Ganze drei Wochen sind vergangen, seitdem ihr hier auf MTB-News unsere Neuseelandmission im ersten NZ4TWO Artikel mitverfolgen konntet. Höchste Zeit also, euch auf ein Neues an unserem Abenteuer teilhaben zu lassen. Der erste Artikel endete mit unserer Flucht in den Süden. Nach einem verregneten Start auf der neuseeländischen Nordhalbinsel und einer ebenso schlechten Wetterprognose sahen wir uns dazu gezwungen, unseren prall gefüllten Minivan in Richtung Wellington zu bewegen, um von dort aus mit der Fähre auf die Südinseln überzusetzen.

So stellt man sich Neuseeland vor – die Ski-Region rund um den Mt. Hutt bot alles, was Biker-Herzen höher schlagen lässt.

Die Autofahrt führte uns von Tauranga über Taupo und Wanganui nach Wellington. Eine Strecke von knapp 600 Kilometern, die sich quer durch die neuseeländische Natur zog, was uns einen Blick auf die unterschiedlichsten Landschaften ermöglichte. Vulkane, nicht enden wollende Schafweiden und dichte Urwälder säumten unseren Weg, immer begleitet von strömendem Regen. Als wir gegen Mitternacht den Wellington District erreichten, fand das schlechte Wetter seinen Höhepunkt. Orkanartige Böen und sintflutartige Niederschläge ließen uns nur noch im Schritttempo über die menschenleere Autobahn kommen. Kurz bevor wir aufgrund des Sturms und der Bedenken, dass unser kleiner Minivan von der Straße gefegt werden könnte, die Fahrt unterbrechen wollten, erreichten wir Wellington. Zum ersten Mal nach der Ankunft suchten wir ein Hotel auf, da es schlichtweg unmöglich war, halbwegs trockenen Fußes unser Nachtlager aufzuschlagen. Wie schon gesagt fand das schlechte Wetter in dieser Nacht wohl seinen Höhepunkt und somit ein schnelles Ende.

Der nächste Tag überraschte mit einem strahlend blauen Himmel und veranlasste uns zu einer Erkundungstour in der neuseeländischen Hauptstadt. Nicht nur die Stadt als solches konnte uns begeistern, auch die umliegenden Bike-Spots ließen unsere Herzen höher schlagen. Der Makara MTB Park, am Stadtrand von Wellington und am Fuße des Makara Peak gelegen, bestach mit einem gut ausgebauten Trail-Netz sowie einem wunderbaren Blick über Wellington und dessen Hafen. Die große Trail-Vielfalt erschwerte die Auswahl der besten Abfahrt. Zu unserem Glück trafen wir inmitten der hügeligen Landschaft auf Dominique, eine Schweizerin, die bereits zum zweiten Mal Neuseeland zum MTB-Fahren bereiste. Neben vielen wertvollen Tipps zum Thema Biken in Down Under verriet sie uns auch, welcher der anspruchsvollste und spaßigste Trail am Makara Peak sei. Der Trail als solches wurde Dominiques Spaß verheißenden Beschreibungen gerecht, doch erwies er sich als wenig befahren und stark zugewachsen, wodurch man oftmals keine zwei Meter weit sehen konnte. Nicht nur, dass es schwer war, den Trial schnell und vorausschauend zu fahren, auch sorgten die vielen Dornenbüsche die auf den Weg ragten für ein Peeling der unangenehmen Art. Zudem bäumte sich das Wetter kurz vor Erreichen des Autos ein letztes Mal auf und entlud sich in einem nasskalten Sturzregen.

Vom Regen in die Traufe – dank Bike-Wash am Makara Peak MTB Park halb so wild.

Am darauf folgenden Tag führte uns unser, vom Buch Kennett Brothers „New Zealand Mountainbike Rides“ geleitete Weg zum Belmont Regional Park bei Lower Hutt, einem Vorort von Wellington. Laut Buch sollte uns dort ein beschaulicher Bikepark erwarten, welcher insbesondere durch seine landschaftlich tollen Touren glänzen würde. Schon der Uphill war jedoch alles andere als beschaulich und ähnelte dem einer XC-World Cup Strecke. Auf einem steilen Single Trail ging es unter einem dichten Blätterdach von Farnen und Palmen durch enge Kurven auf einem rutschigen Lehmboden nach oben. Auf dem Rücken eines lang gezogenen Bergkamms angekommen führte uns eine Schotterstraße aus dem Wald auf weite Wiesen mit bestem Blick über die Region Wellington. Entgegen der Tourenbeschreibung entschlossen wir uns, wieder in den Wald zu fahren, da wir dort beim Uphill einige Spaß verheißende Trails entdeckt hatten. Unser geschulter Trail-Sucherblick täuschte uns nicht und so fanden wir einen steilen und teils überaus rutschigen Track vor, welcher durch Anliegerkurven und kleine Sprünge hinab ins Tal führte. Aus fahrtechnischer Sicht war dies einer der besten Trails, die wir bis dato in Neuseeland gefahren waren. Diese Tatsache veranlasste uns, besagten Trail am kommenden Tag samt Videoausrüstung ein zweites Mal aufzusuchen. Doch als wir den Weg nach oben erneut in Angriff nahmen, erspähte ich durch das Dickicht einen Sprung von stattlicher Größe. Kurzer Hand schlugen wir uns durch das Unterholz und konnten einen weitern Trail ausmachen. Die neu entdeckte Strecke erwies sich als noch besser als jene vom Vortag und so wurde unser Videokonzept kurzerhand umgeworfen und auf die Neuentdeckung verlegt.

Auf den Trails über Wellington – der MTB Park im Belmont Regional Park bietet für den Biker die passenden Strecken.

Nachdem wir Wellington fünf Tage lang erkundet hatten, trieb uns unser enger Zeitplan auf die Autofähre, welche uns über das stürmische Meer und durch atemberaubende Fjorde auf die Südinsel nach Picton brachte. Auf der Südinsel erwartete uns erneut eine nicht enden wollende Autofahrt zum Abel Tasman National Park, genauer gesagt nach Kaiteriteri. Zum ersten Mal nach fast zwei Wochen in Neuseeland spielten hier alle Faktoren zusammen und so fanden wir bei strahlendem Sonnenschein sowohl einen Bikepark als auch einen nahezu perfekten Strand an ein und demselben Ort vor. Wenngleich auch die Stadt Kaiteriteri als solches außer einem kleinen Supermarkt, einer Handvoll Häuser und einem Campingplatz nicht viel zu bieten hatte, so bot die angrenzende Natur doch allerlei Möglichkeiten zur erfüllenden Ausübung jeglicher Outdoor-Aktivitäten. Für uns bedeutete dies natürlich den obligatorischen Test des dortigen Bikeparks, wobei auch hier wieder einmal der Begriff Trailpark angemessener gewesen wäre. Die sandigen Trails führten uns neben dichtem Dschungel auch durch offene Nadelwälder, in denen man stets einen traumhaften Blick auf die türkisblaue Bucht von Kaiteriteri hatte. Während sich die Uphills durchaus gut, ja sogar spaßig gestalteten, so konnten die Downhill-Sektionen leider nicht überzeugen. Meist führten die Trails ins Tal einfach nur in Falllinie über breite, wenig anspruchsvolle Wege. Auch bei unserer zweiten Bikepark-Befahrung konnten wir nur geringfügig bessere Trails für den Downhill-Spaß entdecken. Die Aushängeschilder des Bikeparks sind wohl eindeutig die Natur und der fantastische Ausblick.

So schön unsere europäischen Alpen auch sind, solch einen Anblick wird man dort wohl nie finden.

Da uns der Bikepark nur wenig zusagte, beschlossen wir, unsere Outdoor-Aktivitäten aufs Wasser zu verlagern. Mit einem gemieteten Seekajak peilten wir Adele Island an, eine kleine Insel vor der Küste des Abel Tasman Nationalparks. Laut unserer Seekarte sollte es dort Pinguine und Seehunde zu sehen geben. Auf der dem Festland zugewandten Seite legten wir an, um für die Umrundung der kleinen Insel ein letztes Mal Kräfte zu sammeln. Als die eintreffende Flut die ins Meer ragende Strandzunge, auf der wir uns befanden, zu verschlingen drohte, machten wir uns wieder auf den Weg. Mit Helmkamera und DSLR bewaffnet startete die Umrundung mit der Hoffnung, den ein oder anderen Meeresbewohner zu Gesicht zu bekommen. Schon nach den ersten Metern sahen wir einen Vogel, den wir aufgrund seiner Gestalt und seines Verhaltens umgehend als kleinen blauen Pinguin einordneten. Zwei weitere Buchten später überraschte uns eine ganze Kolonie dieser vermeintlichen Pinguine. Sofort wurde das Boot in Richtung Ufer manövriert, um die Vögel aus nächster Nähe abzulichten. Beim Eintreffen am Festland sollten wir dann jedoch erfahren, dass uns unsere Vogelkunde wohl im Stich gelassen hatte, denn es handelte sich nicht um Pinguine, sondern um Kormorane, die ebenfalls unter Wasser auf die Jagd gehen und sich am Festland ausruhen. In einer Sache wurden wir jedoch nicht enttäuscht, und das waren die verspielten Seehunde, die sich rund um unser Boot austobten. Zwischen den Felsen am Ufer ließen sich sogar einige Heuler ausmachen, die wohl darauf warteten, von ihren Müttern mit Futter versorgt zu werden. Es war ein fantastischer Anblick, die Seehunde in freier Natur so unbesorgt herumtollen so sehen. Von hungrigen Orca-Walen, welche sich an den Küsten Neuseelands zur Robbenjagd auch des Öfteren sehen lassen, war jedoch weit und breit keine Spur, leider.

Einer von vielen Seehunden am felsigen Ufer Adele Island.

Wieder am Festland angekommen, brachten wir unser gemietetes Kajak zurück und gönnten uns ein ausgiebiges Abendessen bei einem der besten, wenn nicht sogar dem besten Imbiss in Neuseeland – Old Fat Tui, gleich am Eingang zum Abel Tasman Coast Track in Motueka. Noch am selben Abend musste unser kleiner Van auf ein Neues zeigen was in ihm steckt, denn weitere 600 Kilometer Fahrt führten uns quer durchs Landesinnere der Südinsel zur Ostküste, genauer gesagt nach Methven nahe Christchurch, wo am Fuße des Mt Hutt der dritte Lauf der neuseeländischen DH-Serie ausgetragen wurde. Für uns war es der erste Renneinsatz in Neuseeland. In dieser Hinsicht kam uns die kurze, aber anspruchsvolle Strecke sehr gelegen. Zum ersten Mal trafen wir auch auf alte Bekannte aus der Heimat: Neben Harriet Rücknagels Bruder Thilo und dessen Kumpel Martin Kuhn waren auch vier weitere Deutsche, darunter IBC-User Schweddl, sowie zwei Schweizer zum Rennen angereist. Wie das Rennen letzten Endes verlief, berichteten wir euch bereits in einem eigenständigen Artikel (hier klicken – DH Cup Artikel). Nach einem gelungenen Rennwochenende verbrachten Steffie und ich noch einige Tage in Methven, um mit der Videokamera Material für den nächsten Streifen zu sammeln und um auf dem MT. Hutt eindrucksvolle Bilder zu schießen. Besonders lang konnten wir uns jedoch nicht an der tollen Natur, dem guten Wetter und den flowigen Strecken erfreuen, denn der Rennkalender zog uns zurück nach Nelson.

NZ MTB Downhill Cup Track Methven – Mt. Hutt.

Pünktlich zum Training des SuperD Wettkampfs der Neuseeländischen Meisterschaften trafen wir im Brook Valley von Nelson ein. Wie schon in Methven wurde uns ein Rennwochenende der besonderen Art beschert. Nicht nur die gute Atmosphäre und die geselligen Abende mit unseren Freunden Thilo und Martin waren dafür verantwortlich, auch oder insbesondere das SuperD Rennen hatte es uns angetan. Da es auch zum Rennwochenende und den Wettkämpfen der neuseeländischen Meisterschaften einen eigenständigen Artikel geben wird, möchten wir euch an dieser Stelle jedoch nicht zu viel verraten und belassen es bei einem Bild der SuperD Strecke.

National Champs SuperD Track Nelson – Maxi nimmt die Strecke unter die Stollen seines DH-Boliden. 

Nach einem anstrengenden Rennwochenende verschlug es uns am Montagmorgen ins frisch bezogene Domizil von MTB Star-Fotograf Sven Martin. Erst wenige Wochen zuvor war der Exil-Südafrikaner mit seiner Frau Anka nach Neuseeland gezogen. Für einen MTB-News Hausbesuch gewährten uns Anka und Martin einen Einblick in ihr tägliches Leben. Die ganze Geschichte gibt es in Kürze bei MTB-News zu sehen.

Für uns ist hier in Neuseeland noch lange nicht Schluss und so erwarten uns heute noch weitere 800 Kilometer Fahrt ins südlich gelegene Queenstown. Wir melden uns wieder und senden euch die Besten Grüße aus Neuseeland.

Sven Martin auf dem Balkon seines neuen Wohnsitzes in Neuseeland – das Meer stets vor den Augen und die Berge im Rücken.

Video – NZ4TWO #1:


NZ4TWO #1 von Maxi auf MTB-News.de

Bilderflut:

Wellington

Golden Bay

Kaiteriteri

Abel Tasman – Motueka

Seekajaktour – Adele Island

Abendessen – Old Fat Tui

Methven – Mt Hutt

Vorgeschmack auf Artikel 3 – Nelson

Weitere Bilder findet ihr hier [Album 1 und Album 2] – bis zum nächsten Mal, Grüße aus Neuseeland

  1. benutzerbild

    soma

    dabei seit 03/2004

    Ähhh, HALLO?!? Ich will auch mal!!! ;D

    Wirklich coolste Bilder und fette Videos.
    Macht richtig Laune und Bock auf 's Fahren.

    Danke für den Report.

  2. benutzerbild

    chorge

    dabei seit 05/2002

    Ein Traum! Und Top Photos - super mit der Blende gearbeitet!!!

  3. benutzerbild

    Joerg_1969

    dabei seit 04/2007

    Der größte Nachteil am Abel Tasman NP (und Old Macdonalds Farm) waren die ekelhaften Sandflies.

    Wenn ihr wieder auf die Nordinsel kommt, dann kann ich euch den Whirinaki-Trail empfehlen. Und die Redwoods bei Rotorua.

    Als ich in Queenstown ein Rad leihen wollte hat es leider ziemlich geschüttet.


    Ansonsten ein echt guter Bericht mit genialen Bildern!

    Ich freue mich schon auf die weiteren Berichte.

  4. benutzerbild

    radjey

    dabei seit 04/2010

    Bei 6:32 sitzt doch tatsächlich der Maxi im Baum:

    smilie


    Kommen der Bericht zu Queenstown und der Hausbesuch bei Familie Martin noch?

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