frischen Nachwuchs Magdalena! Gut gemacht, Thorsten!!
Widmung: Ich widme diese Etappe Jen und Sarah auf gehts Mädels.
Danke an Sissi für die Berichte von unterwegs!
2 Kommentare