Revolution auf dem Schulhof: In Belval (Luxemburg) fordern Schülerinnen und Schüler den Bau eines Pumptracks auf ihrem Schulhof. Die anfänglichen Widerstände von Schulleitung und Stadtrats überwinden sie und ab dem Frühjahr 2014 – gut ein Jahr nach Beginn des Projekts – gibt es an der Grundschule Belval nicht nur Sportunterricht auf dem Pumptrack, sondern auch Leihräder und Protektoren für die Schülerinnen und Schüler. Der Bericht über ein Projekt, das Schule machen könnte!
# Die Grundschule im luxemburgischen Belval – hier ist der Pumptrack im Rahmen der Neugestaltung des Schulhofs gebaut worden. Auf Wunsch der Schülerinnen und Schüler!
Ein Pumptrack an einer öffentlichen Schule! Während in Deutschland zunehmend erkannt wird, wie positiv sich das Fahrradfahren auf Gesundheit und Gleichgewicht auswirkt und dennoch vielerorts Stimmung gegen Mountainbiker gemacht wird, etablieren sich die aus dem BMX-Sport kommenden und durch das Mountainbike populär gemachten Pumptracks an vielen anderen Orten in Europa und der Welt. Nachdem die beeindruckende, von öffentlicher Hand finanzierte Anlage in Zürich erfolgreich angenommen worden ist und den Behörden gezeigt hat, dass das Risiko als gering einzustufen ist, hat nun die erste öffentliche Schule einen Pumptrack auf dem Pausenhof integriert. Ähnlich erfolgreich werden auch die öffentlichen Pumptracks in Jenaz (2010), Mendrisio (2011) und Chur (2012) angenommen, die ebenfalls direkt auf Schulhöfen gebaut worden sind. Wer hat’s erfunden?
Ein Pumptrack auf dem Schulhof ist eine einmalige Chance! Pete Stutz, Erbauer
Nur wenige Meter vom historischen Schulhaus (Baujahr 1932) befindet sich nun eine wie von den Schülerinnen und Schülern gewünschte Pumptrack-Anlage, die neben einer großen Strecke mit verschiedenen Routenoptionen auch aus einer kleinen, separaten Anfängerrunde besteht. So wird für die verschiedenen Altersklassen eine jeweils passende Strecke geboten, um spielerisch Ausdauer, Koordination und Gleichgewicht zu stärken! Von so einem Pausenhof hätte wohl jeder geträumt, der in der Lage ist sich auf zwei Rädern fortzubewegen. Die gesamte Streckenlänge beläuft sich auf 270m und ist so angelegt, dass mehrere Schülerinnen und Schülern zur gleichen Zeit fahren können. Die besonders breite Auslegung sorgt gleichzeitig dafür, dass auch Anfänger ab fünf Jahren sicher die ersten Erfahrungen machen können.
Das eigentliche Highlight ist jedoch, dass die Pumptrack-Anlage fester Bestandteil des Schulsports werden wird. Hierzu werden Dirt-Bikes, Laufräder und BMX inklusive passender Schutzausrüstung für Lehrer und Schüler bereit gestellt und können während der Unterrichtszeiten benutzt werden. Ob man ein eigenes Rad besitzt oder nicht spielt damit keine Rolle mehr – Pumptrack-Fahren wird für alle Schülerinnen und Schüler zugänglich. Ist die Unterrichtszeit vorbei, stehen der Pumptrack, der Laufradtrack, die Theaterfläche und die Spielelemente den Schülerinnen und Schülern sowie der Bevölkerung als öffentlicher Raum zur Verfügung. Die Entspannungsbereiche mit Bänken, Bike-Ständer, Trinkbrunnen und schattenspendenden Bäumen macht dann die Anlage zu einer Abenteuerlandschaft für Jung und Alt und soll dazu anregen, gemeinsam besser zu werden – wozu auch die zentrale Lage in einem Wohngebiet positiv beitragen dürfte.
Schulsport. Freizeit. Gemeinschaft. Ein Pumptrack verbindet Jung und Alt, Leben und Lernen.
Das Potential dieser Lösung ist überwältigend. Wenn man bedenkt, dass jede Gemeinde ein Schulhaus hat und zu jedem Schulhaus ein Schulhof gehört… die Beispiele aus der Schweiz und Luxemburg zeigen, dass die Genehmigung und Finanzierung eines Pumptracks aus öffentlicher Hand kein umkalkulierbares Risiko, sondern eine sinnvolle und spaßbringende Erweiterung der Chancen und Möglichkeiten für den Nachwuchs ist. Auch wenn ein Pumptrack in Schulnähe noch lange nicht die Nachwuchsprobleme des Mountainbike-Sports in Deutschland lösen könnte, wäre er doch ein wertvoller Beitrag zur Gesundheit und motorischen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Die Unfallstatistiken aus Zürich geben Entwarnung: Ein Pumptrack ist nicht gefährlicher als ein Fußballplatz und hat erheblich weniger Folgekosten. Ganz zu schweigen davon, dass er nach einem Regenschauer schnell wieder bespielbar ist und weniger Fläche verbraucht.
Neben der Planung durch die öffentliche Hand kann ein Pumptrack selbstverständlich auch auf anderen Wegen entstehen. Motivierte Schülerinnen und Schüler führen eine Projektarbeit durch und bauen selbst. Lokale Bike-Vereine unterstützen bei Planung und Umsetzung. Oder man geht es im großen Stil an wie etwa in Zürich. Wer einmal auf einem Pumptrack ein paar Runden gefahren ist wird merken, wie viel Spaß dieser Sport macht und wie sehr gleichzeitig Muskulatur, Konzentration und Motorik gefordert werden.
Doch genug der vielen Worte. Lassen wir Bilder sprechen und werfen einen neidischen Blick nach Belval in Luxemburg:
Foto-Story
Der erste Pumptrack auf dem Pausenhof einer öffentlichen Schule
# Bevor der Zustand aus dem ersten Bild erreicht gewesen ist, haben die Schülerinnen und Schüler viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Der Schulhof vor dem Umbau…
# … hat noch ganz und gar anders ausgesehen.
# Und dann ging es los… eine komplette Drainage ermöglicht die ganzjährige Befahrung und sorgt für Haltbarkeit.
# Einige Erdschichten höher wird anschließend mit dem Zirkel eine perfekte Steilkurve ausgeformt – alles Handarbeit.
# Der Bau ist in vollem Gange, der Streckenverlauf lässt sich bereits abschätzen.
# Und dann ist es so weit – die Strecke härtet in der Herbstsonne aus.
# Der neu gestaltete Schulhof aus der Vogelperspektive: 270m Pumptrack, Spielplatz, Sitzgelegenheiten und eine Theaterfläche
# Ebenfalls mit dabei: Ein 30m langer Laufradtrack für den Nachwuchs – der ideale Einstieg
# Sitzgelegenheiten und Begrünung werden platziert – der Pumptrack soll ein Raum zur Begegnung und zum Verweilen sein.
# Ein Schulhof wie aus dem Bilderbuch: Für alle Altersklassen der perfekte Spielplatz.
# Doch der Pumptrack wird auch für den Schulunterricht verwendet werden. Fahrräder und Protektoren werden gestellt.
# Der Nachwuchs bei der Erstbefahrung. Ab 5 Jahren sollen Kinder hier Spaß haben können. Das Schulhaus im Hintergrund stammt aus dem Jahr 1932.
# Der Pumptrack ist breit und lang genug, um mehreren Kindern gleichzeitig als Trainingsstrecke zu dienen.
# Könnte eine Anlage schöner sein? Da wäre man gerne noch mal Kind und könnte auf ganz legalem Wege Biken lernen. Eine großartige Chance!
# Die Schule von heute? Ein Idealbild: Sport und Freizeit in perfekter Kombination mit Unterricht und Lernen
Weitere Informationen
Quelle: Information und Bilder – Pete Stutz / pumptracks gmbh
Text / Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de
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