Achtzehntausendvierhundertneunundzwanzig Kilometer musste ich mit einer Zeitmaschine namens 747 in die Vergangenheit reisen um zur vielleicht besten Strecke der noch jungen Geschichte des 4X-Sports zu gelangen.
Kontrastprogramm: 4 Jahre liegen zwischen Fanlärm und Lämmerschweigen
Anlass der Reise war die Frage: Was ist aus den Sprüngen geworden, was aus den Steilkurven? Steht der große Red Bull Wallride noch? Lässt sich noch erahnen, dass an diesem unbedeutenden Flecken Erde Renngeschichte geschrieben wurde?
Was für ein Aufwand! Dem Hang abgerungene, monströse Tabels…
Rotorua ist ein kleines Dorf auf der Nordinsel des vielleicht schönsten Endes der Welt, bekannt nur für seine hohe geothermische Aktivität – überall dampft es heiß aus dem Boden, heiße Quellen, Geysire und blubbernde Mudpools sind die Hauptattraktionen des Ortes. Doch weil die Kiwis, wie sich die Einwohner Neuseelands nennen, ziemlich outdoor-begeistert sind, wartet der Ort auch mit zahlreichen Attraktionen für Schwerkraft-Liebhaber auf – der Zorbball, The Luge und natürlich Bungysprünge, um nur einige zu nennen. Kein Wunder also, dass die Wälder auch zum Mountainbiken gern genutzt werden, 2006 konnte man sogar die Weltmeisterschaft im 4X und Downhill in den Ort holen.
Den Schafen ist die Sache – Entschuldigung, es trifft’s – ******egal.
Vier Jahre ist es inzwischen her, dass hier eine WM-Strecke in den Berg gefräst wurde, die ihresgleichen sucht. Nach vier Jahren ist diese Strecke zwar nicht Schnee von gestern, aber Gras ist dennoch über die Sache gewachsen. Der Öffentlichkeit ist sie nicht mehr zugängig – zwischen der Straße und dem Zielbereich stehen drei Zäune, die Schafe haben sich ihre Weide zurück erobert. Das ganze ist Privatgrund, an Fahren ist also nicht nur aus Vegetationsgründen nicht wirklich zu denken.
Der Druck dieser Schweizer-Präzisions-Zeitnahme-Werbetafel verbleicht schon
Warum diese Strecke für mich zu den besten Kursen der Welt gehört(e), zeigt Cedric Gracia in diesem Video sehr eindrücklich:
Aufnahmen, die nostalgisch machen… was für eine Verschwendung. Eine solche Strecke für ein Wochenende anzulegen, ist schon sehr großzügig. Der Bauer wird sich gefreut, die Schafe sich gewundert haben. Wie lange wird es wohl dauern, bis die Natur die Spuren von 2006 ausgelöscht hat? 10 Jahre? 100 Jahre? Der Downhillstrecke ist es nicht besser ergangen, der Wald war schneller als die Wiese. Ein Besuch in Rotorua lohnt sich für Mountainbiker dennoch, die Trails sind allesamt lecker, glatt wie Babypopo und schlängeln sich durch Farnwälder, das Wetter passt das ganze Jahr.
Schaf-5X in der ersten Steilkurve nach der Startgeraden
Damals gewann übrigens Michal Prokop vor Roger Rinderknecht, Guido Tschugg und Dan Atherton – CG hatte sich einmal öfter zu viel dem Style verschrieben…
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