Jens: Als wir unseren Zielort in Temecula nach 90 Minuten Fahrt von L.A. aus erreicht haben sind wir etwas verwundert. Kein Firmenschild das zur Straße in der Regel schon von weitem ankündigt wer hier was fertigt. Nur einige Autos vor dem Gebäude. Eines davon mit einem mit einem Aufkleber in der Heckscheibe von der Firma die wir hier heute besuchen möchten.
Es regnet und ich schleppe meinen Fotorucksack Richtung Hinterhof wo plötzlich die wohl kräftigsten Waden des Worldcupzirkus aus einem seitlichen Tor des Gebäudes kommen.
In dem Moment ist mir klar, dass wir hier doch richtig sind.
„Hey Chris!“
Er kommt zu rüber und gibt uns die Hand. Ein Angestellter sagt uns wo der Haupteingang ist und sagt „Stikman“ wird uns gleich abholen. Wir tigern also wieder vor das Gebäude und jetzt finden wir die Tür. Der Empfang ist wie der Rest des Gebäudes recht unspektakulär. Stikman kommt aus einem dunklen Gang und begrüßt uns. Ohne viel Gerede nimmt er uns mit in die heiligen Hallen.
Als wir den Raum, die wir vorhin von außen gesehen haben jetzt von innen passieren sehen wir hier bekannte Gesichter in blauweissen Trikots herumschwirren. Das komplette Chainreaction-Cycles Team inklusive Nigel Page (dem Teammanager, Co-Kommentator bei Freecaster) schwirrt hier um einige blaue Intense 951 an den Montageständern herum.
Claire Buchar
Matti Lehikoinen
hinten: Nigel Page, Matti Lehikoinen, Chris Kovarik und Claire Buchar
Vorne Jeff Steber
Ein Stockwerk höher warten wir noch kurz auf Stikman. Ich schieße einige Fotos von den Produktionshallen.
Als Stikman zurück kommt frage ich ihn was das CRC-Team hier macht. „They will go out for a test-ride.“ Eigentlich sollte das Team längst in Irland am Standort von Chainreaction Cycles sein um dort die neuen M9 Bikes für die anstehende Saison zusammenszustellen wird uns erklärt – wie viele andere Europäer wurden auch sie von der Aschewolke gebremst.
Wir hatten uns darauf gefreut die heiligen Hallen von Intense zu sehen, dann schwirren hier noch die Werksfahrer rum und jetzt noch die Möglichkeit die Pros in Aktion zu fotografieren.
Ich platze in das Büro rein in, dem Thomas wartet. „They are going for a ride!“
Thomas: Intense Chef Jeff Steber ist anfangs nicht so wirklich begeistert, das Jens bei den „echten“ Downhillern mitfahren will – er meint, es sei dort wirklich sehr steil. Jens hat die ultimative Antwort darauf parat: „Ich bin Champery auch runter gekommen.“ Ich muss laut lachen
Jeff ist dann doch überzeugt von Jens‘ vermeintlichen Fahrkünsten – wer Champery überstanden hat, ist offenbar für Lake Elsinore qualifiziert.
Jens: Schnell ist ein Testbike für mich organisiert, die Bremsgriffe werden von „moto“ auf „normal“ getauscht (links vorne, rechts hinten) und wir sind auf dem Weg Richtung Cleveland National Forest.
Thomas: Jetzt kehrt im Eingangsbereich der Halle ein wenig Ruhe ein, die ganzen Irren sind erstmal weg .
Jeff ist mit Blechen, einer Art Dremel, einem Lötgerät und einer Blechschere dabei einen Prototypen des Tracer 29″ in einer Rahmenlehre zu heften. „You know – I’m more like an artist. I like to cut the tubes like I need it…“ Dabei macht er schnelle Bewegungen mit der Schere am Rahmen entlang.
Jeff hatte 1990 seinen ersten Rahmen gebaut – den Intense Spyder.
1993 folgte dann der Schritt in die Selbständigkeit. Bekannt wurden die Intense-Bikes auch zusammen mit Shaun Palmers Erfolgen auf dem M1.
Intense Geschichte:
Auch heutzutage ist Intense dem Worldcup Racing verbunden und stattet z.B. das Chainreaction Team (Claire Buchar, Chris Kovarik und Matti Lehikoinen) mit dem Bikes aus. Auch 4X-Rakete Anneke Beerten holt ihre Siege auf den schnellen Bikes aus Temecula.
Noch immer designt Jeff Steber die Bikes selbst und baut die Prototypen, das ist, was ihm am meisten Spaß macht. Die Bikes werden komplett in Temecula gefertigt, mit Ausnahme der Hardtails, die kommen nach Intense Vorgaben gefertigt aus Fernost. Hydrogefromte Bleche, Rohre und Metallblöcke werden zugeliefert, die komplette Produktion der Rahmen sowie Frästeile findet dann bei Intense in Temecula statt. Die fertigen Rahmen werden bei einem Betrieb in der Nachbarschaft lackiert und bei Intense dann endmontiert, verpackt und verschickt.
Die Rahmen sind frisch geschweißt…
… hier seht ihr in einem Video von Jeff genau wie geschweißt wird…
…später warten sie dann lackiert auf die Endmontage…
… dort werden sie dann an diversen Stellen nachgefräst, mit Decals versehen und zu kompletten Fahrrädern aufgebaut
Mich erinnert der Betrieb ein wenig an Nicolai – beide stellen eher spezielle Bikes her, die Betriebe haben eine überschaubare Größe (bei Intense sind ca 40 Mitarbeiter angestellt), es ist (fast) alles unter einem Dach, und sie sind seit ähnlich langer Zeit am Markt. Von den zwei tüftelnden Gründern mal ganz abgesehen…
Stikman hat jetzt Zeit und führt mich herum. Er hat sich beim Motocrossen am Bein verletzt und wirkt daher im Video etwas unbeweglich und gequält. Die Älteren von Euch kennen vielleicht noch sein Blog – er war in den 80er und 90er als Team-Mechaniker und später auch als Manager für GT im Worldcup unterwegs und hat ständig Neuigkeiten auf seiner Website www.stiksandstones.com (http://web.archive.org/web/*/http://…andstones.com/) gepostet. Ok, Blog ist vielleicht der falsche Ausdruck – Blogs waren damals so noch nicht erfunden. Später hat der Ehemann von Leigh Donovan (aber *die* kennen jetzt doch noch ein paar von euch?) auch für das DIRT-Magazin geschrieben… Leigh hat übrigens in Temecula eine angesagte Boutique ( http://www.shoptangerine.com ) und ist auf dem Rad immer noch schnell unterwegs – auf dem Sea Otter Festival kam sie im DH und im Dual Slalom jeweils auf Platz 5!
…. jetzt aber zurück zu Intense – Stikman führt euch herum, viel Spass beim Video.
Hausbesuch bei INTENSE Cycles von Thomas – mehr Mountainbike-Videos
Fotos:
Soviel von Intense. Ich war mit der Dreherei fertig und wollte eigentlich weiter ins Hotel – wer jetzt noch fehlte war Jens… Da unser Rückflug für den nächsten Morgen angesetzt war hatte ich ihm noch „Übertreibs nicht hinterhergerufen….“
Naja, ich konnte mich dann im Büro am Wlan anmelden und anfangen mir Notizen zu machen.
CAD im Intense-Büro
Ausprobiert: Intense 951 29er
Jens: Der fifteen-minute drive entpuppt sich als eine gute halbe Stunde und als wir aus dem flachen Temecula Richtung Berge abbiegen sieht man in der Ferne ein kleines rotes Männlein stehen. Im nächsten Moment kommt ein schwarzgrüner Truck um die Kurve und schnell ist klar wer da noch steht. Sam Hills Teamkollege Troy Brosnan nutzt die Zeit nach dem Sea Otter für einige Trainingsläufe.
Troy und Jens
Am Streckeneinstieg angekommen hat man einen wunderbaren Blick über den See. Auf meine Frage hin ob es irgendwelche Überraschungen auf der Strecke gäbe meint Claire Buchar es sei nur teilweise recht steil und auf einem Ableger rechts etwas steinig.
Alle zischen los nur Nigel Page bleibt hinter mir und sagt ich solle vor ihm fahren. Er hat den 951er 29″ Prototyp mitgenommen und sieht nicht so glücklich damit aus. Ich bitte ihn vorzufahren und folge. Die Strecke ist sehr schlecht einsehbar und da ich nicht auf meinem Bike unterwegs bin geschweige denn einen Panzer anhabe mache ich langsam. Bald bin ich allein auf der Strecke und biege gleich mal falsch *links* ab. Es wird steiler – sehr viel steiler! Die Trockenreifen bieten im sandigen Untergrund wenig bis keinen Grip und jeder Versuch hier langsam runter zu kommen scheitert. Ich versuche mich locker zu machen und schieße um die Büsche. Als das Gelände abflacht und ich abbremsen kann bin ich doch recht erleichtert.
Hier unten ist die Strecke besser einsehbar und gleicht einer schnellen Achterbahn. Rinnen, Anlieger, Sprünge – kurz vor dem unteren Shuttleplatz springt man in einen riesigen leeren Pool!
„We mainly ride the right side of the track.“ Gut zu wissen… im Nachhinein.
Da das Chainreaction-Shuttle sehr voll ist nimmt mich Monster-Team-Mechaniker Jacy Shumilak zusammen mit Troy mit nach oben. Im Auto sitzend steigt mir ein starker Duft in die Nase. Jacy klärt mich auf: Die großen Büsche die man ständig mit den Armen streift sind Rosmarin-Büsche. Ich frage Troy wie es ist plötzlich durch die Welt zu reisen und mit den Leuten zu fahren die man vorher nur von Fotos oder Videos kannte. Er meint hat viel Spaß dabei und dass es ein ziemlicher Ansporn ist wenn man mit den ganzen schnellen Leuten fährt. Viel mehr kann ich nicht fragen denn wir sind schon wieder oben am Start angekommen.
Nach einer zweiten Abfahrt (nun auf der rechten Hangseite) schleppe ich meinen Fotorucksack mit auf die Strecke. Leider hat sich die Sonne verzogen, dunkle Wolken ziehen herauf und schon fallen die ersten Tropfen. Troy Brosnan und die Chainreaction-Fahrer schießen nur zweimal an mir vorbei bis Matti meint sie packen jetzt zusammen. Schade. Nigel Page steht als letzter hinter mir und er tauscht mit mir sein 29″ 951 gegen mein medium 951.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Rad überhaupt mal fahren würde und nach einer kurzen Runde auf dem Festivalgelände vor dem Intense-Stand war ich doch recht neugierig geworden.
Das 29er Intense 951 auf dem Sea Otter Festival
Hier jetzt die Möglichkeit, zwar mit Fotorucksack aber in angemessenem Gelände. Der Regen wird stärker und wir machen die Bremsen auf um einigermaßen trocken unten anzukommen.
Die 29″ Laufräder machen sich bemerkbar. Bremswellen und Unebenheiten werden einfach glatt gebügelt. Dazu braucht es kaum Federweg. Ist man erstmal in Schwung profitiert man von einer unglaublichen Laufruhe. In den engen Kurven der Strecke erfordert das Rad dann natürlich etwas mehr Nachdruck. Kurz vorm Ende der Strecke kommt noch der Sprung in den Pool und ich mache bewusst etwas langsamer mit dem Fotorucksack – ich habe zumindest das Gefühl nicht schneller zu sein als mit dem normalen 951… die Bremswellen davor spüre ich überhaupt nicht und viel schneller als erwartet schieße ich über den Table. Dieser verschwinde nachdem ich die Kante verlassen habe sehr schnell unter mir. Genauso wie die Landung. Mit großen Augen klatsche ich ins Flat. Pffffft. Nichts. Das Rad steckt es weg als wäre nichts gewesen.
Hier ein Video vom CRC Intense Team auf dieser Strecke
Ein Downhillrad mit 29″ Laufrädern mag vielleicht nicht auf jeder Strecke Sinn machen und vermutlich auch nicht für jede Größe von Fahrer aber für gewisse Einsatzzwecke könnte es durchaus funktionieren. Jetzt fehlt nur noch die Auswahl an passenden Reifen in dieser Größe.
Intense im Web:
Fotos / Text / Video von Jens und mir – (Ausnahme ist das Foto von Shaun Palmer, das ist genauso wie die beiden Vimeo-Videos von Jeff Steber)
Video Hausbesuch Intense
Hausbesuch bei INTENSE: im IBC TV ansehen | |
Das nächste Video kommt aus Watsonville
Mehr Hausbesuchs-Videos:
http://www.mtb-news.de/news/magazin/industrie/hausbesuche/
Noch
Alt und neu – Intense M16 und Intense Tracer 29
Interessant? Hier findest du weitere Hausbesuche und Blicke hinter die Kulissen bei zahlreichen Unternehmen der Bikebranche.
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