Tipp: du kannst mit der Tastatur blättern
Rocky Mountain Sherpa Prototyp
Rocky Mountain Sherpa Prototyp - 27,5 X 2,8" Reifen
Der neue Trend ist bedingt kompatibel mit bestehenden Komponenten
Der neue Trend ist bedingt kompatibel mit bestehenden Komponenten - 26" Felgen + fette Schlappen + 27.5"-Gabel = 26+
Dieses Bild zeigt es
Dieses Bild zeigt es - 27,5 x 2,8" kommt in Sachen Durchmesser noch deutlich kürzer als 29". In Taiwan sahen wir bereits 27,5 x 3,25", was vom Außendurchmesser mit 29" identisch ist.
Surly ECR 29+
Surly ECR 29+ - Ähm, ja. Das ist groß. 28" Felgen mit ziemlich dicken Schlappen. Läuft.
Semifat oder auch 27,5+
Semifat oder auch 27,5+ - extra breite 27,5" Reifen, aber deutlich dünner als auf Fatbikes
Vergleich
Vergleich - links und in der Mitte 4,8", rechts daneben 3,25"
EFFISurly2
EFFISurly2 - von LB Jörg
Parallele zwischen dem +-Trend und 650b
Parallele zwischen dem +-Trend und 650b - Beide werden vom Start weg mit manchen existierenden Rahmen kompatibel sein.

„Plus“-Größen sind vielleicht das nächste große Ding. Was sich bereits auf den Messen in Riva und Friedrichshafen angedeutet hat, wurde in Taichung bestätigt: Nach den Fatbikes kommen die Plus-Bikes, die mal wieder das beste aus zwei Welten kombinieren wollen. 

Tobi hatte ja bereits nach der Eurobike einige Trends vorgestellt: Enduros, Elektrifizierung, Fatbikes. Seiner Meinung nach „the next big thing“: Trailbikes. Die gibt es schon, und sie werden noch stärker kommen, die Frage war bislang nur: Wie eigentlich werden sie sich von den bisher bekannten Touren- und All-Mountain-Bikes unterscheiden? Aggressivere Geometrien sind sicher ein Merkmal, nur lassen sich Geometrien so schlecht auf den ersten Blick erkennen – und werden so als Neuheit kaum wahrgenommen. Firmen sind immer auf der Suche nach sichtbaren, erlebbaren Neuheiten, die den Verkauf ankurbeln.

Was?

Dieses Frühjahr hatte Rocky Mountain ein Konzeptbike mit WTB 27,5″ x 2,8″ Reifen am Stand und läutete damit vielleicht den nächsten Trend ein: 27+, 27,5+ oder 650+ – bei der Namensgebung ist man sich wie auch zu Beginn von 27,5″ mal wieder uneins. In jedem Fall sind +-Reifen nichts anderes als dicke Reifen, so ungefähr auf halbem Weg zwischen „normalem“ Mountainbike und Fatbike, um genau zu sein zwischen 2,8″ und 3,25″.

Rocky Mountain Sherpa Prototyp
# Rocky Mountain Sherpa Prototyp - 27,5 X 2,8" Reifen

Wer gehofft oder befürchtet hatte, mit der weitestgehenden Etablierung von 650b wäre der Laufradgrößen-Wirrwarr vorbei und das war’s, der irrt. Was mit Fatbikes als Nischenprodukt begann, ist erst der Anfang: Nach Variation des Felgendurchmessers kommt jetzt die Variation des Reifendurchmessers. Seit Reifen wie der Gazzaloddi 3.0 quasi ausgestorben sind, hatten wir jahrelang Reifen zwischen 2,0″ und 2,6″ Durchmesser zur Auswahl. „Gazzas“ haben inzwischen Kultstatus, werden hier im Bikemarkt zu Sammlerpreisen gehandelt – und kriegen jetzt Konkurrenz.

Der neue Trend ist bedingt kompatibel mit bestehenden Komponenten
# Der neue Trend ist bedingt kompatibel mit bestehenden Komponenten - 26" Felgen + fette Schlappen + 27.5"-Gabel = 26+

Auf der Eurobike ging die Sache dann weiter: Mehr 27,5+, zusätzlich aber auch 26+ und sogar 29+. Das „+“ steht dabei jeweils für dickere Reifen, wodurch der Außendurchmesser der Räder wächst. Was zunächst wie ein Albtraum klingt, könnte sich als Segen entpuppen – zumindest für 26+ und 27,5+. Denn diese Reifen erlauben das Spiel mit den Laufradgrößen. So lässt sich ein 26+ Reifen in einem 27,5″-Rahmen fahren, ein 27,5+ Reifen in einem 29″ Reifen. Unter Umständen würden also gar keine neuen Rahmen, Gabeln und Laufräder benötigt. Einziger Haken: Die Reifen werden nicht nur höher, sondern auch breiter – und da wird es dann schnell mal eng im Rahmen oder der Gabel. Die folgende Tabelle gibt eine Abschätzung über die bekannten und neuen Größen:

Bezeichnung Felgen ø Reifen ø Felgenbreite Außen ø (ca.) Außenbreite
Fatbike 559 4,8 65 – 95 750 – 765 110 – 120
Fatbike 559 4,0 65 – 95 730 – 740 90 – 95
26″ 559 2,0 – 2,4 20 – 30 670 – 680 50 – 63
26+ 559 2,8 – 3,25 30 – 45 690 – 710 70 – 80
27,5″ 584 2,0 – 2,4 20 – 30 690 – 700 50 – 62
27,5+ 584 2,8 – 3,25 30 – 45 720 – 740 70 – 80
29″ 622 2,8 – 3 20 – 30 730 – 740 49 – 62
29+ 622 2,8 – 3 25 – 45 750 – 765 70 – 77

Wer nur den Durchmesser betrachtet, sieht, was alles kompatibel sein könnte: 26+ und 27,5″, 27,5+, 27,5+ und 4,0″-Fatbike und 29″, 29+ und 4,8″-Fatbike zum Beispiel. Knackpunkt wird wie gesagt die Breite sein.

Dieses Bild zeigt es
# Dieses Bild zeigt es - 27,5 x 2,8" kommt in Sachen Durchmesser noch deutlich kürzer als 29". In Taiwan sahen wir bereits 27,5 x 3,25", was vom Außendurchmesser mit 29" identisch ist.

Warum?

Wir haben diese Entwicklung schon häufiger gesehen: Es wird nach dem Motto „Mehr ist besser“ entwickelt, bis man merkt: Es gibt auch zu viel. Anschließend pendelt sich das ganze auf ein vernünftiges Maß ein. Beispiele gefällig?

  • Federweg: Ausgehend von 0 über 130 mm bis hin zu 300 mm, haben sich „Mittelmaße“ je nach Einsatzbereich etabliert – aber 300 mm Federweg hat heute kein Fahrrad mehr.
  • Gangschaltung: Frühe Kettenschaltungen hatten 5 Gänge, dann ging es auf – bei 27 bzw. 30 war aber Schluss: Für die Mehrheit ging der Schritt zurück zu 20 oder gar nur 11 oder 7 Gängen.
  • Lenkerbreite: Kurze Explosion bis auf 840 mm, jetzt etabliert zwischen 740 und 780 mm für den Enduro- und DH-Einsatz.

Für die Reifenbreite lässt sich gerade die selbe Entwicklung erkennen:

Nach Jahren von 2,0″ – 2,6″ werden aktuell Fatbikes angeboten: 4,0″ – 4,8″ Schlappen zeigen das große Potential großvolumiger Reifen hinsichtlich Traktion und Fahrkomfort auf. Das Konzept hat aber auch seine Grenzen: Bauraum, Dämpfung und Gewicht sind Stolpersteine, die sich kaum aus dem Weg räumen lassen. Während Fatbikes offensichtlich Spaß machen und noch lange nicht ihr Optimum erreicht haben, traut den Sprung zum Mainstream kaum jemand den dicken Dingern zu. Wie also lässt sich etwas an Gewicht, Bauraum und Dämpfung ändern, ohne die Vorteile ganz zu verlieren? Der Kompromiss ist Semi-Fat, der Kompromiss ist „+“.

Surly ECR 29+
# Surly ECR 29+ - Ähm, ja. Das ist groß. 28" Felgen mit ziemlich dicken Schlappen. Läuft.

Eine Vision, die man in letzter Zeit häufiger liest, sieht so aus: Statt eines Fatbikes und eines normalen Mountainbikes hätte man in Zukunft ein Bike und zwei Sätze Räder. Im Normalfall wird das Bike als 29 x 2,3″ Trailbike gefahren. Geringeres Gewicht, agiler, schneller. Wann immer einem danach ist, werden die Räder getauscht und fertig ist das Semi-Fatbike, 27,5 x 3,0″ Reifen geben jetzt mehr Komfort und Grip, vielleicht vor allem in der kühlen Jahreszeit interessant.

Wie?

Mit 27,5+ und 26+ lassen sich ohne Frage noch vernünftige Hinterbauten und Geometrien bauen, schließlich geht das mit 29″ auch gerade noch. Gleichzeitig wird durch das Volumen ein niedrigerer Reifendruck möglich, Fahrkomfort und Traktion steigen. Es bleibt die Frage nach dem Gewicht, doch auch hier scheinen die Plus-Bikes konkurrenzfähig: Ein in Taiwan gezeigter 27,5″ x 3,25″ Reifen von Vee Tire bringt es auf 770 g, das geht absolut in Ordnung.

Semifat oder auch 27,5+
# Semifat oder auch 27,5+ - extra breite 27,5" Reifen, aber deutlich dünner als auf Fatbikes

Die bisher größte Auswahl an Reifen habe ich für 27,5+ gesehen, doch wie gesagt: Auch 26+ und 29+ scheinen zur Diskussion zu stehen, wie Surly Bikes zeigt. Welche der drei Reifengrößen am Ende das Rennen macht oder machen, ist noch unklar. Entschieden wird das wohl durch die Allianzen aus Rahmen- und Komponentenherstellern. Ohne Federgabeln, Felgen und Reifen können Rahmenhersteller wenig ausrichten, und noch ein kleines Detail stellt eine Herausforderung für die fetten Schlappen dar: Die Kettenlinie. Wer an seinem aktuellen Bike einen 3,0″-Reifen montieren will, der wird das schnell sehen.

Wird das Stichwort „Kettenlinie“ im Zusammenhang mit „neuer Standard“ genannt, müssen alle Alarmglocken klingeln und dieser Artikel vom 11.07.14 in den Kopf kommen. Die Rede ist natürlich von Boost 148, dem Hinterachs-Standard, der das Laufrad steifer machen und die Kettenlinie nach außen wandern lassen soll. Boost 148 wäre die perfekte Voraussetzung für Plus-Reifen. In der Tat wäre der deutlich ältere 150 mm Standard mit 83 mm Innenlager noch besser für die Reifenfreiheit, aber dank Q-Faktor sehen wir heute eben Boost 148 und nicht 83/150.

Vergleich
# Vergleich - links und in der Mitte 4,8", rechts daneben 3,25"

Bei der Felgenbreite herrscht noch Diskussionsbedarf: Natürlich lässt sich ein 3,0″-Reifen auch auf einer 20 mm Felge montieren, nur sinkt dadurch die Breite und die Belastbarkeit. Mit schmaleren Felgen wird der Umbau eines existierenden 29″-Bikes auf 27,5+ möglich sein, dezidierte 27,5+ Bikes werden aber sicherlich auf Felgen mit 30-45 mm Innenweite gestellt. Die Tabelle oben zeigt bereits, wie sich das auf die Reifenbreite und damit auf die Kompatibilität auswirken könnte.

Wer?

Auf Seiten vieler Hersteller hält man sich noch bedeckt. Bisher haben nur Surly, WTB, Rocky Mountain und Vee Tire wirklich Produkte zu diesem Thema veröffentlicht, nicht alle davon sind bereits käuflich. Bei den Felgen herrscht kein Mangel, hier existieren bereits zahlreiche breite (über 30 mm Innenweite) Felgen, die sich potentiell für „+“ eignen. Kritisch sind vielmehr die Federgabeln – warten wir ab, ob und wer zuerst mit einer breiteren Gabel an den Markt kommt. Denn eines steht fest: Die Plus-Größen werden nicht auf die Achsbreiten von Fatbikes setzen.

EFFISurly2
# EFFISurly2 - von LB Jörg

Auf Seiten der Kunden wird die Sache noch spannender: Auch hier im Forum gibt es bereits erste Umbauten – was ist die Motivation? Sicherlich die Kombination von ordentlich Federweg und ordentlich Reifenvolumen. Nach meinen Erfahrungen mit Fatbikes werden sich die Semi-Fatbikes gut fahren und verkaufen lassen: Das beste aus zwei Welten quasi. Für viele Bikerinnen und Biker dürfte der Extra-Komfort zu mehr Sicherheit und Flow führen und damit eine wünschenswerte Eigenschaft darstellen. Es wird aber garantiert auch Biker geben, die weiterhin die bisherigen Reifen bevorzugen: Leichter, direkter, je nach Untergrund schneller. Ich glaube (noch) nicht, dass in der EWS oder im Weltcup Rennen damit geworden werden – deshalb wird 27,5+ wohl auch eher im Stile des Rocky Mountain Sherpa mit den Attributen „Adventure“ und „Erlebnis“ beworben werden, als mit „Racing“ und „Performance“.

Parallele zwischen dem +-Trend und 650b
# Parallele zwischen dem +-Trend und 650b - Beide werden vom Start weg mit manchen existierenden Rahmen kompatibel sein.

Fazit

Plus das sein? – Plüssen tut gar nichts. Dennoch klingen die neuen Größen durchaus interessant: Denn die Plus-Größen könnten tatsächlich die Vorteile von Mountainbike und Fatbike vereinen; für gewöhnliche Mountainbiker Vorteile hinsichtlich Komfort und Grip bieten. Da sie zusätzlich zumindest begrenzt mit bestehenden Laufrädern, Rahmen und Gabeln kompatibel sein werden, können die Dinger von mir aus gerne kommen. Dabei spreche ich jedoch nur von 26+ und 27,5+. 29+ scheinen mir zu groß und zu schwer und ohne die deutlichen Kompatibilitätsvorteile der anderen beiden Maße.

  1. benutzerbild

    MEGATEC

    dabei seit 07/2006

    So unnötig wie dem Papst seiner Eier: sind zwar da - braucht man aber nicht ;-)

  2. benutzerbild

    isartrails

    dabei seit 01/2004

    Kann mir mal jemand beim googeln helfen?
    Wo finde ich denn überhaupt Laufradsätze und Reifen für 26+ und 27,5+ ?
    Das i-net spuckt im Grunde nichts aus und seit dem letzten Post hier ist fast ein Jahr vergangen...

  3. benutzerbild

    --Freeride--

    dabei seit 04/2007

    25mm Maulweite geht zur not, 28mm Aufwärts funktioniert gut. Ich fahre Trace Enduro, damit bin ich bei 29+ sehr zufrieden.

    preiswerte Lösung für 27,5:

    http://www.actionsports.de/fun-work...-race-disc-1970g-laufradsatz-650b-11131?c=167

    Für 26+ kann ich Trial Felgen empfehlen, da gibt es welche mit nur 550g bei 40mm Innenbreite!

  4. benutzerbild

    keinNAMEfrei

    dabei seit 06/2008

    Hat jmd Erfahrungen mit 650b + reifen in "normalen" 29" gabeln?
    Bzw. Gibt's da nen thread?

  5. benutzerbild

    cycophilipp

    dabei seit 08/2003

    "Das beste aus zwei Welten quasi"

    Wie jetzt? Ich dachte das "klassische" 650b wär das beste aus allen universen...? smilie

    Die VERARSCHE geht weiter smilie

    Word! Die Redaktion wird auch immer mehr zum Nachplapperer und verliert die Objektivität...

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!