Pumptracks – die Jugendzentren der Moderne? Zugegeben, das wäre dann wohl doch ein bisschen zu hoch gegriffen, dennoch lässt sich nicht leugnen, dass Pumptracks zunehmend den öffentlichen Raum erobern. Verständlich, bieten sie doch eine pflegeleichte und platzsparende Möglichkeit für jedermann, mit dem Zweirad Spaß zu haben. Dieser Spaß kann jedoch sehr unterschiedlich interpretiert werden. Während die Einen mit ihren Otto-Normal-MTBs über den Pumptrack rollen, jagen die Anderen mit ihren speziellen Pumptrack-Bikes jeder Hundertstelsekunde hinterher, in der Hoffnung, eine neue Bestzeit aufzustellen. Dafür bedarf es natürlich einem entsprechenden Gefährt – doch wie sieht ein solches aus? 4Cross-Hardtail? Dirt Jump-Bike? Oder gar ein BMX? Wir haben uns erkundigt und den Fachmann befragt.

Sebastian „Sebi“ Meindl – der 20-jährige Azubi fährt seit seinem 6. Lebensjahr BMX-Race und konnte dort schon so manchen Erfolg verbuchen. Zweiräder sind seit der Kindheit seine Leidenschaft und so wundert es nicht, dass er seit einigen Jahren auch auf dem MTB unterwegs ist. Angefangen mit Dirt-Jump, kam er schnell auf den Geschmack, mit Top-Speed der Bestzeit auf dem Pumptrack nachzujagen. Beim diesjährigen Pump Club Race, im Rahmen der Bike Expo, legte Sebi die Bestzeit mit dem MTB vor und musste sich nur einem Konkurrenten auf einem BMX geschlagen geben. Beim kürzlich ausgetragenem MAG41 Pumptrack-Race in Weilimdorf musste sich der talentierte 20-Jährige ein zweites Mal knapp geschlagen geben, hier jedoch von einem befreundeten Pumptrack-Kollegen aus Augsburg, so landete Sebi erneut auf einem zweiten Platz. Wir haben den Uvex-Teamkollegen von Max Schumann gefragt, worin die Faszination Pumptrack liegt und was ein Pumptrack-Bike können muss.

MTB-News: Servus Sebi, schön dass du dir kurz Zeit genommen hast. Lass uns doch gleich einsteigen, was genau reizt dich am Pumptrack-Fahren?

Sebi: Es sind Dinge wie die Schnelligkeit und der Flow, die mich am Pumptrack-Fahren reizen. Es ist ähnlich wie auf einem BMX-Racetrack, nur das alles viel kleiner und enger ist, wodurch du noch schneller reagieren musst – das hat schon was.

Wie oft lässt du denn pro Woche auf dem Pumptrack den Staub fliegen?

Hängt natürlich immer vom Wetter ab – aber 2 – 3 Mal pro Woche bin schon auf dem Pumptrack unterwegs. Öfter schaffe ich es nicht, schließlich will ich ja auch noch dirtjumpen und freeriden.

Welcher Pumptrack war denn bisher der Beste auf dem du gefahren bist?

Der Beste, auf dem ich bisher gefahren bin, war der im Außenbereich der diesjährigen Bike Expo. Joscha Forstreuter und ein paar Jungs aus Augsburg hatten den Track gebaut – und sie haben es wirklich gut gemacht. Leider wurde er im Rennen nicht befahren, weil er zu nass war.

Wie müsste deiner Meinung nach ein perfekter Pumptrack aussehen?

Er sollte viele unterschiedliche Möglichkeiten zum Springen, Wheelen und Pushen bieten. Die Hügel dürfen auf keinen Fall zu „eckig“ sein, alles muss richtig schön rund sein.

Das perfekte Pumptrack-Bike – was muss es deiner Meinung nach können?

Mit einem guten Pumptrack-Bike muss man auf jeden Fall in den Kurven richtig Druck machen können. Es sollte natürlich auch ziemlich leicht sein, wobei es wichtig ist, dass der Laufradsatz stabil und steif ist, denn das ist entscheidend, wenn man wie angesprochen in den Kurven richtig Druck machen möchte. Meiner Meinung nach ist auch wichtig, dass der Rahmen an sich schön tief ist, das schafft viel Bewegungsfreiheit. Bei vielen 4Cross Bikes ist das nicht der Fall. Es ist auch von Vorteil einen semi-integrierten Steuersatz zu fahren, das sorgt für eine tiefe Front und verlagert den Schwerpunkt nach vorne, Ergebnis – mehr Druck auf dem Vorderrad. Außerdem sollte der Rahmen einen kurzen Hinterbau haben, das ist wichtig beim Wheelen.

Worin liegt bei Pumptrack-Bike der Unterschied zwischen Stahl- und Alu-Rahmen?

Der Unterschied liegt, bei allen MTB, beim Gewicht. Es pusht sich viel leichter mit einem leichteren Rad und man kommt schneller in Fahrt. Für gewöhnlich sind Alu-Rahmen auch steifer.

Wie sollte so ein Bike denn aufgebaut sein?

Für mich ist mein Rad eigentlich perfekt aufgebaut. Ich fahre eine sehr straff abgestimmte Fox 831 Federgabel in einem Onooka Ronic Rahmen, dazu noch Hope Laufräder und eine Shimano SLX Kurbel. In meinen Augen ist es auch wichtig, dass es vorne recht tief ist, dadurch kann man in Kurven mehr Druck aufbauen. Die Reifen müssen super Rollen, daher kommen nur Slicks infrage – auch um den Pumptrack zu schonen. In Sachen Lenkzentrale setze ich auf Lenker mit einem Rise zwischen 20 – 30 mm und Vorbauten mit einer maximalen Länge von 45 mm – die Länge des Rahmens sollte von Haus aus passen.

Sollte ein Pumptrack-Bike BMX- oder MTB-lastig sein?

Ich finde, dass es mit dem Mountainbike viel mehr Spaß macht. Wenn die Hügel größer und runder sind, kann man sie mit dem MTB auch schneller und flowiger fahren.

Was sind die „Must-Haves“ und was die „No-Gos“ an einem Pumptrack-Bike?

Must-Have: Alu-Rahmen!

No-Go: Klick-Pedale

Lass uns zum Ende doch noch ein paar Schnellschüsse machen.

Rahmen – Stahl oder Alu?

Alu

Federgabel – ja oder nein?

Ja

Front – tief oder hoch?

Tief

Federweg?

80 – 100 mm

Singlespeed oder Schaltung?

Singlespeed

Laufräder – 26″ oder 24″?

26”

Sebi, besten Dank für die Infos und für deine Zeit. Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß und Erfolg!

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Sebi ist auf einem Onooka Industries unterwegs – ihr habt davon noch nie gehört? Kein Wunder, denn bisher ist District 8 noch nicht wirklich in Erscheinung getreten. Seit drei Jahren entwickelt man bei Onooka an verschiedenen Rahmen-Modellen, welche zwar von Team-Fahrer,, zu denen sich auch Sebi zählen kann, ununterbrochen auf die Probe gestellt werden, offiziell hat sich Onooka jedoch noch nie in der Öffentlichkeit präsentiert. Auch halten sich die Macher dieses jungen Brands bisher noch bedeckt. Fakt ist aber, dass Fahrer wie Niels Windfeldt (Norwegen), Thomas Biblioni (Frankreich) und Felix Rosendahl (Deutschland) in der Vergangenheit auf Onooka Rahmen unterwegs waren und maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Produkte hatten. Es dürfte also spannend werden, was man in Zukunft noch von dieser Marke hören wird.

Hier findet ihr alle Fakten rund um Sebis Bike:

Rahmen: Onooka Industries – Ronic

  • Oberrohr: 575 mm
  • Kettenstreben: 393 mm
  • Sitzwinkel: 72,5°
  • Lenkwinkel: 70,5°
  • Radstand: 1039 mm
  • Technik: FEM berechnete AL 7071-T6 Konstruktion

Gabel: Fox 831

Kurbel: Shimano SLX

Lenker: Truvativ Holzfeller

Vorbau: Thompson Elite 4x

Griffe: Leafcycles

Bremse: Avid Juicy 5

Laufrad vorne: Mavic EN 321 auf einer Hope Pro2 Nabe

Laufrad hinten: Hope Pro2 auf Mavic EN 521 (auf den Bildern: Ersatzlaufrad von DT-Swiss)

Reifen: Maxxis DTH

Gewicht: 10,7 kg

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Zu welchem Ergebnis kommen wir?

Wenn man Sebis Schilderungen folgt, bemerkt man, dass sich ein Pumptrack-Bike nur in Details von einem Dirtjump-Bike unterscheidet. Am markantesten ist wohl, dass ein Pumptrack-Bike nach vorne raus deutlich länger ausfällt, als ein herkömmliches Dirtjump-Bike. Das sorgt für den richtigen Druck auf dem Vorderrad und lässt den Fahrer eine zentrale, jedoch gestreckte Position auf dem Bike einnehmen.

Während viele Dirtjumper ihre Front gern etwas höher fahren, so sollte sie beim Pumptrack-Bike recht tief sein, um in den Kurven den nötigen Druck auf das Vorderrad zu bringen. Geht man ans andere Ende des Bikes, genauer gesagt zum Hinterbau, wird es schon schwerer, zwischen Pumptrack- und Dirtjump-Bike zu unterscheiden. Beim Pumptrack-Bike sorgt ein kurzer Hinterbau für ein agiles Fahrverhalten und ermöglicht es, zwischen den engen Hinternissen schneller zu wheelen. Bei Dirtbikes ist die Wahl des Hinterbaus Geschmackssache. Während der eine einen kurzen Hinterbau bevorzugt, damit das Bike in der Luft handlicher ist, fällt die Wahl des anderen auf einen längeren Hinterbau, welcher das Bike nicht nur satt in der Luft liegen lässt, sondern auch mehr Laufruhe beim Abspringen und Landen auf großen Sprüngen mit sich bringt. In Punkto Aufbau, Komponenten und Geometrie unterscheiden sie sich kaum. Es sind demnach wieder einmal die Vorlieben die entscheiden, mit welchem Bike man auf dem Pumptrack den Sekunden hinterherjagen sollte.

Hab ihr auch ein extra Pumptrack-Bike oder seid ihr der Meinung, dass ein normales Dirt- oder 4Cross-Bike ausreichend oder einem Pumptrack-Bike sogar ebenbürtig ist? Wie sieht eurer Traum-Pumptrack-Bike aus?

  1. benutzerbild

    neto

    dabei seit 01/2008

    @maxi: tut mir leid wenn das ganze so negativ rübergekommen ist, den ironischen ton hatte ich gar nicht in erwägung gezogen smilie

  2. benutzerbild

    Loods

    dabei seit 05/2009

    Das mit dem Rise würde mich aber nochmal interessieren. Warum fährt man solch einen Lenker wenn man bei den übrigen Teilen versucht alles für eine tiefe Front auszulegen? Warum zum Beispiel kein Flatbar mit Spacer, um die "Tiefe" der Front auch mal anpassen zu können? Die Optik jetzt mal außen vor belassen...

  3. benutzerbild

    Maxi

    dabei seit 04/2002

    @Loods:

    1) tiefe front, bzw. tief liegender rahmen (z.B. durch einen semi integrierten steuersatz) = tieferes innenlager, dadurch mehr stabilität und sicherheit in den kurven / mehr platz über dem rahmen für einen aktiven fahrstil, mehr knie-/beinfreiheit.

    2) höherer (nicht hoch) lenker = passt sich der körpergröße des fahrers an, trotz tiefem "gesamtpaket"

  4. benutzerbild

    Loods

    dabei seit 05/2009

    Dankeschön für die Erklärung, das klingt einleuchtend!

  5. benutzerbild

    onooka

    dabei seit 10/2013

    den Link zu diesem Artikel gibt es jetzt auch auf der Onooka-Homepage,
    http://onooka.com
    Ich hoffe das ist okay.
    Die Homepage wird gerade ein bisschen auf Vordermann gebracht auch z.B. mit kurzem Bericht zur Entwicklung des Ronic zu finden unter "Media". Mit verkabeltem Prototypen und FEM-Analyse durch die Mithilfe eines Teams der Technischen Uni Kempten.
    Team Updates gibt es auch immer wieder in der nächsten Zeit, anches fehlt aber noch.

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