Beim ersten Blick auf das neue Lapierre DH Bike haben sich vor einigen Wochen sicher viele MountainbikerInnen gefragt, wie sich das mit einem neuen und exotisch aussehenden Hinterbausystem versehene Bike wohl fährt und ob die Bewegungen des Innenlagers für den Fahrer zu spüren sind.
Im Stand
Nach langem Warten am Lapierre-Stand haben wir es dann auch bekommen, das neue DH 720 Komplettrad. Etwas günstiger ausgestattet als die Worldcup-Version kommt es mit Rock Shox Boxxer, Fox DHX RC2 Dämpfer und dem neuen Pendbox-Hinterbau-System. Die Funktion ist ausführlich im Vorstellungsartikel erklärt [LINK], in Kürze hier: Über den Kettenzug wird der Hinterbau beim Treten in der idealen Sag-Position gehalten und soll dadurch trotz weicher Abstimmung schnelle und vor allem wippfreie Antritte ermöglichen. Am Hinterbau verwendet Lapierre Carbonstreben, die Sattelklemme ist integriert und am Steuerrohr gibt es nicht nur einen Anschlag für Doppelbrückengabeln, sondern auch eine um jeweils 0,5° verstellbare Lagerschale des Steuersatzes. Die Verarbeitungsqualität des Rahmens wirkt hochwertig und in Größe S ist der Rahmen relativ lang und doch ist das Bike richtig flach und „slack“, wie man in den USA sagen würde.
In Fahrt
Die eigentliche Frage jedoch ist, wie sich das neue Lapierre DH fährt. Viele, die es schon gefahren sind, haben angemerkt, dass der Hinterbau eine eher geringe Seitensteifigkeit aufweist und das ist definitiv der Fall. Mit der Hand kann man den Hinterbau deutlich verwinden. Doch wer ernsthaft Downhill fährt, weiß, dass es durchaus von Vorteil sein kann, wenn das Heck nicht zu steif ist, sondern sich bis zu einem gewissen Grad selbst den Weg durch Steinfelder und Wurzelpassagen sucht, anstatt den Fahrer unvermittelt ins Abseits zu kicken. Beim ersten Aufsitzen wirkt der Hinterbau mit dem von Lapierre empfohlenen Sag sehr weich, was bedeutet, dass das Pendbox-System auf jeden Fall Gelegenheit bekommt, zu zeigen, ob es wie versprochen funktioniert. Tatsache ist: Bei voller Beschleunigung geht das Lapierre DH nicht in die Knie und wippt auch nicht, sondern bleibt ruhig wie von der Presseabteilung angekündigt. Das funktioniert ähnlich wie bei einem VPP- oder DW-Link-System und ist sehr angenehm, da so tatsächlich der Spagat zwischen Vollaktivität und Wippfreiheit gelingt. Auf dem Trail liegt das Lapierre satt auf und geht so willig wie kaum ein anderes Downhillbike auf’s Hinterrad. Auch ansonsten fühlt sich die Geometrie sehr ausgewogen an. Weitergehende Aussagen können wir nach dem kurzen Vergnügen auf dem Demoday leider (noch) nicht liefern, da die Strecken in kurzen Stücken zwar downhillwürdig, aber noch lange nicht anspruchsvoll genug waren, um das Fahrwerk bei heftigen Einschlägen und das Rad auf Kontrollierbarkeit bei hohem Tempo in technischem Terrain zu prüfen.
Der erste Eindruck das Bikes ist also durchweg positiv. Es beschleunigt willig und direkt und hat einen sehr verspielten Charakter. Fehlen nur noch die Skills von Sam Blenkinsop und Nicolas Vouilloz, um dem Bike das volle Potential zu entlocken…
Eurobike 2010: Alle Videos, Infos und Bilder zur Eurobike 2010 findet ihr hier: Eurobike 2010
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