Der Vaude Moab AM Schuh ist eine der interessantesten Neuheiten im Bekleidungssegment der vergangenen Eurobike gewesen: ein Outdoor-tauglicher Schuh mit einer Sohle, die für bestmöglichen Halt auf Mountainbike-Pedalen bietet. In unserer Artikelserie „Abgefahren!“ präsentieren wir heute unseren ersten Eindruck vom neuen Vaude Moab AM Schuh.
Abgefahren: Vaude Moab AM
Über viele Jahre hinweg sind Schuhe der amerikanischen Kletterschuhexperten 5.10 (Five.Ten) führend im Bereich der Mountainbike-Schuhe für Flatpedals gewesen. Dann übernahm Adidas 5.10 und brachte kurze Zeit später mit dem Adidas Terrex Trail Cross einen Schuh auf den Markt, der zwar über eine griffige Sohle verfügte, aber auch ohne Pedal unter der Sohle gut zu tragen und vor allem für Ausflüge am Berg zu haben war. In unserem ersten Test konnte der Schuh uns durchaus begeistern – mit den neuen Vaude Moab Schuhen hat er nun weitere Konkurrenz bekommen.
Der Vaude Moab AM ist ähnlich dem Adidas ein Schuh, der komfortabel zu laufen und zu fahren sein soll. Um diesen Spagat zu erreichen kombiniert Vaude eine stark profilierte Bergschuh-Sohle an den Zehen und der Ferse mit einer flachen, griffigeren Gummierung unter dem Mittelfuß, wo das Pedal positioniert werden soll. Damit der Kunde diese Konstruktionsweise optisch erkennen kann, sind die beiden Bereiche schwarz-weiß voneinander abgegrenzt.
Auf La Palma hatten wir ihm Rahmen unserer Wintertests die Möglichkeit, einen neuen Vaude Moab AM Schuh bei Atlantic Cycling auszuleihen und mit auf die Trails zu nehmen, um für diesen Artikel erste Erfahrungen zu sammeln. So kann noch nicht abgesehen werden, wie er sich im Bezug auf den Langzeiteinsatz und bei niedrigen Temperaturen schlägt, doch der erste Eindruck ist gewonnen.
Zu Fuß ist man trotz relativ steifer Sohle mit dem Vaude Moab gut unterwegs. Beim ersten Anziehen fühlt er sich gegenüber dem Adidas Terrex Trail etwas flexibler und weicher an, was auch daran liegt, dass die Ferse weniger stark vorgeformt ist als bei der Konkurrenz. Dafür soll ein spezielles Material an der Ferse für zusätzlichen Halt sorgen. Die Schnürung lässt sich dem Adidas nicht unähnlich nur mit relativ viel Kraft bedienen, da nur die obersten Löcher geöst sind. Ich spaziere umher und kann keine ungewohnten Eigenschaften feststellen. Lediglich der für Mountainbike-Schuhe übliche Fakt, dass sich die Sohle unter dem Mittelfuß nicht einschnürt, sondern hier flach und ohne nennenswertes Profil verläuft, fällt beim Gehen etwas auf – ansonsten gibt es keinen Grund zur Klage.
Wir fahren mit dem Shuttle auf den Roque de Los Muchachos und genießen die Aussicht und spazieren umher. Bergauf und bergab geht es sich auch am Berg mit dem Moab sehr gut, wofür die griffige und stark profilierte Vibram-Sohle sorgt. Man sollte jedoch darauf achten, bergan wirklich die Zehenspitzen zu belasten, denn unter dem Ballen ist bereits die quasi unprofilierte Bike-Sohle vertreten. Quer zum Hang sind kleine Einschränkungen in Kauf zu nehmen, da der griffige weiße Sohlenteil zwar an sich Halt finden würde, jedoch auch an den Kanten nicht profiliert ist. So kann man schon mal ins Rutschen kommen. Das kann der Terrex Trail etwas besser, denn er ist auch unter dem Mittelfuß noch leicht profiliert.
Auf dem Bike fühlt sich der Schuh ähnlich wohl wie zu Fuß. Wenn das Pedal unter dem vorgesehenen Bereich platziert ist gibt es viel Traktion und einen sicheren Stand. Nur in sehr ruppigen Passagen wird spürbar, dass die griffige Schicht dünner und somit die Dämpfung geringer ausfallen als bei anderen Schuhen. Besonders interessant ist jedoch das Gefühl das entsteht, wenn der vordere oder hintere Teil des Schuhs auf dem härteren, schwarzen Gummi zum Stehen kommt. Hier sinkt der Halt deutlich ab, was sich ein wenig seltsam anfühlt.
Nach unseren Ausflügen charakterisiert sich immer mehr ein Gesamteindruck zum Vaude Moab AM. Der Tragekomfort ist auch auf Tagesetappen vollkommen problemlos und zeigt, dass Vaude Erfahrung mit Sport- und Bergschuhen hat. Weder ist der Schuh übergewichtig, noch zu dick gepolstert und damit weich. Er stellt eine direkte Verbindung zum Boden her doch kommt es durchaus darauf an, mit welchem Teil der Sohle man welchen Untergrund (Pedal oder Boden) berührt, damit aus dieser direkten Verbindung auch starker Halt wird. Ich sehe den Schuh damit mehr noch als den Adidas als Schuh für Mountainbiker, die wirklich am Berg unterwegs sind und eher selten mit aggressivem Fahrstil über Bike-Park-Strecken räubern.
Technische Daten
Hersteller: Vaude
Modell: Moab AM
Modelljahr: 2016
Kategorie: Schuh
Außenmaterial: PU / Mesh
Innenmaterial: Polyester
Außensohle: Vibram Vert
Größen: 36 – 48 (EUR)
Gewicht: 720 g (Paar, Größe 42)
Farben: black (010) / pebbles (023)
Preis: 120 € (UVP)
Neben dem hier beschriebenen Vaude Moab AM wird es den Flatpedal-Schuh auch noch in zwei weiteren Ausführungen zu kaufen geben: als Vaude Moab Low AM mit zusätzlichem Klettverschluss und etwas robusterem Aufbau sowie als Vaude Moab Mid Sympatex AM – einer knöchelhohen Ausführung mit Sympatex Material als Winter- und Übergangsschuh. Beide Modelle sind entgegen dem Moab AM nach Vaude-Standard Green Shape zertifiziert, da hier Echtleder verwendet wird. Sie sollen ab Mitte Februar im Handel erhältlich sein.
Fazit von MTB-News.de
Der Vaude Moab AM Schuh ist ein Hybrid-Modell, das sowohl auf dem Pedal als auch zu Fuß am Berg eine ausgewogene Performance liefern soll. Das gelingt in unserem ersten Test sehr zufriedenstellend: der Tragekomfort ist gut, die Sohle steif und griffig – sowohl auf dem Pedal, als auch beim (Bike-) Wandern am Berg. Gegenüber reinen Flatpedal-Schuhen muss man dennoch Abstriche beim Grip in Kauf nehmen, da hin und wieder das Pedal auch in den härteren Bereichen der Sohle steckt und dort spürbar weniger Halt findet. Für Rennfahrer ist dieser Schuh jedoch auch nicht gemacht und überzeugt somit in der Summe seiner Eigenschaften als robuster Begleiter für diejenigen Biker, die auch einige Strecken zu Fuß absolvieren müssen. Abgefahren!
Weitere Informationen
Vaude Homepage
Bilder: Tobias Stahl, Sebastian Beilmann
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2016
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