Mit mehreren Podestplätzen im XC World Cup und dem dritten Sieg in Folge bei den Deutschen Meisterschaften zählt Sofia Wiedenroth zu den besten deutschen Nachwuchstalenten. Am 31. Dezember empfing uns die sympatische Allgäuerin bei sich zu Hause in Niederstaufen und gab uns Einblick in ihr Leben. Wie Sofias Erfolg zustande kommt, was ihr wichtig ist und was die neue Generation XC-FahrerInnen zu bieten hat, erfahrt im folgenden Interview.

18 Jahre ist sie jung und schon jetzt wird ihre Wohnzimmerwand von einer WM-Medaille geziert: 2012 erkämpfte sich Sofia bei der XC-Weltmeisterschaft in Saalfelden den Titel „Juniorinnen Vizeweltmeisterin“. Dieses Jahr wird sie erstmals in der U23-Klasse an den Start gehen wo sie sich von neuem beweisen muss. Ihren Werdegang im neuen Jahr wird Sofia mit uns hier bei MTB-News.de mit spannenden Blog-Einträgen teilen. Wir freuen uns euch das neueste Mitglied unserer Blogger-Gemeinde präsentieren zu dürfen: Sofia Wiedenroth.

Sofia Wiedenroth
# 18 Jahre jung und schon drei Deutsche Meister-Titel in der Tasche.

Im Gespräch mit Sofia Wiedenroth

MTB-News.de: Die meisten werden dich schon kennen, stell Dich doch trotzdem bitte kurz einmal vor. Woher kommst du und was machst du?

Ich bin Sofia, wohne in einem kleinen Ort in der Nähe von Lindau, genauer gesagt Niederstaufen im 3 Länder-Eck (Schweiz, Österreich und eben Deutschland). Ach ja, und ich fahre XC-Rennen. (lacht)

Mädels in deinem Alter haben in der Regel andere Dinge im Kopf als sich auf dem MTB zu quälen und sich schmutzig zu machen. Wie und wann hast du deine Leidenschaft für Cross Country und den Rennsport entdeckt?

Das war vor genau 10 Jahren, also 2003 durch meinen Verein TSV Niederstaufen. Hier in der Gegend gibt es einen kleine Kreiscup-Serie und ein Rennen davon wurde eben von meinem Verein ausgerichtet. Mein Vater hat das mitorganisiert und mich dann überredet teilzunehmen. Ich bin mit meinem lila-weiß-gepunktetem Kinderrad, ausgestattet mit allem was man braucht – Klingel, Schutzbleche, Dynamobeleuchtung und Gepäckträger inkl. Luftpumpe – auf den Sportplatz gerollt und hab mir das ganze angeschaut. Das Rennen der U9-Klasse hab ich dann direkt gewonnen und nachdem ich das Jahr darauf wieder mitgefahren bin, fing ich an regelmäßig ins Vereins-Training zu gehen.

Damals und heute
# Damals und heute: Links das Kinderbike mit der sie ihren ersten Sieg einfuhr, vor genau 10 Jahren. Rechts ihr neues High Tech-Racebike aus dem Hause Rotwild. 

Und wie sieht es mit deiner Zukunft aus? Welche Priorität hat der Bike-Sport für dich? Mit 18 Jahren wirst du sicherlich schulische oder berufliche Verpflichtungen haben. 

Im März fange ich ein Studium an der Hochschule in Ansbach an. Es ist ein Fernstudium, das mit Präsenzphasen kombiniert wird. Das ist speziell für Spitzensportler konzipiert und als Fach will ich Management mit Sportökonomie studieren, also im Prinzip BWL. Das Gute ist, dass ich Prüfungen und Vorlesungen selber planen kann, somit lässt sich mein Lehrplan individuell den Wettkämpfen anpassen.

Ich habe das aber nicht gewählt weil sich das gut mit dem Sport vereinbaren lässt, sondern weil mich das Funktionieren der Wirtschaft wirklich interessiert. Es ist genau das was ich machen will, in der Schule hatte ich auch bereits 6 Jahre BWL als Hauptfach.

WM-Medaille: Vizeweltmeisterin 2012Kommen wir zur vergangenen Saison? Was war dein Highlight, was hat sich seit dem Vize-Europameisterschaftstitel und dem 4. Platz bei der WM verändert.

Geändert hat sich dadurch nichts. Im Jahr davor war ich schon Vizeweltmeisterin und viele haben von mir sogar noch mehr erwartet. Obwohl das jetzt nicht das wichtigste Rennen ist, war für mich der Triple DM-Sieg mein persönliches Saison-Highlight. Im Vorfeld war ein Start überhaupt nicht sicher, da ich die Woche zuvor beim Bundesliga-Finale in Saalhausen schwer gestürzt bin wobei ich mir das linken Handgelenk und rechts einen Fingern verletzte.

Ich bin das Rennen mit getapeten Händen und unter ständigen Schmerzen gefahren. In den Abfahrten bin ich eher auf Sicherheit gefahren und habe dort Zeit verloren. Lediglich bergauf konnte ich voll fahren und die anderen Fahrerinnen abschütteln.
Am selben Tag ist auch mein Teamkollege Lukas Baum Deutscher Meister geworden und somit war das einfach ein perfektes Renn-Wochenende.

Du bist seit 2013 im Fiat Rotwild-Team zusammen mit Lukas Baum unterwegs. Wie kommt ihr beide miteinander aus und kann man sich das Team als solches vorstellen?

Lukas zählt zu einem meiner besten Freunde, auch neben dem Radsport habe ich privat mit ihm recht viel Kontakt. Wir kennen uns schon ewig lang, seit wir zusammen bei den französischen Mehrtagesrennen in der U15 gestartet sind. Durch ihn bin ich dann auch ins Team gekommen. Die Saison 2013 war echt super.

Auf den Wettkämpfen müssen wir schon einiges selbst machen aber Probleme am Rad werden superschnell behoben. Lukas und ich fahren nicht immer die selben Rennen und dann kann sich das Team nicht um beide kümmern. Unsere Väter und Trainer haben aber auch keine linken Hände und helfen ganz gut mit. Man merkt schon, dass die Firma Rotwild ihr bestes gibt und wenn mal was kaputt geht, dann bekomm ich immer sofort die nötigen Ersatzteile.

Sofia legt Hand an
# Selbst ist die Frau: In der hauseigenen Werkstatt legt Sofia meist selbst Hand an.

2014 stößt eine weitere Allgäuerin zu euch ins Team: Nadine Rieder. Kennt ihr euch bereits?

In Südafrika habe ich eine Fahrgemeinschaft mit ihr zum Flughafen gemacht. Nach der Fahrt hab ich Lukas erzählt, wie sympathisch ich sie fand und wie witzig es mit ihr war. Lukas hat mich dann nur angeschmunzelt – er wusste bereits, dass sie vermutlich ins Team kommen würde.

Neulich hab ich sie dann bei Guido Tschuggs X-Mas Jam getroffen und mich auch wieder super mit ihr verstanden. Ich freu mich also auf jeden Fall, dass sie ins Team kommt und ich denke, dass wir gemeinsam viel Spaß haben werden.

Du wirst weiterhin von Rolf Frey trainiert. Wie sieht der Kontakt zu ihm aus und wie läuft das mit der Zusammenarbeit zwischen ihm und den Bundestrainern?

Ich hab einen sehr engen Kontakt zu Rolf. Jede Woche bringe ich meine Trainingsaufzeichnungen bei ihm vorbei, er wohnt ja nur eine Straße weiter. Dann besprechen wir die vergangenen Tage und planen die nächste Woche. Mit Frank Brückner passte das letztes Jahr auch ganz gut. Er hatte meist die gleichen Vorschläge und wenn sie mal unterschiedlich waren, dann nahm ich das, was mir von beiden am besten gefiel. (lacht) Hauptsächlich ist es aber schon Rolf der mein Training gestaltet.

Lange Zeit kam keine andere Fahrerin neben Sabine Spitz international auf Top-Niveau. Woran könnte das deiner Meinung nach liegen. Was fehlte/fehlt den Deutschen Nachwuchsfahrern?

In der U23-Klasse kommt meist die Entscheidung zwischen Beruf oder Sport. Um als Frau vom Mountainbike-Sport leben zu können, ist die Situation momentan noch etwas schwer. Das Niveau ist aber international so hoch, dass man es fast zu 100% machen muss, um überhaupt eine Chance zu haben. Von daher haben viele den Sprung zum Profi nicht geschafft.

Dass der deutsche Nachwuchs aber auf einem sehr guten Weg ist hat die WM in Südafrika gezeigt. Es hat sich viel geändert. Früher setzte man voll auf Grundlagenausdauer und Kraft. Das musste man haben um gewinnen zu können. Heute schauen wir uns die Anstiege fast gar nicht mehr an sondern eher die Linien und Kurven in der Abfahrt, fast wie DH-Fahrer. Das Training bei uns ist anders als bei der Generation davor. Auf die Fahrtechnik wird jetzt mehr Wert gelegt.

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# Wie Sofia Wiedenroth eindrucksvoll zeigt ist der deutsche Nachwuchs fahrtechnisch absolut fit. – Foto von A. Küstenbrück

Wie sah deine eigene Karriere aus? Wie kamst du anfangs mit Trial- und Slalom-Wettkämpfen zurecht?

Im Verein haben wir Spiele auf dem Rad gemacht, wie zum beispielsweise Handball ohne den Fuß dabei auf den Boden zu setzen. Das hat Spaß gemacht und dabei wurde spielerisch die Basis für eine gute Radbeherrschung gelegt. Dadurch kam ich bei den Trail und Slaloms fast immer gut zurecht, zumindest in Deutschland. In Frankreich bin ich des Öfteren gestürzt, die hatten da einfach noch ein ganz anderes Niveau was das anbelangt.

Was hältst du von der derzeit so gehypten Enduro-Disziplin? Wäre das mal was für deine Nebensaison?

Für nächstes Jahr werd ich ein Enduro-Rad bekommen und da freu ich mich tierisch drauf. Erst einmal werde ich das Bike nur im Training fahren, aber vielleicht fahr ich auch das ein oder andere Rennen mit. Wenn dann vermutlich aber erst am Ende der Saison, weil alle Angst haben, dass ich mich dabei verletze.

Sofia_On_Bike-14Was erwartest du vom ersten Jahr in der U23-Klasse? Was willst du erreichen?

In Albstadt zum Beispiel bin ich direkt in der ersten Runde in die langsameren U23-Damen aufgefahren, die vor uns gestartet sind. In einer Abfahrt konnte ich dann nicht mehr bremsen als eine Fahrerin nach einer Kuppe auf einmal vor mir war. Ich bin gestürzt und habe die erste Position verloren. Das passiert schon öfters weil wir immer zusammen starten und deshalb freu ich mich echt auf die U23-Klasse. (grinst)

Natürlich ist die Leistungsdichte viel höher und die Rennen sind auch länger. Da muss ich erstmal schauen wie ich damit zurecht komm, aber wenn man schon nach Zielen gefragt wird, dann wäre eine Top10 Platzierung im Weltcup schon klasse. Ob das klappt weiß ich nicht, aber man kann es ja mal versuchen.

Viele junge Fahrerinnen lassen sich für den Cyclepassion-Kalender ablichten, um bekannter zu werden, wie zum Beispiel auch deine neue Teamkollegin Nadine Rieder? Was hältst du davon, wäre das auch mal irgendwann etwas für dich?

Ich wurde bereits angesprochen ob ich mitmachen will, aber ich war eher skeptisch. Ich war dann bei einem der Shootings anwesend, aber das war nicht unbedingt meins. Ich will eigentlich nicht um jeden Preis bekannter werden und der Kalender hat auch nicht mehr die Wirkung die er mal hatte.

Früher fand ich die schon toll als auch Näf und die Fumic Brüder dabei waren. Da war der Bezug noch mehr beim Thema Rad und der Kalender war künstlerischer. Ich hab mich dann entschieden nicht mitzumachen, was meine Eltern sehr begrüßt haben. (lacht)

Kommen wir zu deiner zukünftigen Tätigkeit als Bloggerin beim MTB-News. Auf was wird sich dein Hauptaugenmerk richten? Was dürfen die Leser erwarten?

Den Blogs um den XC-Bereich und seine Facetten bereichern, das ist mein Ziel. Bei den Rennen gibt es immer wieder interessante Hintergrund-Storys die man so nicht mitbekommt und über diese will ich möglichst ehrlich und authentisch berichten. Vermutlich wird es dabei erstmal bleiben und ähnlich aussehen wie die Blogs die ich bereits auf meiner Homepage hab.

Wir hoffen in Zukunft auf viele tolle Blog-Beiträge und bedanken uns nochmals für das Interview! Viel Erfolg für 2014!

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# Sofia Wiedenroth führt am Start im U19-Rennen in Hafjell… – Foto by Maasewerd

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# …am Ende springt der zweite dritte Worldcupplatz der Saison  heraus. – Foto by Kuestenbrueck

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# Sofia Wiedenroth voll fokussiert – Foto by Kuestenbrueck

Zu Gast bei Sofia im Allgäu

Sofia Wiedenroth
# In ihrer Heimat hieß uns Sofia für einen Tag willkommen.

Feedzone = Küche
# In der Wohnung findet man vielerlei Anzeichen, dass ein Radfahrer im Haus ist: Heubacher BiketheRock Feedzone = Küche

Silber
# In der Küche selbst hängen mehrere Medaillen der Familienmitglieder. Surfertrophäen vom Vater und eben Sofia’s Silbermedaille von der WM 2012.

X-ING Sofia: zum 18. Geburtstag
# X-ING Sofia: zum 18. Geburtstag

Rennteilnahmen noch und nöcher
# Rennteilnahmen noch und nöcher

Selbst ist die Frau
# Bevor es raus zum Foto-Shooting geht checkt Sofia nochmal den Luftdruck

Sofias Rotwild R2 29er
# Stolz präsentiert sie ihr Rotwild R2 29er. Mitte der Saison wechselte sie auf die großen Räder.

Eine echte Frohnatur
# Eine echte Frohnatur

Sonnenbad am Badesee: Sofia und ihr Rotwild
# Ein kleiner Scherz von ihr über ihre DM-Titel Verteidigung: ich musste an den Start gehen weil ich nur Meistertrikots hab und sonst nichts zum Radfahren gehabt hätte.

Blick nach vorne und Ellenbogen raus: XC-Fahrer wissen längst wie´s schnell bergab geht!
# Blick nach vorne und Ellenbogen raus: XC-Fahrer wissen längst wie´s schnell bergab geht!

Sofia Wiedenroth
# Sofia Wiedenroth hatte sichtlich Spaß an dem Foto-Shooting.

Ausfahrt mit Sofia
# Trotz eisiger Kälte und nur mäßig warmer Kleidung…

Sofia On Bike-21
# …hatte Sofia stets ein Lächeln auf den Lippen.

Sofia genießt die letzten Sonnenstrahlen des 31. Dezembers 2013.
# Die letzten Sonnenstrahlen im Jahre 2013.

Ein letztes Mal im Jahr 2013 nimmt Sofia ihren Hometrail unter die Stollen.
# Ein letztes Mal ging es ihren Hausberg hinauf…

Sonnenuntergangsausfahrt auf Sofias Hometrail
# …und zur Belohnung entstand das Foto des Tages!

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Redaktion: Thomas Fritsch // Bilder: Maxi Dickerhoff

  1. benutzerbild

    Damass

    dabei seit 03/2009

  2. benutzerbild

    .irie.

    dabei seit 05/2006

    vlt sollt ich meinen luftdrück auf nur öfter prüfen

  3. benutzerbild

    moparisti

    dabei seit 03/2012

    bam! wo die Lady runter fährt tragen andere ihre Bigbikes runtersmilie

  4. benutzerbild

    DennisS

    dabei seit 04/2012

    Wow, hätte nicht gedacht dass wir solche Mädels im Bikesport haben smilie
    Viel Glück und Erfolg für die Saison 2014

  5. benutzerbild

    moe 11

    dabei seit 04/2004

    vlt sollt ich öfter ins allgäu fahrn smilie

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