Sam Pilgrim heisst erneut der Sieger beim White Style in Leogang. Nach seinem Sieg im Vorjahr konnte der Brite auch die sechste Auflage des Schnee-Events im Salzburger Land für sich entscheiden.

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Als wir gegen 17 Uhr nach einem Pulverschnee-Tag in Leogang ankamen, weckte der Anblick des Kurses gemischte Gefühle: Die Obstakel waren riesig (Der Monster stepdown monströse 7X7m, der Ziel-Double 14m…! ) die Stars auch vor Ort, doch wo waren die Zuschauer? Geschätzt nur 200 trotzten der Kälte und sahen sich die Qualifikationsläufe an.

Schön wieder auf dem Rad zu sehen: Lance McDermott, der nach verkorkster Operation seines gebrochenen Beines 18 Monate nicht auf dem Fahrrad gesessen war, fuhr wieder, mit Monster M auf dem Helm. Allerdings war sein Bike nicht wirklich auf die eisigen Bedingungen angepasst, er rutschte mit Dirt-Reifen in beiden seinen Quali-Läufen weg, Platz 14 und nicht qualifiziert, obwohl er Flips und 3er gestanden hatte. Stattdessen vollkommen tricklos als 12. im Finale: Andreau Lacondeguy, der übrigens den ganzen Abend nichts außer etwas Style und Onefootern zeigen sollte. Die Qualifikation gewann mit dickem Vorsprung kein geringerer als Martin Söderstrom auf seinem neuen Specialized, 78 von 100 Punkten schienen für ihn kein Problem zu sein.

Doch dem geneigten Zuschauer war schon klar: Das konnte noch nicht alles gewesen sein, viele große Sprünge waren noch tricklos genommen worden, da kannte man aus der Vergangenheit anderes. Bevor es jedoch richtig zur Sache gehen sollte, mussten sich die Zuschauer erst einmal gedulden, denn die Event-Planer hielten es für eine gute Idee, um 18:00 eine Party steigen zu lassen, inklusive zu lauter Musik, tiefstTemperaturen und Monster Energy für schlappe 3€, selbst im Monster VIP Zelt – Red Bull macht da manches anders. Um 20 Uhr kam dann… nein, nicht das Finale, sondern eine Filmpremiere. Klingt als Stimmungsmacher gut, „The Devil’s Way“ entpuppte sich aber als reiner Leogangfilm mit überflüssiger Handlung, macht aber Lust auf den Sommer dort.

Um 20:30 hatten sich dann doch genügend Zuschauer eingefunden, es fehlten nur noch die Fahrer… Lacondeguy schob in aller Ruhe auf den Berg, um dann – unmotiviert – ins Ziel zu springen – Gott sei Dank hielten die anderen Starter mehr von 3000€ für den 1. Platz. Langsam aber sicher hob sich der Level, bis Sam Reynolds an den Start ging und – wegen seiner Qualifikationsleistung überraschend – ein Trickfeuerwerk abzog, dass die Menge ebenso wie die Judges abgingen – 86.67 Punkte, Platz 1, Backflip am Monster Step Down, Trick an jedem Sprung, riesiger Superman Seatgrab ins Ziel, der Lauf konnte einiges, dazu sehr flüssig und sauber. Alle danach startenden Favoriten konnten in ihrem ersten Lauf nicht an dieser Leistung vorbei. Am nächsten dran war Landsmann Sam Pilgrim, er zeigte ebenfalls den Flip-Drop, fuhr aber nicht ganz so geschmeidig und reihte sich mit 83 Punkten zunächst auf Rang 2 ein. Mächtig frierend auf Rang 3 eingeordnet wurde Jamie Goldman mit seinem Blur LT, 360 X-Up, NoFoot Can Can und ebenfalls ein mächtiger Flipdrop machten seinen Run aus, Highlight für mich: Am Drop reißt es ihm die Sattelschale vom Gestell, ein kurzer Blick nach unten und ein dicker Nofoot-CanCan über den Zielsprung, der Junge kann was. Simon Kirchmann fuhr den ganzen Abend stylisch und mit schönen Tricks (Nfcc, Tuck-Nohand-Drop), ließ aber im Vergleich zu den späteren Gewinnern ein paar Rotationen vermissen. Yannick Graniere war der einzige, der den Drop mit einem Tailwhip versuchte, stürzte aber in Lauf 1, die Wertung fiel dementsprechend aus.

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Als Vorletzter Starter des ersten Laufs geht schließlich der Franzose Antoine Bizet an den Start und stürzt leider am 3. letzten Step Down, die Wertung ist ruiniert, doch für sich und das Publikum reißt er noch einen Flipdrop und einen mächtigen Backflip ins Ziel, leicht überdreht, aber gelandet. Mit viel Spannung dann der Lauf vom bestqualifizierten, Martin Söderstrom. Er trifft jeden Sprung und rotiert in jede Richtung, Backflip, 360, 360 Tailwhip, die bisher stylischsten und anspruchsvollsten Tricks im oberen Bereich. Auf den Monster Stepup-Stepdown zieht er einen Barspin (Hier waren viele Fahrer Tricklos, weil der Sprung recht klein war und man nicht viel Geschwindigkeit für den Step-Down-Drop brauchte) und einen riesigen 360 runter, ich fühlte mich ans Crankworx erinnert, wo Ben Boyko mit diesem Move gewann. Für Martin hieß es nur noch, den letzten Sprung sauber zu tricksen, er wählt die linke, große Distanz für seine bekannten Tailwhips, bleibt aber an der Kante hängen und demoliert sein Fahrrad ebenso sehr wie seinen Lauf, die Judges um Tibor Simai und Aaron Chase legen Wert auf einen durchfahrenen Run und geben ihm nur 58 Punkte, weil er seinen Lauf nicht wiederholen kann bleibt nur Rang 8 und eine Signatur-Stunde am POC Stand.

Wer konnte in Lauf 2 noch etwas drauflegen? Andreau Lacondeguy jedenfalls nicht, Jamie Goldmann und Martin Söderstrom gingen aus technischen Gründen nicht mehr an den Start, bleiben nur: Der Kanadier Graham Agassiz, der sich mit gebrochener Ferse (zumindest demoliert) und zwei irren Barrel Rolls / NofootFlips / was immer  weiter nach vorne springen konnte, Sam Reynolds, der noch einen Frontflip X-Up zu seinem Lauf hinzufügen wollte, dabei aber zu Boden geht. Simon „Churchman“ fährt erneut stylisch und variiert im oberen Bereich etwas, unten bleibt es aber bei Tuck-Nohand-Drop und NFCC, klasse leistung, für den Sprung ganz nach vorne reicht es aber nicht, Rang 7. Für den Sieg kommen zum jetzigen Zeitpunkt nur noch drei Fahrer in Frage: Die Franzosen Yannik Granieri und Antoine Bizet sowie der Brite und Vorjahressieger Sam Pilgrim.

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Granieri fährt ziemlich stylisch und mit dicken tricks (Tailwhips, 360 Step Down, Barspin auf die Box) und kann sogar seinen Tailwhip-Monster-Drop stehen, wird jedoch (meiner Meinung nach) eher niedrig bewertet und reiht sich auf Rang 3 vor Agassiz ein. Bizet stürzt leider wie in seinem ersten Lauf am drittletzten Step-Down, will der Menge als letzter Fahrer aber noch etwas bieten: Er springt hoch auf die Box und nimmt beim Backflip runter die Hände vom Lenker, landet schräg und schlägt massiv ein. Er ist zum Glück unverletzt und mit Fullface unterwegs, der Schreck bleibt aber. Und Sam Pilgrim? Der weiß, dass ihm nur wenige Punkte zum Sieg fehlen, fährt oben wieder fehlerfrei und trickreich, an den entscheidenden zwei Sprüngen legt er aber noch eine Schippe nach: Beim Flipdrop nimmt er die Hände vom Lenker, am Zieldouble wird aus dem Flip ein Onefooted X-Up Flip, das reicht um Reynolds vom obersten Platz auf dem Treppchen zu schubsen!

Resultat White Style 2011 Finale:

  1. Sam Pilgrim
  2. Sam Reynolds
  3. Yannick Granieri
  4. Graham Agassiz
  5. Jamie Goldman
  6. Szymon Godziek
  7. Simon Kirchmann
  8. Thomas Genon
  9. Martin Söderström
  10. Antoine Bizet

Resultat Qualifikation White Style 2011

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So sehen Sieger aus!

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  1. benutzerbild

    darko

    dabei seit 06/2005

    @Darko: Hat sich Antoine Bizet nicht am Step-Down verletzt? In dem Zapiks-Video schaut das so aus.

    Welcher Fahrer ist das rechts unten? smilie

    [Bild]


    Rechts unten ist Szymon Godziek (POL).

    Kann dir nicht genau sagen wo er sich verletzt hat, aber das drittletzte Foto zeigt ihn noch beim Backflip-Nohand über dem letzten Sprung und ich denke da müsste er doch noch heile gewesen sein...
  2. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Thanks smilie Red Bull sponsert ja immer mehr MTBler, schon schwer da den Überblick zu wahren.

    Zu Bizet: In dem Video sieht man den Sturz eindeutig, als er den Flip Nohander vom Step Down probiert. Im Bericht oben steht dazu:

    (...) Bizet stürzt leider wie in seinem ersten Lauf am drittletzten Step-Down, will der Menge als letzter Fahrer aber noch etwas bieten: Er springt hoch auf die Box und nimmt beim Backflip runter die Hände vom Lenker, landet schräg und schlägt massiv ein. (...)
  3. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Der Kurs aus der Sicht von Jamie Goldman:

    Zum Helmcam-Video von Jamie Goldman

    Ride on,
    Marc

  4. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Der White Style 2011 aus der Sicht von Martin Söderström:

  5. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Der Highlight-Clip auf Watch26.tv:

    [watch26]14258097c53859cd4a53b0660690827d634332756084687500[/watch26]

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